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Kai Wehkamp
im Interview

Wer sind Sie und wie beschreiben Sie Ihren Drive im Bereich digitaler Medizin, Ihre Rolle?

Ich glaube daran, dass die digitale Technik uns dabei helfen kann, die Medizin in Zukunft noch besser, individueller und auch menschlicher zu gestalten. Gemeinsam mit den Teams, für die ich mich beruflich engagiere, arbeiten wir daran seit Jahren auf verschiedenen Ebenen. Im Team der Klinik für Innere Medizin I am UKSH Kiel bin ich als Geschäftsführender Oberarzt tätig – dort haben wir diverse Digitalisierungsprojekte pilotiert und durch die internen Entwicklungen der starken Unternehmens-IT inzwischen eine fast papierlose Patientenversorgung. Gleichzeitig gibt es fruchtbare Entwicklungen gemeinsam mit Anbietern wie z.B. der kumihealth GmbH, die die „nicht planbaren“ Prozesse der unmittelbaren Patientenbehandlung digitalisieren und dadurch verbessern. Ein weiteres Tätigkeitsfeld ist die Verbesserung der medizinischen Behandlung durch digital unterstützte Entscheidungsfindung, die systematisch die medizinische Evidenz mit den Patientenpräferenzen koppelt und so den Patienten bei den Entscheidungen, die sein Leben im Kern betreffen, wirklich in den Mittelpunkt setzen. Diese Entwicklung ist Kern des SHARE TO CARE Projektes, bei dem u.a. auch Dr. Eckart von Hirschhausen beteiligt ist. Besonders wichtig ist mir außerdem meine Lehrtätigkeit an der MSH Medicalschool Hamburg und der Uni Kiel, da der direkte Austausch mit Studenten sowohl über digitale Innovationen als auch die unmittelbaren Bedürfnisse im Gesundheitswesen stetig inspirierend und reflexionsfördernd ist und einfach Spaß macht.

Was ist Ihr Alleinstellungsmerkmal? Was exakt findet in Ihrem Alltag schon alles digital statt? Wo schafft die Digitalisierung damit einen Mehrwert?

Letztlich ist es so, dass richtig gute, d.h. medizinisch wirksame digitale Anwendungen ihren USP häufig nicht über eine originelle Idee erschaffen, sondern über die Integration, Vernetzung und Praktikabilität innerhalb der bestehenden Versorgungslandschaft. In der SHARE TO CARE GmbH haben wir erstmals ein Produkt mit einer Methodik, die den Patienten systematisch und breit integrierbar wirklich in den Mittelpunkt setzt – nicht nur im Sinne einer weichen „Komfortzone“, wie wir es aus dem Servicebereich kennen, sondern bei den individuellen menschlichen Entscheidungen, die seine Krankheit, sein Sterben, sein Leben betreffen. Nebenbei wird durch die Verbesserung der Therapietreue und der Indikationsqualität die medizinische Qualität verbessert. Am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein haben wir eine digitale Patientenversorgung auf hohem Niveau: digitale Patientenakte, Medikationssoftware, Archivierung, Leistungsanforderung und Dokumentation. Durch den engen Austausch zwischen den unmittelbar am Patienten arbeitenden Mitarbeitern und der Entwicklung haben wir hier bereits ein sehr hohes Niveau erreicht. Das hilft dem medizinischen Personal und dadurch auch dem Patienten. 

Wo sehen Sie die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso? 

Wenn wir es in Zukunft schaffen die praktische Medizin mit ihren unzähligen und hochkomplexen einzelnen Prozessen und Strukturen digital abzubilden, so erhalten wir einen Schatz an Möglichkeiten um die Patienten noch besser zu versorgen: mein Traum ist eine digitale Prozessoptimierung mit originärem medizinischen Fokus: Sicherstellung evidenzbasierter Medizin durch Integration des praktischen Einzelfalles mit all seinen individuellen Informationen, aktuellem Wissenschaftsstand, medizinischen Möglichkeiten und Patientenpräferenzen. Dadurch könnten wir endlich die medizinische Qualität wirklich transparent machen und so sichern. Durch Prozessoptimierung und verbesserten Informationsfluss könnten Ärzte und Pflege entlasten werden um sich mit ihrer Menschlichkeit und Empathie einzubringen – denn nur hiermit kann Medizin wirklich ihrem originären Auftrag gerecht werden. 

Sehen Sie auch Risiken in der Digitalisierung?

Es gibt verschiedene Risiken, die man sehr ernst nehmen muss. Zum Beispiel muss darauf geachtet werden, dass die Wissenschaftlichkeit nicht aus der Medizin verdrängt wird, zum Beispiel durch Hochglanz-Schein-Innovationen. Big Data ist nichts wert und kann sogar gefährlich sein, wenn die Daten nicht sauber interpretiert werden um so den Patienten vor nicht sinnvollen Maßnahmen zu schützen und auch die Ressourcen vernünftig zu verteilen. Eine der größten Sorgen ist aber sicherlich, dass die Digitalisierung die Menschlichkeit aus der Medizin verdrängt – wenn die freiwerdenden Ressourcen von Pflege und Ärzten wegrationalisiert werden, anstatt sie in zuwendende Versorgung zu stecken, ist am Ende wenig gewonnen. Leider sehen wir letztlich schon seit der Antike auch wirtschaftliche Interessen, die gute Medizin und mit ihr die Interessen der Patienten gefährden. Alle Akteure müssen sich ihrer Verantwortung für eine humane Medizin bewusst sein, denn gute Medizin bedeutet fast immer auch menschliche Zuwendung. Diese kann natürlich wunderbar durch Roboter unterstützt werden – trotzdem darf der echte, analoge Mensch nicht fehlen. 

Wo konkret sehen Sie das größte Marktpotenzial in der digitalen Gesundheit in den kommenden Jahren und wieso?

Aktuell ist der Markt nach meinem Gefühl vielfach von den „low hanging fruits“ getrieben. Leider wird in den Bereichen, die eigentlich wirklich die Patientenversorgung ausmachen, noch zu wenig Marktpotential gesehen: für eine gute Medizin, müssen die Prozesse direkt auf der Arbeitsebene verbessert werden, d.h. im digitalen Rückgrat der Leistungserbringer, dem Krankenhausinformationssystem und der Praxissoftware. Das ist – erstmal unabhängig von einer EGA – eigentlich der Bereich, wo der Schuh am meisten drückt und wo es ein unglaubliches Potential für Verbesserung gibt. Trotzdem ist der Marktbereich bislang wenig interessant, zum Beispiel weil es ein Mammutakt ist als Krankenhaus seinen KIS-Anbieter zu wechseln. Dadurch ist wiederum die Konkurrenzsituation und Innovationskraft minimiert. Insofern bleiben es aktuell die leichtgewichtigen Lösungen, die sich an die bestehenden Schwergewichte digital andocken lassen und so einzelne Aspekte verbessern. Natürlich führt dies wiederum zur Eröffnung neuer Versorgungsfelder, also zum Beispiel digitale Versorgungsangebote außerhalb der klassischen Leistungsanbieter. Das ist gut so und bringt frischen Wind, hilft aber (noch) nicht bei vielen schwerer wiegenden medizinischen Herausforderungen, wie zum Beispiel einer onkologischen Behandlung.

Was ist Ihr konkreter Ratschlag an Gründer und Investoren im Bereich digital health? 

Die Herausforderung besteht darin, die Flughöhe zwischen neuen, „out-of-the-box“ Versorgungsvisionen und der Trägheit der auch relevanten Versorgungsrealität zu ziehen. Insbesondere Investoren, die nicht im Gesundheitssystem sozialisiert sind, fällt das teils schwer – auf der anderen Seite treiben Sie gerade damit teils auch die Umsetzung großartiger Konzepte voran, die die klassischen Player nicht für möglich gehalten hätten. Man braucht also eine ausgewogene Mischung an verschiedenen Kompetenzen, das macht es aber gerade spannend. Und dann ist es die Motivation, die man im Gesundheitsbereich eigentlich nur aufheben muss: mit einem großartigen Produkt kann ein echter Beitrag zur besseren Versorgung erbracht werden – das klingt so unspektakulär, am Ende bedeutet es in der Praxis aber gewonnenes Leben:  Lebenszeit und Lebensqualität für echte Menschen.

Empfohlene Webpages / Foren / Plattformen / Meetups / Newsletter?

Ärztezeitung.de bietet für mich eine sehr gute Mischung an Neuigkeiten aus allen relevanten Bereichen: Medizinische Wissenschaft, digitale Innnovationen, Politik, Versorgung, Personalien.

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Franz Pfister
im Interview

Wer bist Du und wie beschreibst Du Deinen Drive im Bereich digitaler Medizin, Deine Rolle?

Mein Name ist Franz Pfister und ich bin Arzt aus Leidenschaft. Ich betreute während meiner aktiven ärztlichen Laufbahn insbesondere Parkinson- und SchlaganfallpatientInnen. Diese Arbeit hat mir immer sehr gut gefallen. Allerdings fand ich es schade, dass insbesondere medizinisches Fachwissen in Spezialkliniken zwar von großem Nutzen für einige wenige PatientInnen ist, aber nie skalierbar Anwendung finden kann. So sind neueste Diagnostik- und Therapieverfahren sowie modernste medizinische Versorgungsansätze der gesamten Patientenkohorte (insbesondere aufgrund zeitlicher oder örtlicher Limitationen) meist nicht zugänglich. Ich habe in der Digitalisierung der Medizin eine riesige Chance gesehen, Lösungen zu entwickeln und bereitzustellen, die genau diese Herausforderung adressieren. Daher habe ich mich vor einigen Jahren dazu entschlossen, den Weg heraus aus der Klinik und hinein in die Wirtschaft zu wagen. In der Zwischenzeit haben wir einige sehr erfolgreiche Projekte im Bereich datengetriebener und digitaler Medizin aufgebaut und ich freue mich jeden Tag darüber, zusammen mit extrem tollen und smarten Menschen an der Digitalisierung der Medizin arbeiten zu dürfen.  

Was ist Dein USP, Dein Alleinstellungsmerkmal?  

Während meiner klinischen Laufbahn beschäftigte ich mich mit den gesundheitsökonomischen Aspekten des Gesundheitswesens und erwarb einen MBA in Healthcare Management. Später absolvierte ich ein Masterstudium im Bereich “Data Science” – in diesem Feld geht es um große Datenmengen, Methoden der Künstlichen Intelligenz und wie wir beides nutzen können, um das Gesundheitswesen voran zu bringen. Seit vielen Jahren bin ich mittlerweile an der Schnittstelle Medizin, Wirtschaft und KI tätig – mein Alleinstellungsmerkmal ist das Verständnis für die jeweils anderen Disziplinen. So ist es mir möglich, bestimmte Chancen und Herausforderungen früh zu erkennen und mit interdisziplinären Teams digitale Lösungen für das Gesundheitswesen von morgen zu entwickeln.

Wo siehst Du die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso? 

Der medizinische Fortschritt ist und war stets enorm. Blicken wir nur 100 Jahre zurück, erkennen wir bloß noch wenige Parallelen zum heutigen Gesundheitswesen: Antibiotika waren damals nicht verfügbar (Behandlung des ersten Patienten erst 1941) und die meisten Krankheiten konnten gar nicht geheilt werden. Ich bin mir sicher: Werden wir im Jahr 2120 auf die Medizin von heute zurückblicken, wird es uns sehr ähnlich gehen. Und ein großer Treiber dieses Fortschritts ist die Digitalisierung.Ihre Chancen sind vielgestaltig und wir stehen gerade erst ganz am Anfang der digitalen Revolution des Gesundheitswesens. Im ersten Schritt sehe ich insbesondere im Bereich der medizinischen Diagnostik sehr großes Potential, vor allem mittels Methoden der Künstlichen Intelligenz (KI). Auf der einen Seite wird es möglich sein, bestehende Prozesse so zu optimieren, sodass sich der Arzt in der großen Datenflut auf die wirklich wichtigen Dinge fokussieren kann (z.B. wieder mehr Zeit mit den PatientInnen zu verbringen). Andererseits birgt KI zusammen mit anderen neuen Technologien (wie z.B. Smart Devices) das große Potential, ganz neue Ansätze der Diagnostik zu erschließen – insbesondere im Bereich chronischer Erkrankungen, in dem über Digitale Biomarker (DBM) und Digitale Therapieansätze (DTx) exzellente medizinische Diagnostik und Versorgung auf einmal jeder/m Patientin/en rund um die Uhr und überall zur Verfügung steht.In der nächsten Ausbaustufe digitaler Lösungen werden wir dazu in der Lage sein, nicht nur populationsbasierte Medizin zu praktizieren (eine Diagnose, eine Therapie), sondern sog. Präzisionsmedizin (viele granulare Sub-Diagnosen, viele darauf zugeschnittene Therapieansätze): Jeder Mensch ist individuell – ihm eine individuelle Diagnostik und maßgeschneiderte Therapie zu ermöglichen, wird ein neues Zeitalter der Medizin einläuten.

Wo konkret siehst Du das größte Marktpotenzial in der digitalen Gesundheit in den kommenden Jahren und wieso?

Aus Systemsicht bedarf die Einführung neuer Technologien viel Zeit und eine gute Strategie. Meiner Meinung nach wird es im Gesundheitswesen nicht wie in anderen Branchen (z.B. Fintech) zu plötzlichen, disruptiven Veränderungen kommen, die innerhalb von ein paar Wochen das gesamte System „umkrempeln”. Dafür ist die Branche zu komplex und es gibt viel zu viele Player mit unterschiedlichen Interessen.Langfristig brauchen wir richtungsweisende Visionen und Konzepte, aber kurzfristig geht es um konkrete Schritte, um nachhaltig ans Ziel zu kommen –  „Quick Wins” können wir erreichen, indem wir sog. “Low-Hanging Fruits” identifizieren, also offensichtliche und prominente Probleme, die mit möglichst wenig Ressourceneinsatz angegangen werden können.Und wir sind aktuell gerade Zeugen eines solchen inkrementellen Wandels: Bereits vor der COVID-19 Pandemie war den meisten das Potential telemedizinischer Angebote klar – doch zum Durchbruch kam es lange nicht. Mit der Krise musste die neue Situation allerdings schnell und konkret adressiert werden. Die Telemedizin hatte bereits passende Antworten parat und ist seither ungebremst auf dem Vormarsch. Die meisten Vorbehalte rückten rasant in den Hintergrund und die Technologie erlebte ihren Durchbruch. Dies ist ein sehr gutes Beispiel, wie Wandel in der Medizin von statten gehen kann: Die Technologien gibt es bereits seit über zehn Jahren. Oftmals scheitert es aber an der Umsetzung und Akzeptanz. Ein gemeinsames und transparentes Verständnis für die Chancen und Risiken neuer technologischen Ansätze zu schaffen, ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für eine erfolgreiche Digitalisierungsstrategie. Wenn dann das Timing gut ist, können wir einen weiteren großen Schritt vorwärts kommen.Weitere offensichtliche Felder neben der Telemedizin sind z.B. Cloud-Technologien oder Künstliche Intelligenz – sie bringen ohne Frage einen riesigen Zugewinn und die Technologien gibt es auch heutzutage schon – aber es gibt oft noch Vorbehalte, z.B. bzgl. Datenschutz und -sicherheit. Dass diese Technologien in zehn Jahren weit verbreitet sein werden, steht meiner Meinung nach außer Frage. Wie so oft im Gesundheitswesen geht es auch hier eher um das “wie“ und “wann“ als um das “ob”.

Was ist Dein konkreter Ratschlag an Gründer und Investoren im Bereich digital health? 

Zwei Wörter: Habt Mut!Das Gesundheitswesen ist eine hochkomplexe Branche mit vielen, auch wirtschaftlichen, Risiken. Gleichzeitig aber sind die Chancen enorm groß. Wir befinden uns in einem „High-Risk-High-Reward”-Feld, d.h. jeder, der Innovation im Gesundheitswesen vorantreibt, muss sich auch der Risiken bewusst sein. Wenn wir allerdings das Risiko nicht annehmen, bleibt die Innovation in Deutschland und Europa auf der Strecke. Wir brauchen für die Digitalisierung des Gesundheitswesens einerseits smarte und mutige GründerInnen und Investoren, andererseits einen innovationsfreundlichen Rahmen: Dazu gehören staatliche Finanzierungsinstrumente, gerade für die Frühphase, sowie konstruktive Regulatorik und Datenschutz mit Augenmaß. Ich denke, wir sind hier insgesamt auf einem sehr guten Weg: zusammen können wir das schaffen, da bin ich mir sicher. Aber wir müssen uns auch trauen!

Welche drei Events sind absolute MUSTs im Bereich Digital Health, würdest Du also dringend empfehlen? 

Digital Health Summit in München
DMEA in Berlin
EIT Health Annual Symposium in München

Empfohlene Webpages / Foren / Plattformen / Meetups / Newsletter?

AuntMinnie
MobiHealthNewsLinkedin Gruppen
Twitter von Dominik Pförringer
mHealth
IntelligenceHealth
AI Meetups
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MediRocket
im Interview

Was macht Euer Unternehmen ganz konkret und wie beschreibt Ihr Eure Rolle im Bereich digitalerMedizin?

Wir digitalisieren das Recruiting in hochspezialisierten Fachbranchen. Mit TalentRocket – Deutschlands führender Karriereplattform für Jurist*innen – haben wir die Personalfindung im juristischen Markt bereits seit vielen Jahren deutlich effizienter gemacht und uns so im Laufe der Zeit als Marktführer etabliert. Unser Konzept bringen wir mit MediRocket jetzt in den Gesundheitssektor und bieten nun eine entsprechende Plattform für Pflegefachkräfte an.

Konkret arbeiten wir also mit Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen zusammen und unterstützen diese bei der digitalen Arbeitgebermarkenbildung sowie bei der Personalsuche. Pflegefachkräfte wiederum können sich auf MediRocket umfassend zu den Karrierechancen in Gesundheitseinrichtungen informieren und finden über unsere Plattform mit Arbeitgebern zusammen.

Mit unserem Angebot wollen wir einen Beitrag dazu leisten, dem Pflegefachkräftemangel in Deutschland den Kampf anzusagen. Neben dringend erforderlichen politischen Lösungen im Gesundheitssektor sind wir von MediRocket nämlich überzeugt, dass es vor allem eines benötigt: Eine Vergleichbarkeit von Berufschancen in medizinischen Einrichtungen und die Möglichkeit für Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen, sich als attraktive Arbeitgeber zu präsentieren. Diese Möglichkeit schaffen wir mit unserer Plattform.

Was ist Euer Alleinstellungsmerkmal? Was exakt findet in Ihrem Alltag schon alles digital statt? Wo schafft die Digitalisierung damit einen Mehrwert?

Unser großes Ziel ist es, mit unserem Angebot die Zeitarbeit in der Pflege abzuschaffen. Während vom Personalleasing nämlich vor allem die Personaldienstleister profitieren, leiden sowohl Pflegefachkräfte als auch Gesundheitseinrichtungen häufig unter diesem Modell. Für die Solidargemeinschaft bringt Zeitarbeit schlicht keine Vorteile – mehr noch: Sie verstärkt den Fachkräftemangel im Pflegebereich künstlich.

Mit unserer offene Karriereplattform verfolgen wir das Ziel eines langfristigen Anstellungsverhältnisses von Pflegefachkräften. Das tun wir vor allem durch den Fokus auf eine langfristig angelegte Arbeitgebermarkenbildung der Einrichtungen. Während unsere Mitbewerber also hauptsächlich als Job-Dienstleister fungieren, vereinen wir Employer Branding und Recruiting auf einzigartige Weise in der jeweiligen Zielgruppe und wollen unsere Partner dabei unterstützen, langfristig die passenden Mitarbeiter*innen zu finden.

Davon profitieren neben Arbeitgebern und Arbeitnehmer*innen nicht zuletzt die

Patient*innen, die einen Nutzen aus der gestiegenen Versorgungsqualität in stabilen Teams ziehen.

Wo seht Ihr als Unternehmen die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso?

Die Digitalisierung des Gesundheitswesens findet ja auf ganz vielen unterschiedlichen Ebenen statt: Von Gesundheitsapps über das Voranbringen der Telemedizin bis hin zu digitalen Diagnostik- und Behandlungsmöglichkeiten. Jeder einzelne Aspekt bringt ganz unterschiedliche Chancen mit sich, die im Grunde alle auf eines hinauslaufen: Effizienzsteigerung und Ressourcenersparnis.

Wir von MediRocket befassen uns ja vor allem mit einem Aspekt der Digitalisierung des Gesundheitswesens. In dem wir mit unserer fundierten Expertise im Bereich des datenbasierten Recruitings die Personalsuche digitalisieren, wollen wir Personaler*innen dabei unterstützen, mehr Ressourcen in die tatsächliche Personalarbeit zu stecken.

Welche Erwartungen habt Ihr an die Deutschen Regulationsbehörden und die Politik?

Gerade in den vergangenen Monaten haben wir hierzulande ja deutlich vor Augen gehalten bekommen, dass die Bedeutung der Care-Berufe in der Vergangenheit gnadenlos unterschätzt wurde. Laut den Ergebnissen einer 2019 durchgeführten Umfrage des Zentrums für Qualität in der Pflege haben fast 80% der Pfleger*innen das Gefühl, dass ihre Arbeit als Pflegekraft keine oder nicht ausreichend öffentliche Anerkennung erhält. Anstelle von Karrierechancen erwarten Auszubildende in der Pflege Wochenend- und Schichtdienste. Während der Anfangszeit der Corona-Krise gab es dann plötzlich Applaus und Boni für Beschäftigte in der Pflege. Doch wirklich geändert hat sich für die Held*innen der Corona-Pandemie bislang nicht viel.

Unsere Erwartungen an die Politik sind natürlich das, was nun teilweise durch Ansätze wie das Pflegestärkungsgesetz bereits voll im Bewusstsein der Bevölkerung angekommen ist: Die Pflege muss zukunftsfähiger gemacht werden! Bessere Bezahlung für Pflegefachkräfte, eine dauerhafte Aufwertung des Berufsstandes, sowie eine politische Beteiligung und Mitsprache sind erste Ansatzpunkte. Digitale Anwendungen, wie unsere Plattform MediRocket, können natürlich optimal als Ergänzung beziehungsweise als Konsequenz eines politisch-gesellschaftlichen Wandels dienen.

Was ist derzeit der limitierende Faktor für Euer Wachstum?

Die derzeitige Corona-Situation hat die Personalverantwortlichen in Krankenhäusern vor enorme Herausforderungen gestellt. In kürzester Zeit mussten Personalkonzepte erstellt werden, um auf die Krisensituation zu reagieren. Der größte limitierende Faktor für unser Wachstum war in den vergangenen Monaten schlicht die reduzierte Kapazität von

medizinischen Einrichtungen, langfristig zu planen und damit auch langfristige Konzepte in der Arbeitgebermarkenbildung zu verfolgen.

Seitdem sich aber der Ausnahmezustand wieder ein wenig beruhigt hat, haben auch Personalverantwortliche in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen wieder ein offenes Ohr für unser Projekt. Mehr noch: Viele haben durch die Entwicklungen ja erst gemerkt, wie unabdingbar es ist, langfristig das passende Personal an Bord zu haben.

Was wünscht Ihr Euch? Was sucht Ihr? (ç hier kann stehen: Finanzierung, Menschen, Unterstützung bei XYZ…..)

Besonders wichtig ist es uns, in den nächsten Jahren und Monaten Kontakte zu großen Krankenhausketten auf- und auszubauen. Mit der Helios-Kliniken-Gruppe haben wir bereits einen wichtigen Partner an Bord. Wir wünschen uns, dass die großen Akteure des Gesundheitswesens die Relevanz unserer Mission erkennen und uns ihr Vertrauen entgegenbringen, sie bei der Personalsuche zu unterstützen.

Wo seht Ihr Euer Unternehmen konkret in 20 Jahren?

Selbstverständlich wollen wir – wie wir das ja auch bereits im juristischen Bereich in den vergangenen Jahren geschafft haben – zur marktführenden Karriereplattform im Gesundheitswesen werden. Die ersten namhaften Gesundheitseinrichtungen sind bereits auf unserer Plattform online: Neben dem Deutschen Herzzentrum München, der Theodor Fliedner Stiftung und der Artemed Gruppe arbeiten wir unter anderem mit den Helios Kliniken Berlin-Buch und Emil von Behring zusammen. In den nächsten Monaten und Jahren gilt es, einen Großteil der Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen in Deutschland von unserem Konzept zu überzeugen und gemeinsam mit unseren Partnern zu neuen Ufern in der Personalarbeit aufzubrechen.

Außerdem arbeiten wir als Pendant zu MediRocket – das sich ausschließlich auf Pflegefachkräfte konzentriert – derzeit an einer entsprechenden Plattform für Ärzt*innen, um den Gesundheitsbereich in seiner Gänze abdecken zu können. Parallel zu den derzeitigen politischen Entwicklungen in Richtung Gesundheitsreform, sind wir überzeugt davon, dass unser Unternehmen in den nächsten Jahren und Jahrzehnten zum schlagkräftigsten Instrument der Personalarbeit im deutschen Gesundheitswesen wird.