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Annette Brandau
im Interview

Wer sind Sie und wie beschreiben Sie Ihren Drive im Bereich digitaler Medizin, Ihre Rolle?

Ich bin Geschäftsführerin von SLYHEALTH. Mein Herz schlägt für Healthcare. Bis auf zwei kurze Schlenker zur Credit Suisse und zur Karstadt Warenhaus AG, habe ich mich mein ganzes berufliches Leben mit Gesundheitsthemen beschäftigt. Ich würde mich selbst als Digital Nativ bezeichnen. Neue Technologien begeistern mich ebenso wie neue Entwicklungen in der Medizin wie z.B. Präzisionsmedizin. Ich finde es großartig, an der Entwicklung von innovativen Angeboten für eine bessere Gesundheitsversorgung beteiligt zu sein. Noch vor 10 Jahren habe ich, meist im Auftrag von Medizinprodukteherstellern und Pharmaunternehmen, Ärzten die Möglichkeiten des Internets nähergebracht. Heute berate und begleite ich hauptsächlich Pharma- und Biotechunternehmen sowie Health-Tech Startups. Alles dreht sich um Kommunikation: Informationen übermitteln, gewinnen, speichern, austauschen, analysieren und Daten sinnvoll nutzbar machen. Dabei spielen natürlich digitale Lösungen eine sehr große Rolle.

Was ist Ihr Alleinstellungsmerkmal? Was exakt findet in Ihrem Alltag schon alles digital statt? Wo schafft die Digitalisierung damit einen Mehrwert?

Mein Alleinstellungsmerkmal ist natürlich meine schillernde Persönlichkeit. Aber mal im Ernst: was Dopamine angeht, so ist unsere Stärke ganz klar die Verzahnung von Medizin, Strategie, Kreation und Technologie. Wir wollen keine Insellösungen anbieten, sondern integrierte Services. Effizienz und die Kosteneinsparungen sind wichtige Themen in der Healthcare-Branche, da zunehmend finanzielle Mittel und Ressourcen für die Digitalisierung der Unternehmen benötigt werden. Die Erfahrungen der letzten Jahre haben mir gezeigt, dass in vielen Pharma-Unternehmen die Verantwortung für die Digitalisierung dem Marketing übertragen wird. Dort sind jedoch oftmals nicht das notwendige Know-how oder die erforderlichen Ressourcen vorhanden, um diese Herausforderung alleine zu bewältigen. Daher werden Agenturen gesucht, die hierbei einen entscheidenden Beitrag leisten können. Und das tun wir. Denn wer kann schon als Marketingverantwortlicher fünf oder sechs verschiedene Agenturen steuern, geschweige denn diese sinnvoll miteinander verzahnen.

In meinem Alltag findet alles digital statt, was Sinn macht und mir das Leben bzw. die Arbeit erleichtert. Digitalisierung ist für mich kein Selbstzweck – Effizienz ist key. Da wir bei Dopamine remote und papierlos arbeiten sind wir auf digitale Lösungen angewiesen. Und für uns funktioniert das ausgezeichnet.

Wo sehen Sie die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso? 

Folgt man dem Gartner Hype Cycle, dann sind es Top-Themen wie Machine Learning, RPA und Connected Home. Ich persönlich denke, dass Potential quasi in allen Bereichen vorhanden ist, da wir noch immer ganz am Anfang stehen. Technische Möglichkeiten, die es schon gibt, werden noch nicht voll ausgeschöpft, während bereits nach neuen Möglichkeiten gesucht wird. Daher hier einfach mal eine Auflistung – ohne Gewichtung und nicht mal ansatzweise vollständig:

  • IoT: Wearables und Geräte zur Aufzeichnung des Gesundheitszustandes für Patienten, Pflegekräfte und Familienmitglieder
  • AI: Prozessoptimierung und Qualitätsverbesserung (von der Diagnose bis zur personalisierten Medizin)
  • Supply Chain: Einführung von Digital Control Towers (Sicherheit und Authentizität von Produkten)
  • Security: Sicherheit von Gesundheitsdaten in der Cloud-Umgebung

Wo konkret sehen Sie das größte Marktpotenzial in der digitalen Gesundheit in den kommenden Jahren und wieso?

Ich würde diese Frage eher allgemein beantworten wollen als konkret. Ich denke das Keyword ist hier Value-Based Healthcare. Im Mittelpunkt soll ja bekanntermaßen der Patient stehen. Das tut er aber nur eingeschränkt. Denn nicht alles, wovon der Patient potentiell profitieren kann, ist auch bezahlbar. Deshalb hat Porter eine schöne Gleichung aufgestellt: größtmöglichen Value genieren = bessere Behandlungsergebnisse bei möglichst niedrigen Kosten. Wer das liefern kann, egal in welchem Bereich von digital health, wird in den kommenden Jahren Erfolg haben.

Was ist Ihr konkreter Ratschlag an Gründer und Investoren im Bereich digital health? 

Einen konkreten Ratschlag kann ich gar nicht geben. Aber wenn ich mir etwas wünschen dürfte, dann wäre es digital health viel stärker für ältere Menschen zugänglich zu machen. In Deutschland ist der demografische Wandel EU-übergreifend mit am weitesten fortgeschritten. Momentan zählt mehr als jede vierte Person zur Generation 60 plus. 2050 wird es bereits mehr als jede dritte Person sein. Meine Schwiegereltern sind 85+, haben kein Internet und kein Smartphone und leben in einer Region, wo es nicht an jeder Ecke einen Arzt gibt. Da interessiert nicht so dringlich die x-te App auf Rezept, sondern ganz praktikable Lösungen, die ihnen den Zugang zur Gesundheitsversorgung und zu Präventionsmaßnahmen ohne Hilfestellung durch Kinder oder Enkel ermöglichen. Egal ob es nun Devices sind, Telemedizin oder Sensorimplantate: digital health sollte möglichst all den Menschen einen Nutzen bringen. Insbesondere aber denen, die auf ein funktionierendes Gesundheitssystem angewiesen sind. Vielleicht doch noch ein Rat an die Investoren: interessiert euch etwas mehr für den Purpose als für die Exit-Strategien.

Welche drei Events sind absolute MUSTs im Bereich Digital Health, würden Sie also dringend empfehlen? 

  • HLTH | Create Health’s Future
  • HIMSS Global Health Conference & Exhibition
  • Digital Health Conference

Empfohlene Webpages / Foren / Plattformen / Meetups / Newsletter?

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Franz Pfister
im Interview

Wer bist Du und wie beschreibst Du Deinen Drive im Bereich digitaler Medizin, Deine Rolle?

Mein Name ist Franz Pfister und ich bin Arzt aus Leidenschaft. Ich betreute während meiner aktiven ärztlichen Laufbahn insbesondere Parkinson- und SchlaganfallpatientInnen. Diese Arbeit hat mir immer sehr gut gefallen. Allerdings fand ich es schade, dass insbesondere medizinisches Fachwissen in Spezialkliniken zwar von großem Nutzen für einige wenige PatientInnen ist, aber nie skalierbar Anwendung finden kann. So sind neueste Diagnostik- und Therapieverfahren sowie modernste medizinische Versorgungsansätze der gesamten Patientenkohorte (insbesondere aufgrund zeitlicher oder örtlicher Limitationen) meist nicht zugänglich. Ich habe in der Digitalisierung der Medizin eine riesige Chance gesehen, Lösungen zu entwickeln und bereitzustellen, die genau diese Herausforderung adressieren. Daher habe ich mich vor einigen Jahren dazu entschlossen, den Weg heraus aus der Klinik und hinein in die Wirtschaft zu wagen. In der Zwischenzeit haben wir einige sehr erfolgreiche Projekte im Bereich datengetriebener und digitaler Medizin aufgebaut und ich freue mich jeden Tag darüber, zusammen mit extrem tollen und smarten Menschen an der Digitalisierung der Medizin arbeiten zu dürfen.  

Was ist Dein USP, Dein Alleinstellungsmerkmal?  

Während meiner klinischen Laufbahn beschäftigte ich mich mit den gesundheitsökonomischen Aspekten des Gesundheitswesens und erwarb einen MBA in Healthcare Management. Später absolvierte ich ein Masterstudium im Bereich “Data Science” – in diesem Feld geht es um große Datenmengen, Methoden der Künstlichen Intelligenz und wie wir beides nutzen können, um das Gesundheitswesen voran zu bringen. Seit vielen Jahren bin ich mittlerweile an der Schnittstelle Medizin, Wirtschaft und KI tätig – mein Alleinstellungsmerkmal ist das Verständnis für die jeweils anderen Disziplinen. So ist es mir möglich, bestimmte Chancen und Herausforderungen früh zu erkennen und mit interdisziplinären Teams digitale Lösungen für das Gesundheitswesen von morgen zu entwickeln.

Wo siehst Du die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso? 

Der medizinische Fortschritt ist und war stets enorm. Blicken wir nur 100 Jahre zurück, erkennen wir bloß noch wenige Parallelen zum heutigen Gesundheitswesen: Antibiotika waren damals nicht verfügbar (Behandlung des ersten Patienten erst 1941) und die meisten Krankheiten konnten gar nicht geheilt werden. Ich bin mir sicher: Werden wir im Jahr 2120 auf die Medizin von heute zurückblicken, wird es uns sehr ähnlich gehen. Und ein großer Treiber dieses Fortschritts ist die Digitalisierung.Ihre Chancen sind vielgestaltig und wir stehen gerade erst ganz am Anfang der digitalen Revolution des Gesundheitswesens. Im ersten Schritt sehe ich insbesondere im Bereich der medizinischen Diagnostik sehr großes Potential, vor allem mittels Methoden der Künstlichen Intelligenz (KI). Auf der einen Seite wird es möglich sein, bestehende Prozesse so zu optimieren, sodass sich der Arzt in der großen Datenflut auf die wirklich wichtigen Dinge fokussieren kann (z.B. wieder mehr Zeit mit den PatientInnen zu verbringen). Andererseits birgt KI zusammen mit anderen neuen Technologien (wie z.B. Smart Devices) das große Potential, ganz neue Ansätze der Diagnostik zu erschließen – insbesondere im Bereich chronischer Erkrankungen, in dem über Digitale Biomarker (DBM) und Digitale Therapieansätze (DTx) exzellente medizinische Diagnostik und Versorgung auf einmal jeder/m Patientin/en rund um die Uhr und überall zur Verfügung steht.In der nächsten Ausbaustufe digitaler Lösungen werden wir dazu in der Lage sein, nicht nur populationsbasierte Medizin zu praktizieren (eine Diagnose, eine Therapie), sondern sog. Präzisionsmedizin (viele granulare Sub-Diagnosen, viele darauf zugeschnittene Therapieansätze): Jeder Mensch ist individuell – ihm eine individuelle Diagnostik und maßgeschneiderte Therapie zu ermöglichen, wird ein neues Zeitalter der Medizin einläuten.

Wo konkret siehst Du das größte Marktpotenzial in der digitalen Gesundheit in den kommenden Jahren und wieso?

Aus Systemsicht bedarf die Einführung neuer Technologien viel Zeit und eine gute Strategie. Meiner Meinung nach wird es im Gesundheitswesen nicht wie in anderen Branchen (z.B. Fintech) zu plötzlichen, disruptiven Veränderungen kommen, die innerhalb von ein paar Wochen das gesamte System „umkrempeln”. Dafür ist die Branche zu komplex und es gibt viel zu viele Player mit unterschiedlichen Interessen.Langfristig brauchen wir richtungsweisende Visionen und Konzepte, aber kurzfristig geht es um konkrete Schritte, um nachhaltig ans Ziel zu kommen –  „Quick Wins” können wir erreichen, indem wir sog. “Low-Hanging Fruits” identifizieren, also offensichtliche und prominente Probleme, die mit möglichst wenig Ressourceneinsatz angegangen werden können.Und wir sind aktuell gerade Zeugen eines solchen inkrementellen Wandels: Bereits vor der COVID-19 Pandemie war den meisten das Potential telemedizinischer Angebote klar – doch zum Durchbruch kam es lange nicht. Mit der Krise musste die neue Situation allerdings schnell und konkret adressiert werden. Die Telemedizin hatte bereits passende Antworten parat und ist seither ungebremst auf dem Vormarsch. Die meisten Vorbehalte rückten rasant in den Hintergrund und die Technologie erlebte ihren Durchbruch. Dies ist ein sehr gutes Beispiel, wie Wandel in der Medizin von statten gehen kann: Die Technologien gibt es bereits seit über zehn Jahren. Oftmals scheitert es aber an der Umsetzung und Akzeptanz. Ein gemeinsames und transparentes Verständnis für die Chancen und Risiken neuer technologischen Ansätze zu schaffen, ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für eine erfolgreiche Digitalisierungsstrategie. Wenn dann das Timing gut ist, können wir einen weiteren großen Schritt vorwärts kommen.Weitere offensichtliche Felder neben der Telemedizin sind z.B. Cloud-Technologien oder Künstliche Intelligenz – sie bringen ohne Frage einen riesigen Zugewinn und die Technologien gibt es auch heutzutage schon – aber es gibt oft noch Vorbehalte, z.B. bzgl. Datenschutz und -sicherheit. Dass diese Technologien in zehn Jahren weit verbreitet sein werden, steht meiner Meinung nach außer Frage. Wie so oft im Gesundheitswesen geht es auch hier eher um das “wie“ und “wann“ als um das “ob”.

Was ist Dein konkreter Ratschlag an Gründer und Investoren im Bereich digital health? 

Zwei Wörter: Habt Mut!Das Gesundheitswesen ist eine hochkomplexe Branche mit vielen, auch wirtschaftlichen, Risiken. Gleichzeitig aber sind die Chancen enorm groß. Wir befinden uns in einem „High-Risk-High-Reward”-Feld, d.h. jeder, der Innovation im Gesundheitswesen vorantreibt, muss sich auch der Risiken bewusst sein. Wenn wir allerdings das Risiko nicht annehmen, bleibt die Innovation in Deutschland und Europa auf der Strecke. Wir brauchen für die Digitalisierung des Gesundheitswesens einerseits smarte und mutige GründerInnen und Investoren, andererseits einen innovationsfreundlichen Rahmen: Dazu gehören staatliche Finanzierungsinstrumente, gerade für die Frühphase, sowie konstruktive Regulatorik und Datenschutz mit Augenmaß. Ich denke, wir sind hier insgesamt auf einem sehr guten Weg: zusammen können wir das schaffen, da bin ich mir sicher. Aber wir müssen uns auch trauen!

Welche drei Events sind absolute MUSTs im Bereich Digital Health, würdest Du also dringend empfehlen? 

Digital Health Summit in München
DMEA in Berlin
EIT Health Annual Symposium in München

Empfohlene Webpages / Foren / Plattformen / Meetups / Newsletter?

AuntMinnie
MobiHealthNewsLinkedin Gruppen
Twitter von Dominik Pförringer
mHealth
IntelligenceHealth
AI Meetups
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Jana Aulenkamp
im Interview

Wer bist Du und wie beschreibst Du Deinen Drive im Bereich digitaler Medizin, Deine Rolle?

Ich bin eine junge Ärztin, die ihre Zeit in der Medizin gerade erst am Universitätsklinikum in Essen beginnt. Mit den Themen Organisationsentwicklung und Prozessoptimierung die mich nebenbei begeistern, beschäftige ich mich jedoch schon seit über 7 Jahren und ich habe in diesem Rahmen viele Teams oder Organisationen geleitet. In letzter Zeit ist in meinem Fokus oft die digitale Medizin gerückt, da diese sehr stark mit Veränderungsprozessen im Gesundheitswesen verknüpft ist. Nun war ich selber an der Gründung der Plattform match4healthcare beteiligt und setze mich politisch unter anderem mit dem Netzwerk Digital Doctors dafür ein, dass Ärztinnen und Ärzte die digitale Medizin gestalten und nicht nur verwalten.  Nebenbei habe ich noch einen Lehrauftrag an der Hochschule Weingarten-Ravensburg im Bereich Gesundheitsökonomie für „Digitalisierung im Gesundheitswesen“.

Was ist Dein USP, Dein Alleinstellungsmerkmal?

Ich bin eine junge Frau, die gerne Verantwortung übernimmt, politische und organisatorische Prozesse mitgestaltet und mutig zukunftsrelevante sowie visionäre Themen anspricht. Für die Themen, die mir wichtig sind, setze ich mich ein und baue Netzwerke sowie Teams auf um gemeinsam neue Wege zu gehen.

Wo siehst Du die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso? 

Gerade das Personal im medizinischen Bereich ist oft noch sehr weit von der Digitalisierung entfernt. Alle Anwendungen und Tools, die Weiterbildung von digitalen Kompetenzen mitdenken, haben meiner Meinung nach einen großen Vorteil. 

Wo konkret siehst Du das größte Marktpotenzial in der digitalen Gesundheit in den kommenden Jahren und wieso?

Wo das größte Marktpotential liegt, weiß ich vielleicht nicht am besten zu beurteilen. Ich wünsche mir jedoch, dass in den bereich der Forschung zu digitalen Anwendungen, KI etc. investiert wird, sodass wir verlässliche neue Tools haben, die medizinischen Mehrwert bringen.

Was ist Dein konkreter Ratschlag an Gründer und Investoren im Bereich digital health?

Frühzeitig sollte der medizinische Rahmen besprochen werden und die Ideen gemeinsam mit medizinischem Personal weiterentwickelt werden. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass ggf. digitale Kompetenzen vermittelt werden müssen und der Mehrwert für die Versorgung von Anfang an kommuniziert werden sollte, damit Vorurteile abgebaut werden können. 

Welche drei Events sind absolute MUSTs im Bereich Digital Health, würdest Du also dringend empfehlen?

ETIM – Artificial intelligence and robotics, DMEA, Interoperabilitätsforum

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Prof. Dr. Stefan Heinemann
im Interview

Wer sind Sie und wie beschreiben Sie Ihren Drive im Bereich digitaler Medizin, Ihre Rolle?

Als Theologe, Philosoph und Wirtschaftsethiker interessiere ich mich für die Zusammenhänge von Ethik, Wirtschaft und digitaler Medizin. Ich lehre beispielsweise Gesundheitsökonomie und Medizinmanagement, beteilige mich an der kritischen Forschung und engagiere mich im Ehrenamt für diese Zusammenhänge in diversen Kontexten. Prägend ist für mich dabei von klinischer Seite die Universitätsmedizin Essen, an der ich als Sprecher der Ethik-Ellipse Smart Hospital im Konzert mit engagierten Akteuren aus unterschiedlichsten Bereichen wirken darf. Zudem berate ich Unternehmen der Gesundheits- und Innovationswirtschaft und habe selber eine aktuell unterverwirklichte Freude an Gründungen. Immerhin kann ich mich mit vielen erfolgreichen Gründern freuen und insbesondere treibt mich die Einsicht an, dass die Welt so ist, wie sie ist, weil wir in ihr tun können, was wir tun sollen. Eine Ethik der digitalen Medizin und Gesundheitswirtschaft ist gut beraten, weder auf Alarmismus noch auf Technikeuphorie zu setzten; sondern auf eine balancierte, vernünftige Mitte, die digitale Technologien nutzt im Sinne der Patientinnen und Patienten sowie der professionellen Systemakteure. Denn dieser Angang ist kompatibel mit der m.E. unaufgebbaren ärztlichen Kernethik.  Noch können wir Gestalten, noch. Auch und gerade aus Europa und Deutschland heraus. Das Ethik nicht nur anstrengend ist, stresst und unnötig kostet, sondern im Gegenteil auch wirtschaftlichen und technologischen Erfolg befördert, ist eine philosophisch richtige Einsicht – die allerdings nicht selten der bürokratischen Opazität des deutschen Gesundheitssystems immer wieder neu herausgefordert worden ist. Um gegen markt- oder politikzentrierte Systemangebote ohne harte Durchregulierung angehen zu können, ist legitime Innovation zu fördern – was zunehmend (aber immer noch in deutlich zu geringem Umfang) geschieht. Die digitale Transformation nehme ich als historische Chance wahr, eine bessere Medizin für alle verfügbar und wirtschaftlich machbar und attraktiv für legitime business models zu gestalten. Das treibt mich an, hält mich wach, die Sehnen unter Spannung. 

Was ist Ihr Alleinstellungsmerkmal? Was exakt findet in Ihrem Alltag schon alles digital statt? Wo schafft die Digitalisierung damit einen Mehrwert?

Meine eigene Positionierung ist unerheblich. Wichtig ist, dass der Mehrwert der Digitalisierung nutzenseitig aber auch kritisch hinterfragt in der Gesellschaft möglichst zügig ankommt, gerade mit Blick auf Medizin und Gesundheit. Ich selber nutzte alles, was ich auf die diversen CPUs bekomme, Apps, Software, Systeme, etc. Informatiker bin ich nicht, habe aber eine gewisse Affinität zu diesem Thema auch inhaltlich. Insbesondere befasse ich mich im Rahmen meiner Möglichkeiten intensiv mit Künstlicher Intelligenz, ein Thema, was mich schon zu Studienzeiten massiv fasziniert und herausgefordert hat. 

Wo sehen Sie die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso? 

Bessere Medizin für möglichst viele Menschen verfügbar zu machen. Unsere Welt wird ohne digitale Medizin das 21. Jahrhundert nicht überstehen befürchte ich. Der Weg dahin ist nicht primär technologisch oder medizinisch steinig – dies freilich auch, es sind große Forschungsleistungen und erheblicher Einsatz vor Ort in der Versorgung ebenso notwendig, wie kluge Regulierung und massives upskilling aller Beteiligten -, er ist wertebezogen umwälzend. 

Wo konkret sehen Sie das größte Marktpotenzial in der digitalen Gesundheit in den kommenden Jahren und wieso?

Gesundheitsdaten und ihre intelligente Nutzung sind der entscheidende Faktor. Auch wenn Daten kein Eigentum sein mögen, auch wenn Daten für den Einzelnen aktuell keinen erkennbaren wirtschaftlichen Wert haben mögen – in der Summe werden sich Strukturen bilden, die – so steht zu hoffen – den Patienten in die Mitte rücken und ihn nicht wie bereits heute in der Datenökonomie bestenfalls von den hinteren Rängen zuschauen lässt, wie er mit seinen Daten an bedeutenden Entwicklungen mitwirkt, die er am Ende vielleicht selber nicht wird nutzen können. Legitime, nachhaltige Geschäftsmodelle zur Gesundheitsdatennutzen sind der heilige Gral. Zwischen genossenschaftlichen Modellen, der konsequenten Ablehnung von privatwirtschaftlicher Nutzung bis zum schlichten Verweis auf bereits seit langem vor allen in den USA und in China laufende, unumkehrbare Entwicklungen pendeln die Positionen.  In Deutschland sind die Weichen gestellt. Damit die Entwicklungen in Prävention, Diagnostik, Therapie und Nachsorge auch wirklich in der Versorgung regelhaft ankommen, sind gewiss noch viele Anstrengungen zu unternehmen. Aber nur so entstehen Märkte, die nicht um der Märkte qua des Wachstums willen da sind, sondern um eines höheren Zweckes.

Was ist Ihr konkreter Ratschlag an Gründer und Investoren im Bereich digital health? 

Gründer sollten gründen, Investoren investieren. Es ist deutlich zu wenig Geld im Markt für eHealth-Gründungen. Investoren, insbesondere große, institutionelle Investoren können hier auf echte Marktchancen setzten – sollten aber längerfristiger investieren. Gründer brauchen einen neuen Mut, vertretbare Risiken auch einzugehen. Wichtig für Gründer ist der stetige Kompetenzaufbau im Umgang mit den Komplexitäten des Systems. Dazu zählt auch, sich intensiv mit der Regulierung zu beschäftigen und aus Sorge vor jenen Umgehungen zu basteln. Auch der Austausch mit erfahrenen Systemakteuren kann empfohlen werden, ebenso wie eine intensive Erarbeitung des Geschäftsmodelles – wo wird das Geld verdient? Investoren haben in der Regel entsprechende Netzwerke. Es sollte ein Dialog auf Augenhöhe sein dürfen: Gute Gründer haben etwas, was Investoren wollen – eine gute Anlage. Gute Investoren haben etwas, was Gründer wollen – kluges, stressfreies Kapital.

Welche drei Events sind absolute MUSTs im Bereich Digital Health, würden Sie also dringend empfehlen? 

#Zukunftsmedizin by Digitalhealthtalk

DMEA

Und der dritte Empfehlungsslot wird der eigenen Recherche gewidmet. Es gibt heute oft weniger bekanntes, digitales was positiv überrascht. Einfach mal agil ausprobieren!

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Jörg Traub
im Interview

Wer bist Du und wie beschreibst Du Deinen Drive im Bereich digitaler Medizin, Deine Rolle?

Seit meinem Studium in der Informatik mit dem Schwerpunkt Chirurgischen Workflow, Navigationssysteme und Visualisierungstechniken wie Augmented Reality begleite ich aktiv
Digitalisierungsprojekte in der Medizin mit Schwerpunkt auf die Medizintechnik. Durch zahlreiche Gründungen und unternehmerische Stationen bin ich nun als Geschäftsführer des Forum Medtech Phama e.V. aktiv in der Netzwerkarbeit in der Gesundheitsbranche mit vielen Veranstaltungen, wie zum Beispiel der MedTech Summit. Zudem in diversen Projekten wie z.B. der Plattform MedTecOnline des BMBF aktiv. Des Weiteren als Leiter Gesundheit der Bayern Innovativ aktiv an der Gestaltung und Umsetzung der Innovationen und Förderprogrammen, Vernetzungen und Veranstaltungen im Freistaat beteiligt.

Was ist Dein USP, Dein Alleinstellungsmerkmal? Was exakt findet in Deinem Alltag schon alles digital statt? Wo schafft die Digitalisierung damit einen Mehrwert?

Als Informatiker und Unternehmer, sowie Innovationscoach mit dem Fokus auf „Innovation Generation in the Healthcare Domain“ und Gastdozent in der Informatikfakultät bin ich mit vielen kreativen Themen und der Theorie beschäftigt, in meinem Beruf mit der Realität, den Kliniken, den Unternehmen und der Politik – dem praktischen Umsetzen. Verteiltes Arbeiten, digitale Workshops waren schon seit mehreren Jahren ein Thema und werden von mir aktiv
gepflegt, entwickelt und auch methodisch sinnvoll eingesetzt.
Als Informatiker habe ich einen kleinen Vorteil: auch wenn meine Fähigkeiten beim Programmieren nie gut waren und sicher eingerostet sind. Wenn etwas automatisch gehen muss, dann schreibe ich auch mal noch ein paar Zeilen Code, ein Python Skript oder ein
Testprogramm.

Wo siehst Du die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso? 

Die größten Chancen sehe ich in der intelligenten Vernetzung der Akteure im Gesundheitswesen wie den Bürger, den Patienten, den „Health Coach“, das Medizinische Fachpersonal in den diversen
Fachrichtungen und viele andere. Dies kombiniert mit datenbasierten Entscheidungen auf fundierten und validierten Daten macht einen unterschied in der Gesundheitsversorgung. Dadurch kann auch eine
wirkliche Transformation des Gesundheitssystem stattfinden, das im Moment ein „Krankheitsystem“ ist. Parameter und Effekte können dann nicht nur isoliert, sondern gesamtheitlich betrachtet und erhoben werden, sowie die Auswirkungen abgewogen werden.

Wo konkret siehst Du das größte Marktpotenzial in der digitalen Gesundheit in den kommenden Jahren und wieso?

Digitale Amnesie, Prozessoptimierungen, digitale Sprechstunden und Zusammenschluss von „remote“ Experten in die Diagnose werden direkt umsetzbare Technologien sein. Das größte Marktpotenzial wird aber in digitalen Modellen sein, häufig auch als KI bezeichnet,
die eine Intelligenz für die Interpretation der Daten aufzeigt. Nicht nur in der Diagnose, auch in der Simulation der Therapieansätze und in Gesundheitsprogrammen.

Was ist Dein konkreter Ratschlag an Gründer und Investoren im Bereich digital health? 

Das Geschäftsmodell muss validiert sein, der Kunde klar segmentiert sein und der Nutzen quantifizierbar. Eine Technische Neuerung, App, Plattform allein reicht nicht aus. Das wichtigste ist die Integration in die Versorgungsinfrastruktur. Es muss daher genau überlegt sein ob man ein Produkt oder einen Service anbietet und wie man die aktuellen ausgetreten Pfade dauerhaft und disruptiv ändern kann mit neuen Modellen z.B. in der Erstattung, z.B. in der Integration in Existierende Versorgungsstrukturen. Zudem ist eine Kombination aus Agilität und Beständigkeit unbedingt erforderlich, denn auch wenn die
Digitalisierung selbst für Schnelligkeit steht und agil ist, so wird das Gesundheitswesen doch mit einer gewissen Beständigkeit langsam bleiben. Es sollte der intuitive Plan in der Zeit und in den Kosten gedanklich verdoppelt werden, um einen realistischen wert zu haben. Wenn es schneller oder günstiger geht ist alles in Ordnung. Eng wird es in der Praxis bei Überbrückungslösungen wegen zu ambitionierten Plänen.

Welche drei Events sind absolute MUSTs im Bereich Digital Health, würdest Du also dringend empfehlen? 
1) Exponential Medicine der Singularity University für die Ideen
2) Munich Digital Health Summit für die Vernetzung
3) Und natürlich unseren MedTech Summit für die Regulatorischen Anforderungen

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Interviews

MinQi
im Interview

Was macht Euer Unternehmen ganz konkret und wie beschreibt Ihr Eure Rolle im Bereich digitaler Medizin?

Mit MinQi ist es unser Ziel, achtsame Pausen als neuen Standard im Berufsalltag zu etablieren – für mentales und körperliches Wohlbefinden sowie für mehr Konzentration, Kreativität und Empathie. Unsere Plattform bietet Videos (5-8 Minuten) sowie Übungen für nebenbei, die überall und ohne Zusatzmaterial durchzuführen sind. Unsere Methode basiert auf Yoga, Atemtechniken und Selbst-Akupressur. Wir haben sie zusammen mit Ärzten und im Austausch mit unseren Usern entwickelt. Wir arbeiten bereits mit Kunden wie Audi und Personio zusammen und bieten ab Oktober auch von der ZPP-zertifizierte-Kurse an.

Was ist Euer Alleinstellungsmerkmal? Was exakt findet in Ihrem Alltag schon alles digital statt? Wo schafft die Digitalisierung damit einen Mehrwert?

Unsere Methode ist besonders effektiv. MinQi-Übungen wirken bereits in wenigen Minuten. Das zeigt eine Studie der LMU. Nach 3 Wochen hat sich das Stresslevel der Probanden um 30% gesenkt. Dies erreichen wir 1. dadurch, dass wir die für unseren Alltag wirksamsten Techniken aus verschiedenen Disziplinen (Yoga, Meditation, Atemtechniken und Selbstakupressur) ausgewählt und angepasst haben. 2. Fokussieren wir sowohl Körper als auch Geist, da Stress sich z.B. auch in Rückenschmerzen niederschlägt. Ein holistischer Ansatz führt zu den größten Erfolgen.Außerdem zielt unser Ansatz darauf ab, langfristige Routinen zu etablieren. Wir kombinieren digitale Technologien mit menschlicher Interaktion: MinQi-Pausen sind auch Teil von (virtuellen) Team-Meetings, wir bieten Live-Sessions an und Ambassador aus den Unternehmen stoßen den Wandel von innen an. Wichtig zu nennen ist auch noch, dass MinQi für alle Mitarbeiter ist. Wir bieten eine Vielfalt an Pausen für jede Situation des Tages an: Morgens, unterwegs, nebenbei, im Team oder auch zum Feierabend. Jeder kann sich raussuchen, was ihm gerade am besten passt. Kleiner Teaser: bald muss der User das nicht mal mehr selbst machen. Unsere App wird intelligenter werden und personalisiert die richtige Pause vorschlagen können.

Wo seht Ihr als Unternehmen die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso?

Unser heutiger Arbeitsalltag entspricht nicht mehr unseren menschlichen Bedürfnissen.Wir sitzen den ganzen Tag vor dem Bildschirm, sind 24/7 verfügbar und werden permanent mit neuen Informationen bombardiert. Immer mehr Menschen haben daher mit psychischen und körperlichen Problemen (wie Rückenschmerzen) zu kämpfen. Laut dem DAK-Psychoreport 2019 haben sich die Fehltage aufgrund von psychischen Belastungen in den letzten 20 Jahren verdreifacht. Und obwohl die Wissenschaft schon gezeigt hat, dass kleine achtsame Pausen im Arbeitsalltag diesen Zustand ändern können, werden diese Pausen noch viel zu selten gemacht. Weniger als 40% aller Arbeitnehmer machen solche Pausen regelmäßig. Digitale Technologien ermöglichen es niederschwellig, neue achtsame Pausenroutinen zu etablieren. Vor allem im Zeitalter von Remote Work ist es umso wichtiger, flexible und individuelle Angebote bereitzustellen. Dadurch kann das Stresslevel langfristig gesenkt und das mentale und körperliche Wohlbefinden gesteigert werden.

Welche Erwartungen habt Ihr an die Deutschen Regulationsbehörden und die Politik?

Das Thema Prävention stärker zu fokussieren. Hier liegt ein großes Potential für eine gesündere Gesellschaft. Auch Zertifizierungsprozesse zu vereinfachen wäre eine tolle Verbesserung.

Was ist derzeit der limitierende Faktor für Euer Wachstum?

Wir befinden uns auf einem sehr neuen Markt und müssen noch Aufklärungsarbeit leisten. Noch mehr Menschen müssen verstehen, dass achtsame Pausen gut investierte Zeit sind, die nicht nur die Gesundheit, sondern auch die Produktivität der Unternehmen steigern. Noch haben einige ein veraltetes Bild über Pausen im Kopf, aber das wird sich auch bald ändern.

Was wünscht Ihr Euch? Was sucht Ihr?

Wir freuen uns immer über neue Kontakte und Kooperationen, sowie über potentielle Investoren, die in unsere Vision investieren möchten.

Wo seht Ihr Euer Unternehmen konkret in 20 Jahren?

MinQi-Pausen werden sich als Standard im unternehmerischen und privaten Alltag etabliert haben. Menschen werden ihre Bedürfnisse wieder besser wahrnehmen können. Sie werden Tools parat haben, die es ihnen ermöglichen jederzeit ihre innere Kraft zu aktivieren.

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Cosima Chiara Hoch
im Interview

Wer bist Du und wie beschreibst Du Deinen Drive im Bereich digitaler Medizin, Deine Rolle?

Mein Name ist Cosima Chiara Hoch und ich bin leidenschaftliche Medizinstudentin im 3. Semester an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena. Da mich das Fachgebiet der HNO-Heilkunde und Kopf-Hals Chirurgie sehr begeistert, wecken vor allem Innovationen rund um dreidimensionale bildgebende Tomographie-Verfahren, wie etwa die digitale Volumentomographie (DVT), die zur besseren Beurteilung von Weichteilstrukturen genutzt wird und die Möglichkeit zur „virtuellen Endoskopie“ bietet, mein Interesse.  

Was ist Dein USP, Dein Alleinstellungsmerkmal? Was exakt findet in Deinem Alltag schon alles digital statt? Wo schafft die Digitalisierung damit einen Mehrwert?

Durch jahrelangen Leistungssport im Tennis und die Erfahrung als College Tennis Spielerin in den USA, habe ich früh gelernt, mit Niederlagen umzugehen, Geduld zu haben, niemals aufzugeben und immer ein Ziel vor Augen zu haben. Vor allem im Tennis ist eine gesunde Mischung an Teamfähigkeit, Selbstvertrauen und Durchhaltevermögen der Schlüssel zum Erfolg. 

Dasselbe gilt in meinen Augen für die Digitalisierung der Gesundheit: eine Revolution in diesem Bereich funktioniert nur über interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Ärzten, Politikern, Unternehmern, Pflegekräften und Studenten. Als Medizinstudentin versuche ich Herausforderungen und mögliche Lösungsansätze in der Digitalisierung aus meiner Perspektive zu schildern. Durch die Covid-19 Pandemie wurden sämtliche Lehrveranstaltungen an meiner Universität online durchgeführt. Folglich mussten sich sowohl Studierende als auch Professoren mit alternativen Methoden zur Informationsbereitstellung auseinandersetzen. Außerdem spielen Apps wie Amboss, Human Anatomy Atlas, Thieme eRef, Arznei aktuell, Flexikon und die HNO-Quiz-App eine große Rolle in meinem Alltag. Diese sind ein guter Ersatz für schwere Lehrbücher und machen es möglich, auch von unterwegs aus zu lernen.

Wo siehst Du die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso? 

Das größte Potenzial liegt meines Achtens in der Erleichterung der Diagnoseerhebung und der Verbesserung der Therapieplanung. Eine dauerhafte Überbelastung des medizinischen Personals mit einhergehendem Zeitmangel und konstanter Unterbesetzung im Pflegebereich bietet die Chance mithilfe von Online-Therapieprogrammen, Smartphone-Apps oder Wearables Entlastung zu schaffen und somit eine bessere Patientenversorgung und Überwachung des Krankheitsverlaufs zu gewährleisten. Der Bedarf an Innovation von virtuellen 3D Planungsprozessen und der Modellchirurgie in der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie wird durch die Anforderung der Erhaltung von Morphologie und Funktion unter Berücksichtigung der Ästhetik deutlich.

Wo konkret siehst Du das größte Marktpotenzial in der digitalen Gesundheit in den kommenden Jahren und wieso?

Entscheidend für das Potenzial eines Produktes auf dem Markt ist neben der Idee und Finanzierung, auch das Vertrauen der Konsumenten in das Produkt. Da Gesundheits-Apps bereits von sehr vielen Menschen genutzt werden, haben meiner Meinung nach Innovationen in diesem Bereich aktuell das größte Marktpotenzial.

Was ist Dein konkreter Ratschlag an Gründer und Investoren im Bereich digital health? 

Ich denke, dass es hier keine allgemeingültigen, über die Kapitalbeschaffung und Ressourcenplanung hinausgehende Empfehlungen geben kann. Je nachdem in welchem Gebiet des Digital Health die Produkte eingesetzt werden sollen, gilt es schnellst möglich, die für diesen Bereich wichtigen Kontakte zu knüpfen. Dies können im Falle administrativer Verbesserungen die Krankenkassen aber auch Bundesärztekammern sein. Im wohl zukunftsträchtigsten Bereich der KI macht eine Nähe zu Universitäten und Forschungseinrichtungen Sinn. Außerdem ist es sinnvoll, Investoren ans Bord zu holen, die bereits Erfahrung im Gesundheitsmarkt haben und diesen dadurch besser einschätzen können. Wenn die Idee gut ist, dann empfehle ich mutig zu sein, loszulegen und mit möglichst vielen erfahrenen Unternehmern aus der Gesundheitsbranche über die eigene Innovation zu sprechen.

Welche drei Events sind absolute MUSTs im Bereich Digital Health, würdest Du also dringend empfehlen?

Spontan fällt mir das Event „Zukunftsmedizin“ ein. Ansonsten gibt es in München einige interessante Events zum Thema Digitalisierung. 

Empfohlene Webpages / Foren / Plattformen / Meetups / Newsletter?

Die neue Webpage „MakeHealthDigital“ von Dr. med. Dominik Pförringer; diverse Gruppen für Digitalisierung auf LinkedIn und Facebook; sehr viele gute Accounts auf Instagram und Twitter; Neugierde, Offenheit und Kontaktfreudigkeit mitbringen

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Thomas Hopfe
im Interview

Wer bist Du und wie beschreibst Du Deinen Drive im Bereich digitaler Medizin, Deine Rolle?

Gefragt wird hier ja der Verleger eines Verlages für Medizin, Management und Gesellschaft – also jemand, der zunächst mal ziemlich analog Papier bedruckt.

Es gibt 2 Aspekte:

1. Digitalisierung braucht Papier! Im Zuge der Digitalisierung unseres Informationsverhaltens bekommt das Buch eine ganz neue Rolle als „analoger Fels in der Brandung der digitalen Informationsflut“. Das Buch ist verlässlich, ubiquitär nutzbar (natürlich auch elektronisch) und sichtet und sammelt das Wissen für einen Moment und ein bestimmtes Themenfeld. Es wird zum Navigator in einer unsicherer werdenden Welt. Unsere Bücher sind zudem weiterhin „Lifestyle“-Gegenstände, die auch in Gestaltung, Ausstattung und Herstellungsqualität bleibende Werte schaffen.

2. Dem „Buch als Kommunikationswerkzeug“ kommt gerade in der digitalen Welt eine neue, deutlich überwertigere und nachhaltige Rolle zu, nämlich als „Fixstern in einem (digitalen) Kommunikationskosmos“. Keine Veranstaltung, keine Pressekonferenz, kein Podcast und kein Video bleiben so nachhaltig in der digitalen Welt sichtbar wie ein Buch. Unsere Bücher besichtigen Lebenswelten, (be-)setzen Themen oder Positionen und vermitteln Botschaften – im Buch unabänderlich als Referenz und in der digitalen Welt fantasiereich kommuniziert.

Was ist dein USP, Dein Alleinstellungsmerkmal? Was exakt findet in Deinem Alltag schon alles digital statt? Wo schafft die Digitalisierung damit einen Mehrwert?

Das Alleinstellungsmerkmal des Verlages ist sein Verleger, mit umfangreichen Kenntnissen der Gesundheitswirtschaft, einem großen Netzwerk und der Erfahrung aus einer riesigen großen Zahl von Buchprojekten, die zumeist auf die Initiative des Verlegers zurückgehen. Ich bin Coach und Trainer unserer Urheber. Und: Ich unterstütze mögliche Autoren in der Erkundung ihrer Ziele und Strategien – persönliche und/oder der Institution, die sie vertreten – und wir schauen, wie in so eine Zielelandschaft ein Buchprojekt passt. Auf der anderen Seite habe ich immer die Brille der Leser auf, durch die ich auf jede Idee, jedes Konzept schaue, ob da wirklich ein Mehrwert drin steckt.

Wo siehst Du die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso?

Ich würde nicht von Digitalisierung der Gesundheit sprechen. Ich denke Gesundheit bleibt weiter analog. Ich denke sogar, dass der analoge Arzt einen neuen Wert als sympathischer Partner des Patienten bekommen kann. Zuallererst muss die elektronische Patientenakte so weiterentwickelt werden, dass Entscheidungen auf Basis von Informationen getroffen werden können. Die Patienten müssen erkennen, dass sie dadurch weniger durch unnötige Diagnostik und Eingriffe gefährdet werden.

Was ist Dein konkreter Ratschlag an Gründer und Investoren im Bereich digital health?

Ganz grundsätzlich kann ich (als Gründer) nur sagen: Ein eigenes Unternehmen gehört zu dem Besten, was ich in meinem Leben gemacht habe.

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Interviews

Dr. Ursula Mühle
im Interview

Wer sind Sie und wie beschreiben Sie Ihren Drive im Bereich digitaler Medizin, Ihre Rolle?

Hallo, ich bin Dr. Ursula Mühle – im Alltag „Problemlöserin“ im Gesundheitswesen, von der Ausbildung Soziologin und Design Thinking Coach, von der Grundhaltung her neugierig. Seit vielen Jahren treibt es mich an, Digitalisierung in den Gesundheitscurriculum zu bringen und innovative Traingsformate zu Digitaler Gesundheit sichtbar zu machen. Gerade die Coronapandemie hat gezeigt: die Gesellschaft ist reif für mehr digitale Unterstützung im Grsundheitswesen, von dem alle Patienten profitieren können. Deswegen arbeite ich gerade am Aufbau der Platform digitalhealthcampus.eu, die spannende Insights und Trainings in einem GoTo Point verbindet, der auf eine solche Art noch nicht existiert.
Damit baue ich auf meine Tätigkeiten der letzten vier Jahre mit dem europäischenVerbundnetzwerk EIT Health als Director of Education auf, wo ich digitale Formate in den Curriculum implementiert habe. Davor habe ich mehrere Jahre an der TU München die Graduate School of Information Science in Health aufgebaut und geleitet.

Was ist Ihr Alleinstellungsmerkmal? Was exakt findet in Ihrem Alltag schon alles digital statt? Wo schafft die Digitalisierung damit einen Mehrwert?

Als Netzwerkerin bin ich viel auf Kongressen und Meet-UPs unterwegs. Wegen meines interdisziplinären Hintergrunds ist eine meiner großen Stärken, verschiedene Perspektiven zusammenzubringen, und daraus neue Denkanstöße zu entwickeln. Das mache ich durch persönliche Gespräche vor Ort, aber auch virtuell. Durch Corona bedingt derzeit fast ausschließlich virtuell. Auch wenn ich den persönlichen Kontakt vermisse hat gerade letzteres viele positive Seiten, da ich in kurzer Zeit an vielen „Orten“ gleichzeitig sein kann und somit viele Gründer und Start-Ups zeitgleich unterstützen kann.
Auch als Design Thinkerin und Strategieberaterin arbeite ich fast ausschließlich digital, es sei denn ich moderiere einen Workshop. Dort lasse ich die Teilnehmer viel interaktiv auf Papier zeichnen und schreiben. Aber selbst das wird hinterher digital abgebildet und in potentielle digitale Prototypen übersetzt.

Wo sehen Sie die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso? 

Die größten Chancen und Potentiale sehe ich in zwei Bereichen:
a) zum einen in der technologischen Entwicklung von Künstlicher Intelligenz und damit verbundene Möglichkeiten in der Diagnose und der Behandlung.
b) Zum weiten sehe ich massive Chancen in Apps und anderen digitalen Programmen, die die Diagnose unterstützen sowie Patienten und Bürgern helfen, besser auf Ihre Gesundheit zu
achten.
Gerade letzteres muss natürlich gesetzeskonform umgesetzt werden, aber da sind wir in Deutschland derzeit mit dem Digitale Vorsorgungs-Gesetzt (DVG) und der Digitalen Gesundheitsanwendungen-Verordnung (DiGAV) auf einem guten Weg.

Was ist Ihr konkreter Ratschlag an Gründer und Investoren im Bereich Digital Health? 

Was ich Gründern immer mitgebe ist folgender Ratschlag: „Analysiert den Bedarf!“ Kernfrage ist für mich immer: „Was ist der Market-Need?“ Wir wissen von der Beratungsfirma CB Insights, dass
über 42% von Start-Ups scheitern, weil es für Ihr Produkt keinen Bedarf gibt. Als Gründer kann man noch so tolle Ideen haben – erfolgreich ist man nur, wenn man am Ende Anwender für Produkte
findet, wo auch jemand bereit ist, dafür zu zahlen. Stanford hat hierzu übrigens ein fantastisches Programm an der Schnittstelle Medizintechnik, Digital Health und Design gestartet: Die Stanford BioDesign Innovation Fellowships. Mit Hilfe von Design
Thinking Methoden wird hier in interdisziplinären Teams eine systematische Bedarfsfindung von Marktpotentialen für neue Ideen betrieben und validiert – nach 6-9 Monaten haben die Gründer
einen aussichtsreichen Businessplan, mit dem sie sich oftmals sehr erfolgreich um weitere Finanzierung bewerben können. Mit EIT Health haben wir davon einige Editionen nach Europa gebracht und ich überlege gerade, wie wir so etwas auch in Deutschland etablieren können.

Welche drei Events sind absolute MUSTs im Bereich Digital Health, würden Sie also dringend empfehlen? 

Münchner Digital Health Summit: https://www.mri.tum.de/veranstaltungen/2-muenchner-digital-
health-summit

EIT Health Summit: https://www.summit.eithealth.eu
Health Forum Gastein: https://www.ehfg.org

Empfohlene Webpages / Foren / Plattformen / Meetups / Newsletter?

Patient Innovation: https://patient-innovation.com: Eine fantastische Plattform, auf der Patienten für Patienten Innovationen entwickeln.
Vision Health Pioneers: https://visionhealthpioneers.de/about/

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ANALYSE.
Digital und nachhaltig in die Zukunft

Akzeptanz und das Verständnis der Digitalisierung auf der Seite der Patienten. Die Zukunft des digitalen Gesundheitssystems und vor allem die Frage nach dem Nutzen für den Patienten/die Leistungserbringer, -träger muss erläutert werden. Die langfristigen und nachhaltigen Vorteile müssen einfach und attraktiv kommuniziert werden. Auch über die Vorurteile, wie beispielweise die Datensicherheit, muss gesprochen und Klarheit geschaffen werden.