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Julian Olk
im Interview

Wer bist Du und wie beschreibst Du Deinen Drive im Bereich digitaler Medizin, Deine Rolle?

Ich bin Redakteur beim Handelsblatt. Dort haben wir im vergangenen Jahr das Fachbriefing Handelsblatt Inside Digital Health gestartet. Ich bin Teil dieses Teams, dass sich explizit der Auswirkungen durch die digitale Transformation im Gesundheitswesen widmet.
Mein Antrieb: Die Digitalisierung wandelt unser Gesundheitssystem schnell und umfassend. Entsprechend hoch ist der Informationsbedarf und entsprechend wichtig ist es, dieses Thema engmaschig als Journalist zu begleiten.

Was ist Dein USP, Dein Alleinstellungsmerkmal?

Digitalisierung bedeutet auch, dass das Silodenken, was gerade im Gesundheitswesen noch immer vorherrscht, immer weiter der Vergangenheit angehören muss. Das gilt auch für die Betrachtung von außen, von uns Journalisten also. Mein Alleinstellungsmerkmal und das meiner Kollegen ist also, dass wir das Gesundheitssystem übergreifend – als Gesamtes – sehen und verstehen wollen. Silos kann es für unsere Berichterstattung schon gar nicht geben.

Wo siehst Du die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso?

Ich glaube, hier gibt es mehr als eine Antwort. Denn das Gesundheitswesen steht in Sachen Digitalisierung gerade an einer Schwelle. Ich definiere das gern so: Die digitale Transformation, also die Digitalisierung verwaltungstechnischer Prozesse in den Gesundheitsinstitutionen, hat endlich so viel Fahrt aufgenommen, dass sie Prozesse spürbar vereinfacht. Dadurch, dass hier in den vergangenen Jahren so viel verschlafen wurde, kreuzen sich diese Effekte jetzt mit jenen der digitalen Revolution, die die Medizin im Kern besser macht. Ich glaube, das Potenzial ist bei denen am größten, die in der Lage sind, beide Dinge miteinander in Einklang zu bringen. So sind in der Gesundheitsversorgung gerade jetzt Quantensprünge möglich.

Was ist Dein konkreter Ratschlag an Gründer und Investoren im Bereich digital health? 

Wer im Gesundheitsmarkt unterwegs ist, muss mutig sein. Zwar ist Marktpotenzial enorm, die Regulierung dafür umso weitgehender. Das sollte aber nicht abschrecken. Im Gegenteil: die, die das Gesundheitswesen verstehen, werden auch Erfolg haben. Wichtig dabei ist auch aus dieser Perspektive: nicht in Silos denken. Bei Gründern gilt das insbesondere für den digitalen gegenüber dem medizinischen Blick. Es reicht nicht aus, nur eines von beidem mitzubringen.

Welche drei Events sind absolute MUSTs im Bereich Digital Health, würdest Du also dringend empfehlen? 

Natürlich die Handelsblatt Health-Tagung. Dort verstehen wir es schon seit Jahren, die verschiedenen Akteure an einen Tisch zu bringen. Auch 2020 wird die Veranstaltung stattfinden, erstmals rein digital. Auch die Handelsblatt Pharma-Tagung, die immer im Frühjahr stattfindet, ist hier zu nennen. Denn die Pharma-Branche ist beim Thema Digitalisierung häufig nur ein Nebenschauplatz. Doch zeigen Veranstaltungen wie die Genannte, welch großen Einfluss digitale Lösungen auch hier haben. Die dritte Empfehlung ist grundsätzlicher Natur: Veranstaltungen, die weit entfernt von der eigenen Blase sind. Warum als Digital-Gründer nicht mal auf einen Ärzte-Kongress gehen, oder als Referent in der Selbstverwaltung auf einen Investorentag? Nur die können beim Thema Digitalisierung Schritt halten, die auch verstehen, was außerhalb ihrer Blase passiert.

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Tobias Zobel
im Interview

Wer bist Du und wie beschreibst Du Deinen Drive im Bereich digitaler Medizin, Deine Rolle?

Leidenschaftlicher Enabler von Digital Health Ideen  – die Digitalisierung beeinflusst inzwischen unsere tägliche Routine in fast allen Lebenslagen – angefangen von der Art, sich über politische und wirtschaftliche Geschehnisse auf der ganzen Welt zu informieren, das eigene Heim in ein sogenanntes Smart Home zu verwandeln, das uns je nach unseren Vorlieben die Beleuchtung, den Kaffee oder die Filmauswahl im heimischen Kino präsentiert, bis hin zum Zahlungs- und Straßenverkehr der zunehmend kontaktlos und automatisiert stattfindet. All diese technischen Raffinessen bieten uns einerseits einen enormen Komfort, bergen andererseits aber auch Risiken, die weitreichende Folgen mit sich ziehen können. Im internationalen Vergleich ist Deutschland im Bereich der Digitalisierung schon seit Jahren leider nur noch im hinteren Mittelfeld, was unter anderem auf strenge gesetzliche Anforderungen und eine konservative Haltung der Bevölkerung bezüglich ihrer Privatsphäre (Stichwort Datenschutz) zurückzuführen sind. Trotzdem sind wir weiterhin das Land, das sich mit fundierter Expertise jeder technologischen Herausforderung stellt.  

Der Transfer der bereits etablierten digitalen Möglichkeiten, mit all ihren IoT-, AI- oder sonstigen smarten Grundlagen wie auch den zu beachtenden Risiken und Anforderungen, in neue Anwendungen für das Gesundheitssystem ist unabdingbar. Mit diesem Thema beschäftige ich mich seit Jahren besonders im Rahmen unseres geschaffenen Verbundes, der Digital Health Innovation Plattform – kurz d.hip.

Was ist Dein USP, Dein Alleinstellungsmerkmal? Was exakt findet in Deinem Alltag schon alles digital statt? Wo schafft die Digitalisierung damit einen Mehrwert?

Wir haben in der Vergangenheit viele verschiedene Ansätze gesehen, die das Leben von Ärzten, Patienten, Krankenversicherungen oder den verantwortlichen IT Spezialisten erleichtern sollen. Wenige davon stellen sich allerdings der Herausforderung, eine ganzheitliche Plattform aufzubauen, die wirklich alle beteiligten Parteien mit ihren jeweiligen Interessen und Anforderungen berücksichtigt. Ein besonderer Fokus unserer d.hip Platform widmet sich klinischen Vorhersagemodellen für Prävention, Diagnose, Therapie und Nachsorge, die sich aus strukturierten Analysen und Interpretationen von diversen Datenarten ergeben. Zu diesen Daten gehören unter anderem medizinische Bilder, Geninformationen, Laborauswertungen, Daten aus Apps oder Wearables und viele weitere. Durch die aus diesen Daten individuelle Beurteilung der Situation eines Patienten im direkten Vergleich mit vorhandenen, relevanten und dokumentierten Daten werden klinische Aussagen wesentlich präziser und personalisierter.

Diese plattformbasierte Anwendung ist unser sogenannter Digitaler Gesundheitszwilling – oder der Digital Health Twin. Das digitale Ebenbild eines individuellen Patienten, das sich mit jeder neuen Untersuchung selbst aktualisiert und sich sowohl mit relevanten klinischen Daten als auch mit dem eigenen, jüngeren Ich vergleicht. Deshalb beginnt unsere Dokumentation der individuellen Patientenreise nicht erst als „kranker“ Patient, sondern bereits im Rahmen von diversen Screening- und Vorsorgeterminen, die die Erfassung eines gesunden bzw. symptomfreien, digitalen Ich ermöglichen.

Die Umsetzung dieses Projektes erfordert neben einer engen Zusammenarbeit zwischen Klinikern, IT Spezialisten und Produktenwicklern auch eine intensive Abstimmung mit Datenschutzbeauftragten und Ethikkommissionen. Der verantwortungsbewusste Umgang mit klinischen Daten steht an oberster Stelle.

Wo siehst Du die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso?

Das größte Potential allgemein in der Digitalisierung der Gesundheit und speziell in der Entwicklung des Digital Health Twins ist es, pathologische Entwicklungen früher zu erkennen und ihnen entsprechend entgegenzuwirken, bevor sie sich manifestieren und eine Therapie weniger erfolgsversprechend aber dennoch kostenintensiver wird. Multimodale Datenarten werden nicht nur strukturierter zur Verfügung stehen, sondern auch über sektorale Grenzen hinweg interpretiert und in patientenindividuelle Modelle einbezogen. Damit passen sich auch therapeutische Strategien an die personalisierte Versorgung an. Viele Erkenntnisse werden sich allerdings erst zeigen, wenn unterschiedliche Einflussfaktoren auf Krankheitsverläufe erfasst und deren Auswirkungen auf klinisch messbare Daten miteinander in Abhängigkeit gebracht werden können. Dazu bedarf es qualitativ hochwertig aufbereiteter Daten einerseits und starker Machine Learning Algorithmen andererseits. Strukturen wie sie in unserem d.hip vorhanden sind!

Wo konkret siehst Du das größte Marktpotenzial in der digitalen Gesundheit in den kommenden Jahren und wieso?

 Das größte Marktpotenzial knüpft direkt an die Antwort aus der vorhergehenden Frage an. Mit der frühzeitigen Erkennung von pathologischen Entwicklungen, teilweise bevor der Patient merkbare Symptome aufweist, und der damit ermöglichten, frühzeitigen Entgegenwirkung (Prävention und Therapie) bietet die Digitalisierung der Gesundheit ein enormes Einsparungspotential im Gesundheitssystem und somit gleichzeitig wirtschaftlich höchst interessante Möglichkeiten für junge und agile Unternehmen, die mit disruptiven Ansätzen unsere teilweise festgefahrenen Prozesse durchbrechen können. 

Was ist Dein konkreter Ratschlag an Gründer und Investoren im Bereich digital health?

Eine Idee im Bereich Digital Health kommt oftmals aus einem stark technisch geprägten Team. Ich kann euch nur raten, Kliniker so früh wie möglich in den Produktentwicklungsprozess mit einzubinden bzw. mindestens regelmäßige Feedbackrunden mit Klinikern zu durchlaufen. Sowohl für Produktdesign als auch als spätere Referenz ein absolutes Muss. Und solltet ihr keinen Kliniker kennen, geht auf Leute zu, die wiederum Kliniker kennen. Kurz gesagt, redet auf jeden Fall mit mir.

Welche drei Events sind absolute MUSTs im Bereich Digital Health, würdest Du also dringend empfehlen?

MedTech Summit & MedTech Live – Nürnberg

BMT – Leipzig

Future Hospital – Hamburg

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Johanna Froehlich
im Interview

Wer sind Sie und wie beschreiben Sie Ihren Drive im Bereich digitaler Medizin, Ihre Rolle?

Meine Begeisterung für digital health entstand mit den Recherchen für meine Masterarbeit. Ich fand das Potential digitaler Medizin sehr beeindruckend, doch war erstaunt darüber, dass so wenig Konsens unter den Experten und Beratern der Bundesregierung herrschte, ob und wie man dieses Potential nutzen könnte. Bereits über fundamentale Aspekte, wie die Auslegung von Datenschutz, oder welchen Forschern man Zugang zu den Daten gewährt,
wurde gestritten. Auch habe ich festgestellt, dass die Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger zwar großes Interesse an digitaler Medizin hat, jedoch nicht wirklich über die elektronische Patientenakte
(ePA) und ihre Implikationen, insbesondere im Bereich Datenschutz, informiert ist. Mit anderen Worten, ihre digitale Gesundheitskompetenz, oder „digital literacy“ ist noch relativ
niedrig. Dabei sind sie ja die Hauptadressaten der ePA, sie sollen von ihr profitieren – und ihre sensiblen Daten teilen. Im Rahmen meiner Arbeit wollte ich diese Konflikte und Informationsmängel aufdecken – mit dem Anspruch Lösungsansätze zu entwickeln.

Was ist Ihr Alleinstellungsmerkmal? Was exakt findet in Ihrem Alltag schon alles digital statt? Wo schafft die Digitalisierung damit einen Mehrwert?

Die verschiedenen Konflikte in der deutschen Debatte um die Regulierung digitaler Gesundheitsdaten in der ePA hat bislang noch keine andere wissenschaftliche Arbeit versucht zu ergründen und zu schlichten. In meiner Arbeit habe ich mich dabei besonders auf die
folgenden fünf Aspekte konzentriert: (1) Datenschutz- und Sicherheit, (2) Zugang zu den Daten, (3) Datennutzung, (4) Patientensouveränität und (5) Data literacy. Um die Vorteile der Digitalisierung für alle nutzbar zu machen, müssen Rechte, wie das auf Patientensouveränität und Datenschutz im Sinne der Nutzer, formuliert und eingehalten
werden. Ich bin überzeugt davon, dass uns dies gelingen kann, wenn jeder/ jede einzelne genügend Informationen über digitale Innovationen und die ePA bekommt, und somit seine digitale Gesundheitskompetenz aufbauen kann. Hier sehe ich die Krankenkassen in der Pflicht. Unter dieser Voraussetzung kann die Digitalisierung einen enormen Mehrwert für die selbstbestimmten Nutzer der ePA schaffen.

Wo sehen Sie die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso? 

Ich sehe großes Potential bei der medizinischen Forschung mit verschlüsselten Daten aus der digitalen Patientenakte. Diese darf allerdings nur durchgeführt werden, sofern der Patient als Souverän seiner Daten anerkannt bleibt. Diese Daten können zum Beispiel Aufschluss über Behandlungserfolge, Medikamente und gewisse Therapien bringen, oder den Arzt bei der Diagnose unterstützen.

Das größte Potential für Gesundheit im digitalen Zeitalter wird allerdings der Schritt von einer „Symptom-behandelnden“ zu einer präventiven Medizin sein, die durch die Nutzung genomischer Daten ermöglicht wird. Diese sollen, so Chef der Gematik, Markus Leyck
Dieken, in Zukunft auch in der ePA lagern und Aufschluss über die Krankheits- und Gesundheitsgeschichte der zurückliegenden und kommenden Generationen informieren. Somit können Kinder, zum Beispiel, bewusst Risiken vermeiden und Krankheiten vorbeugen,
für die sie genetisch prädestiniert sind. Dass besonders hierbei Datenschutz und- Sicherheit gewährleistet sein müssen ist eine unverzichtbare Bedingung für die Nutzung genomischer
Daten.

Wo konkret sehen Sie das größte Marktpotenzial in der digitalen Gesundheit in den kommenden Jahren und wieso?
Das größte Marktpotential sehe ich dort, wo die staatliche Gesundheitsversorgung derzeit ihre Lücken lässt: sei es bei langen Wartezeiten auf einen Arzttermin oder bei einer schnellen und
bedarfsorientierten Gesundheitsversorgung, die unbürokratisch und nah am Patienten ist. Diese Lücke kann durch Apps gefüllt werden, die durch ihr Angebot die lange Wartezeit überbrücken können, oder den Gang zum Arzt überflüssig machen. Für Apps dieser Art sehe
ich großes Potential, bei Nutzern, die in der Stadt leben, aber auch auf dem Land, wo sich die ärztliche Versorgung ausdünnt.

Was ist Ihr konkreter Ratschlag an Gründer und Investoren im Bereich digital health? 

Das wichtigste dabei ist die Wahrung des Vertrauens der Nutzer in das Produkt und in die Sicherheit der persönlichen Gesundheitsdaten. Dafür empfiehlt sich strenge Konformität mit den Richtlinien der EU-DSGVO sowie Transparenz den Nutzern gegenüber, damit diese
verstehen wann und mit wem die Daten zu analytischen Zwecken geteilt werden. Gesundheitsdaten sind sehr sensibel, und ihre Sicherheit ist Nutzern digitaler Gesundheitsapplikationen absolut wichtig. Das belegen Studien. Um das Vertrauen der Nutzer zu gewinnen empfehlen sich daher Kooperationen mit anerkannten Universitäten, Versicherungen oder medizinischen Forschungsinstituten.

Welche drei Events sind absolute MUSTs im Bereich Digital Health, würden Sie also dringend empfehlen? 

Die zwei wichtigsten Veranstaltungen sind meiner Meinung nach die Digital Life Design Conference, die in diesem Jahr unter anderem in München stattfand, sowie die politischen Abende der Medizininformatik-Initiative. Letztere sind besonders für diejenigen interessant, die wissen und mitreden wollen, wie die Zukunft der ePA aussehen soll. Im Februar 2020 wurden, unter anderem, auch Best Practices anderer Ländern vorgestellt, die bereits viel weiter mit der Digitalisierung des Gesundheitswesens sind, von denen Deutschland noch eine Menge lernen kann.

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Interviews

Regina Vetters
im Interview

Wer bist Du und wie beschreibst Du Deinen Drive im Bereich digitaler Medizin, Deine Rolle?

Mein Name ist Regina Vetters. Ich leite die BARMER.i, die Digital-Unit der BARMER, die vor drei Jahren ihre Arbeit aufgenommen hat. Unser Ziel: die Digitalisierung innerhalb der BARMER voranzutreiben. Die „Welt“ formulierte einmal treffsicher, dass „Spieltrieb, Neugierde und ein wenig Unruhe stiften“ zu meiner Jobbeschreibung gehören. Bei der BARMER.i haben wir die Freiräume, neue Ideen zu entwickeln und Konzepte auszuprobieren und das unter dem Dach einer großen Krankenkasse. Erfolgreich umgesetzte Ideen, kommen im besten Fall rund neun Millionen Versicherten zugute. Das ist ein großer Ansporn. 

Was ist Dein USP, Dein Alleinstellungsmerkmal? Was exakt findet in Deinem Alltag schon alles digital statt? Wo schafft die Digitalisierung damit einen Mehrwert?

Als ehemalige Journalistin und McKinsey-Beraterin bringe ich Wissen und Mentalitäten aus verschiedenen Welten zusammen. Ich versuche das „Einfach mal machen.“ aus der Start-up-Szene mit den rigiden gesetzlichen Vorgaben einer Krankenkasse zu verschmelzen. Für die BARMER über den Tellerrand hinaus zu schauen und diese große Organisation ein bisschen beweglicher und digitaler zu machen – dafür bin ich angetreten. Privat gilt digitaler Pragmatismus statt fancy digital Lifestyle. Seit die Gaming-Zeiten meines älteren Sohnes digital abgebildet sind, müssen wir uns darüber beispielweise nicht auseinandersetzen. Gerade motiviert die BARMER alle Mitarbeiter mit einer Radfahr-Challenge, das ist gleichermaßen gut für Nachhaltigkeit und Gesundheit – und in Corona-Zeiten vermutlich eh der beste Weg, um zur Arbeit zu kommen. Ich bin ein großer Fan von evidenzbasierten digitalen Produkten, die den Datenschutz nicht aus den Augen verlieren – im Digital-Health-Bereich sowie im Alltag. 

Wo siehst Du die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso? 

Aus Sicht der Nutzer wird die Digitalisierung dazu beitragen wird, Patientenbedürfnisse und medizinische Expertise ganz neu zusammenzuführen. Diagnosen dürften erleichtert, Therapien verbessert und die Betreuung intensiviert werden. All das kompensiert zumindest in Teilen Engpässe und gibt Patienten mehr Wahlmöglichkeiten. Entscheidend gestärkt wird das informierte Selbst. Wer möchte, kann sein Gesundheitsmanagement dank digitaler Lösungen selbst aktiv in die Hand nehmen. Dazu wird beispielsweise die elektronische Patientenakte (ePA) beitragen, die zum 1. Januar 2021 von allen Krankenkassen zur Verfügung gestellt werden soll. 

Für die BARMER und ihre Mitarbeiter macht vor allem die Prozessdigitalisierung einen großen Effizienzgewinn möglich, der gleichzeitig die Arbeit für viele Mitarbeiter erleichtern kann. Vor allem standardisierte, homogene Antragsprozesse können komplett automatisiert werden – von der Dateneingabe bis zum Versand eines Bescheids. Dadurch werden sich Aufgaben verschieben. Die Mitarbeiter können sich so beispielsweise besser um beratungsintensive Themen kümmern. 

Kundenseitig müssen wir die Transparenz, die mit der ePA ins System kommen wird, auch unseren Versicherten ermöglichen. Der BARMER Kompass lässt Versicherte online den Bearbeitungsstatus ihres Krankengelds vom Einreichen der Krankschreibung bis hin zur Berechnung und Auszahlung des Krankengelds verfolgen. Weitere Prozesse werden folgen. Diese Transparenz ist derzeit einmalig in der Gesetzlichen Krankenversicherung und ermöglicht, dass wir in einen noch stärkeren Dialog mit unseren Kunden treten. 

Wo konkret siehst Du das größte Marktpotenzial in der digitalen Gesundheit in den kommenden Jahren und wieso?

Immer mehr Menschen stehen digitalen Lösungen im Gesundheitsbereich aufgeschlossen gegenüber. Die Zahl derer, die bereits Apps zu Gesundheits-, Fitness, oder Ernährungsthemen nutzen, steigt. Laut einer Umfrage des IT-Verbands Bitkom nutzen bereits zwei von drei Smartphone-Besitzern solche digitalen Gesundheitshelfer. Ich bin gespannt, wie es sich auf den Markt auswirkt, dass digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) im Rahmen des Digitale Versorgung Gesetzes (DVG) nun auch verordnet werden können. Wir beobachten auf jeden Fall, dass digitale Lösungen fachlich deutlich vielseitiger werden und zunehmend multifaktoriell an Krankheiten herangehen. 

Ein weiterer Bereich mit großem Potenzial ist die Telemedizin. Sie kann die medizinische Versorgung zukünftig enorm verbessern. Während in großen Städten die Arztpraxen überlaufen sind, ist die Versorgung im ländlichen Raum eher schwierig. Der demografische Wandel und schwindende Mobilität im Alter verschärfen das Problem noch zusätzlich. Die Einbindung telemedizinischer Lösungen in die Regelversorgung kann hier Abhilfe schaffen. Im Rahmen von Corona hat jetzt jeder vierte niedergelassene Arzt sich an der Telemedizin versucht. Zugleich haben Menschen jeden Alters nun mehr Kontakt zu digitalen Anwendungen. Wer die Schwelle zur Videokonferenz mit den Enkeln genommen hat, steht womöglich auch einer Videokonsultation mit dem Hausarzt offener gegenüber. 

Was ist Dein konkreter Ratschlag an Gründer und Investoren im Bereich digital health? 

Start-ups haben unzählige spannende Ideen. Die medizinischen Kenntnisse aus der konventionellen Behandlung sind aber auch für digitale Lösungen oft enorm wichtig. Gute Firmen haben deshalb einen Mediziner mit an Bord oder arbeiten mit einem Krankenhaus zusammen. Das hilft auch dabei, von vornherein darüber nachzudenken, welche Evidenz eine Anwendung genieren sollte

Für die entwickelten Apps gilt: Technologisch ist vieles möglich, was rechtlich seine Grenzen findet. Ohne Kenntnisse der Rechtslage im medizinischen Bereich kann eine gute Idee schnell vor die Wand gefahren werden. Zudem muss eine Anwendung muss rundherum intuitiv und weitgehend selbsterklärend sein. Es hilft uns wenig, wenn wir eine neue App erst erklären und Schulungen ansetzen müssen. Das funktioniert erst recht nicht, wenn es in Zukunft immer mehr Apps gibt.

Welche drei Events sind absolute MUSTs im Bereich Digital Health, würdest Du also dringend empfehlen? 

Eine der gängigsten Veranstaltungen rund um die digitale Gesundheitsversorgung ist die DMEA, die in diesem Jahr zum ersten Mal digital stattfindet. Außerdem bietet der Health Innovation Hub (hih) regelmäßig hochkarätig besetzte Veranstaltungen an. Zugleich klingt das jetzt schon fast ein bisschen arriviert. Entscheidend ist doch, dass sich die Szene gut vernetzt und Events kreiert, sobald ein neues Thema aufploppt. 

Empfohlene Webpages / Foren / Plattformen / Meetups / Newsletter?

Es gibt so viele spannende und informative Webpages, Foren und Plattformen, dass ich nicht auf einzelne gesondert verweisen möchte. Dies würde den nicht genannten nicht gerecht werden. 

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Company Interview

Leistungsstarke klinische Tools | AMBOSS im Interview

AMBOSS ist eine unabhängige, für den digitalen Raum konzipierte Wissensplattform – schnell, verlässlich, tagesaktuell, hochvernetzt das ganze medizinische Spektrum abbildend, fast den ganzen Lebenszyklus der Medizinerinnen und Mediziner integrierend und dabei dynamisch auf individuelle Bedürfnisse eingehend.

Was macht Euer Unternehmen ganz konkret und wie beschreibt Ihr Eure Rolle im Bereich digitaler Medizin?

AMBOSS vereint Lernsoftware und Nachschlagewerk zu einer adaptiven Plattform für Medizinerinnen und Mediziner – vom ersten Tag an der Uni bis über die Facharztprüfung hinaus. AMBOSS liefert aktuelles Wissen in Sekundenschnelle und trägt so seit 2012 zu einer
effizienten, evidenzbasierten Gesundheitsversorgung bei. Rund um den Globus verlassen sich heute mehr als eine Million Medizinerinnen und Mediziner in Beruf, Studium und Lehre auf AMBOSS. Das internationale Team ist mittlerweile auf über 400 Mitarbeitende aus Medizin, Naturwissenschaften und Software-Entwicklung mit Büros in Köln, Berlin und New York angewachsen.

Aus unser Sicht ist die Vermittlung und Anwendung medizinischen Wissens ein elementarer Baustein einer adäquaten Gesundheitsversorgung. Unser Ziel ist es, die Barrieren zwischen
wissenschaftlicher Etablierung auf der einen und tatsächlicher, klinischer Anwendung auf der anderen Seite so weit es geht aus dem Weg zu räumen.

Was ist euer Alleinstellungsmerkmal? Was exakt findet in Ihrem Alltag schon alles digitalstatt? Wo schafft die Digitalisierung damit einen Mehrwert?

AMBOSS ist eine unabhängige, für den digitalen Raum konzipierte Wissensplattform – schnell, verlässlich, tagesaktuell, hochvernetzt das ganze medizinische Spektrum abbildend, fast den ganzen Lebenszyklus der Medizinerinnen und Mediziner integrierend und dabei dynamisch auf individuelle Bedürfnisse eingehend. Vieles davon gibt es in dieser Form nirgends sonst. Die deutsche Variante ist ohnehin einmalig. Was uns aber in Zukunft von anderen unterscheiden wird, ist zum größten Teil unser herausragendes Team, das sehr viele extrem talentierte, neugierige und passionierte
Persönlichkeiten aus Medizin, Entwicklung und anderen Spezialgebieten unter einem Dach interdisziplinär vereint.

Wo seht ihr als Unternehmen die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso?

Medizinstudierende werden heute immer noch so unterrichtet wie vor hundert Jahren. Während der Vorlesungen werden die Studierenden mit Fakten gefüttert, die sie sich merken müssen und wovon die Hälfte zum Zeitpunkt ihres Abschlusses schon wieder veraltet sein wird. Diese Studierenden werden zu Ärzten und Ärztinnen, die dann über eine Fülle von Informationen verfügen müssen, aber keine effiziente Möglichkeit haben, darauf zuzugreifen. Die schiere Fülle
und Vielfalt der Quellen macht es fast unmöglich, schnell zuverlässige, aktuelle medizinische Informationen zu finden. Was macht man als Allgemeinmediziner auf dem Land, wenn man Schwierigkeiten mit der Diagnose eines Patienten hat? In einem Buch nachschlagen? Vielleicht. Aber dieses wird höchstwahrscheinlich nicht die neuesten Leitlinienempfehlungen bereithalten, da medizinische Bücher in manchen Bereichen am Tag der Veröffentlichung bereits nicht mehr
aktuell sind. Das Fazit ist, dass medizinisches Wissen somit nicht immer Eingang in die klinische Praxis findet.

Wir müssen uns mehr auf medizinische Grundprinzipien, Datenkompetenz und die Interaktion zwischen Arzt und Patient konzentrieren.

Dr. Sievert Weiss

Gleichzeitig gibt es viele neue Technologien, die Informationen leichter verfügbar machen. Obwohl diese Technologien auch dazu führen, dass mehr Inhalte generiert werden (insbesondere in der medizinischen Welt), können sie Ärztinnen und Ärzten auch bei der
Bewältigung der Informationsflut helfen. In den nächsten Jahren müssen wir uns Fragen stellen wie: Was sollten die medizinischen
Fakultäten tatsächlich unterrichten und wie? Ich denke, wir müssen uns mehr auf medizinische Grundprinzipien, Datenkompetenz und die Interaktion zwischen Arzt und Patient konzentrieren.
Wir werden sehen, wie sich immer mehr theoretisches Wissen in den digitalen Raum verlagert und dort zugänglicher wird. Ich kann mir beispielsweise auch sehr gut vorstellen, dass Kooperationen zwischen digitalen Universitäten und Partnerkrankenhäusern irgendwann die
Norm sein könnten – insbesondere an Orten, wo Kapazitäten rar sind.

Aber das digitale Medium ist eben auch nur das: ein Medium; und wir sollten sicherstellen, dass es von menschlichen Akteuren gesteuert wird und diese nicht ersetzt. Nehmen wir zum Beispiel ein klinisches Entscheidungshilfesystem: So automatisiert und intelligent es auch sein mag, wird es niemals in der Lage sein, ärztliches Personal zu ersetzen. Es wird jemand gebraucht, der Patienten ganzheitlich sieht, der mit den Patienten und ihren Angehörigen spricht, jemanden,
der den “machine bias” korrigiert und die Entscheidungen tatsächlich zusammen mit den Patienten trifft und umsetzt. Die Entscheidungsunterstützung ist jedoch ein hervorragendes
Instrument zur Navigation in der zunehmenden Menge an Daten und Informationen, die Angehörigen der Gesundheitsberufe zur Verfügung stehen. Anstatt Maschinen inhärent im Konflikt mit diesem menschlichen Element anzusehen, sollten wir uns darauf konzentrieren, wie Maschinen unsere Fähigkeiten erweitern können.

Welche Erwartungen habt ihr an die Deutschen Regulationsbehörden und die Politik?

Wir sind glücklicherweise nicht besonders von Regulierung betroffen. Aber wenn wir an gesamtgesellschaftliche, von der Politik beeinflussbare Entwicklungen denken, gibt es aus
unserer Sicht ein paar wichtige Themen: In Anbetracht des exponentiellen Wissenszuwachses in der Medizin und den immer potenteren digitalen Möglichkeiten muss ein Umdenken stattfinden – sowohl in der medizinischen Ausbildung als auch in der Berufsausübung. Die Erwartung des “Halbgottes in Weiß”, der alles
kann und alles weiß, sollte vielleicht abgelöst werden von einem “partnerschaftlichen Gesundheitsmanager auf Augenhöhe”, der Zeit für den Menschen mitbringt, aber auch offen mit
eigenen Limitationen umgehen kann.

Ein weiteres systemisches Hindernis ist die Art und Weise, wie Anreize für Gesundheitsdienstleister gesetzt werden. Natürlich möchten alle effizient sein und ihre Ressourcen mit Bedacht einsetzen. Anreize sollten jedoch immer auf der Grundlage der
Patientenergebnisse bestimmt werden. Wenn beispielsweise Chirurginnen und Chirurgen wissen, dass sie für die Rentabilität ihrer Abteilung verantwortlich sind und dass es finanziell
lohnender ist, Operationen durchzuführen, beeinflusst dies die Art und Weise, wie sie die Behandlungsoptionen abwägen. Patienten profitieren nicht unbedingt von dieser Anreizstruktur.

Eine erhebliche Rolle spielt auch die Aufwertung der Gesundheitsberufe. In Zeiten von COVID-19 haben wir erfahren, wie knapp wir an manchen Stellen besetzt gewesen wären, denn das
jahrelange “ökonomisieren” des Gesundheitsbereiches wurde und wird auf den Rücken der Patienten und Gesundheitsberufe ausgetragen. Der Gap zwischen gesellschaftlicher Bedeutung und gesellschaftlicher sowie auch finanzieller Anerkennung geht immer weiter auseinander und verfügbares Personal wird knapper. Die Resultate der Medizin, ähnlich wie die der Bildung, profitieren aber gerade von einem relativ hohen Personaleinsatz. Es handelt sich nicht um ein klassisch “produzierendes Gewerbe”, an das industrietypische Performancestandards geknüpft werden könnten.

Die Politik hat zudem natürlich Einfluss auf die Datenschutzbestimmungen, die in hohem Maße bestimmen, wie Patientendaten erhoben und auch weiter verwendet werden können. Die elektronische Patientenakte soll ja zumindest kommen. Es wird spannend sein, in welchem Format und mit welchen Daten das passiert.

In Dänemark beispielsweise wurde bereits 1977 ein nationales Patientenregister eingerichtet, das Daten zu Krankenhausbesuchen und Diagnosen sammelt und eine Plattform bietet, über
die Patienten und verschiedene Gesundheitsdienstleister auf diese Informationen zugreifen können. Dieses Register ermöglicht umfangreiche Analysen von Gesundheitsdaten und Meta-
Beobachtungen, die dann der gesamten Gesellschaft wieder zugute kommen können. Es wäre sehr vorteilhaft, wenn andere Länder diesem Beispiel folgen würden.

Was ist derzeit der limitierende Faktor für euer Wachstum?

Wir wachsen sehr schnell in vielen Bereichen und es tun sich immer mehr vielversprechende, neue Möglichkeiten auf. Limitierend ist dabei wahrscheinlich am ehesten die Anstellung erfahrener Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. AMBOSS expandiert seit geraumer Zeit und sucht an einigen wichtigen Stellen erfahrene, aufgeschlossene und motivierte Mitarbeitende. Da wir recht hohe Ansprüche haben, ist es nicht so leicht, in diesen ohnehin meist stark umkämpften Bereichen die richtigen für uns zu finden. Es darf sich aber gerne jeder melden, der sich angesprochen fühlt und unsere Vision teilt: https://www.amboss.com/us/jobs

Wo seht ihr euer Unternehmen konkret in 20 Jahren?

Wir werden alles daran setzen, dass wir in 20 Jahren einem Großteil der medizinischen Weltbevölkerung – wo auch immer sie im Einzelnen sein mag – schnell, verlässlich und verständlich Antworten auf ihre medizinischen Fragen geben können. Es gibt keinen Grund, warum Klinikerinnen und Klinikern Zugang zu diesen Antworten und diesem Wissen verwehrt bleiben sollte – es ist wie eine Art Grundrecht, nicht zuletzt auch zugunsten der Patienten. Das schließt ganz bewusst auch Low- und Middle-Income-Countries ein, bei denen wir auch heute schon auf hohe Resonanz stoßen und für die wir alternative Zugangsmodelle entwickeln.

Beispielsweise stellen wir syrischen Medizinstudierenden AMBOSS kostenfrei zur Verfügung der statten humanitäre Hilfsorganisationen mit AMBOSS aus. Die Vision vom ubiquitären Zugang zu unseren Informationen und dem Nutzen daraus ist, was uns antreibt und immer antreiben wird.

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Interviews

Sievert Weiss
im Interview

Wer sind Sie und wie beschreiben Sie Ihren Drive im Bereich digitaler Medizin, Ihre Rolle?

Meine Name ist Sievert, ich bin einer der Gründer von AMBOSS und von Haus aus Arzt. Als wir uns 2010 auf das medizinische Staatsexamen vorbereiteten, waren wir von den angebotenen Lernhilfen enttäuscht. Das war der Auslöser, AMBOSS zu gründen. Da wir in dem Bereich innerhalb kürzester Zeit sehr erfolgreich geworden sind und inzwischen nahezu alle Medizinstudierenden AMBOSS zur Examensvorbereitung nutzen, haben wir außerdem wertvolles Wissen für die Assistenzarztzeit mit aufgenommen. Heute nutzt z.B. auch jeder zweite Weiterbildungsassistent regelmäßig AMBOSS und fällt klinische Entscheidungen basierend auf unseren Informationen. Momentan liegt der Fokus auf dem Ausbau der Plattform für Fachärzte. 

Eine unsere Hauptmotivationen zum Ausbau von AMBOSS ist das exponentielle Wachstum  medizinischen Wissens. Für medizinisches Fachpersonal ist es zunehmend schwieriger, diese Informationsflut im klinischen Alltag zu verarbeiten und dann auch noch richtig anzuwenden. Viele der bisherigen Medien konnten diesem Anspruch nicht gerecht werden.  

Was ist Ihr Alleinstellungsmerkmal? Was exakt findet in Ihrem Alltag schon alles digital statt? Wo schafft die Digitalisierung damit einen Mehrwert?

Unser Team ist sehr motiviert, talentiert und hat sich vollkommen der AMBOSS-Vision verschrieben – das ist vielleicht nicht ganz einzigartig, aber scheint mir schon sehr viel von AMBOSS’ Stärke auszumachen.
Auch wenn wir den persönlichen Kontakt sehr schätzen, findet bei AMBOSS natürlich sehr viel digital statt. Die ganze Infrastruktur sitzt in der Cloud, das Team ist auf der ganzen Welt verteilt und unser Produkt ist ja auch komplett digital. Ich schätze, dass sowas vor 10–20 Jahren in der Form – wenn überhaupt – nur mit sehr viel mehr Aufwand möglich gewesen wäre. Das sind schon faszinierende Möglichkeiten heutzutage.

Wo sehen Sie die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso? 

Die Digitalisierung bietet uns enorme Chancen. Eines der größten Potenziale besteht darin, dem Gesundheitspersonal wieder die Möglichkeit zu geben, das zu tun, wozu sie ausgebildet worden sind: Sich darauf zu konzentrieren, evidenzbasierte Medizin ergebnisorientiert und vor allem auch menschlich den Patienten anzubieten, anstatt ihre Zeit mit ineffizienten Prozessen und Verwaltungsaufgaben zu verschwenden.

Als ich noch als Arzt arbeitete, musste ich bei vielen Patienten häufig aufs Neue herausfinden, unter welchen Erkrankungen sie leiden, welche Medikamente sie einnehmen und welche Eingriffe bereits durchgeführt worden waren. Jedes Mal mussten der Hausarzt oder die zuletzt behandelnden Krankenhäuser aufgespürt und angerufen werden, um mit der Zustimmung des Patienten die zur Behandlung nötigen Informationen zugefaxt zu bekommen. Und das ist nur einer der vielen Verwaltungsaufwände, die in Summe bis zu einem Drittel der ärztlichen Arbeitszeit verbrauchen. Gleichzeitig werden den Patienten immer mehr Dienstleistungen angeboten, sodass das Missverhältnis wächst zwischen dem, was von Ärzten erwartet wird, und dem, was sie tun müssen, um die Erwartungen zu erfüllen.

Wo konkret sehen Sie das größte Marktpotenzial in der digitalen Gesundheit in den kommenden Jahren und wieso?

Prinzipiell würde ich sagen, dass ein großes Marktpotenzial dort liegt, wo komplett neue oder substanziell bessere Produkte oder Services geschaffen werden können, die eine deutlich bessere Erfahrung in einem für die Nutzenden relevanten Bereich bedeuten. Ich denke es lohnt sich, sich mehr auf so einen “bottom-up”-Ansatz zu konzentrieren (vielleicht auch anfänglich eher in Nischenmärkten), als bekannte, große Märkte “top-down” erobern zu wollen.

Was ist Ihr konkreter Ratschlag an Gründer und Investoren im Bereich digital health? 

Traut euch! Ich denke, wir brauchen viel mehr mutige Gründer mit Fachwissen in den Gebieten Medizin, Medizintechnik, Biologie, Biochemie, Biotech usw. Digital Health ist ein riesiger Bereich mit wahnsinnig viel unerschlossenem Potenzial – das bedarf vieler neuer und kluger Köpfe, die dieses Feld wachen Auges zu navigieren wissen.

Insgesamt ist der Bereich Digital Health ja sehr fragmentiert und reguliert sowie mit Befindlichkeiten und ernstzunehmenden Bedenken und sehr viel Spezialwissen versehen. Das sind gute Voraussetzungen, um etwas Neues und Besseres zu schaffen. Wenn man dann ein gewisses Durchhaltevermögen und eine daran angepasste Erwartungshaltung mitbringt und sich zunächst auf einen Teilbereich fokussiert, hat man aus meiner Sicht gute Chancen, seine Nische zu finden und erfolgreich zu sein. 

Welche drei Events sind absolute MUSTs im Bereich Digital Health, würden Sie also dringend empfehlen? 

Um ehrlich zu sein, kann ich hier leider keine guten Ratschläge beisteuern, da wir kaum an solchen und anderen Events teilnehmen. Vielleicht sollten wir das vermehrt tun, aber wir sind sehr “heads down” auf unser Produkt und unsere Zielgruppe fokussiert und verbringen wenig Zeit mit anderen Themen.

Ich glaube, Fokus hilft. Man muss ohnehin schon aufpassen, diesen nicht zu verlieren. Durch zu viel Fremdeinfluss und andere Meinungen wird man ggf. noch mehr irritiert. Wenn man 1–2 Mentoren hat, die schon einmal ein Unternehmen aufgebaut haben, ist das sehr hilfreich. Dann gibt es sicherlich ein paar speziellere Themen im Bereich Digital Health, bei denen man sich beraten lassen muss. Ansonsten würde ich lieber das Produkt sprechen lassen.

Empfohlene Webpages / Foren / Plattformen / Meetups / Newsletter?

Prinzipiell finde ich es interessant, von anderen Gründern/Innovatoren und Investoren zu hören. Deswegen höre ich persönlich gerne Podcasts von: