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Martin Camphausen
im Interview

Wer bist Du und wie beschreibst Du Deinen Drive im Bereich digitaler Medizin, Deine Rolle?
Ich bin Martin Camphausen, Leiter Marketing und Employer Branding beim Klinikverbund Südwest. Am Ende bin ich also nicht für die digitale Medizin zuständig, aber dafür, dass wir Mediziner rekrutieren und binden, die das können. Außerdem Patienten vermehrt digital für uns gewinnen bzw. digital anleiten, wie man sich in einem großen Krankenhaus zurechtfindet und dann nahtlos in die
Anschlussbehandlung übergeht. Von letzteren Punkten sind wir im Verbund noch entfernt.

Was ist Dein USP, Dein Alleinstellungsmerkmal? Was exakt findet in Deinem Alltag schon alles digital statt? Wo schafft die Digitalisierung damit einen Mehrwert?

Mein USP ist ganz klar, dass ich HR-seitig was von Employer Branding, Personalmarketing und Recruiting und gleichzeitig was von Kommunikationsmanagement und Marketing verstehe. Die
Kombination gibt es nicht oft – und das, obwohl man ständig Sätze wie „dem Fachkräftemangel begegnen“ hört. In diesem Bereich findet noch viel zu wenig digital statt und die Budgets sind zu knapp bemessen. Aber wir sind gerade dabei, unser Recruiting auf Performance Marketing zu switchen. Und wir haben angefangen, unser Onboarding zu digitalisieren. Recruiting lief schon vorher in Teilen remote ab, nun aber noch mehr. Und im Personalmarketing gehen wir sehr auf Digital out of Home (DooH) und In-App-Werbung. All das schafft Mehrwerte in der spitzen Zielgruppenansprache und der Erreichung unserer Ziele. Gleichzeitig ist das alles leichter und im Idealfall live messbar. Ich weiß also immer, wo ich stehe.

Wo siehst Du die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso?

Ich finde vier Felder als zentral an: Als erstes eine den Namen verdienende elektronische Patientenakte (ePA), denn sie wird in Deutschland eine Telematikinfrastruktur bringen, auf die vieles
andere aufbauen wird. Gleichzeitig gibt sie den Patienten die nötige Übersicht und Kontrolle über die im Gesundheitswesen üblichen Prozesse. Zum anderen die Forcierung der Telemedizin, damit
insbesondere ländliche Regionen nicht weiter abgehängt werden. Und schließlich Big Data zu Smart Data machen, denn wir sitzen auf einem teils riesigen Datenschatz und brüsten uns damit, nutzen ihn
aber nicht. Nur smarte Daten sind gute Daten.

Wo konkret siehst Du das größte Marktpotenzial in der digitalen Gesundheit in den kommenden Jahren und wieso?

Um ehrlich zu sein sehe ich das in all den Feldern, die ich davor genannt habe. Denn sowohl in E- Health als auch Digital Health als auch mHealth geht enormes Wachstum. Denn in all den Feldern
hängen wir Deutschen massiv hinterher. Auf der anderen Seite könnten wir beispielsweise durch Künstliche Intelligenz (KI) viele Milliarden sparen. Die Seite der Medaille sollten wir nicht außer acht
lassen.

Was ist Dein konkreter Ratschlag an Gründer und Investoren im Bereich digital health?

Da ich kein Gründer bin, tue ich mich schwer mit Ratschlägen an Gründer, außer: Macht weiter, haltet durch, wir brauchen euch! Mein Wunsch an Investoren ist: Haut richtig in die Tasten, wir haben so viel
Luft, dass sich im Zweifel wie gesagt überall Investitionen lohnen.

Welche drei Events sind absolute MUSTs im Bereich Digital Health, würdest Du also dringend empfehlen?

Zukunftsmedizin
DMEA/DMEA sparks
Videokonferenzen/direkter Austausch mit Experten zu Coronazeiten (besseren Austausch kann man kaum bekommen.

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Interviews

Nina Löwen
im Interview

Wer sind Sie und wie beschreiben Sie Ihren Drive im Bereich digitaler Medizin, Ihre Rolle?

Ich bin Klinische Psychologin, approbierte Psychotherapeutin im Richtlinienverfahren Verhaltenstherapie und seit 2016 im Bereich Digital Health unterwegs. Hierbei bin ich vor allem in der Konzeptentwicklung und inhaltlichen Gestaltung tätig, z.B. von (mobilen) Interventionen zur Förderung psychischer Gesundheit, begleitenden Angeboten bei bestehenden Erkrankungen oder der Motivationsförderung bzgl. gesunder Gewohnheiten. 

Meine Arbeit im Bereich Digital Health ergibt sich aus meiner Überzeugung, dass wir die alltäglich gewordenen digitalen Werkzeuge in unserem Leben sowie die technologischen Fortschritte der Zukunft unbedingt auch zur Förderung unseres emotionalen und körperlichen Wohlergehens nutzen sollten.

Was ist Ihr Alleinstellungsmerkmal? Was exakt findet in Ihrem Alltag schon alles digital statt? Wo schafft die Digitalisierung damit einen Mehrwert? 

Ich schätze approbierte Psychologische Psychotherapeut*innen wie ich sind im Bereich Digital Health, insbesondere der Produktentwicklung, noch vergleichsweise selten anzutreffen. Ich denke, das hängt auch damit zusammen, dass oft unklare Vorstellungen bzgl. der Kompetenz- und Kenntnisprofile von Psychotherapeut*innen bestehen. Dabei beinhaltet Psychologie und Psychotherapie viele Bestandteile, die gerade in der nutzer*innenzentrierten Produktentwicklung elementar sind – z.B. Kenntnisse zu Verhalten und Verhaltensmodifikation sowie zu dahinterliegenden Prozessen, die z.B. Bedürfnisse, Motivation, Entscheidungsfindung und Lernprozesse mit einschließen. Meiner Erfahrung nach ergeben sich da z.B. in der Zusammenarbeit mit UX Designer*innen neue Perspektiven, Denkansätze und ein spannender Methodenaustausch.

Während ich in der digitalen Produktentwicklung weitestgehend papierlos arbeite und fast alle Arbeitsschritte digital ablaufen (mit Ausnahme von z.B. Design Sprint Workshops), ist die Digitalisierung im Bereich der Psychotherapie noch auf Pen-und-Paper und PDF-Dokumentansammlungen angewiesen. Digital spielen sich hier eventuell Dokumentation, Abrechnung sowie Termin- und Raumbuchung ab. Häufig empfehle ich Patient*innen begleitend digitale Angebote, zum Tracking oder zur Vertiefung von Gelerntem, z.B. Achtsamkeitsmeditation. Da gibt es sicher noch sehr viel Luft nach oben.

Wo sehen Sie die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso? 

Wie andere Gesundheitsbereiche muss auch die Psychotherapie in Zukunft digitaler werden, daran besteht kein Zweifel. Gleichzeitig wird uns die menschliche, persönliche Komponente dabei noch lange erhalten bleiben. In den letzten Jahren wurde bereits sehr deutlich, dass unsere Gesundheitsversorgung u.a. stark von Patient Reported Outcomes und Patient-Generated Health Data profitieren kann. Ich hoffe, dass es uns durch diese in der Zukunft noch besser möglich sein wird, Entstehungsbedingungen und Verlaufsformen von Erkrankungen zu verstehen, Fehldiagnosen zu verringern sowie individualisiert zugeschnittene Interventionen zu entwickeln und auszuwählen, z.B. durch die Analyse von Big Data und AI-gestützte Methoden. Dafür müssen natürlich noch viele Fragen bzgl. Ethik, Datenschutz und Aussagekraft von Daten bearbeitet und kritisch diskutiert werden.

Das größte Potenzial sehe ich hierbei in der Gesundheitsversorgung traditionell unterrepräsentierter und vernachlässigter Gruppen – z.B. Frauen*, LGBTIQA*-Personen oder  PoC, die in unseren vorherrschenden medizinischen Modellen bisher nicht ausreichend Berücksichtigung finden und nachweislich auch eine schlechtere Versorgung erhalten. Digitale Angebote können hier perspektivisch dabei unterstützen, Verzerrungen im Krankheitsverständnis und bei Diagnosen zu reduzieren und passende Behandlungsansätze zu wählen. 

Wo konkret sehen Sie das größte Marktpotenzial in der digitalen Gesundheit in den kommenden Jahren und wieso?

Der “Psychotherapie-Markt” ist international sehr heterogen und in Deutschland nicht besonders groß. Mentale Gesundheit betrifft jedoch jede*n von uns. Als Psychotherapeutin interessiert mich hier in den kommenden Jahren vor allem der Einsatz von VR-Technologien, z.B. in der Unterstützung von Entspannungsverfahren oder Expositionsbehandlungen. Durch sinkende Hardware-Preise wird der Zugang zu VR-Technologien neben (Privat)Kliniken auch zunehmend für kleinere Medizinische/Psychotherapeutische Versorgungszentren und Einzelpraxen attraktiver. Gleichzeitig könnte so vereinzelt der Einsatz von Medikamenten, z.B. Benzodiazepinen oder Neuroleptika, verringert werden, Behandlungen könnten nebenwirkungsärmer und effizienter gestaltet werden.

Darüber hinaus interessiere ich mich persönlich für den Bereich Serious Games im Bereich der psychischen Gesundheit. Während es da vereinzelt noch “dreangeklatscht” und willkürlich wirkende Versuche der Gamifizierung gibt, bestehen auf der anderen Seite einige interessante und vielversprechende Ansätze – ich denke da z.B. an eQuoo oder MindLight. Ich sehe da viel Potential und bin gespannt, was sich dahingehend auf dem Markt in den nächsten Jahren entwickelt.

Was ist Ihr konkreter Ratschlag an Gründer und Investoren im Bereich digital health? 

Handelt es sich um B2C Angebote, sollten Gründer*innen stets im Hinterkopf behalten, dass aufgrund unseres insgesamt guten Gesundheitssystems in Deutschland die Bereitschaft, Kosten für Leistungen im Gesundheitsbereich selbst zu tragen, relativ gering ist. Dazu kommt, dass das, was gut tut, sich im Bereich Gesundheit nicht immer gut anfühlt; oft stehen für User zunächst Aufwand oder Belastung im Vordergrund, die Vorteile von gesundheitsfördernden Interventionen werden hingegen häufig erst langfristig spürbar, was für die Zahlungsbereitschaft und den Erhalt der Retention zusätzlich beachtet werden muss.

Häufig beobachte ich auch, dass die Bedeutung von Zertifizierungen und Regularien im Gesundheitsbereich unterschätzt wird. Gerade mit den neuesten Entwicklungen bzgl. des Digitalen-Versorgung-Gesetzes bzw. der  Digitalen-Gesundheitsanwendungen-Verordnung sollte hier im Vorfeld genug Klarheit geschaffen und genügend finanzielle, personelle, und vor allem zeitliche, Ressourcen eingeplant werden.

Welche drei Events sind absolute MUSTs im Bereich Digital Health, würden Sie also dringend empfehlen? 

·        DMEA – Connecting Digital Health

·        Frontiers Health

·        HIMSS & Health 2.0  

7. Empfohlene Webpages / Foren / Plattformen / Meetups / Newsletter?

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Interviews

Aline Vedder
im Interview

Wer bist Du und wie beschreibst Du Deinen Drive im Bereich digitaler Medizin, Deine Rolle?

Ich bin Investorin bei Ananda Impact Ventures. Ananda ist ein europäischer VC Fund, der sich auf Startups konzentriert, die mit ihren Produkten positiven Impact schaffen, z.B. Unternehmen im Digital Health, Sustainability oder Future of Work Sektor. In Impact-Unternehmen investieren wir nicht nur aus rein idealistischen Gründen, sondern vor allem weil wir fest daran glauben, dass Unternehmen, die sich mit den großen gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit auseinandersetzen immenses Momentum und Wachstumspotenzial haben. Der Digital Health Sektor ist ein wichtiger Investment-Fokus für uns und ich bin stolz darauf mit Portfoliounternehmen wie CASPAR Health, Anbieter von digitaler Reha, die Digitalisierung im Healthcare-Bereich vorantreiben zu können.

Was ist Dein USP, Dein Alleinstellungsmerkmal? Was exakt macht Euer Fund? Wo schafft Ihr einen Mehrwert?

Wir investieren in Impact Startups vor allem in DACH und UK. Initial zwischen einer und drei Millionen Euro und über den Investmentzyklus bis zu sieben Millionen Euro pro Startup. Wir investieren inzwischen aus unserem dritten Fonds und verfügen entsprechend über die notwendige Erfahrung, um Startups auf ihrem Wachstumspfad zu begleiten. Wir sind ein sehr unternehmerisch geprägtes Team und haben große Leidenschaft für das, was unsere Impact-Unternehmen tun. Zudem teilen wir als Impact Investoren die Vision unserer Healthcare Startups, den Patienten in den Mittelpunkt zu rücken und das Gesundheitssystem effizienter zu gestalten. Eines unserer Portfolio-Unternehmen, mika, bietet z.B. personalisiert digitale Therapie-Begleitung für Krebspatienten an. Patienten-Empowerment und proaktives Gesundheitsmanagement sind auch zwei der Themen, die durch digitale Technologien aktuell von Grund auf verändert und neu definiert werden.

Wo siehst Du die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso? 

Aktuell bestimmen im Gesundheitssystem Zahler und Anbieter die Bedingungen. Die Erfahrung der Patienten ist dabei in den Hintergrund gerückt. Das ändert sich durch die Digitalisierung zunehmend. Neue Unternehmen rücken durch technologische Innovationen Prävention und den Patienten in den Mittelpunkt. Das gesamte System muss das Recht des Patienten anerkennen, gleichberechtigter Partner bei seiner Behandlung zu sein. Ich glaube, dass in diesem Kontext z.B. Remote Patient Monitoring Systeme an Relevanz gewinnen werden. Diese können Versorgungslücken schließen und bieten dem Patienten die Möglichkeit seine Gesundheit proaktiv selbst zu managen und flexibel in seinen Alltag einzugliedern. Im Zuge der Covid-Pandemie haben wir gesehen, dass die Telemedizin global einen regelrechten Boost erfahren hat. Dieser Trend wird sich nicht mehr aufhalten lassen und den Alltag von Patienten aber auch Ärzten grundlegend verändern. Wir stehen vor einem Paradigmenwechsel in der Medizin.  

Wo konkret siehst Du das größte Marktpotenzial in der digitalen Gesundheit in den kommenden Jahren und wieso?

KI wird zunehmend im Gesundheitswesen eingesetzt und hat das Potenzial, verschiedene Aspekte der Patientenversorgung fundamental zu verändern. Durch die Verarbeitung von bereits vorhandenen Datensätzen können nicht nur Anamnese und Diagnostik verbessert, sondern auch Behandlungsempfehlungen personalisierter und effizienter gestaltet werden. Spannend finde ich Produkte wie z.B. Kardia von AliveCor. Kardia ist ein mobiler EKG Herzmonitor, über App werden die EKG-Daten ausgewertet und dem Patienten mögliche Symptome aufgezeigt. Patienten können die gesammelten Informationen mit ihrem Arzt teilen und lernen mögliche Risiken besser zu managen. Außerdem spannend: Kardia trägt auch dazu bei, dass erstmals mehr kardiovaskuläre Daten von Frauen gesammelt werden. Die meisten Untersuchungen, Studien und auch Medikamente sind historisch auf Männer ausgerichtet. 

Was ist Dein konkreter Ratschlag an Gründer und Investoren im Bereich digital health? 

Mit dem Thema der Patientenzentrierung ergibt sich auch die Herausforderung der Patientenaktivierung. Sowohl Investoren als auch Digital Health Gründer bewegen sich oft in einem sehr kleinen Mikrokosmos und sind genau über die Benefits neuer digitaler Gesundheitsanwendungen informiert. Dieses Wissen zu teilen, Patienten abzuholen, ihr Vertrauen zu gewinnen und letztlich auch ihr aktives Nutzer-Engagement einzufordern, ist eine immense Herausforderung. Doch genau darauf kommt es an: Digital Health Startups dürfen nicht nur eine spitze Zielgruppe der digital affinen Oberschicht erreichen, sondern müssen vor allem auch die Patienten erreichen, die Unterstützung am dringendsten brauchen z.B. bei der Änderung ihrer Ernährung oder ihres Bewegungsverhaltens. Für viele Patienten werden die bestehenden Angebote gerade erst greifbar. Covid19 ist da sicherlich auch ein wichtiger Treiber. Wir müssen dafür sorgen, dass Digital Health ein Teil des New Normal wird und nicht nur in einer Bubble existiert. 

Welche drei Events sind absolute MUSTs im Bereich Digital Health, würdest Du also dringend empfehlen? 

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Interviews

Tobias Silberzahn
im Interview

Wer bist Du und wie beschreibst Du Deinen Drive im Bereich digitaler Medizin, Deine Rolle?

Ursprünglich bin ich Biochemiker und Immunologe und früher habe ich in der Krebs-Forschung gearbeitet. Seit 11 Jahren bin ich bei der Unternehmensberatung McKinsey und widme meine Arbeit ganz dem Thema „Innovation im Gesundheitsbereich“.

Meine Motivation kommt aus meiner persönlichen Geschichte: Ich habe mehrere Familienmitglieder an Krebs verloren. Als vor 4-5 Jahren in kurzer Reihenfolge mein Vater an Krebs starb und unsere beiden Kinder auf die Welt kamen, fühlte sich das für mich als „Halbzeit“ in meinem Leben an. In der ersten Hälfte meines Lebens hatte ich einen Vater. In der zweiten Lebenshälfte bin ich selbst Vater. In dieser Zeit habe ich mir viele Gedanken gemacht, was ich in der zweiten Halbzeit meines Lebens machen möchte und welche Arbeit ich als sinnvoll empfinde. Da habe ich mich entschieden, dass ich meine Arbeit ganz der Frage widmen möchte, wie sich im Gesundheitsbereich Verbesserungen erreichen und Innovationen fördern lassen.

Was ist Dein USP, Dein Alleinstellungsmerkmal?  

Das ist eine gute Frage. Ich denke, dass dies eher von den Leuten beantwortet werden sollte, mit denen ich arbeite…

Da ich europaweit mit Medizintechnik-, Pharma-Firmen, Digital Health Startups und Gesundheitsministerien an Innovations-Themen arbeite, glaube ich, einen ganz guten Überblick zu haben, wie verschiedene Digital-Health-Lösungen skalieren können und wie man Plattform-Business Modelle oder Gesundheits-Ökosysteme aufbauen kann.

Insgesamt arbeite ich viel an der Frage, wie das Gesundheitssystem der Zukunft aussehen kann – als Kombination aus digitalen und „analogen“ Angeboten. Ein Beispiel: In westeuropäischen Ländern stehen dem Gesundheitssystem schon heute mehr als 100 Interventionen zur Verfügung, mit einer Volkskrankheit wie Diabetes umzugehen. Wenn wir da einfach nochmal 25-50 digitale Lösungen „draufpacken“, werden wir das Wohl der Patienten wahrscheinlich nicht verbessern. Stattdessen könnten wir überlegen, wie wir den Bürgern in Deutschland und Europa helfen wollen, in Zukunft gesund zu leben – also gerne mehr Diskussion über das Zielbild für unser Gesundheitswesen.

Meinem Vater hätte ein digitaler Präzisionsmedizin-Ansatz sicher mehr geholfen als die Holzhammer-Krebsbehandlung, die er erfahren hat.

Wo siehst Du die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso? 

Ich sehe in drei Bereichen großes Potenzial:

1) Aufbau kundenfreundlicher Gesundheits-Ökosysteme, die die traditionellen Grenzen der „Sektoren“ im Gesundheitssystem überwinden (Stichwort: Healthcare Consumerization). Weltweit werden da gerade einige interessante Ökosysteme aufgebaut, die z.B. die ambulante Medizin und Apotheken-Dienste verknüpfen oder Ökosysteme, die verschiedene Formen der Behandlung zu integrierter Versorgung zusammenfassen.

2) Verknüpfung verschiedener Technologien zu einer personalisierten Präzisions-Medizin: Hier geht es um die Frage, wie  wir die unterschiedlichen Gesundheitstechnologien miteinander verknüpfen wollen, um mit Krankheiten in der Zukunft grundlegend anders umzugehen als bisher. Wollen wir auf Basis von Genomsequenzen, anderen OMICS-Analysen, Wearables und Remote Monitoring eine personalisierte Präzisions-Medizin vorantreiben, die es erlaubt, Patienten gezielter zu diagnostizieren und zu behandeln? Und wollen wir den nächsten Schritt gehen und Krankheiten auf Basis dieser Daten – datenschutzkonform – vorhersagen? Und dann daran arbeiten, die Krankheiten vor dem Ausbruch zu verhindern (Stichwort: Disease Prediction, Prevention und Interception)?

3) Sichere Verwendung von Gesundheitsdaten für Forschung und Entwicklung: In anderen Industrien werden Technologien eingesetzt, die es erlauben, Algorithmen auf sicher verschlüsselten dezentralen Daten zu trainieren anstatt Daten zu zentralisieren. Solche „Federated Learning“- / „Confidential Computing“- Ansätze stecken in der Gesundheitsbranche erst in den Kinderschuhen.

Insgesamt stehen wir ja erst am Anfang der Gesundheitsdigitalisierung. In vielen Institutionen reicht das IT-Budget  kaum aus, den laufenden Betrieb der bisherigen IT-Systeme aufrecht zu erhalten. Da gibt es noch einiges an Basisarbeit „im Maschinenraum“ zu tun. Aber die Arbeit im digitalen Maschinenraum wird zielgerichteter, wenn man weiß, wo die Reise hingehen soll.

Wo konkret siehst Du das größte Marktpotenzial in der digitalen Gesundheit in den kommenden Jahren und wieso?

Viele Gründer und Investoren, die im Digital Health unterwegs sind, schauen stark auf Fundraising/Investment-Zahlen und Umsatz-Zahlen. Mir sind diese Zahlen nicht so wichtig.

Das Marktpotenzial hängt langfristig eher davon ab, welchen Wert eine bestimmte Kategorie der digitalen Gesundheit für Bürger, Patienten und das Gesundheitssystem liefern kann. Wir haben den finanziellen Effekt von 26 verschiedenen digitalen Gesundheitslösungen (z.B. Telemedizin, Patient Remote Monitoring) auf verschiedene europäische Gesundheits-Systeme analysiert. Dazu haben wir über 500 Publikationen im Bereich digitaler Gesundheit angeschaut. Im nächsten Schritt haben wir den finanziellen Nutzen den „Ist-Kosten“ der Gesundheits-Systeme zugeordnet. Dann haben wir die Frage gestellt: Was wäre der finanzielle Effekt, wenn diese digitale Gesundheitslösung zu 100% implementiert wäre?

Für Deutschland läge der finanzielle Nutzen bei 34 Milliarden Euro pro Jahr, also ca. 12% der Gesamtkosten. Die drei Kategorien mit dem größten Nutzen sind die elektronische Patienten-Akte (EUR 6.4 Mrd.), Telemedizin (EUR 4.4 Mrd) und Patient Remote Monitoring (EUR 3.4 Mrd.). Insgesamt ist diese Analyse eher konservativ, da wir nur die publizierte Evidenz für digitale Gesundheitslösungen als Basis genommen haben – und viele positive Effekte der digitalen Gesundheitslösungen sind ja noch nicht publiziert. Hier ist der Link zu Studie für alle, die tiefer einsteigen möchten: https://www.mckinsey.de/news/presse/2018-09-27-digitalisierung-im-gesundheitswesen .

Eine Kategorie der digitalen Gesundheit, der ich persönlich eine besonders große Bedeutung zumesse, ist das Patient Remote Monitoring. Dabei werden Vital-Parameter von Patienten/innen von einem Arzt „fernüberwacht“. Die Stärke dieses Konzept kann man während der Korona-Pandemie sehen – sowohl in England als auch in Deutschland wurden Patient Remote Monitoring Pilot-Projekte für Covid-19 infizierte Patienten durchgeführt. Dabei übermitteln Covid-19 Patienten mehrmals täglich Ihre Vitalparameter (z.B., Fieber, Sauerstoffsättigung im Blut, Luftnot) und ein Arzt überwacht die Patienten per Dashboard. Die Idee hinter dem Konzept: Auftretende Komplikationen werden schnell identifiziert und es kann sofort medizinisch reagiert werden. Die ersten Ergebnisse sind beeindruckend: Von 244 Patienten im englischen Pilot-Projekt lag die Mortalität bei 0! In Deutschland entwickeln sich die Daten sehr ähnlich. Wer sich für dieses Thema interessiert, zum Beispiel zur Vorbereitung einer möglichen Covid-19- Winter-Welle, kann gerne mit mir Kontakt aufnehmen.
Link zur Publikation des englischen Pilotprojekts: https://www.bmj.com/content/bmj/369/bmj.m2119.full.pdf

Was ist Dein konkreter Ratschlag an Gründer und Investoren im Bereich digital health? 

Ich ermutige, auf drei Dinge zu schauen:

  1. Was ist der Wert, den eine bestimmte Digital-Health-Kategorie (wie z.B. Patient Remote Monitoring) für ein Gesundheitssystem liefern kann in Bezug auf Patient Outcomes, mehr Zeit der Ärzte/Pfleger für Patienten und finanzielle Ersparnis für das System?
  2. Was sind die Wege, die eine Digital-Health-Lösung beschreiten kann, um in einem Gesundheitssystem erfolgreich zu sein (da gibt es in Deutschland zum Beispiel mehr als 10 Wege)?
  3. Wer verdient das Geld heute, dass die Digital-Health-Firma verdienen möchte?

Welche drei Events sind absolute MUSTs im Bereich Digital Health, würdest Du also dringend empfehlen? 

Ich habe da sicher nicht den besten Überblick – aber ich würde empfehlen, regional, national und international zu unterscheiden:
1) Lokale Events, bei denen verschiedene Vertreter des Gesundheitsökosystems zusammenkommen, wie z.B. die MUST Events in München oder die Arbeit von Maru Winnacker, Heartbeat Labs, Yoni Goldwasser und Professor Böttinger für das Ökosystem in Berlin/Potsdam.
2) Nationale Events, bei denen zu Fokusthemen die Stakeholder aus verschiedenen Sektoren zusammenkommen. Da leisten Prof. Debatin, Henrik Matthies und ihre Kollegen vom Health Innovation Hub tolle Arbeit. Auch die HEALTH-Konferenz von HIMSS und dem Handelsblatt fand ich persönlich sehr gut. Allerdings ist das eine sehr subjektive Sicht, da ich wie gesagt keinen kompletten Überblick über die ganzen Events habe.

3) Globale Events, bei denen Stakeholder von verschiedenen Kontinenten zusammenkommen. Da gibt es ein enormes „Lernpotenzial“. Ein Beispiel dafür ist sicherlich der World Health Summit in Berlin. Ich selbst versuche da auch einen kleinen Beitrag zu leisten mit dem globalen Health Tech Network, einem Netzwerk von >400 Digital Health / Health Tech Startups, für das ich den Health Tech CEO Roundtable organisiere. Da gibt es mittlerweile 23 Regional-Gruppen – von „West Coast USA“ über Europa, Afrika, Indien, Singapore, China und bis Australien.

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Newsletter des Health Innovation Hubs für nationale Nachrichten und Mobilehealthnews von HIMSS für internationale Nachrichten.

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News

Virtual Roundtable Webinar
Porsche Consulting

Co-Innovating Med-Tech: Driving pragmatic innovation during times of uncertainty | Porsche Consulting

Date: August 20, 2020 | 1:00 – 2:00 PM (EDT)
Host: Gregor Harman | Partner, Porsche Consulting, Inc.
Panelists:
Tiffany Wilson | CEO, GCMI
Dr. Roman Hipp | Senior Partner, Porsche Consulting GmbH 
Ravyn Miller | Sr. Director, Medtronic
Kevin Arner | CEO, Levigy, Inc.
Morgan Clyburn | Managing Director, Highland Circle Innovations

Registration: https://www.porsche-consulting.com/en/webinar-registration/

‚Join us and our panelists as we discuss how medical device companies can innovate and grow amidst uncertainty, expanding on co-innovation as a source of growth outside traditional M&A. Cross-sectional panellists include members from advisory services, venture capital, start-up, and a global medical device company.‘

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Interviews

Delphine Bradt
im Interview

Wer bist Du und wie beschreibst Du Deinen Drive im Bereich digitaler Medizin, Deine Rolle?

Hi, mein Name ist Delphine. Ich bin Co-Founderin von MinQi. Ich habe in drei Ländern gelebt und in diversen Bereichen gearbeitet. Ich habe auch an der TUM und der LMU studiert und promoviert. Ich machte dabei immer wieder die gleichen Beobachtungen: Wie gestresst wir in unserem Alltag sind und wie wenig wir auf unseren Körper achten. 

Schon als Teenager hatte ich das Glück zu erleben wie Akupressur gegen Stress wirken kann. Und als ich Yoga für mich entdeckte – u.a. dank meine Co-Founderin 🙂 – war es mir klar: wir brauchen ein Toolkit, das uns die besten Techniken zur Verfügung stellt, um uns mit minimalem Aufwand von destruktivem Stress zu befreien. So kam MinQi zustande und damit meine persönliche Mission: eine Lösung zu schaffen um die Arbeitswelt gesünder, glücklicher und erfolgreicher zu machen.

Was ist Dein USP, Dein Alleinstellungsmerkmal? Was exakt findet in Deinem Alltag schon alles digital statt? Wo schafft die Digitalisierung damit einen Mehrwert?

Ich komme aus Paris und habe in Spanien studiert. Dort habe ich mit sechs Italienern gelebt. Ich habe in Deutschland promoviert. Und München ist seit 10 Jahren meine Heimat. Somit bin ich eine Europäerin, die das Glück hatte, von vielen Einflüssen profitieren zu können. Das, zusammen mit dem Austausch mit meinem internationalen Netzwerk, ermöglicht es mir meinen Blickwinkel breiter zu halten und meine Leidenschaft für Innovationen zu füttern.  

Im Rahmen der Digitalisierung ist das mehr denn je möglich. 

Dank Digitalisierung können wir eine europäische Community von Entrepreneuren bauen, die gemeinsam an Themen arbeiten und auch Fehler vermeiden, die andere bereits machten.

Wo siehst Du die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso? 

Die Corona-Krise hat meiner Meinung nach gezeigt, dass sich die Art und Weise wie wir arbeiten, Pausen machen und im täglichen Leben auf uns achten müssen/sollten, sehr schnell und weitreichend verändert. Unternehmen wie MinQi oder auch andere Health Solutions haben nun die Chance mit ihrer Innovationskraft und frischen Ideen, mehr denn je, zu einem besseren, gesünderen und glücklicheren Leben beizutragen und auch die Denkweise in Bezug auch Gesundheit und in unserem Fall zur Prävention verändern. Die Chance für digitale Konzepte, die analoge Prozesse oder Methoden aufgreifen, haben aktuell die größten Chancen genau dies zu erreichen, wie auch MinQi.

Wo konkret siehst Du das größte Marktpotenzial in der digitalen Gesundheit in den kommenden Jahren und wieso?

Das Marktpotential for digitalen Gesundheit ist enorm. Auch im Bereich Prävention und Corporate Health ist der Markt sehr groß, da arbeitsbedingte Muskel-Skelett-Erkrankungen (MSE) und mentale Erkrankungen leider stark am wachsen sind, was mit riesigen Kosten und Gefahren für die Unternehmen verbunden ist. Diesen Trend gilt es aufzuhalten und Alternativen zu schaffen, wie z.B. mit schlauen Pausen für den Alltag. 

Was ist Dein konkreter Ratschlag an Gründer und Investoren im Bereich digital health?

Wenn Gründer in diesem wichtigen und auch stark wachsenden Bereich Ideen und Innovationen haben, dann unbedingt verfolgen und nicht vom Weg abbringen lassen. Es gibt immer Stolpersteine, aber am Ende denke ich, dass das Team, das Durchhaltevermögen und eine gemeinsame Vision die wichtigste Faktoren sind, um Erfolge zu erzielen. Wenn diese drei Komponente da sind, profitieren Gründer sehr von einer risikobereiteren Investoren-Szene.

Welche drei Events sind absolute MUSTs im Bereich Digital Health, würdest Du also dringend empfehlen? 

https://www.empolis.com/ehealth-2018

https://re-publica.de/

http://ehealth-europe.de/

https://www.coliquio-summit.de

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Interviews

Daniel Hoefler
im Interview


Wer sind Sie und wie beschreiben Sie Ihren Drive im Bereich digitaler Medizin, Ihre Rolle?


Mein Name ist Daniel Hoefler, ich habe ab Anfang 2013 die e.Bavarian Health GmbH aus Erlangen insbesondere das Produktsortiment für digitale Services im Bereich Patientenkommunikation, mitgestaltet und mit aufgebaut. Ab 2016 habe ich schließlich offiziell die Leitung des Vertriebs und Marketings übernommen, Masterarbeiten zum Thema Digitalisierung im Gesundheitswesen betreut und den weiteren Ausbau unseres Unternehmens und unserer Projektumfänge maßgeblich vorangetrieben. Aktuell arbeiten wir daran die e.BH, nach der erfolgreichen Akquisition durch die Thieme Gruppe, in den Konzern zu integrieren bevor ich mich im Herbst einer neuen Aufgabe widmen werde und im Bereich digitaler Workflow-Simulationen und Bewegungsdaten Prozesse in Krankenhäusern weiter optimieren und neu gestalten möchte.

Meine Rolle sehe ich als unternehmerisch agierenden Menschen, vor allem als kreativen Team Member und als fordernden Mentor – ich lebe von der Arbeit im Team und unsere Ergebnisse resultieren aus progressiver Teamarbeit – nur wer sich gegenseitig fordert und fördert kann langfristig vorankommen und einen wirklichen Wert schöpfen. Heute bin ich stolz auf „meine Zöglinge“ und kann behaupten dass ich meine Aufgaben bei der e.BH guten Gewissnens übergeben werden kann.  

Was ist Ihr Alleinstellungsmerkmal? Was exakt findet in Ihrem Alltag schon alles digital statt? Wo schafft die Digitalisierung damit einen Mehrwert?

Ich hoffe nicht dass es ein Alleinstellungsmerkmal ist und viele andere Branchenkollegen meine Einstellung teilen;

Meine persönliche Motivation im Bereich der „digitalen Medizin“ zu arbeiten besteht darin zu wissen, dass wir in dieser Branche jeden Tag an Lösungen und Konzepten arbeiten die tatsächlich etwas bewegen was uns alle betrifft. Wir schaffen eine bessere und effizientere Versorgung für Patienten, für Mitarbeiter in Praxen, Kliniken und Krankenhäusern ermöglichen wir bessere und effektivere Arbeitsbedingungen. Wir steigern Effizienz und Nachhaltigkeit entlang der gesamten Versorgungskette und haben damit jeden Tag die realistische Chance das Leben und die Gesundheit eines jeden Einzelnen von uns zu verbessern – das bewegt mich und treibt mich an.

Bei e.BH arbeiten wir an Lösungen zur digitalen Patientenkommunikation, sprich immer dann wenn zwischen Behandler und Patient kommuniziert wird wollen wir einen digitalen Service anbieten. Ziel ist es dabei nicht mehr in Schubladen – digitale Anamnese, digitale Befunddokumentation, digitale Aufklärungsbögen, digitale Aufnahmedokumente – zu denken und schließlich das Archiv als zentralen Ort zu sehen, sondern vielmehr die gesamte Kommunikation zu oder mit dem Patienten strukturiert zu erfassen, Daten lesbar, kommunizierbar und verwertbar zu speichern und damit Effizienz, Nachvollziehbarkeit und Zuverlässigkeit deutlich zu steigern.  Auch unter dem Dach der Thieme Gruppe ist das Thema Patient Care in den Fokus gerückt und man konzentriert sich zunehmend auf ganzheitliche Lösungsansätze, die entlang der gesamten Versorgungskette aus der Digitalisierung Wert schöpfen.
Das Personal soll sich um die Versorgung der Patienten kümmern können und sich auf deren Behandlung voll fokussieren dürfen und dabei nur minimale bürokratische Herausforderungen meistern müssen.

Was wir unseren Kunden ermöglichen wollen, setzen wir natürlich auch als Maßstab an uns selbst und arbeiten weitestgehend digital und ortsunabhängig. Unser Team nutzt weitgehend Webservices und ist immer und überall voll einsatzfähig. Auch jetzt in der COVID-19 Pandemie haben wir einen Stresstest und konnten schnell erkennen wo wir heute schon sehr lückenlos digital arbeiten und wo wir noch nachbessern müssen.

Wo sehen Sie die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso?

Ich glaube dass mit der zunehmenden Digitalisierung und auch dem intensivieren Erfahrungsaustausch zwischen den Einrichtungen die große Chance besteht die Qualität und Effizient unserer Gesundheitsversorgung auf ein neues Level zu heben und damit sowohl den Patienten als auch dem Personal grundlegend verbesserte Bedingungen anbieten können. Heute verlieren wir Informationen und wertvolle Hinweise in Papierakten, provozieren massenhaft ineffektiv verwendete Arbeitszeiten und Fehlerquoten indem Dinge und Informationen nachvollzogen, nachgefragt und gesucht werden müssen – hier liegt ein riesiges Potenzial zur Verbesserung der Qualität im Gesundheitswesen und gleichzeitig zur Entlastung von Personal, Steigerung der Attraktivität in den Berufen sowie zur Minderung des heute doch gewaltigen Kostendrucks.

Wo konkret sehen Sie das größte Marktpotenzial in der digitalen Gesundheit in den kommenden Jahren und wieso?

Ich stelle auch heute noch fest dass viele Einrichtungen weiterhin Schwierigkeiten mit dem Ausbau ihrer digitalen Infrastruktur, mit einer Mobile Strategy, mit Process- und Changemanagement haben.Zwar haben sich in der jüngeren Vergangenheit bereits einige Einrichtungen personell neu aufgestellt und in eigenes Knowhow investiert, im Großen und Ganzen treffen wir aber nach wie vor auf viele Kunden die nicht das nötige Wissen und die nötige Manpower mitbringen um wirklich durchdringende Veränderungen in ihren Prozessen und die Umsetzung von neuen, digitalen Strategien zu stemmen. Nach der Roland Berger Krankenhausstudie von 2018 investieren 93% der Krankenhäuser im deutschen Gesundheitsmarkt bereits in Digitalisierung aber nur 33% spüren einen messbaren Effekt – das bedeutet im Umkehrschluss dass 60% zwar investieren aber nach dem Trail and Error Prinzip.

Ich glaube dass neben dem Segment mit neuen und weiterentwickelten Lösungen zur Patientenkommunikation und zur strukturierten Dokumentation das Thema intelligente Bildgebung und Bilddatenverarbeitung weiter stark zunehmen wird und wir uns weiter von einem produktorientierten Markt hin zu einem projekt- und lösungsorientierten Markt bewegen werden. Das größte Potenzial sehe ich in der intelligenten Verarbeitung von Daten und die Verknüpfung verschiedener Tools und damit verschiedener Akteure, z.B. über HL7 FHIR, als Grundstein für jeden sinnvollen Ansatz in Richtung KI und Datenbank basierendem Wissensaustausch. Dabei denke ich an Patienten- und Behandlungsdaten aber auch an digitale Worksflows und Bewegungsdaten in Echtzeit um Prozesse zu verstehen, zu verändern und den Impact auf Veränderungen zu kalkulieren – ohne Trial and Error.

Was ist Ihr konkreter Ratschlag an Gründer und Investoren im Bereich digital health?

Mut zur Lücke und ein langer Atem! Der Markt ist leider immer noch sehr träge und der Einstieg ist nicht Ohne. Wer sich auf dieses Spielfeld wagt braucht Fürsprecher und erste Referenzen – dabei müssen es nicht immer die ganz großen und namhaften Player sein, das kann auch sehr gut das kleine kommunale Krankenhaus in der Region sein. Die Potenziale sind so riesig dass nur nichtstun ein Fehler sein kann. 

Welche drei Events sind absolute MUSTs im Bereich Digital Health, würden Sie also dringend empfehlen? 


Ich lege meinen Fokus zwischenzeitlich voll auf die DMEA. Bis vor einigen Jahren habe ich versucht X Veranstaltungen im Jahr zu besuchen, das ist mir heute nicht effektiv genug.
Was ich neben zahlreichen Online events noch empfehlen kann sind diese Events;
DMEA
Microsoft Envision Forum Healthcare  und der Microsoft Business Summit
Health IT Talk

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Interviews

Dr. Sarah Mahr
im Interview

Wer bist Du und wie beschreibst Du Deinen Drive im Bereich digitaler Medizin, Deine Rolle?

Hallo, mein Name ist Sarah. Ich bin Co-Gründerin von MinQi und habe es mir zur Aufgabe gemacht, durch kleine tägliche Routinen unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden zu steigern, und Stress zu
reduzieren – und zwar auch dann, wenn unser Kalender sehr voll ist.

Was ist Dein USP, Dein Alleinstellungsmerkmal?

Ich habe in BWL promoviert und in der Unternehmensberatung
gearbeitet. Dadurch kenne ich die Herausforderungen eines vollen
Alltages sehr gut. Gleichzeitig bin ich Yogalehrerin und befasse mich seit vielen Jahren mit Ideen und Lösungen rund um das Thema Achtsamkeit. Die Schnittstelle aus beiden Welten fasziniert mich sehr, da ich hier ein großes Potential für eine glückliche, gesunde und trotzdem leistungsstarke Arbeitswelt sehe.

Wo siehst Du die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso?

Hauptverursacher vieler Krankheiten ist Stress. Und Stress wird besonders im Job ausgelöst, der bedingt durch die Digitalisierung und ständigeVerfügbarkeit deutlich stärkere Nerven verlangt als früher. Viele Mitarbeiter belasten sich mehr als ihnen gut tut und nehmen dies oft erst wahr, wenn eine Krankheit sie dazu zwingt. Zum Glück ist in letzter Zeit jedoch ein Wandel zu beobachten: Beispielsweise verstehen es Firmen in der New-Work-Welt immer mehr als ihre Aufgabe, Mitarbeitern Tools zur Verfügung zu stellen, die ihnen
dabei helfen sollen, ausgeglichen und gesund zu bleiben. Hier sehe ich ein großes Potential der Digitalisierung: Analoge Angebote werden meist nur von einem Bruchteil der Mitarbeiter genutzt. Digitale
Tools dagegen sind niederschwelliger und können viel flexibler und auch individueller eingesetzt werden. Dadurch können deutlich mehr
Menschen erreicht werden. Wenn es zum Standard wird, dass Firmen dieses Verständnis in ihrer Unternehmenskultur umsetzen und entsprechende Pausenmanagement-Systeme einführen, ist ein großer Schritt für mehr Happiness und Gesundheit getan.

Wo konkret siehst Du das größte Marktpotenzial in der digitalen Gesundheit in den kommenden Jahren und wieso?

Ein besonders großes Marktpotential sehe ich im Bereich der Prävention. Je besser wir darin werden, Krankheiten erst gar nicht entstehen zu lassen, umso besser! Hier spielen neue Datenauswertungsmethoden, u.a. Künstliche Intelligenz, eine große Rolle!

Was ist Dein konkreter Ratschlag an Gründer und Investoren im Bereich digital health?

Viel mit anderen sprechen und sich austauschen. Zusammen sind wir
stärker und können mehr erreichen 🙂

Empfohlene Events, Webpages / Foren / Plattformen / Meetups / Newsletter?
HUG-Messe von Personio (u.a. Inhalte zu BGM, Mindfulness), Big and Growing

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Interviews

Kai Wehkamp
im Interview

Wer sind Sie und wie beschreiben Sie Ihren Drive im Bereich digitaler Medizin, Ihre Rolle?

Ich glaube daran, dass die digitale Technik uns dabei helfen kann, die Medizin in Zukunft noch besser, individueller und auch menschlicher zu gestalten. Gemeinsam mit den Teams, für die ich mich beruflich engagiere, arbeiten wir daran seit Jahren auf verschiedenen Ebenen. Im Team der Klinik für Innere Medizin I am UKSH Kiel bin ich als Geschäftsführender Oberarzt tätig – dort haben wir diverse Digitalisierungsprojekte pilotiert und durch die internen Entwicklungen der starken Unternehmens-IT inzwischen eine fast papierlose Patientenversorgung. Gleichzeitig gibt es fruchtbare Entwicklungen gemeinsam mit Anbietern wie z.B. der kumihealth GmbH, die die „nicht planbaren“ Prozesse der unmittelbaren Patientenbehandlung digitalisieren und dadurch verbessern. Ein weiteres Tätigkeitsfeld ist die Verbesserung der medizinischen Behandlung durch digital unterstützte Entscheidungsfindung, die systematisch die medizinische Evidenz mit den Patientenpräferenzen koppelt und so den Patienten bei den Entscheidungen, die sein Leben im Kern betreffen, wirklich in den Mittelpunkt setzen. Diese Entwicklung ist Kern des SHARE TO CARE Projektes, bei dem u.a. auch Dr. Eckart von Hirschhausen beteiligt ist. Besonders wichtig ist mir außerdem meine Lehrtätigkeit an der MSH Medicalschool Hamburg und der Uni Kiel, da der direkte Austausch mit Studenten sowohl über digitale Innovationen als auch die unmittelbaren Bedürfnisse im Gesundheitswesen stetig inspirierend und reflexionsfördernd ist und einfach Spaß macht.

Was ist Ihr Alleinstellungsmerkmal? Was exakt findet in Ihrem Alltag schon alles digital statt? Wo schafft die Digitalisierung damit einen Mehrwert?

Letztlich ist es so, dass richtig gute, d.h. medizinisch wirksame digitale Anwendungen ihren USP häufig nicht über eine originelle Idee erschaffen, sondern über die Integration, Vernetzung und Praktikabilität innerhalb der bestehenden Versorgungslandschaft. In der SHARE TO CARE GmbH haben wir erstmals ein Produkt mit einer Methodik, die den Patienten systematisch und breit integrierbar wirklich in den Mittelpunkt setzt – nicht nur im Sinne einer weichen „Komfortzone“, wie wir es aus dem Servicebereich kennen, sondern bei den individuellen menschlichen Entscheidungen, die seine Krankheit, sein Sterben, sein Leben betreffen. Nebenbei wird durch die Verbesserung der Therapietreue und der Indikationsqualität die medizinische Qualität verbessert. Am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein haben wir eine digitale Patientenversorgung auf hohem Niveau: digitale Patientenakte, Medikationssoftware, Archivierung, Leistungsanforderung und Dokumentation. Durch den engen Austausch zwischen den unmittelbar am Patienten arbeitenden Mitarbeitern und der Entwicklung haben wir hier bereits ein sehr hohes Niveau erreicht. Das hilft dem medizinischen Personal und dadurch auch dem Patienten. 

Wo sehen Sie die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso? 

Wenn wir es in Zukunft schaffen die praktische Medizin mit ihren unzähligen und hochkomplexen einzelnen Prozessen und Strukturen digital abzubilden, so erhalten wir einen Schatz an Möglichkeiten um die Patienten noch besser zu versorgen: mein Traum ist eine digitale Prozessoptimierung mit originärem medizinischen Fokus: Sicherstellung evidenzbasierter Medizin durch Integration des praktischen Einzelfalles mit all seinen individuellen Informationen, aktuellem Wissenschaftsstand, medizinischen Möglichkeiten und Patientenpräferenzen. Dadurch könnten wir endlich die medizinische Qualität wirklich transparent machen und so sichern. Durch Prozessoptimierung und verbesserten Informationsfluss könnten Ärzte und Pflege entlasten werden um sich mit ihrer Menschlichkeit und Empathie einzubringen – denn nur hiermit kann Medizin wirklich ihrem originären Auftrag gerecht werden. 

Sehen Sie auch Risiken in der Digitalisierung?

Es gibt verschiedene Risiken, die man sehr ernst nehmen muss. Zum Beispiel muss darauf geachtet werden, dass die Wissenschaftlichkeit nicht aus der Medizin verdrängt wird, zum Beispiel durch Hochglanz-Schein-Innovationen. Big Data ist nichts wert und kann sogar gefährlich sein, wenn die Daten nicht sauber interpretiert werden um so den Patienten vor nicht sinnvollen Maßnahmen zu schützen und auch die Ressourcen vernünftig zu verteilen. Eine der größten Sorgen ist aber sicherlich, dass die Digitalisierung die Menschlichkeit aus der Medizin verdrängt – wenn die freiwerdenden Ressourcen von Pflege und Ärzten wegrationalisiert werden, anstatt sie in zuwendende Versorgung zu stecken, ist am Ende wenig gewonnen. Leider sehen wir letztlich schon seit der Antike auch wirtschaftliche Interessen, die gute Medizin und mit ihr die Interessen der Patienten gefährden. Alle Akteure müssen sich ihrer Verantwortung für eine humane Medizin bewusst sein, denn gute Medizin bedeutet fast immer auch menschliche Zuwendung. Diese kann natürlich wunderbar durch Roboter unterstützt werden – trotzdem darf der echte, analoge Mensch nicht fehlen. 

Wo konkret sehen Sie das größte Marktpotenzial in der digitalen Gesundheit in den kommenden Jahren und wieso?

Aktuell ist der Markt nach meinem Gefühl vielfach von den „low hanging fruits“ getrieben. Leider wird in den Bereichen, die eigentlich wirklich die Patientenversorgung ausmachen, noch zu wenig Marktpotential gesehen: für eine gute Medizin, müssen die Prozesse direkt auf der Arbeitsebene verbessert werden, d.h. im digitalen Rückgrat der Leistungserbringer, dem Krankenhausinformationssystem und der Praxissoftware. Das ist – erstmal unabhängig von einer EGA – eigentlich der Bereich, wo der Schuh am meisten drückt und wo es ein unglaubliches Potential für Verbesserung gibt. Trotzdem ist der Marktbereich bislang wenig interessant, zum Beispiel weil es ein Mammutakt ist als Krankenhaus seinen KIS-Anbieter zu wechseln. Dadurch ist wiederum die Konkurrenzsituation und Innovationskraft minimiert. Insofern bleiben es aktuell die leichtgewichtigen Lösungen, die sich an die bestehenden Schwergewichte digital andocken lassen und so einzelne Aspekte verbessern. Natürlich führt dies wiederum zur Eröffnung neuer Versorgungsfelder, also zum Beispiel digitale Versorgungsangebote außerhalb der klassischen Leistungsanbieter. Das ist gut so und bringt frischen Wind, hilft aber (noch) nicht bei vielen schwerer wiegenden medizinischen Herausforderungen, wie zum Beispiel einer onkologischen Behandlung.

Was ist Ihr konkreter Ratschlag an Gründer und Investoren im Bereich digital health? 

Die Herausforderung besteht darin, die Flughöhe zwischen neuen, „out-of-the-box“ Versorgungsvisionen und der Trägheit der auch relevanten Versorgungsrealität zu ziehen. Insbesondere Investoren, die nicht im Gesundheitssystem sozialisiert sind, fällt das teils schwer – auf der anderen Seite treiben Sie gerade damit teils auch die Umsetzung großartiger Konzepte voran, die die klassischen Player nicht für möglich gehalten hätten. Man braucht also eine ausgewogene Mischung an verschiedenen Kompetenzen, das macht es aber gerade spannend. Und dann ist es die Motivation, die man im Gesundheitsbereich eigentlich nur aufheben muss: mit einem großartigen Produkt kann ein echter Beitrag zur besseren Versorgung erbracht werden – das klingt so unspektakulär, am Ende bedeutet es in der Praxis aber gewonnenes Leben:  Lebenszeit und Lebensqualität für echte Menschen.

Empfohlene Webpages / Foren / Plattformen / Meetups / Newsletter?

Ärztezeitung.de bietet für mich eine sehr gute Mischung an Neuigkeiten aus allen relevanten Bereichen: Medizinische Wissenschaft, digitale Innnovationen, Politik, Versorgung, Personalien.

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Interviews

Nora Zetsche
im Interview

1.     Wer bist Du und wie beschreibst Du Deinen Drive im Bereich digitaler Medizin, Deine Rolle?

Ich bin ehemalige Ärztin die sich mit dem veralteten und paternalistischen System der Gesundheitsindustrie nicht zufriedenstellen wollte und mit der Gründung des Startups Veta Health die digitalmedizinische Transformation des Gesundheitssystems mitgestalten möchte. 

2.     Was ist Dein USP, Dein Alleinstellungsmerkmal?  Was macht Dein Venture, welches Problem löst Ihr?

Veta Health hat sich zur Mission gemacht Patienten ein “Kundenerlebnis” zu ermöglichen das dem 21. Jahrhundert gerecht wird. Derzeit besteht die Behandlung chronisch kranker Patienten aus sporadischen Arztbesuchen, meist erst wenn der Gesundheitszustand sich einmal mehr verschlechtert hat. Dies birgt große Frustration für den Patienten und gesteigerte Kosten für das gesamte Gesundheitssystem.  Durch digitale Tools bieten wir eine kontinuierliche und vor allem interaktive Unterstützung auf dem Behandlungspfad chronisch kranker Patienten, so dass sie sich außerhalb der klinischen Einrichtungen bestmöglichst selbst versorgen können. Das Ziel ist eine höhere Lebensqualität und gestärkte Gesundheit. Durch die Auswertung der Patientendaten entlang des Behandlungspfades können wir zudem den behandelnden Ärzten Einblicke über individuelle Therapieoptimierung bieten um die Therapiequalität zu steigern.

3.              Wo siehst Du die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso? 

In meinen Augen gibt es in der Medizin noch immer grosse Wissenslücken. So ist zum Beispiel die Behandlung von Multimorbidität (das Vorhandensein mehrerer Krankheiten zugleich) weitestgehend undefiniert und individuelle Patientenbedürfnisse werden im besten Fall mittels Trial & Error am Patienten erörtert. Die Digitalisierung der Gesundheit ermöglicht eine flächendeckende aktive und passive Datenerfassung und -Auswertung. Hierdurch wird eine Therapieoptimierung und gezielte Ressourcenplanung nicht nur auf individueller Basis ermöglicht, sondern auch ein evidenzbasierter Wissenspool kreiert, der weltweit binnen Sekunden lebensrettende Therapieerkenntnisse aufzeigen kann. So könnte man sich zum Beispiel vorstellen dass die Therapiequalität und die damit verbundenen Therapieerfolge zunehmend standardisiert werden könnten, was letztlich mit geringeren Gesundheitskosten verbunden wäre.  

4.              Wo konkret siehst Du das größte Marktpotenzial in der digitalen Gesundheit in den kommenden Jahren und wieso?

Telemedizin hat durch die derzeitige Pandemie schon jetzt einen enormen Schub in Bezug auf ihre Akzeptanz erhalten. Da aber die klassische Telemedizin zunächst nur den Zugang zu einer Behandlung, nicht aber die Ressourcenknappheit adressiert, denke ich dass e-Triage zunehmend interessant werden wird. Digitale Tools für Triage ermöglichen zum einen Patienten zu filtern, in diejenigen die tatsächlich eine medizinische Intervention benötigen und jene die sich auch selbstständig versorgen können. Patienten mit medizinischem Bedarf können direkt mit der ihren Bedürfnissen entsprechenden Versorgungsstelle verknüpft werden. Den übrigen Patienten kann man sogenanntes ‘Selbstmanagement’ ueber dieselben e-Triage Tools lehren. Somit werden medizinische Ressourcen gezielter eingesetzt und unnötige Behandlungen mit verbundenem Aufwand und Kosten den Patienten erspart. 

5.     Was ist Dein konkreter Ratschlag an Gründer und Investoren im Bereich digital health? 

Der Gesundheitsmarkt ist nicht mit einem klassischen Verbrauchermarkt in einem ‘direct-to-consumer’ Modell gleichzusetzen, da der Nutzer von Leistungen oftmals nicht der Käufer der Leistung ist. Als Patienten bekommen wir, zumindest in Deutschland, unsere Gesundheitsleistungen von der Krankenkasse bezahlt und wissen im Großteil der Fälle nicht einmal was Leistungen kosten. Die Beurteilung von Qualität und Kosten liegt also letztlich nicht beim Nutzer. Auch beim Verkauf von digitalen Werkzeugen an klinische Einrichtungen ist der Endnutzer (die Ärzte/die Krankenschwestern) vom Einkauf (das Management) entkoppelt. Das hat zur Folge dass man, um erfolgreich im Vertrieb zu sein, mit seinem Angebot für eine Vielzahl von Akteuren gleichzeitig einen gezielten Mehrwert bieten muss. Unglücklicherweise sind die Anreize der unterschiedlichen Akteure zum Teil diametral entgegengesetzt. Für Gründer und Investoren ist also wichtig zum einen die Komplexitaet des gewaehlten Gesundheitsmarkts ausfuehrlichst zu verstehen und zum anderen keine Wunder zu erwarten. Konkret bedeutet das, dass man Geduld braucht bis man einen nennenswerten Fortschritt oder Erfolg sehen kann.  

6.     Welche drei Events sind absolute MUSTs im Bereich Digital Health, würdest Du also dringend empfehlen? 

HIMSS

Muenchner Digital Health Summit 

7.              Empfohlene Webpages / Foren / Plattformen / Meetups / Newsletter?

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