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TUM Venture Lab Healthcare Managing Director Johannes Schmidt im Interview

Wer sind Sie und wie beschreiben Sie Ihren Drive im Bereich digitaler Medizin, Ihre Rolle?

Ich bin Managing Director des TUM Venture Lab Healthcare, mit dem wir Ausgründungen aus der Universität im Gesundheitsbereich unterstützen. Meine Zielsetzung ist es, ein Ökosystem zu schaffen, in dem Ideen zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung angeregt, gefördert und zur Marktreife gebracht werden können. Dabei spielt natürlich die Digitalisierung eine zentrale Rolle, sei es als Therapiebegleitung beim Patienten, eigenständige Therapie oder Prozessunterstützung im Krankenhaus oder der Praxis.

Was ist Ihr Alleinstellungsmerkmal? Was exakt findet in Ihrem Alltag schon alles digital statt? Wo schafft die Digitalisierung damit einen Mehrwert?

Wir verknüpfen Biotech, Medtech und digital health, sodass Synergien aus allen Bereichen genutzt werden können und die Disziplinen näher aneinander gebracht werden. Letztendlich bin ich überzeugt, dass wir in ein paar Jahren nicht mehr von digital health sprechen werden, sondern sehr vieles zumindest eine digitale Komponente haben wird und ‚digital‘ daher nicht mehr explizit herausgehoben werden muss, weil es normal ist. Daher sehe ich die Stärke der Venture Labs diese Bereich zusammenbringen zu können und neue Konzepte schon heute zu denken und zu entwickeln, auch über das Venture Lab Healthcare hinaus (es wird insgesamt mind. 11 Venture Labs geben in verschiedenen Bereichen).

Wo sehen Sie die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso? 

Viele Aktivitäten von Ärzten sind bis heute repetitiv und kosten viel Zeit ohne direkten Mehrwert für den Patienten. In meinen Augen liegt das große Versprechen der Digitalisierung in der Arbeitsteilung, repetitive Aufgaben können von smarten Systemen übernommen werden (Diagnostik, Prozesse, Therapien), die Ärztin kann sich wieder mehr dem zuwenden, wofür sie ausgebildet wurde, der Arbeit mit dem Patienten und der Gesundheitssteuerung gemeinsam mit dem Patienten.

Wo konkret sehen Sie das größte Marktpotenzial in der digitalen Gesundheit in den kommenden Jahren und wieso?

Ich finde digital therapeutics (DTx) sehr spannend, gerade im Bereich der neuronalen Erkrankungen, wo sich die traditionelle Medizin sehr schwer tut. Insbesondere in Verhaltens-basierten Therapien lässt sich hier viel machen und sehe ich große Chancen. Es ist natürlich regulatorische deutlich schwieriger zu entwickeln, aber erste Beispiele kommen ja jetzt auf den Markt, die den Weg weisen.

Die Marktmechanik im Gesundheitswesen ist komplex mit unterschiedlichen Spielern (Patient, Arzt, Krankenkassen, Pharma-Firmen, Start-ups), dieses Geflecht muss man recht genau verstehen und die daraus entstehenden Anreizsysteme, um kommerziell erfolgreich zu sein.

Was ist Ihr konkreter Ratschlag an Gründer und Investoren im Bereich digital health? 

Die Marktmechanik im Gesundheitswesen ist komplex mit unterschiedlichen Spielern (Patient, Arzt, Krankenkassen, Pharma-Firmen, Start-ups), dieses Geflecht muss man recht genau verstehen und die daraus entstehenden Anreizsysteme, um kommerziell erfolgreich zu sein. Ein gutes Produkt reicht nicht aus, das Marktverständnis ist gerade im Gesundheitssektor extrem wichtig, hier lohnt es sich, das früh zu berücksichtigen.

Welche drei Events sind absolute MUSTs im Bereich Digital Health, würden Sie also dringend empfehlen? 

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Interviews

Hannes Klöpper – CEO & Gründer von HelloBetter im Interview

Hannes Klöpper ist der Gründer und CEO von HelloBetter, einem weltweit führenden Unternehmen im Bereich der digitalen psychischen Gesundheitspflege. Er ist ein international anerkannter Experte auf dem Gebiet des Online-Lernens und ich hatte das Vergnügen, ihn als unseren ersten #MAKER des Jahres 2021 zu interviewen – um seine Perspektiven für die digitale psychische Gesundheit in Deutschland zu erfahren.

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Hallo Hannes, frohes neues Jahr und vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für ein Interview als unser erster Interviewpartner für 2021 genommen haben!

Liebe Emily, sehr gerne, herzlichen Dank für die Anfrage.

Ich war sehr beeindruckt, als ich Sie letztes Jahr in Berlin kennen lernte. Können Sie sich für unsere Community bitte selbst beschreiben, was Ihre Rolle in der digitalen Medizin ist und woher dieser Antrieb von Ihnen kommt?

Vor meiner Zeit bei HelloBetter habe ich das Education-Startup iversity 2011 gegründet, das 2017 an Springer Nature verkauft. Daraufhin verließ ich das Unternehmen und wurde etwa ein Jahr später von meinem Freund David Ebert, einem der Mitgründer von HelloBetter, angesprochen. Wir stellten schnell fest, dass meine Erfahrung die Kernkompetenzen des bestehenden Gründungsteam gut ergänzten und beschlossen den weiteren Aufbau des Unternehmens gemeinsam voran zu treiben. 

An HelloBetter reizte mich besonders, dass es nicht das typische Startup ist, das von drei BWLern gegründet wurde, um eine schnelle Mark zu machen. Vielmehr ist es als Ausgründung aus der Wissenschaft entstanden: Die drei Gründerinnen haben alle in Psychologie promoviert und arbeiten mittlerweile seit einem Jahrzehnt in diesem Feld. Zudem gibt es im Produkt starke Parallelen zu iversity: Im Kern ist auch HelloBetter ein Bildungsprodukt. Unsere Online-Trainings vermitteln Hilfe zur Selbsthilfe und befähigen Menschen ihre psychische Beschwerden durch Verhaltensänderungen eigenständig zu lindern.

Zudem hat das Thema Gesundheit in meiner Familie seit jeher eine große Rolle gespielt. Meine beiden Eltern sowie mein Bruder sind Ärzte. Mit psychischen Erkrankungen und mit der Psychotherapie war ich zudem auch in meinem persönlichen Umfeld immer wieder konfrontiert. So habe ich erlebt, welche großen Veränderungen sie erreichen kann, aber auch wie schwierig und langwierig sich die Suche nach professioneller Hilfe oft gestaltet. Die Versorgung von Menschen mit psychischen Beschwerden weist leider erhebliche Defizite auf: Obwohl wir in Deutschland eines der besten Gesundheitssysteme weltweit haben, wird mehr als die Hälfte aller Menschen die an psychischen Erkrankungen leiden, leider nie diagnostiziert oder behandelt. Dies wollen wir ändern. 

Für mich war immer klar, dass ich an etwas Sinnvollem arbeiten wollte. Mit meiner Arbeit an HelloBetter kann ich nun meinen Teil dazu beitragen, dass sich die Versorgung von Menschen mit psychischen Beschwerden – zunächst in Deutschland und mittelfristig weltweit verbessert.

Wenn man bedenkt, dass Sie an der Schnittstelle von Psychologie und digitaler Gesundheit arbeiten, was sehen Sie als Ihren USP? Darüber hinaus was genau findet in Ihrem Alltag schon alles digital statt? Wo schafft die Digitalisierung damit einen Mehrwert?

Lassen Sie mich mit dem zweiten Teil der Frage anfangen. Auch hier gibt es Parallelen zu meiner Zeit bei iversity. Es ist doch wirklich erstaunlich, wie sehr die Digitalisierung mittlerweile alle privaten Lebensbereiche durchdringt. Aber in der Bildung – dies wird uns derzeit aufgrund von Corona ja sehr schmerzlich vor Augen geführt – wie auch in der Medizin wird das Potential der Digitalisierung bei weitem noch nicht ausgeschöpft. Natürlich gibt es eine Vielzahl von Apps, aber bisher wurden diese kaum in der kassenfinanzierten Regelversorgung genutzt. Dies beginnt sich nun zu ändern. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass die neuen digitalen Angebote ihre Wirksamkeit unter Beweis stellen. Und genau da liegt unser USP. Forschung  ist eine der großen Stärken von HelloBetter. Wir konnten in bisher 33 randomisiert-kontrollierten klinischen Studien – dem Goldstandard der wissenschaftlichen Wirksamkeitsforschung – nachweisen, dass unsere Produkte wirksam sind. Dabei ist die Effektstärke – also die quantifizierte Reduktion der Symptomatik eines Patienten – wirklich beeindruckend. Wir erzielen mit fast allen unserer Produkte Effektstärken die mit denen der Face-to-Face Psychotherapie vergleichbar sind. 

Nun mit Blick in die Zukunft: Wo sehen Sie die größten Chancen und Potenziale in der Digitalisierung des Gesundheitswesens, insbesondere in Ihrer Branche? Wieso?

Während eines jeden Jahres leidet mindestens jeder vierte Erwachsene in Deutschland an einer psychischen Erkrankung wie einer Depression. Nur ein kleiner Anteil sucht proaktiv nach Hilfe, um die Beschwerden zu lindern: 9 % aller erwachsenen Versicherten haben in den letzten drei Jahren wegen eines psychischen Problems einen Psychotherapeuten aufgesucht. Das ist ein Problem, denn wenn Menschen mit psychischen Beschwerden nicht rechtzeitig erreicht werden, können sich Beschwerden verschlimmern. Man spricht davon, dass sie chronifizieren. Die Behandlung ist dann langwieriger, kostspieliger für die Versicherungen und unangenehmer für die Patientinnen. Das lässt sich verhindern, wenn Betroffene früher im Erkrankungsprozess erreicht werden. Digitale Anwendungen wie die Online-Trainings von HelloBetter können dabei helfen, diese Menschen frühzeitig zu erreichen. Eine klassische Psychotherapeutin betreibt ja kein aktives Marketing, denn die Leute stehen ohnehin bei ihr Schlange. Wir betreiben Aufklärung, bieten einen Überblick über Behandlungsoptionen und ein einfach zugängliches, skalierbares Angebot jenseits der herkömmlichen Psychotherapie. So helfen wir mit die dramatische Versorgungslücke zu schließen unter der sehr viele Menschen schwer leiden. 

Ich bin auch neugierig auf Ihre Erkenntnisse über das Marktpotenzial im Bereich der digitalen Gesundheit, insbesondere im Bereich der psychischen Gesundheit. Wo konkret sehen Sie das größte Marktpotenzial in der digitalen Gesundheit in den kommenden Jahren und wieso?

Der ganze Bereich der das Verhalten betrifft – also das was man im englischen Behavioural Health nennt – erlebt derzeit einen enormen Boom. Das ist das Thema Psyche, aber auch all jene somatischen Erkrankungen, bei denen das eigene Verhalten einen großen Einfluss auf ihren Verlauf haben – zum Beispiel Diabetes. Hier bieten digitale Angebote die die Patienten im Lebensalltag begleiten, beraten, erinnern und motivieren am Ball zu bleiben unendlich viele neue, spannende Möglichkeiten für effektive Therapien. Wir haben durch die Wirksamkeit vieler Medikamente eine völlig eindimensionale Vorstellung der Medizin entwickelt. Medizin ist nicht bloß Pillen schlucken. Unser eigenes Verhalten hat einen enormen, vielfach entscheidenden Einfluss auf unsere Gesundheit. Da müssen wir ansetzen. Und dank der nahezu universellen Verbreitung von Smartphones können wir dies nun auf ganz neue Weise. Durch die Analyse der Daten die die Nutzer dabei generieren können wir die Wirksamkeit unterschiedlicher Therapieansätze praktisch live verfolgen und diese auf Grundlage dieser Daten aus dem Behandlungsalltag an individuelle Bedürfnisse anpassen und stetig weiter verbessern. 

Ich erinnere mich, einen sehr aufschlussreichen Artikel gelesen zu haben, den Sie auf LinkedIn zum Thema „Ratschläge für Investoren“ geschrieben haben. Welche Erfahrungen haben Sie dazu veranlasst, das zu schreiben, und können Sie Ihre Kernpunkte aus dem Artikel teilen?

Ach, das waren eher Beobachtungen als Ratschläge. Es erschien mir in gewisser Weise ironisch, dass Investoren immer “Fokus” predigen, sich aber selbst nicht festlegen wollen ob sie nun in der Frühphase oder eher später investieren, nur Unternehmen in bestimmten Branchen oder Ländern in Betracht ziehen etc. 

Das macht den Prozess der Kapitalsuche für Unternehmer langwierig und nervenaufreibend, weil der berühmte “Fit” schwer erkennbar ist und man daher sehr viele Gespräche umsonst führt. Daraus habe ich die Forderung abgeleitet, dass sie doch bitte ihren eigenen Worten Taten folgen lassen und klarstellen sollten, wo ihr Fokus eigentlich liegt. 

Sie haben aus ihrer Zeit bei iversity und bei HelloBetter einige Gründungserfahrung. Welche Ratschläge würden Sie aufgrund Ihrer Erfahrungen aktuellen und zukünftigen Gründern im Bereich der digitalen Gesundheit geben?

Resilienz ist alles. Es wird immer Rückschläge geben. Als Gründer hat man den ganzen Tag nur mit Problemen zu tun. Denn die Dinge die gut funktionieren, verdienen keine Aufmerksamkeit. Das ist anstrengend. Schlaf, Sport, gesundes Essen sollte man auf keinen Fall unterschätzen. Die eigenen Ressourcen gilt es zu pflegen. Überdies sollte man sich nicht verrückt machen. Gerade im Tech-Startup Bereich gilt: die meisten Unternehmen scheitern! Man sollte seinen Job natürlich so gut wie möglich machen. Aber wenn das dann trotzdem nicht reicht, ist es wichtig sich nicht endlose Vorwürfe zu machen. 

COVID-19 hat die Veranstaltungslandschaft im Bereich Digital Health verändert. Welche drei Veranstaltungen sind also ein MUSS im Bereich Digital Health?

Die Frage kann ich leider gar nicht so gut beantworten, da wir 2019 voll auf dem Um- und Aufbau des Unternehmens fokussiert waren, so dass ich ganzen Jahr nur auf einer Konferenz war. Und 2020… naja. In Deutschland sind Frontiers of Health und Medica und international der Rock Health Summit sicher relevant. Angesichts des DVG werden bei uns allen sicherlich auch die Jahresversammlungen der Ärzte- und Psychotherapeutenverbände als wichtige Termine im Kalender stehen.

Es ist sehr wichtig, mit der Digital-Health-Community in Verbindung zu bleiben und auch über die neuesten Digital-Health-Nachrichten auf dem Laufenden zu sein. Welche Webseiten, Podcasts, Newsletter, Gruppen und Veranstaltungen finden Sie am hilfreichsten, um auf deutschem und internationalem Boden auf dem Laufenden zu bleiben?
  • Rock Health Podcast– führende digital Health Unternehmen aus den USA
  • Stigma Podcast – spezifisch bzgl. der Entwicklung im Bereich psychischer Gesundheit
  • Startup Notes – hier gibt es immer mal wieder Gespräche mit Gründern aus der deutschen digital health Szene

Hier können Sie sich mit Hannes verbinden:

https://www.linkedin.com/in/hanneskloepper/




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Company Interview

HelloBetter: Nachhaltige Verbesserung des psychischen Gesundheitssystems und Bereitstellung gerechter e-mental health Behandlungen weltweit

HelloBetter – das Berliner Team, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, so viele Menschen wie möglich zu befähigen, ihre eigene psychische Gesundheit zu managen und ihre Lebensqualität zu verbessern – überall und jederzeit, ohne Wartelisten.

Interview von Emily Fawkner
Was macht HelloBetter ganz konkret und wie beschreibt Ihr Eure Rolle im Bereich digitaler Medizin?

Mit HelloBetter verfolgen wir eine klare Vision: Wir wollen das System der psychischen Gesundheitsversorgung neu denken und effektive Angebote zur Prävention und Behandlung psychischer Erkrankungen für alle Menschen weltweit zugänglich machen – niedrigschwellig und kostengünstig. Auf der ganzen Welt leiden fast eine Milliarde Menschen unter psychischen Beschwerden und der Großteil von ihnen erhält keine angemessene Hilfe: In Deutschland zum Beispiel können nur zwei von fünf Menschen mit psychischen Beschwerden mit irgendeiner Form der Versorgung rechnen. Nur eine von vier Personen mit psychischen Beschwerden wird von dafür ausgebildeten Fachärzten, also Psychotherapeuten oder Psychiater behandelt, der große Rest von Allgemeinmedizinern. 

2020 war für viele beruflich und persönlich eine Achterbahnfahrt. Für viele Unternehmen war es ein Beschleuniger, während andere darunter litten. Wie war 2020 für HelloBetter und wie hat sich COVID-19 auf HelloBetter ausgewirkt?

Mit HelloBetter leisten wir Hilfe zur Selbsthilfe. Das senkt die Barrieren in der Versorgung radikal und reduziert die immensen Kosten psychischer Beschwerden. Wir wollen erreichen, dass mehr Menschen als je zuvor eine qualitativ hochwertige Versorgung erhalten.

Die Corona-Pandemie hat sich stark auf die mentale Gesundheit der Menschen auf der ganzen Welt ausgewirkt. Das wird sich auch in 2021 nicht ändern. Seit das Virus im März Deutschland erreichte und die ersten Corona-Maßnahmen eingeführt wurden, verzeichnen wir eine starke Nachfrage nach psychologischen Hilfsangeboten. Wir haben daher nicht lange gezögert und unterstützt von der Allianz ein umfangreiches, kontaktloses psychologisches Hilfsangebot auf die Beine gestellt: Unsere Initiative Stark durch die Krise #sddk bündelt verschiedene kostenlose Maßnahmen, um diejenigen zu unterstützen, die in der Krise einen ersten Anlaufpunkt für ihre psychische Gesundheit benötigten. Das Angebot ist weltweit auf Deutsch und Englisch unter starkdurchdiekrise.de bzw. calmthroughthecrisis.com zu erreichen. 

Insgesamt hat sich 2020 die Zahl derjenigen, die eines unserer Online-Trainings in Anspruch nahmen, mehr als verdreifacht. Daher werden wir bei HelloBetter auch 2021 alles daran setzen, unserer Vision ein Stück näher zu kommen: allen Menschen einen einfachen, schnellen und niedrigschwelligen Zugang zu wirksamen psychotherapeutischen Angeboten zu ermöglichen.

 

HelloBetter.de
Was ist HelloBetter’s Alleinstellungsmerkmal? Wo schafft die Digitalisierung damit einen Mehrwert?

Ein Alleinstellungsmerkmal von HelloBetter ist unsere wissenschaftliche Vorgehensweise. Wir investieren viel Zeit in Recherche und Entwicklung und unsere Online-Trainings werden in mehrjährigen Studien immer wieder auf ihre Wirksamkeit geprüft. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Wir sind das Start-up mit der weltweit größten Evidenz für die Wirksamkeit seiner Lösungen zur Behandlung psychischer Beschwerden. Außerdem arbeiten wir mit einem wissenschaftlichen Beirat zusammen, dessen wertvoller Blick von Außen stets in die Weiterentwicklung von HelloBetter mit einfließt. All das hebt unser Produkt auf das höchstmögliche Niveau. 

Studien zu Folge liegt der Hauptgrund dafür, dass so wenige Betroffene in Kontakt mit dem Gesundheitssystem treten auch darin, dass viele Menschen ihre Probleme lieber selbstständig lösen möchten, anstatt auf Ärzte oder Psychotherapeuten angewiesen zu sein. Hier schafft die Digitalisierung einen Mehrwert, denn mit unseren Online-Trainings befähigen wir Menschen, die Lösung ihrer Beschwerden proaktiv in die Hand zu nehmen. Dabei profitieren auch diejenigen von unserem Angebot, die keinen Therapieplatz bekommen oder sich noch auf einer Warteliste befinden.

Auch Hausärzte, Fachärzte und Psychiater können die Online-Trainings dazu nutzen, die Versorgung von Patientinnen mit psychischen Beschwerden zu verbessern. Psychotherapeutinnen können ihren Patienten auf der Warteliste dabei helfen, die Zeit bis zum Therapiestart zu überbrücken und ermöglichen Patientinnen, die keine klassische Therapie benötigen, Zugang zu wissenschaftlich erwiesenermaßen wirksamen Programmen die ihnen zeitnah dabei helfen ihre psychische Gesundheit zu stärken bzw. wieder herzustellen.

Was waren einige der größten Herausforderungen, die HelloBetter bewältigen musste, um an den aktuellen Punkt zu gelangen? 

Auf jeder Etappe der Unternehmensentwicklung von HelloBetter gab es zahlreiche Herausforderungen und Hürden aber das gehört dazu. Anfangs ging es noch verstärkt um die Überwindung der initialen Widerstände in der klinischen Forschung und auf Seite der Therapeuten gegenüber digitalen Gesundheitsanwendungen. Wir stoßen zwar auch heute immer wieder auf Widerstände aber die Offenheit gegenüber der Digitalisierung des Gesundheitswesens wächst, das stimmt mich optimistisch.

Vor mehr als fünf Jahren, als HelloBetter noch unter dem alten Markennamen Get On gestartet ist, war das Verständnis und die Akzeptanz digitaler Gesundheitsanwendungen natürlich nicht vergleichbar mit heute. Einen großen Versicherer als Partner zu überzeugen, der unsere Produkte auch in die Routineversorgung bringt, gleiche Wirksamkeit wie in den Forschungsprojekten – das war schon eine große Herausforderung. Aber wir haben es geschafft und konnten die Barmer von uns überzeugen. Bis heute arbeiten wir sehr gut und vertrauensvoll zusammen.

Ganz klar: Das Digitale-Versorgung-Gesetz (DVG) fordert natürlich auch uns bei HelloBetter heraus. Damit eine digitale Gesundheitsanwendung (DiGA) gelistet wird und somit allen gesetzlich Versicherten (insgesamt 73 Mio. Menschen) verschrieben werden kann, müssen hohe regulatorische Hürden in Sachen Datenschutz, Datensicherheit und Barrierefreiheit überwunden werden. Die Evidenz der DiGAs wird akribisch geprüft. Das ist aber auch gut so, denn verschreibbare DiGAs, die sich als nicht wirksam erweisen, könnten den Gesundheitszustand der Nutzerinnen verschlechtern und schließlich zum Vertrauensverlust bei Ärzten und Patienten im Allgemeinen führen. Wir von HelloBetter befinden uns mit einigen unserer Online-Trainings im Prüfverfahren und werden zeitnah ein erstes Produkt in die psychotherapeutische Regelversorgung bringen. 

Was ist derzeit der limitierende Faktor für Euer Wachstum?

Ich denke, da geht es uns ähnlich wie vielen anderen schnell wachsenden Start-ups da draußen: die Finanzierung ist ein Dauerthema. Mit mehr Geld könnten wir mehr bewegen.

Außerdem hängt unser Wachstum natürlich auch stark von der Bekanntheit und Akzeptanz bei Ärztinnen, Psychotherapeuten und Psychiaterinnen ab.

Welche Erwartungen habt Ihr an die Deutschen Regulierungsbehörden und die Politik?

Damit DiGAs ein Erfolg werden, Bedarf es flächendeckender Aufklärung – Ärzten, Psychotherapeutinnen, Psychiatern und Patientinnen müssen die Vorteile von DiGAs verstehen, um sie zu verschreiben bzw. Nutzen zu wollen. Fachpersonal kann sich beispielsweise in zertifizierten Fortbildungen über den aktuellen Stand der Forschung aber auch zum konkreten Verschreibungsprozess von DiGAs informieren. Auch HelloBetter organisiert aktuell eine CME zertifizierte Online-Fortbildung für Fachpersonal, die Mitte März stattfinden wird.

Ein ganz wichtiges Thema ist zudem der Verschreibungsprozess. Dieser sollte möglichst reibungslos und voll digital erfolgen. Bisher löst ein Großteil derjenige die eine DiGA Voraussetzung für die Akzeptanz und den Erfolg von DiGAs. 

Letztlich ist auch die Gewährleistung einer den Therapieerfolg angemessenen Vergütung für digitale Gesundheitsanwendungen eine Voraussetzung für die erfolgreiche Entwicklung von HelloBetter und für die Entwicklung hochqualitativer DiGAs insgesamt. Die pauschale Festsetzung von Höchstpreisen wird der Komplexität des Sektors nicht gerechnet, da es große Unterschiede u.a. hinsichtlich des Evidenzniveaus und der Wirksamkeit gibt. Es ist wichtig die Vielfalt von DiGAs regulatorischen Rahmenbedingungen zu berücksichtigen und klare Anreize – auch bei der Vergütung – für eine möglichst hohe Qualität zu setzen. 

HelloBetter durchläuft derzeit den DiGA-Prüfungsprozess. Wie war diese Erfahrung? Welchen Rat würden Sie anderen Digital-Health-Unternehmen geben, die ihre Anträge stellen werden? 

Im Zuge des DiGA-Prüfungsprozesses nimmt das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte die korrekte Planung und Durchführung der vorgelegten Studien unter die Lupe. Das betrifft sowohl die statistischen Analysen als auch die korrekte Planung der Studien gemäß ISO Norm. Meine Empfehlung an alle Unternehmen, die einen Antrag stellen, ist deshalb: Setzt euch vorher gründlich mit der ISO 14155 (Klinische Prüfung von Medizinprodukten an Menschen – Gute klinische Praxis) auseinander und stellt sicher, dass alle Dokumente, die in der ISO gefordert werden (Prüfplan, Studienbericht etc) vorhanden und leicht zugängig sind.

Wir haben außerdem gelernt, dass es zur Zeit schwierig ist, den Antragsprozess mit Metaanalysen zu durchlaufen. Die Komplexität solcher Anträge macht es für das Bfarm leichter, sie anzugreifen. Dies führt aber dazu, dass Anwendungen mit viel Evidenz nicht in das Verzeichnis aufgenommen werden. Und solche Anwendungen mit gar keiner Evidenz, die auf Erprobung in das Verzeichnis aufgenomme n werden wollen, haben es leichter. Deshalb ist aktuell der Anteil von EprobungsDiGA im Verzeichnis des Bfarm auch so hoch.

Welche Veränderungen wünschen Sie sich für das Ökosystem der digitalen Gesundheit? Und wonach sucht HelloBetter konkret?

Wir wünschen uns, dass in naher Zukunft digitale Anwendungen wie unsere ein ganz natürlicher Teil der Versorgung sein werden. Patienten sollten problemlos alle notwendigen Informationen in verständlicher Form erhalten. Wir hoffen, dass es zukünftig auch ein reibungsloses Zusammenspiel zwischen digitalen und Offline-Angeboten geben wird. Dies würde es uns ermöglichen Betroffenen jederzeit und überall Zugang zu unterschiedlichen Formen wirksamer Psychotherapie anzubieten und so einen niedrigschwelligen Zugang zu dem jeweils passenden Hilfsangebot zu ermöglichen.

Mit Blick auf die Zukunft, was ist der Schwerpunkt von HelloBetter im Jahr 2021 und wo sehen Sie Ihr Unternehmen in den nächsten Jahren?

Unser Ziel ist es, dass jeder Mensch kostenfrei –d.h. als Versicherungsleistung – Zugang zu unseren Programmen bekommen kann. Langfristig wollen wir die Versorgungssituation im Bereich Psyche gegenüber heute weltweit spürbar verbessern. Zustände wie derzeit üblich, dass zum Beispiel 99 Prozent aller Schlafstörungen nicht leitliniengerecht behandelt werden, soll es in Zukunft nicht mehr geben. Wir wollen dazu beitragen, dass Hausärztinnen nicht direkt Medikamente verschreiben, da diese oft wenig bringen und manchmal eine Abhängigkeit verursachen. Die kognitive Verhaltenstherapie ist gerade bei Schlafstörungen besonders wirksam. Daher sollten Patienten zunächst eine digitale Gesundheitsanwendung ausprobieren, bevor Psychopharmaka zum Einsatz kommen. Diesen Ansatz – ein sogenanntes Stepped-Care Modell – untersuchen wir gerade wissenschaftlich in Europas größter Schlafstudie Get Sleep. Bald werden Psychotherapeuten HelloBetter auch in ihrer täglichen Arbeit mit Patientinnen nutzen können. Wir werden es Ihnen ermöglichen einige psychotherapeutische Inhalte und vor allem die praktischen Übungen “auslagern” bzw. digital zu begleiten und so sowohl die Therapie selbst, aber insbesondere auch die Nachsorge weiter zu verbessern. 

Neben unserer bestehenden Produktangebot, werden wir natürlich auch weiterhin in der Entwicklung und der klinischen Forschung aktiv sein. Zum einen wollen wir neue Produkte entwickeln, mit denen wir Störungsbilder behandeln können, die wir bisher noch nicht abdecken. Zum anderen werden wir die Wirksamkeit neuer sowie bestehender Produkte weiter erforschen und kontinuierlich verbessern. Hier liegt eine der großen Chancen die digitale Gesundheitsanwendung bieten. Eine Pille die einmal zugelassen wurde, wird teilweise ohne Veränderung jahrzehntelang genau gleich hergestellt und verordnet. Bei DiGAs hingegen sammeln wir täglich eine Unmenge an Daten in der Routine und können unser Produkt so kontinuierlich verbessern.

Bleiben Sie hier mit HelloBetter in Kontakt:

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Company Interview

die #mentalhealthmatters Bewegung mit Instahelp

Was macht Euer Unternehmen ganz konkret und wie beschreibt Ihr Eure Rolle im Bereich digitaler Medizin?

Europas größte Herausforderung im 21. Jahrhundert im Bereich der Gesundheitsvorsorge ist die mentale Gesundheit. Alleine in der EU sind rund 117 Millionen Menschen von mentalen Problemen betroffen (WHO, 2016), jedoch erhalten nur knapp 30% der betroffenen Personen professionelle Hilfe (WHO, 2017). Genau hier setzen wir an – wir machen uns stark für die mentale Gesundheit.

Instahelp ist eine digitale Gesundheitsplattform und verfolgt die Vision, die mentale Gesundheit durch vereinfachten Zugang zu professioneller Hilfe zu verbessern. Die psychologische Online-Beratung ermöglicht Kund*innen innerhalb von durchschnittlich 7 Stunden über Textchat, Video- oder Audiotelefonie mit einem/einer erfahrenen Psycholog*in zu sprechen. Das gewährleistet einen niederschwelligen Zugang zu professioneller Beratung. Mehr als 120 Psycholog*innen beraten Kund*innen in aktuell 5 Ländern. 

Was ist Euer Alleinstellungsmerkmal? Was exakt findet in Ihrem Alltag schon alles digital statt? Wo schafft die Digitalisierung damit einen Mehrwert?

Instahelp bietet die Chance, sich orts- und zeitunabhängig beraten zu lassen – egal ob via Computer, Tablet oder Smartphone, gerne von der Lieblingscouch aus am Abend, z.B. wenn die Kinder schlafen oder auch am Wochenende. Alle unsere Psycholog*innen sind Klinische- oder Gesundheitspsycholog*innen mit mindestens drei Jahren Berufserfahrung sowie einer universitären Zusatzausbildung im Bereich der Online-Beratung. Die Qualitätssicherung erfolgt zudem über einen wissenschaftlichen Beirat. Instahelp bietet eine Dienstleistung an, die zu 100% digital erfolgt.

Wo seht Ihr als Unternehmen die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso? 

Mental Health ist das neue Trendthema – die Kombination aus Mensch und digitalen Möglichkeiten. Dadurch werden Prozesse und Zugänge vereinfacht und beschleunigt. Corona hat uns gezeigt, dass es essentiell ist, ein komplementäres Gesundheitssystem zu haben.

Welche Erwartungen habt Ihr an die Deutschen Regulationsbehörden und die Politik?

Der Digitalisierung sind noch immer Grenzen gesetzt. Wir erhoffen und erwarten uns, dass die psychische Gesundheit mit der physischen Gesundheit gleichgestellt wird. Die Kosten für psychische Gesundheitsmaßnahmen, wie präventive psychologische Beratung, sollten gefördert und leistbar werden und die Vorteile des Online-Angebotes für ein Angebot von Online-Therapie genutzt werden – z.B. für Personen mit Depressionen oder Sozialphobie.

Für die Online-Gesundheitsvorsorge braucht es einheitliche Standards, um die Qualität sicherzustellen. Zudem können Prozesse hin zur Krankenkassenleistung vereinfacht, transparenter und schlanker gestaltet werden.

Was ist derzeit der limitierende Faktor für Euer Wachstum?

Zum einen die Marktakzeptanz – also das Bewusstsein für die mentale Gesundheit, zum anderen die fehlende Kostenübernahme für präventive Angebote und Online-Beratung.

Was wünscht Ihr Euch? Was sucht Ihr?

Wir haben gerade eine Bewegung gestartet, um Deutschland mental stark zu machen. Dafür nutzen wir ein interaktives YouTube-Format mit mentalen Trainingsprogrammen Von Toto Wolff (Mercedes Team-Chef, Formel 1) und Florian Gschwandtner (Co-Gründer Runtastic). Wir wünschen uns, dass Personen zu mehr Ehrlichkeit und Offenheit kommen, was unsere psychische Gesundheit betrifft. Wir haben gerade unsere Kampagne laufen Wir machen Europa mental stark. Wir würden uns freuen, wenn ihr unsere Bewegung unterstützt #MentalHealthMatters

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Bernadette Frech – CEO von Instahelp im Interview

Wer bist Du und wie beschreibst Du Deinen Drive im Bereich digitaler Medizin, Deine Rolle?

Was ist Dein USP, Dein Alleinstellungsmerkmal? Was exakt findet in Deinem Alltag schon alles digital statt? Wo schafft die Digitalisierung damit einen Mehrwert?

  • Zu Emotionstheorien promoviert
  • Managed ihre Emotionen digital in der Beratung über Instahelp
  • Da ich zweifache Mama und beruflich sehr eingespannt bin, kann ich meine privaten und beruflichen Themen einfach am Abend in Ruhe mit einem Experten besprechen

Wo siehst Du die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso?

  •  Ich bin davon überzeugt, dass es ein komplementäres, digitales Angebot zur klassischen Vor-Ort-Versorgung braucht – das haben wir auch zu Corona-Zeiten gesehen.
  • Mit Hilfe der Digitalisierung kann eine flächendeckende Versorgung geboten und auf die Bedürfnisse unseres dynamischen Alltags gut eingegangen werden.

Wo konkret siehst Du das größte Marktpotenzial in der digitalen Gesundheit in den kommenden Jahren und wieso?

  • Ich glaube, dass chronische Krankheiten zukünftig digital behandelt werden und Vorsorgeuntersuchungen, Befundbesprechungen, als auch psychologische Beratungen und begleitende Behandlungen vermehrt online angeboten werden.
  • Weil ein modernes Gesundheitssystem diese zweite Schiene braucht, um das Gesundheitssystem zu entlasten, flächendeckende Versorgung zu bieten und z.B. Möglichkeiten zu bieten, um Ansteckungen zu vermeiden.
  • Unsere Gesellschaft ist “convenient”. Das Angebot wird auch im Gesundheitssegment kunden- bzw. patientenorientierter werden, um die Anforderungen der Kunden in den Vordergrund zu rücken und erfüllen zu können

Was ist Dein konkreter Ratschlag an Gründer und Investoren im Bereich digital health?

Um den Zugang zum Markt zu finden ist es essentiell, mit starken Kooperationspartnern aus dem Gesundheitsbereich zusammenzuarbeiten.

Welche drei Events sind absolute MUSTs im Bereich Digital Health, würdest Du also dringend empfehlen?

Empfohlene Webpages / Foren / Plattformen / Meetups / Newsletter?

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Interviews

Wie können wir die Medizin sicherer gestalten? |
Werner Korb im Interview

Mein Name ist Werner Korb. Seit etwa 20 Jahren beschäftige ich mit Human Factors in der Chirurgie und suche letztendlich Antworten auf die Frage: „Wie können wir die Medizin sicherer gestalten“. Meine Forschungslaufbahn führte über mehrere Stationen und schlussendlich habe ich 2011 weltweit die erste Professur für Simulation und Human Factors in der operativen Medizin an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur (HTWK) Leipzig erhalten. Ich habe mehrere Forschungsgruppen und Projekte geleitet und dann im Jahr 2015 mein erstes Startup, ein Spin-Off der HTWK, gegründet.  Ich war schon immer überzeugt, dass innovative Technologien nicht in den zähen Strukturen der Hochschulen festhängen dürfen, sondern den Weg in die freie Wirtschaft schaffen sollen. 

Mein Weg führte mich aber weiter und im Dezember 2018 haben wir die Firma Vocationeers gegründet. Damit bin ich meiner Überzeugung gefolgt, dass die Medizin, nur mithilfe digitaler Lösungen erhebliche Fortschritte erfahren wird. Aktuell entwickeln wir die Webplattform mySebastian, welche die Verarbeitung klinischer Expertise zum Beispiel im Training oder bei klinischen Studien revolutionieren wird. 

Was ist Euer USP, Euer Alleinstellungsmerkmal?  

Unser Alleinstellungsmerkmal ist, dass wir ein sehr, bunt gemischtes und agiles Team sind. Dabei können wir auf eine perfekte Kombination von jahrzehntelanger Erfahrung in der Medizintechnik und jungem Enthusiasmus sowie Erfindergeist bauen. 
Mit diesem tollen Team entwickeln wir eine innovative Web-Anwendung, welche klinische Prozeduren digital abbildet, mit echten Patientendaten (anonymisiert) koppelt und zusätzlich mit hochwertiger Pädagogik verbindet. Dabei haben wir einen Paradigmenwechsel vollzogen, indem wir die erste Plattform in der Healthcare-Domäne entwickeln, die sich sinnvoll in den Alltag der klinischen Experten integrieren lässt. Wir denken, es sind die Lehrenden, die für den Lernerfolg der Lernenden verantwortlich sind. 
Die eigentliche USP ist dabei eine einzigartige Logik, wie Wissen einerseits völlig individualisierbar ist und dennoch zu 100% vergleichbar bleibt. Mittlerweile ist eine Beta Version der Software unter beta.mysebastian.at verfügbar, wir kollaborieren eng mit unseren ersten Early Adoptern bzw. einem strategischem Inverstor und arbeiten mit Hochdruck am Release.

Wo sehen Sie die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso? 

Das größte Potential sehe ich in der Durchschlagskraft und Reichweite der digitalen Tools. Echten Mehrwert sehe ich, wenn es uns gelingt Tools zu designen, welche die Herausforderungen im Healthcare-Sektor lösen und als sinnvolle Applikation für die Chirurgen und Ärzte funktionieren. Das diese Tools digital sein müssen ist selbstverständlich.  Lösungen müssen im klinischen Alltag funktionieren sonst werden sie nicht genutzt. 

Wo konkret sehen Sie das größte Marktpotenzial in der digitalen Gesundheit in den kommenden Jahren und wieso?

Das ist eine gute Frage und noch nicht 100% absehbar. Jedenfalls glaube ich, dass Medical Content Management und auch eLearning einen starken Markt haben werden – wenn es richtig gemacht wird.

Was ist Ihr konkreter Ratschlag an Gründer und Investoren im Bereich digital Health? 

Kein überbordender Perfektionismus. Wir haben selbst die Erfahrung gemacht, dass es uns enorm wichtiges Feedback eingebracht hat, schon sehr früh mit ersten Konzepten und Lösungen unter die Leute zu gehen. Keine Software wird besser, wenn sie nur im Labor entwickelt wird. Nur die User in der Klinik bringen uns voran.

Welche drei Events sind absolute MUSTs im Bereich Digital Health, würden Sie also dringend empfehlen? 

Ehrlich gesagt haben wir in unserer zweijährigen Bestehenszeit noch ganz wenige ausgewiesene digital healthVeranstaltung besucht. Meine Divise lautet ohnehin: „Geh mit deinen Mitarbeitern ins Feld, nimm sie mit in den Operationssaal, lass sie mit Ärzten und Anwendern in Kontakt treten“. Das bringt unglaublich viel. 
Derzeit merke ich, dass auch digitale Veranstaltungen – gut konzipiert – erfolgreich sein können. 

Empfohlene Webpages / Foren / Plattformen / Meetups / Newsletter?

Momentan beobachte ich auf LinkedIn einen sehr ergiebigen Austausch zwischen den verschiedenen Communities. Man kann alle Trends und Entwicklungen live mitverfolgen. Jetzt ist LinkedIn noch völlig offen; man kann sich uneingeschränkt vernetzen. Das muss man jetzt noch ausnutzen. 

Dort empfehle ich natürlich die MakeHealthDigital Gruppe. 

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Interviews

Die Hausarztin und die digitale Gesundheit |
Leonor Heinz im Interview

Wer bist Du und wie beschreibst Du Deinen Drive im Bereich digitaler Medizin, Deine Rolle?

Die Begriffe von Gesundheit und Krankheit sind soziale Konstruktionen. Es gibt Krankheitsbilder, die sofortiger medizinischer Intervention bedürfen. In der Hausarztpraxis sind jedoch häufig Befindlichkeitsstörungen Thema, bei denen genau abzuwägen ist, ob eine medizinische Intervention wie eine Medikamententherapie sinnvoll ist oder ob in erster Linie eine Veränderung der psychosozialen Umstände oder eine Verhaltensänderung die bessere Medizin wäre. Als Fachärztin für Allgemeinmedizin und somit als Generalistin bewege ich mich in meiner Arbeit mit Patienten oft an den Grenzgebieten der biopsychosoziokulturellen Umstände entlang. Ich sehe es als meine Aufgabe, den Menschen die Möglichkeiten zu eröffnen, die die moderne Medizin zu ihrem Vorteil zu bieten hat. Gleichzeitig gilt es aber auch, vor den Nachteilen einer zu wenig durchdachten medizinischen Intervention zu schützen. Manchmal ist Zuwarten die beste Option. Gute Hausärzte können mit diesem kalkulierten Maß an Unsicherheit umgehen. Die Königsdisziplin ist es, den Patienten bei komplexen Entscheidungsprozessen wirksam miteinzubeziehen und zu einer geteilten Entscheidungsfindung zu gelangen. Das tatsächlich umzusetzen, gelingt selten. Die technischen Möglichkeiten hierfür werden wenig genutzt.

Um noch besser mit den spezifischen Herausforderungen in der Hausarztpraxis arbeiten zu können, wünsche ich mir, dass die technischen Möglichkeiten besser genutzt werden. Ich bin als Fachärztin für Allgemeinmedizin in meinem entsprechenden Berufsverband (Hausärzteverband e.V.) sowie in meiner wissenschaftlichen Fachgesellschaft (Deutsche Gesellschaft für Allgmeinmedizin) aktiv und sehe meine Rolle darin, ein tiefes Verständnis vom Status quo zu erreichen und darauf aufbauend die Hausarztpraxis der Zukunft zu konzipieren und zu entwickeln.

Was ist Dein USP, Dein Alleinstellungsmerkmal? Was exakt findet in Deinem Alltag schon alles digital statt? Wo schafft die Digitalisierung damit einen Mehrwert?

Ein ärztlicher Kollege, der in die Digitalbranche gegangen ist, hat mich mal als Tri-Sector Athlete bezeichnet. Meine Heimat ist das hausärztliche Setting, aber ich sehe die Notwendigkeit, Dinge zu verändern und bin voller Neugier und geradezu hungrig in Arealen unterwegs, wo die Musik spielt, was die zukünftige Gesundheitsversorgung der breiten Bevölkerung betrifft.

Die Digitalisierung schafft in meinem Alltag durch die erleichterte Verfügbarkeit von Information einen deutlichen Mehrwert, insbesondere auch in der unmittelbaren Patientenversorgung. So nutze ich Programme zur geteilten Entscheidungsfindung, wie ARRIBA, und webbasierte Angebote zur Informationsfindung für mich und für Patienten, so wie DEXIMED und gesundheitsinformation.de

Wo siehst Du die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso? 

Transparentere Darlegung des bereits vorhandenen Wissens in der Arzt-Patienten-Kommunikation. Das bedeutet für diagnostische Interventionen, dass Sensitivität, Spezifität und anhand der anzunehmenden Prävalenz die Rate an falsch negativen und falsch positiven Befunden leicht kommunizierbar sein muss, um den Menschen eine Möglichkeit zu geben, die Bedeutung von Testergebnissen besser zu beurteilen. Für therapeutische Interventionen ist es erforderlich, Wirkung und Risiken anhand natürlicher Zahlen einfach vermitteln zu können und die Number Needed to Treat (NNT) und die Number Needed to Harm (NNH) unmittelbar aufzeigen zu können. Wieso das notwendig ist, liegt auf der Hand – die Patienten haben ein Recht, mitzuentscheiden, was mit ihnen passiert. Dafür braucht es diese Informationen. Natürlich mögen manche Leute lieber, dass die Ärztin für sie entscheidet. Das ist ja auch in Ordnung. Die Möglichkeit zur Informationsvermittlung muss jedoch gegeben sein.

– Verminderung der Kluft zwischen Evidenz und Praxis durch Systeme, die den Arzt in seiner Arbeit am Patienten besser unterstützen. Ich würde mir zum Beispiel zum besseren und früheren Erkennen seltener Erkankungen eine KI wünschen, die durch föderales Lernen ständig verbessert wird. Das würde mich bei der Arbeit mit seltenen Symptomkonstellationen sehr unterstützen. Bei häufigeren Fragestellungen wird die gute ärztliche Behandlung oft dadurch erschwert, dass relevante Informationen fehlen – zum Beispiel zu Untersuchungen  und Therapien in der Vorgeschichte. Hier setze ich große Hoffnungen in die elektronische Patientenakte, auch für die interkollegiale und interprofessionelle Zusammenarbeit.

– Gesellschaftliche Transformation mit einerseits allgemein besserem Wissen zu Gesundheitsthemen und andererseits besseren Möglichkeiten zur Selbsthilfe durch lokale Netzwerke. Es sind genug gesellschaftliche Ressourcen vorhanden, um allen eine hervorragende Gesundheitsversorgung auch in der Zukunft zu ermöglichen. Hierfür müssen diese Ressourcen jedoch sinnvoll eingesetzt werden.

Wo konkret siehst Du das größte Marktpotenzial in der digitalen Gesundheit in den kommenden Jahren und wieso?

Systeme, die häufige kostenintensive medizinische Interventionen generieren, bieten in der aktuellen Struktur das größte Marktpotential. Die Aufgabe, das Leiden zu verstehen und zu bessern, tritt gegenüber dem Fokus auf das Marktpotenzial häufig in den Hintergrund. Aus meiner Perspektive benötigen wir Vergütungsmodelle, die gesund werden und gesund bleiben honorieren, wie es bei Einsparvergütungsmodellen (Bsp.: Gesundes Kinzigtal) der Fall ist.

Die wichtigste Ressource im Gesundheitswesen ist das Personal. Pflege und Ärzteschaft sind zunehmend ausgebrannt und flüchten sich in die Teilzeittätigkeit oder verlassen den Beruf ganz. Nur mit einem System, das auf Gesundheit fokussiert und den Mitarbeitenden eine sinnhafte Tätigkeit ermöglicht, wird es möglich sein, die medizinische Versorgung für uns alle auch in der Zukunft auf einem hohen Niveau zu halten. Das kann nur gelingen, wenn Kapitalgeber, die ihre Dividenden vor alles andere stellen, eine untergeordnete Rolle spielen.

Was ist Dein konkreter Ratschlag an Gründer und Investoren im Bereich digital health? 

– bringt Geduld für die Ärzte und ihre Strukturen mit. Mit Veränderungen tun Ärzte sich besonders schwer – denn unser Job in der Praxis und im Krankenhaus ist es, zu verhindern, dass Dinge schlimmer werden.

– glaubt nicht, dass ihr das Gesundheitswesen versteht, nur weil ihr mal krank wart und mal eine Praxis oder ein Krankenhaus von innen gesehen habt. Versucht, neugierig zu bleiben, dazuzulernen und die gewachsenen Strukturen kennenzulernen.

– arbeitet an einer lebenswerten Gesellschaft von morgen mit, in der soziale Spannungen und Unterschiede nicht noch weiter zunehmen.

Welche drei Events sind absolute MUSTs im Bereich Digital Health, würdest Du also dringend empfehlen? 

Veranstaltungen des hih, DEGAM-Kongress (um sich über Status quo im hausärztlichen Versorgungsbereich zu informieren)

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Interviews Special

Projektmanagement im digitalen Gesundheitswesen |
Martin Knüttel im Interview

Wer sind Sie und wie beschreiben Sie Ihren Drive im Bereich digitaler Medizin, Ihre Rolle?

Ich bin Martin Knüttel und als Project & Healthcare Manager bei OptiMedis – einem innovativen Unternehmen für Management, Analytik und Forschung im Gesundheitswesen – im Einsatz. Meine Schwerpunkte sind Projektmanagement, Prozessmodellierung sowie MVZ- und Praxismanagement. Als zertifizierter Prince2-Projektmanager kann ich dieses Semester als Dozent für Projektmanagement im Studiengang Arbeits- und Organisationspsychologie an der privaten Hochschule Medical School Hamburg mein Wissen teilen.

Ich bin Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Gesundheitsökonomie und engagiere mich im Alumni-Netzwerk der B. Braun-Stiftung.

Das Thema Digitalisierung im Gesundheitswesen spielt aktuell in all meinen Projekten eine entscheidende Rolle, von A wie App zur Unterstützung bei der Schwangerenversorgung bis Z wie zentrale Patientenakte. Ich selbst nehme oft eine Schnittstellenfunktion ein, bin manchmal auch eine Art Dolmetscher zwischen Mensch und digitalen Tools und auch zwischen den klassischen und agilen Methoden des Projektmanagements – immer mit dem Blick darauf, was individuell den größten Benefit für die Projektteams schaffen kann. 

Was ist Ihr Alleinstellungsmerkmal? Was exakt findet in Ihrem Alltag schon alles digital statt? Wo schafft die Digitalisierung damit einen Mehrwert?

Unterstützt durch digitale Tools kann ich mich als Projektmanager weg von reiner Planungstätigkeit -immer mehr auf die Themen Kommunikation und Kollaboration in den Projekten fokussieren. Ich halte es für extrem wichtig, dass alle Projektbeteiligten das gleiche Verständnis von der Planung haben und sich unkompliziert und zielführend verständigen können. Eine passende Projektmanagement-Software kann diese Voraussetzungen schaffen und so ein wichtiger Baustein für ein erfolgreiches Projekt sein. Genauso wichtig ist es, das Team frühzeitig einzubinden, denn das beste Tool bringt nur dann Vorteile, wenn es richtig genutzt wird.  

Mehr denn je hat sich der Wert von digitalen Lösungen in den letzten Monaten gezeigt: Unser Arbeitsalltag ist inzwischen ja sehr viel digitaler als noch vor Beginn der Corona-Pandemie – unsere Arbeit konnte selbst in großen Projekten inklusive der Abstimmungsprozesse inzwischen komplett digitalisiert werden. Davon werden wir definitiv langfristig profitieren.

Mein Alleinstellungsmerkmal: So manche Kluft zwischen Mensch und digitaler Lösung erkennen zu können und dann schnell eine Brücke zu schlagen.

Wo sehen Sie die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso?

Die Digitalisierung ist für mich ein praktisches und sicheres Verbindungsstück zwischen den Akteuren und auch den Sektoren, mit dem wir die Vernetzung im Gesundheitswesen vorantreiben können. Außerdem bietet sie die Möglichkeit Unterstützungsbedarf denen zukommen zu lassen, die ihn wirklich benötigen.

Ein Beispiel aus meiner Praxis: In dem Förderprogramm „M@dita“ (Mutterschaftsvorsorge@digital im Team von Anfang an) schaffen wir aktuell eine digitale Unterstützung für die Schwangerenversorgung, die neben dem vernetzten Austausch in interprofessionellen Teams auch Unterstützungsangebote leichter zugänglich macht. Wichtiges Thema dabei: Patient Empowerment! Alles wird gemeinsam mit der Schwangeren entschieden und sie hat den kompletten Überblick über den Verlauf ihrer Schwangerschaft dank einer praktischen App, die den digitalen Mutterpass integriert hat. Wer Interesse hat, kann sich unter www.madita.online mehr Infos holen. 

Wo konkret sehen Sie das größte Marktpotenzial in der digitalen Gesundheit in den kommenden Jahren und wieso?

In der Vernetzung und im Austausch von Gesundheitsinformationen! Der gesamte Mensch mit seinem Umfeld muss zukünftig im Mittelpunkt der Versorgung stehen. OptiMedis ist an vielen Forschungsprojekten im Bereich Digital Health beteiligt und baut seit vielen Jahren regionale, integrierte Gesundheitsnetzwerke wie Gesundes Kinzigtal oder den Gesunden Werra-Meißner-Kreis auf. Digitales, patienten- und teamorientiertes Arbeiten wird hier in den Fokus gerückt: Dafür werden die vielen unterschiedlichen Akteure einer Region sicher miteinander vernetzt – über digitale Lösungen ebenso wie über persönliche Treffen, zum Beispiel im Rahmen von Qualitätszirkeln. Nur so können bei den Medizinern und Therapeuten Informationsdefizite bezüglich Vorbehandlung und Therapie von Patienten abgebaut werden. Wir brauchen also sektorenübergreifend kompatible und sichere Digitallösungen, damit der Austausch von Gesundheitsinformationen zugunsten der Patienten stattfinden kann und wir die Akteure erheblich entlasten! Am besten direkt mit der Möglichkeit, dass Patienten selbst ihre Daten einsehen können – damit wären wir wieder beim Thema „Patient Empowerment durch Digitalisierung“.  

Was ist Ihr konkreter Ratschlag an Gründer und Investoren im Bereich digital health?

Erstens würde ich digitale Anwendungen mit Blick auf ihr grundsätzliches Potenzial für die Regelversorgung und die aktuell bestehenden Versorgungsstrukturen betrachten – dabei kommt man an einer gründlichen epidemiologischen und gesundheitsökonomischen Einordnung der Digitallösung nicht vorbei. 

Zweitens müssen die potenziellen Anwender und die Kostenträger immer im Fokus stehen. Wer an den Bedürfnissen und den realen Anreizstrukturen vorbeientwickelt, hat vielleicht eine gute Lösung, erzeugt aber keinen realen Nutzen. Wir haben bei OptiMedis einen mehrstufigen Prozess für die Bewertung von Innovationen im Rahmen eines „Digital Health Innovation Centres“ entwickelt. Hier können Health Apps, Online-Interventionen, Online-Programme und vieles mehr in der Versorgungsrealität hinsichtlich Nutzen, Akzeptanz und Machbarkeit bewertet, pilotiert und später skaliert werden. So soll besonders erfolgversprechenden Innovationen im Gesundheitswesen der Zugang in die Versorgung ermöglicht werden. Gründer und Investoren aus dem Bereich digital health development können diesbezüglich gerne auf OptiMedis zukommen.

Welche drei Events sind absolute MUSTs im Bereich Digital Health, würden Sie also dringend empfehlen?

Ich empfehle hier beispielhaft Veranstaltungen, die direkt mit dem Modell der integrierten Versorgung verknüpft sind und somit den Bezug zur Versorgungsrealität mit all ihren Herausforderungen herstellen.

Regional
„Vernetzte Gesundheit“ in Lübeck: Bei der schleswig-holsteinischen Veranstaltung wird der Blick besonders auf die neusten Entwicklungen der digitaler Versorgungsstrukturen mit Fokus auf interprofessionelle Vernetzung gelegt. Das Programm für die auf den 17. und 18. März 2021 verschobene Veranstaltung wird noch bekannt gegeben – hier bekommt man bestimmt wieder einen guten Einblick in die praktische Umsetzung auf regionaler Ebene.
https://www.vernetzte-gesundheit.de/ 

National

INNOlab: Der einstige Kongress hat sich coronabedingt digitalisiert und findet erstmal ganzjährig statt. Angekündigt wird ein Mix aus virtuellen und hybriden Einzelsessions sowie Präsenzkongressen mit digitalen Modulen – man darf gespannt sein. Fokus sind Innovationen im Gesundheitswesen, die natürlich nicht immer nur digital sein müssen…

https://www.innolab.health

International
ICIC20 Virtual Conference – September 2020: Der Austausch auf globaler Ebene bei der „International Conference on Integrated Care“ ist jedes Jahr extrem spannend und es stehen immer reichlich Digitalisierungsthemen auf dem Programm – und wie ja bekannt ist, lohnt sich besonders aus Deutschland heraus der Blick über den Tellerrand. Dieses Jahr findet die ICIC zu ihrem 20-jährigen Jubiläum über den September verteilt virtuell statt.

Empfohlene Webpages / Foren / Plattformen / Meetups / Newsletter?

OptiMedium – der umfassende Newsletter mit spannenden Entwicklungen aus dem Gesundheitswesen und Infos rund um die Arbeit von OptiMedis.

Self-Management Blog – der Blog des EU-Forschungsprojekts COMPAR-EU. Das Projekt zielt darauf ab, die effektivsten Interventionen zum Self-Management für Erwachsene in Europa zu ermitteln, zu vergleichen und zu bewerten. Dafür wird aktuell auch eine Online-Plattform entwickelt. 

M@dita-Webseite – die Infoseite zum dem innovationsfondsgeförderten Programm in Schleswig-Holstein, das eine innovative, komplexe Digitallösung für den Bereich der Schwangerenversorgung zur Verfügung stellt und diese mit wichtigen Aspekten einer gelingenden Besonderen Versorgung verknüpft: Interprofessionelles Arbeiten, Netzwerkaufbau, Patientenaktivierung etc.  www.madita.online

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Interviews

Erstellung medizinischer Beweise mit KI
| Frank Trautwein im Interview

Wer sind Sie und wie beschreiben Sie Ihren Drive im Bereich digitaler Medizin, Ihre Rolle?

Mein Name ist Frank Trautwein, ich bin Ingenieur und habe gut 15 Jahre lang medizinische Implantate und chirurgische Instrumente für die Orthopädie entwickelt. Heute bin ich Geschäftsführer der Firma RAYLYTIC, die mit Hilfe von Software und künstlicher Intelligenz die Durchführung klinischer Studien und die Schaffung medizinischer Evidenz aus der Routineversorgung automatisiert.

Während zu Beginn meiner Karriere auf 10 Entwicklungsingenieure etwa eine Person im Bereich Regulatory Affairs, also der Produktzulassung kam, herrscht heute bei vielen Firmen Gleichstand der Abteilungsgröße, teilweise sind die RA-Abteilungen bereits größer als die Entwicklungsabteilungen. Eine ähnlich explosive Tendenz kann man bei der Zunahme des Zeitaufwands administrativer Tätigkeiten in den Kliniken feststellen.

Meine Faszination, wiederkehrende Routinearbeiten per Software zu automatisieren, geht wohl zurück auf Mathehausaufgaben zum Thema Kurvendiskussion. Anstatt Wertetabellen händisch auszurechnen und diese auf Papier zu übertragen, hatte ich meinem C64 Computer mit einem selbst geschriebenen „Progrämmchen“ beigebracht, die Hausaufgaben viel anschaulicher und schneller zu lösen.

Administrative Aufgaben folgen immer klaren Vorgaben, Leitlinien oder Gesetzen. Es drängt sich daher geradezu auf, dass ich meine Leidenschaft für Computer und Software zur Lösung des dramatischen Anstiegs dieser eher leidigen Aufgaben im Gesundheitswesen und meinem Tätigkeitsbereich einsetze. Ein besonderer Reiz stellt für mich die Herausforderung dar, dies mit Gesundheitsdaten zu tun. Durch den Kontextbezug in verschiedenen Dimensionen ist die Verarbeitung medizinischer Daten im Vergleich zu üblichen technischen Daten sehr anspruchsvoll.

Was ist Ihr Alleinstellungsmerkmal? Was exakt findet in Ihrem Alltag schon alles digital statt? Wo schafft die Digitalisierung damit einen Mehrwert?

In meiner beruflichen Laufbahn habe ich gesehen, dass Gesundheitsdaten längst nicht nur zur Behandlung oder zur Versorgungsforschung benötigt werden. Jeder Hersteller benötigt Daten zur Wirksamkeit seiner Arznei oder seines Medizinprodukts. Er will genau verstehen, wie und warum sein Produkt funktioniert. Tut er das nicht, werden seine Mitbewerber langfristig die besseren Produkte liefern. Gleichzeitig werden Ärzte und Kliniken zunehmend über eine Incentivierung der Vergütung zur Messung des Behandlungsergebnisses gedrängt. Patienten informieren sich immer mehr im Internet über die Behandlungsqualität der Kliniken, der Ärzte und das reale Ergebnis verschiedener Behandlungsoptionen. Es gibt also einen gemeinsamen Bedarf nach objektiven Gesundheitsdaten durch unterschiedliche Stakeholder.

Unser Alleinstellungsmerkmal ist, dass wir zur Befriedigung dieses Bedarfs eine Plattform entwickelt haben, in der die unterschiedlichen Akteure gemeinsam Daten erheben, austauschen und nutzen, selbstverständlich unter Einhaltung aller Vorgaben zu Datenschutz und Datensicherheit.

Ganz konkret findet das z.B. bei der Durchführung klinischer Studien statt: Patienten, Ärzte, Radiologen, Medizinproduktehersteller und CROs (Auftragsforschungsorganisationen) arbeiten gemeinsam an der Erhebung und Analyse von Daten. Statt Daten aus den unterschiedlichsten Systemen händisch zu übertragen und Übersichten und Statistiken manuell zu berechnen, erfolgt dies in unserer UNITY-Plattform nahezu völlig automatisiert – bis hin zur automatisierten Analyse radiologischer Bilder mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz.

Der Mehrwert entsteht in drei Bereichen:

  1. Durch die Automatisierung von Prozessen und den Entfall administrativer Aufgaben sinken die Kosten – unsere Medizintechnik-Kunden sparen etwa 40% der Kosten für klinische Studien und die jährlich durchzuführende Nachmarktbeobachtung.
  2. Die Qualität der Daten ist höher: Durch den Echtzeit-Status aller fehlenden und verfügbaren Daten können etwaige Lücken meist noch rechtzeitig geschlossen und damit Protokollverletzungen vermieden werden. Durch die Analyse von Bilddaten per Software kann die Software häufig auch wesentlich präziser und reproduzierbarer Messungen vornehmen als dies durch menschliche Befunder möglich ist.
  3. Die Datenverfügbarkeit steigt: Durch die Herstellung der sogenannten Interoperabilität medizinischer Daten können diese zwischen verschiedenen Systemen und Akteuren – unter Einhaltung der Datenschutzvorschriften – in großem Maßstab mit hoher Detailtiefe ausgetauscht werden.

Wo sehen Sie die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso?

Die Variabilität der Behandlungsergebnisse zwischen den Kliniken in Europa, und vermutlich weltweit, ist erschreckend. Selbst innerhalb eines Landes schwankt die Häufigkeit von Komplikationen oder Reoperationen bei derselben Diagnose und Behandlung um FAKTOREN. Die genaue Kenntnis der Ursachen für diese Diskrepanzen wäre ein enormer Gewinn, um die Qualität der Versorgung insgesamt zu verbessern. Das dazu benötige Wissen liegt in den Daten – wir müssten es nur nutzen können.

Analog dazu können sowohl Ärzte als auch Hersteller von Arzneimitteln und Medizinprodukten durch die breitere Verfügbarkeit medizinischer Daten die Wirkzusammenhänge, Indikationen und Kontraindikationen wesentlich genauer bestimmen. Dadurch kann die Wirksamkeit und Sicherheit von Produkten optimiert und die Behandlungswahl datengestützt individualisiert werden.

Wo konkret sehen Sie das größte Marktpotenzial in der digitalen Gesundheit in den kommenden Jahren und wieso?

Ärztliche Behandlung, Pflege und Nachsorge werden schon aus demographischen Gründen zunehmen und sind auch mittelfristig kaum durch digitale Lösungen ersetzbar. Ich sehe daher das größte Potenzial in Lösungen, die die bestehenden Fachkräfte insbesondere bei den Aufgaben entlasten, die nicht den eigentlichen Kern ihrer Tätigkeit ausmachen: wiederkehrende, administrative Tätigkeiten wie die Planung, Datenerfassung, die manuelle Übertragung zwischen Systemen, die Datenanalyse zur Diagnose und den Abgleich mit Behandlungsleitlinien, die Aufklärung zum Datenschutz usw. Einer Studie der Fachgesellschaft für Internisten in den USA zufolge verbringen Ärzte 50% ihrer Zeit mit vorgenannten und ähnlichen Tätigkeiten, während sie nur 30% mit den Patienten selbst verbringen. Die zunehmende Bürokratie hat zu einer strengen Taktung und Entmenschlichung der medizinischen Behandlung geführt. Weitere gesetzliche Vorgaben lassen keine Verbesserung erwarten, so dass ich ein großes Potenzial von intelligenter Software sehe, die dieses Problem löst.

Was ist Ihr konkreter Ratschlag an Gründer und Investoren im Bereich digital health?

Gründer: Falls Ihr noch keine Erfahrung mit den Bereichen Zulassung und Vergütung im Bereich digital health gesammelt habt: Holt unbedingt jemand an Board, der diese Kompetenz in Euer Start Up bringt, bevor ihr die erste Zeile Code schreibt. Die Markteintrittshürden sind nicht nur hoch, sondern vielschichtig, und jede einzelne wird Euch davon abhalten erfolgreich zu sein, wenn Ihr sie nicht von vornherein in Eure Strategie und in Euren Businessplan integriert.

Holt Euch Experten ins Boot, die die MedTech-Regularien, die Hürden und die komplexe Interaktion der unterschiedlichen Stakeholder im Gesundheitsbereich aus eigener Erfahrung kennen.

Investoren: Im Grunde habe ich den gleichen Ratschlag wie für Gründer: Holt Euch Experten ins Boot, die die MedTech-Regularien, die Hürden und die komplexe Interaktion der unterschiedlichen Stakeholder im Gesundheitsbereich aus eigener Erfahrung kennen. Und habt zuweilen einen langen Atem: Speziell im B2B Gesundheitsbereich beträgt ein Sales-Cycle 6–24 Monate, aber dafür hat man dann auch einen Kunden für 3–8 Jahre Mindestlaufzeit gewonnen.

6. Welche drei Events sind absolute MUSTs im Bereich digital health, würden Sie also dringend empfehlen?

DMEA
HIMSS
die Veranstaltungen des Health Innovation Hub (HIH)

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Interviews

Jana Backhaus
im Interview

Wer sind Sie und wie beschreiben Sie Ihren Drive im Bereich digitaler Medizin, Ihre Rolle?

Als Marketing Managerin bin ich im Betrieblichen Gesundheitsmanagement tätig. Dabei bin ich aber auch für die Entwicklung digitaler Gesundheitslösungen verantwortlich und berate unsere Kunden hinsichtlich ihrer Kommunikation im Unternehmen zu diesem Bereich.

Das Betriebliche Gesundheitsmanagement zielt darauf ab Arbeitnehmer in Form von Prävention vor langfristigen gesundheitlichen Schäden zu schützen. Zwar hat die aktuelle Situation in unserer Branche die Digitalisierung erheblich beschleunigt, dennoch wird überwiegend den Arbeitsnehmern immer noch eine Einheitsbrei aufgetischt, sodass viele Maßnahmen an ihren Bedürfnissen vorbeigehen. Arbeitgeber sind dann oftmals enttäuscht, dass die erwartete Resonanz ausbleibt und geben in Sachen Betriebliches Gesundheitsmanagement auf.

Natürlich gibt es mittlerweile auch hierfür Apps und eine Vielzahl digitaler Angebote, jedoch mit sehr beschränkten Möglichkeiten der Individualisierung. Zudem liegt der Fokus auf der Prävention. Dass es aber Arbeitnehmer gibt, die bereits Beschwerden haben, sei es psychisch oder physisch, wird wenig berücksichtigt. Hier muss in Zukunft eine bessere Verzahnung von Prävention und medizinischer bzw. ärztlicher Behandlung stattfinden und ich bin der Überzeugung, dass dies in Zukunft möglich sein wird. Sowie auch die Arbeitswelten immer mehr mit dem Privaten verschmelzen, muss in Sachen Gesundheit der Arbeitnehmer ein fließender Übergang stattfinden, der zugleich aber den Datenschutz garantiert und den Arbeitnehmern die Angst nimmt, dass persönliche gesundheitliche Belange zu den Arbeitgebern durchdringen. Da ist es an den Dienstleistern, dafür zu sorgen. Dieser Herausforderung habe ich mich verschrieben.

Zudem forsche ich daran, wie Gesundheitsinformationen kommuniziert werden müssen, damit Menschen diese akzeptieren und umsetzen. Der Mensch als Individuum wird nicht gerne bevormundet und eines Besseren belehrt. Nur wenige Menschen befolgen die Ratschläge hinsichtlich einer Verhaltensänderung von Ärzten oder anderen Informationsquellen. Damit haben auch wir in im Bereich der Prävention zu kämpfen, dass Viele unseren guten Absichten erstmal mit Gegenwehr und Widerstand begegnen. Mithilfe von Algorithmen versuche ich herauszufinden, wie dieser Widerstand mithilfe der richtigen Kommunikation werden kann.

Was ist Ihr Alleinstellungsmerkmal?

Die richtige Mischung macht’s. Durch meinen sportwissenschaftlichen Hintergrund, meiner Expertise im Bereich Kommunikation und Marketing sowie meine Begeisterung für neue Technologien, ist es mir möglich digitale Gesundheitskonzepte und Lösungen zu schaffen, welche die Interessen verschiedener Stakeholder vereinen. Meine berufliche Erfahrung in unterschiedlichen Branchen hilft mir heute Innovationen anzustoßen.

Was exakt findet in Ihrem Alltag schon alles digital statt?

In meinem Alltag findet so gut wie alles digital statt, was eben bereits möglich ist, ob Arzttermin, Weiterbildungen, Projektmanagement oder der Besuch von Sportkursen. Auch meinen beruflichen Alltag verbringe ich im Homeoffice in einem virtuellen Team.

Außer meine tägliche To-Do-Liste, die führe ich immer ganz altmodisch mit Zettel und Stift. Eine Zeile durchzustreichen ist einfach ein schöneres Gefühl, als einfach nur einen Mausklick zu tätigen.

Wo schafft die Digitalisierung damit einen Mehrwert?

Zum einen spare ich mir durch die Digitalisierung jede Menge Zeit, ich hänge beispielsweise nicht mehr in endlosen Warteschleifen, sondern buche mir online einen Termin oder tätige eine Reservierung. Zum anderen können dadurch etliche Prozesse vereinfacht oder gar automatisiert werden. Dies steigert am Ende des Tages die Effizienz.

Einen großen Mehrwert sehe ich in der Individualisierung. In meinem Beruf bin ich nicht mehr an Ort und Zeit gebunden. So kann ich meinen Lebensalltag freier gestalten.

Wo sehen Sie die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso? 

Grundsätzlich gibt es aus meiner Sicht Chancen für zwei Parteien, die Beschäftigten im Gesundheitswesen, aber auch für die Patienten. Das größte Potential sehe ich in der Möglichkeit Patienten rund um die Uhr betreuen zu können, über Apps und online Angebote. Ein weitere Chance, die dringend genutzt werden sollte, sind smarte Anwendungen, die für die Entlastung der Angestellten, speziell in der Pflege, sorgen. So kann das Verhältnis zwischen Patienten, Pflegekräften und Ärzten dauerhaft gestärkt werden. Davon profitieren alle Beteiligten im medizinischen Sytsem.

Wo konkret sehen Sie das größte Marktpotenzial in der digitalen Gesundheit in den kommenden Jahren und wieso?

Aufgrund des demografischen Wandels sehe ich großes Potential in digitale Lösungen, die den älteren Patienten eine individualisierte und ganzheitliche Unterstützung in Sachen Gesundheit bieten. Sprich, sie unterstützen die Patienten nicht nur bei der Behandlung, sondern verfolgen auch einen präventiven Ansatz. Gleichzeitig verknüpfen die Anwendungen mehrere Bereiche, wie beispielsweise Medikamenteneinnahme, psychische Gesundheit und Bewegungsprävention.

Ich zähle darauf, dass in einigen Jahren die KI soweit entwickelt ist, dass eine individuelle Behandlung immer einfacher möglich ist und auf die Bedürfnisse der Patienten angepasst werden kann. Ausbaufähig ist mit Sicherheit auch die Patienten Journey. Da ist noch viel Luft nach oben. Gerade für Leute, die nicht digital affin sind, sind manche Anwendungen immer noch nicht zugänglich bzw. können nicht den Nutzen liefern, für den sie gedacht sind oder sind mit der Verwendung mehrerer Apps überfordert. Hier wären Lösungen, die den kompletten klassischen Versorgungsweg (Prävention, Diagnose, Therapie und Nachsorge) abdecken, bis hin zur möglichen Integration des Einkaufs von Medikamenten ein wünschenswertes Ziel.

Zudem kann ich mir vorstellen, dass der Urbanisierung mit digitalen Telemedizin verstärkt begegnet werden muss. Diese wird sich ebenso in den kommenden Jahren zuspitzen, sodass ortsunabhängige medizinische Versorgung immer relevanter wird.

Was ist Ihr konkreter Ratschlag an Gründer und Investoren im Bereich digital health?

Bei Anwendungen für medizinisches Personal:

Sprechen Sie auch mit denen, die beim Thema Digitalisierung sich nicht freiwillig zu Wort melden. Damit meine ich beispielsweise Pflegepersonal oder Krankenschwestern. Viele Lösungen und Ansätze gehen an den Bedürfnissen der ausführenden Kräfte vorbei. Digitale Health Lösungen müssen ganzheitlich gedacht werden

Vergessen Sie daher nie die Personen, die mit den Konzepten wirklich arbeiten müssen. Digitale Kompetenzen müssen in allen Bereichen vermittelt werden, angefangen bei den Pflegekräften. Hier gilt es Herausforderungen, wie Sprache und Wissen sowie kulturelle Unterschiede zu überwinden.

Bei Anwendungen für die breite Bevölkerung:

Haben Sie den demografischen Wandel im Blick. Ältere Menschen müssen Ihre Anwendungen anwenden können, sie sind die große Zielgruppe für Apps im Gesundheitsbereich.

Schaffen Sie eine Transparenz, was die gesammelten Daten betrifft. Diese Informationen sollten einfach zu finden sein. Nehmen Sie dadurch den Anwendern die Angst vor Überwachung und Kontrolle.

Deshalb sollte der Datenschutz besonders in diesem sehr persönlichem Bereich der eigenen Gesundheit an oberster Stelle stehen.