Was macht Euer Unternehmen ganz konkret und wie beschreibt Ihr Eure Rolle im Bereich digitaler Medizin?
Europas größte Herausforderung im 21. Jahrhundert im Bereich der Gesundheitsvorsorge ist die mentale Gesundheit. Alleine in der EU sind rund 117 Millionen Menschen von mentalen Problemen betroffen (WHO, 2016), jedoch erhalten nur knapp 30% der betroffenen Personen professionelle Hilfe (WHO, 2017). Genau hier setzen wir an – wir machen uns stark für die mentale Gesundheit.
Instahelp ist eine digitale Gesundheitsplattform und verfolgt die Vision, die mentale Gesundheit durch vereinfachten Zugang zu professioneller Hilfe zu verbessern. Die psychologische Online-Beratung ermöglicht Kund*innen innerhalb von durchschnittlich 7 Stunden über Textchat, Video- oder Audiotelefonie mit einem/einer erfahrenen Psycholog*in zu sprechen. Das gewährleistet einen niederschwelligen Zugang zu professioneller Beratung. Mehr als 120 Psycholog*innen beraten Kund*innen in aktuell 5 Ländern.
Was ist Euer Alleinstellungsmerkmal? Was exakt findet in Ihrem Alltag schon alles digital statt? Wo schafft die Digitalisierung damit einen Mehrwert?
Instahelp bietet die Chance, sich orts- und zeitunabhängig beraten zu lassen – egal ob via Computer, Tablet oder Smartphone, gerne von der Lieblingscouch aus am Abend, z.B. wenn die Kinder schlafen oder auch am Wochenende. Alle unsere Psycholog*innen sind Klinische- oder Gesundheitspsycholog*innen mit mindestens drei Jahren Berufserfahrung sowie einer universitären Zusatzausbildung im Bereich der Online-Beratung. Die Qualitätssicherung erfolgt zudem über einen wissenschaftlichen Beirat. Instahelp bietet eine Dienstleistung an, die zu 100% digital erfolgt.
Wo seht Ihr als Unternehmen die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso?
Mental Health ist das neue Trendthema – die Kombination aus Mensch und digitalen Möglichkeiten. Dadurch werden Prozesse und Zugänge vereinfacht und beschleunigt. Corona hat uns gezeigt, dass es essentiell ist, ein komplementäres Gesundheitssystem zu haben.
Welche Erwartungen habt Ihr an die Deutschen Regulationsbehörden und die Politik?
Der Digitalisierung sind noch immer Grenzen gesetzt. Wir erhoffen und erwarten uns, dass die psychische Gesundheit mit der physischen Gesundheit gleichgestellt wird. Die Kosten für psychische Gesundheitsmaßnahmen, wie präventive psychologische Beratung, sollten gefördert und leistbar werden und die Vorteile des Online-Angebotes für ein Angebot von Online-Therapie genutzt werden – z.B. für Personen mit Depressionen oder Sozialphobie.
Für die Online-Gesundheitsvorsorge braucht es einheitliche Standards, um die Qualität sicherzustellen. Zudem können Prozesse hin zur Krankenkassenleistung vereinfacht, transparenter und schlanker gestaltet werden.
Was ist derzeit der limitierende Faktor für Euer Wachstum?
Zum einen die Marktakzeptanz – also das Bewusstsein für die mentale Gesundheit, zum anderen die fehlende Kostenübernahme für präventive Angebote und Online-Beratung.
Die Vision des Instahelp Teams ist es, die mentale Gesundheit in Europa zu steigern
Was ist Dein USP, Dein Alleinstellungsmerkmal? Was exakt findet in Deinem Alltag schon alles digital statt? Wo schafft die Digitalisierung damit einen Mehrwert?
Zu Emotionstheorien promoviert
Managed ihre Emotionen digital in der Beratung über Instahelp
Da ich zweifache Mama und beruflich sehr eingespannt bin, kann ich meine privaten und beruflichen Themen einfach am Abend in Ruhe mit einem Experten besprechen
Wo siehst Du die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso?
Ich bin davon überzeugt, dass es ein komplementäres, digitales Angebot zur klassischen Vor-Ort-Versorgung braucht – das haben wir auch zu Corona-Zeiten gesehen.
Mit Hilfe der Digitalisierung kann eine flächendeckende Versorgung geboten und auf die Bedürfnisse unseres dynamischen Alltags gut eingegangen werden.
Wo konkret siehst Du das größte Marktpotenzial in der digitalen Gesundheit in den kommenden Jahren und wieso?
Ich glaube, dass chronische Krankheiten zukünftig digital behandelt werden und Vorsorgeuntersuchungen, Befundbesprechungen, als auch psychologische Beratungen und begleitende Behandlungen vermehrt online angeboten werden.
Weil ein modernes Gesundheitssystem diese zweite Schiene braucht, um das Gesundheitssystem zu entlasten, flächendeckende Versorgung zu bieten und z.B. Möglichkeiten zu bieten, um Ansteckungen zu vermeiden.
Unsere Gesellschaft ist “convenient”. Das Angebot wird auch im Gesundheitssegment kunden- bzw. patientenorientierter werden, um die Anforderungen der Kunden in den Vordergrund zu rücken und erfüllen zu können
Was ist Dein konkreter Ratschlag an Gründer und Investoren im Bereich digital health?
Um den Zugang zum Markt zu finden ist es essentiell, mit starken Kooperationspartnern aus dem Gesundheitsbereich zusammenzuarbeiten.
Welche drei Events sind absolute MUSTs im Bereich Digital Health, würdest Du also dringend empfehlen?
Mein Name ist Werner Korb. Seit etwa 20 Jahren beschäftige ich mit Human Factors in der Chirurgie und suche letztendlich Antworten auf die Frage: „Wie können wir die Medizin sicherer gestalten“. Meine Forschungslaufbahn führte über mehrere Stationen und schlussendlich habe ich 2011 weltweit die erste Professur für Simulation und Human Factors in der operativen Medizin an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur (HTWK) Leipzig erhalten. Ich habe mehrere Forschungsgruppen und Projekte geleitet und dann im Jahr 2015 mein erstes Startup, ein Spin-Off der HTWK, gegründet. Ich war schon immer überzeugt, dass innovative Technologien nicht in den zähen Strukturen der Hochschulen festhängen dürfen, sondern den Weg in die freie Wirtschaft schaffen sollen.
Mein Weg führte mich aber weiter und im Dezember 2018 haben wir die Firma Vocationeers gegründet. Damit bin ich meiner Überzeugung gefolgt, dass die Medizin, nur mithilfe digitaler Lösungen erhebliche Fortschritte erfahren wird. Aktuell entwickeln wir die Webplattform mySebastian, welche die Verarbeitung klinischer Expertise zum Beispiel im Training oder bei klinischen Studien revolutionieren wird.
Was ist Euer USP, Euer Alleinstellungsmerkmal?
Unser Alleinstellungsmerkmal ist, dass wir ein sehr, bunt gemischtes und agiles Team sind. Dabei können wir auf eine perfekte Kombination von jahrzehntelanger Erfahrung in der Medizintechnik und jungem Enthusiasmus sowie Erfindergeist bauen. Mit diesem tollen Team entwickeln wir eine innovative Web-Anwendung, welche klinische Prozeduren digital abbildet, mit echten Patientendaten (anonymisiert) koppelt und zusätzlich mit hochwertiger Pädagogik verbindet. Dabei haben wir einen Paradigmenwechsel vollzogen, indem wir die erste Plattform in der Healthcare-Domäne entwickeln, die sich sinnvoll in den Alltag der klinischen Experten integrieren lässt. Wir denken, es sind die Lehrenden, die für den Lernerfolg der Lernenden verantwortlich sind. Die eigentliche USP ist dabei eine einzigartige Logik, wie Wissen einerseits völlig individualisierbar ist und dennoch zu 100% vergleichbar bleibt. Mittlerweile ist eine Beta Version der Software unter beta.mysebastian.at verfügbar, wir kollaborieren eng mit unseren ersten Early Adoptern bzw. einem strategischem Inverstor und arbeiten mit Hochdruck am Release.
Wo sehen Sie die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso?
Das größte Potential sehe ich in der Durchschlagskraft und Reichweite der digitalen Tools. Echten Mehrwert sehe ich, wenn es uns gelingt Tools zu designen, welche die Herausforderungen im Healthcare-Sektor lösen und als sinnvolle Applikation für die Chirurgen und Ärzte funktionieren. Das diese Tools digital sein müssen ist selbstverständlich. Lösungen müssen im klinischen Alltag funktionieren sonst werden sie nicht genutzt.
Wo konkret sehen Sie das größte Marktpotenzial in der digitalen Gesundheit in den kommenden Jahren und wieso?
Das ist eine gute Frage und noch nicht 100% absehbar. Jedenfalls glaube ich, dass Medical Content Management und auch eLearning einen starken Markt haben werden – wenn es richtig gemacht wird.
Was ist Ihr konkreter Ratschlag an Gründer und Investoren im Bereich digital Health?
Kein überbordender Perfektionismus. Wir haben selbst die Erfahrung gemacht, dass es uns enorm wichtiges Feedback eingebracht hat, schon sehr früh mit ersten Konzepten und Lösungen unter die Leute zu gehen. Keine Software wird besser, wenn sie nur im Labor entwickelt wird. Nur die User in der Klinik bringen uns voran.
Welche drei Events sind absolute MUSTs im Bereich Digital Health, würden Sie also dringend empfehlen?
Ehrlich gesagt haben wir in unserer zweijährigen Bestehenszeit noch ganz wenige ausgewiesene digital healthVeranstaltung besucht. Meine Divise lautet ohnehin: „Geh mit deinen Mitarbeitern ins Feld, nimm sie mit in den Operationssaal, lass sie mit Ärzten und Anwendern in Kontakt treten“. Das bringt unglaublich viel. Derzeit merke ich, dass auch digitale Veranstaltungen – gut konzipiert – erfolgreich sein können.
Empfohlene Webpages / Foren / Plattformen / Meetups / Newsletter?
Momentan beobachte ich auf LinkedIn einen sehr ergiebigen Austausch zwischen den verschiedenen Communities. Man kann alle Trends und Entwicklungen live mitverfolgen. Jetzt ist LinkedIn noch völlig offen; man kann sich uneingeschränkt vernetzen. Das muss man jetzt noch ausnutzen.
Wer bist Du und wie beschreibst Du Deinen Drive im Bereich digitaler Medizin, Deine Rolle?
Die Begriffe von Gesundheit und Krankheit sind soziale Konstruktionen. Es gibt Krankheitsbilder, die sofortiger medizinischer Intervention bedürfen. In der Hausarztpraxis sind jedoch häufig Befindlichkeitsstörungen Thema, bei denen genau abzuwägen ist, ob eine medizinische Intervention wie eine Medikamententherapie sinnvoll ist oder ob in erster Linie eine Veränderung der psychosozialen Umstände oder eine Verhaltensänderung die bessere Medizin wäre. Als Fachärztin für Allgemeinmedizin und somit als Generalistin bewege ich mich in meiner Arbeit mit Patienten oft an den Grenzgebieten der biopsychosoziokulturellen Umstände entlang. Ich sehe es als meine Aufgabe, den Menschen die Möglichkeiten zu eröffnen, die die moderne Medizin zu ihrem Vorteil zu bieten hat. Gleichzeitig gilt es aber auch, vor den Nachteilen einer zu wenig durchdachten medizinischen Intervention zu schützen. Manchmal ist Zuwarten die beste Option. Gute Hausärzte können mit diesem kalkulierten Maß an Unsicherheit umgehen. Die Königsdisziplin ist es, den Patienten bei komplexen Entscheidungsprozessen wirksam miteinzubeziehen und zu einer geteilten Entscheidungsfindung zu gelangen. Das tatsächlich umzusetzen, gelingt selten. Die technischen Möglichkeiten hierfür werden wenig genutzt.
Um noch besser mit den spezifischen Herausforderungen in der Hausarztpraxis arbeiten zu können, wünsche ich mir, dass die technischen Möglichkeiten besser genutzt werden. Ich bin als Fachärztin für Allgemeinmedizin in meinem entsprechenden Berufsverband (Hausärzteverband e.V.) sowie in meiner wissenschaftlichen Fachgesellschaft (Deutsche Gesellschaft für Allgmeinmedizin) aktiv und sehe meine Rolle darin, ein tiefes Verständnis vom Status quo zu erreichen und darauf aufbauend die Hausarztpraxis der Zukunft zu konzipieren und zu entwickeln.
Was ist Dein USP, Dein Alleinstellungsmerkmal? Was exakt findet in Deinem Alltag schon alles digital statt? Wo schafft die Digitalisierung damit einen Mehrwert?
Ein ärztlicher Kollege, der in die Digitalbranche gegangen ist, hat mich mal als Tri-Sector Athlete bezeichnet. Meine Heimat ist das hausärztliche Setting, aber ich sehe die Notwendigkeit, Dinge zu verändern und bin voller Neugier und geradezu hungrig in Arealen unterwegs, wo die Musik spielt, was die zukünftige Gesundheitsversorgung der breiten Bevölkerung betrifft.
Die Digitalisierung schafft in meinem Alltag durch die erleichterte Verfügbarkeit von Information einen deutlichen Mehrwert, insbesondere auch in der unmittelbaren Patientenversorgung. So nutze ich Programme zur geteilten Entscheidungsfindung, wie ARRIBA, und webbasierte Angebote zur Informationsfindung für mich und für Patienten, so wie DEXIMED und gesundheitsinformation.de
Wo siehst Du die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso?
Transparentere Darlegung des bereits vorhandenen Wissens in der Arzt-Patienten-Kommunikation. Das bedeutet für diagnostische Interventionen, dass Sensitivität, Spezifität und anhand der anzunehmenden Prävalenz die Rate an falsch negativen und falsch positiven Befunden leicht kommunizierbar sein muss, um den Menschen eine Möglichkeit zu geben, die Bedeutung von Testergebnissen besser zu beurteilen. Für therapeutische Interventionen ist es erforderlich, Wirkung und Risiken anhand natürlicher Zahlen einfach vermitteln zu können und die Number Needed to Treat (NNT) und die Number Needed to Harm (NNH) unmittelbar aufzeigen zu können. Wieso das notwendig ist, liegt auf der Hand – die Patienten haben ein Recht, mitzuentscheiden, was mit ihnen passiert. Dafür braucht es diese Informationen. Natürlich mögen manche Leute lieber, dass die Ärztin für sie entscheidet. Das ist ja auch in Ordnung. Die Möglichkeit zur Informationsvermittlung muss jedoch gegeben sein.
– Verminderung der Kluft zwischen Evidenz und Praxis durch Systeme, die den Arzt in seiner Arbeit am Patienten besser unterstützen. Ich würde mir zum Beispiel zum besseren und früheren Erkennen seltener Erkankungen eine KI wünschen, die durch föderales Lernen ständig verbessert wird. Das würde mich bei der Arbeit mit seltenen Symptomkonstellationen sehr unterstützen. Bei häufigeren Fragestellungen wird die gute ärztliche Behandlung oft dadurch erschwert, dass relevante Informationen fehlen – zum Beispiel zu Untersuchungen und Therapien in der Vorgeschichte. Hier setze ich große Hoffnungen in die elektronische Patientenakte, auch für die interkollegiale und interprofessionelle Zusammenarbeit.
– Gesellschaftliche Transformation mit einerseits allgemein besserem Wissen zu Gesundheitsthemen und andererseits besseren Möglichkeiten zur Selbsthilfe durch lokale Netzwerke. Es sind genug gesellschaftliche Ressourcen vorhanden, um allen eine hervorragende Gesundheitsversorgung auch in der Zukunft zu ermöglichen. Hierfür müssen diese Ressourcen jedoch sinnvoll eingesetzt werden.
Wo konkret siehst Du das größte Marktpotenzial in der digitalen Gesundheit in den kommenden Jahren und wieso?
Systeme, die häufige kostenintensive medizinische Interventionen generieren, bieten in der aktuellen Struktur das größte Marktpotential. Die Aufgabe, das Leiden zu verstehen und zu bessern, tritt gegenüber dem Fokus auf das Marktpotenzial häufig in den Hintergrund. Aus meiner Perspektive benötigen wir Vergütungsmodelle, die gesund werden und gesund bleiben honorieren, wie es bei Einsparvergütungsmodellen (Bsp.: Gesundes Kinzigtal) der Fall ist.
Die wichtigste Ressource im Gesundheitswesen ist das Personal. Pflege und Ärzteschaft sind zunehmend ausgebrannt und flüchten sich in die Teilzeittätigkeit oder verlassen den Beruf ganz. Nur mit einem System, das auf Gesundheit fokussiert und den Mitarbeitenden eine sinnhafte Tätigkeit ermöglicht, wird es möglich sein, die medizinische Versorgung für uns alle auch in der Zukunft auf einem hohen Niveau zu halten. Das kann nur gelingen, wenn Kapitalgeber, die ihre Dividenden vor alles andere stellen, eine untergeordnete Rolle spielen.
Was ist Dein konkreter Ratschlag an Gründer und Investoren im Bereich digital health?
– bringt Geduld für die Ärzte und ihre Strukturen mit. Mit Veränderungen tun Ärzte sich besonders schwer – denn unser Job in der Praxis und im Krankenhaus ist es, zu verhindern, dass Dinge schlimmer werden.
– glaubt nicht, dass ihr das Gesundheitswesen versteht, nur weil ihr mal krank wart und mal eine Praxis oder ein Krankenhaus von innen gesehen habt. Versucht, neugierig zu bleiben, dazuzulernen und die gewachsenen Strukturen kennenzulernen.
– arbeitet an einer lebenswerten Gesellschaft von morgen mit, in der soziale Spannungen und Unterschiede nicht noch weiter zunehmen.
Welche drei Events sind absolute MUSTs im Bereich Digital Health, würdest Du also dringend empfehlen?
Veranstaltungen des hih, DEGAM-Kongress (um sich über Status quo im hausärztlichen Versorgungsbereich zu informieren)
Wer sind Sie und wie beschreiben Sie Ihren Drive im Bereich digitaler Medizin, Ihre Rolle?
Ich bin Martin Knüttel und als Project & Healthcare Manager bei OptiMedis – einem innovativen Unternehmen für Management, Analytik und Forschung im Gesundheitswesen – im Einsatz. Meine Schwerpunkte sind Projektmanagement, Prozessmodellierung sowie MVZ- und Praxismanagement. Als zertifizierter Prince2-Projektmanager kann ich dieses Semester als Dozent für Projektmanagement im Studiengang Arbeits- und Organisationspsychologie an der privaten Hochschule Medical School Hamburg mein Wissen teilen.
Ich bin Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Gesundheitsökonomie und engagiere mich im Alumni-Netzwerk der B. Braun-Stiftung.
Das Thema Digitalisierung im Gesundheitswesen spielt aktuell in all meinen Projekten eine entscheidende Rolle, von A wie App zur Unterstützung bei der Schwangerenversorgung bis Z wie zentrale Patientenakte. Ich selbst nehme oft eine Schnittstellenfunktion ein, bin manchmal auch eine Art Dolmetscher zwischen Mensch und digitalen Tools und auch zwischen den klassischen und agilen Methoden des Projektmanagements – immer mit dem Blick darauf, was individuell den größten Benefit für die Projektteams schaffen kann.
Was ist Ihr Alleinstellungsmerkmal? Was exakt findet in Ihrem Alltag schon alles digital statt? Wo schafft die Digitalisierung damit einen Mehrwert?
Unterstützt durch digitale Tools kann ich mich als Projektmanager weg von reiner Planungstätigkeit -immer mehr auf die Themen Kommunikation und Kollaboration in den Projekten fokussieren. Ich halte es für extrem wichtig, dass alle Projektbeteiligten das gleiche Verständnis von der Planung haben und sich unkompliziert und zielführend verständigen können. Eine passende Projektmanagement-Software kann diese Voraussetzungen schaffen und so ein wichtiger Baustein für ein erfolgreiches Projekt sein. Genauso wichtig ist es, das Team frühzeitig einzubinden, denn das beste Tool bringt nur dann Vorteile, wenn es richtig genutzt wird.
Mehr denn je hat sich der Wert von digitalen Lösungen in den letzten Monaten gezeigt: Unser Arbeitsalltag ist inzwischen ja sehr viel digitaler als noch vor Beginn der Corona-Pandemie – unsere Arbeit konnte selbst in großen Projekten inklusive der Abstimmungsprozesse inzwischen komplett digitalisiert werden. Davon werden wir definitiv langfristig profitieren.
Mein Alleinstellungsmerkmal: So manche Kluft zwischen Mensch und digitaler Lösung erkennen zu können und dann schnell eine Brücke zu schlagen.
Wo sehen Sie die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso?
Die Digitalisierung ist für mich ein praktisches und sicheres Verbindungsstück zwischen den Akteuren und auch den Sektoren, mit dem wir die Vernetzung im Gesundheitswesen vorantreiben können. Außerdem bietet sie die Möglichkeit Unterstützungsbedarf denen zukommen zu lassen, die ihn wirklich benötigen.
Ein Beispiel aus meiner Praxis: In dem Förderprogramm „M@dita“ (Mutterschaftsvorsorge@digital im Team von Anfang an) schaffen wir aktuell eine digitale Unterstützung für die Schwangerenversorgung, die neben dem vernetzten Austausch in interprofessionellen Teams auch Unterstützungsangebote leichter zugänglich macht. Wichtiges Thema dabei: Patient Empowerment! Alles wird gemeinsam mit der Schwangeren entschieden und sie hat den kompletten Überblick über den Verlauf ihrer Schwangerschaft dank einer praktischen App, die den digitalen Mutterpass integriert hat. Wer Interesse hat, kann sich unter www.madita.online mehr Infos holen.
Wo konkret sehen Sie das größte Marktpotenzial in der digitalen Gesundheit in den kommenden Jahren und wieso?
In der Vernetzung und im Austausch von Gesundheitsinformationen! Der gesamte Mensch mit seinem Umfeld muss zukünftig im Mittelpunkt der Versorgung stehen. OptiMedis ist an vielen Forschungsprojekten im Bereich Digital Health beteiligt und baut seit vielen Jahren regionale, integrierte Gesundheitsnetzwerke wie Gesundes Kinzigtal oder den Gesunden Werra-Meißner-Kreis auf. Digitales, patienten- und teamorientiertes Arbeiten wird hier in den Fokus gerückt: Dafür werden die vielen unterschiedlichen Akteure einer Region sicher miteinander vernetzt – über digitale Lösungen ebenso wie über persönliche Treffen, zum Beispiel im Rahmen von Qualitätszirkeln. Nur so können bei den Medizinern und Therapeuten Informationsdefizite bezüglich Vorbehandlung und Therapie von Patienten abgebaut werden. Wir brauchen also sektorenübergreifend kompatible und sichere Digitallösungen, damit der Austausch von Gesundheitsinformationen zugunsten der Patienten stattfinden kann und wir die Akteure erheblich entlasten! Am besten direkt mit der Möglichkeit, dass Patienten selbst ihre Daten einsehen können – damit wären wir wieder beim Thema „Patient Empowerment durch Digitalisierung“.
Was ist Ihr konkreter Ratschlag an Gründer und Investoren im Bereich digital health?
Erstens würde ich digitale Anwendungen mit Blick auf ihr grundsätzliches Potenzial für die Regelversorgung und die aktuell bestehenden Versorgungsstrukturen betrachten – dabei kommt man an einer gründlichen epidemiologischen und gesundheitsökonomischen Einordnung der Digitallösung nicht vorbei.
Zweitens müssen die potenziellen Anwender und die Kostenträger immer im Fokus stehen. Wer an den Bedürfnissen und den realen Anreizstrukturen vorbeientwickelt, hat vielleicht eine gute Lösung, erzeugt aber keinen realen Nutzen. Wir haben bei OptiMedis einen mehrstufigen Prozess für die Bewertung von Innovationen im Rahmen eines „Digital Health Innovation Centres“ entwickelt. Hier können Health Apps, Online-Interventionen, Online-Programme und vieles mehr in der Versorgungsrealität hinsichtlich Nutzen, Akzeptanz und Machbarkeit bewertet, pilotiert und später skaliert werden. So soll besonders erfolgversprechenden Innovationen im Gesundheitswesen der Zugang in die Versorgung ermöglicht werden. Gründer und Investoren aus dem Bereich digital health development können diesbezüglich gerne auf OptiMedis zukommen.
Welche drei Events sind absolute MUSTs im Bereich Digital Health, würden Sie also dringend empfehlen?
Ich empfehle hier beispielhaft Veranstaltungen, die direkt mit dem Modell der integrierten Versorgung verknüpft sind und somit den Bezug zur Versorgungsrealität mit all ihren Herausforderungen herstellen.
Regional „Vernetzte Gesundheit“ in Lübeck: Bei der schleswig-holsteinischen Veranstaltung wird der Blick besonders auf die neusten Entwicklungen der digitaler Versorgungsstrukturen mit Fokus auf interprofessionelle Vernetzung gelegt. Das Programm für die auf den 17. und 18. März 2021 verschobene Veranstaltung wird noch bekannt gegeben – hier bekommt man bestimmt wieder einen guten Einblick in die praktische Umsetzung auf regionaler Ebene. https://www.vernetzte-gesundheit.de/
National
INNOlab: Der einstige Kongress hat sich coronabedingt digitalisiert und findet erstmal ganzjährig statt. Angekündigt wird ein Mix aus virtuellen und hybriden Einzelsessions sowie Präsenzkongressen mit digitalen Modulen – man darf gespannt sein. Fokus sind Innovationen im Gesundheitswesen, die natürlich nicht immer nur digital sein müssen…
International ICIC20 Virtual Conference – September 2020: Der Austausch auf globaler Ebene bei der „International Conference on Integrated Care“ ist jedes Jahr extrem spannend und es stehen immer reichlich Digitalisierungsthemen auf dem Programm – und wie ja bekannt ist, lohnt sich besonders aus Deutschland heraus der Blick über den Tellerrand. Dieses Jahr findet die ICIC zu ihrem 20-jährigen Jubiläum über den September verteilt virtuell statt.
Empfohlene Webpages / Foren / Plattformen / Meetups / Newsletter?
OptiMedium – der umfassende Newsletter mit spannenden Entwicklungen aus dem Gesundheitswesen und Infos rund um die Arbeit von OptiMedis.
Self-Management Blog – der Blog des EU-Forschungsprojekts COMPAR-EU. Das Projekt zielt darauf ab, die effektivsten Interventionen zum Self-Management für Erwachsene in Europa zu ermitteln, zu vergleichen und zu bewerten. Dafür wird aktuell auch eine Online-Plattform entwickelt.
M@dita-Webseite – die Infoseite zum dem innovationsfondsgeförderten Programm in Schleswig-Holstein, das eine innovative, komplexe Digitallösung für den Bereich der Schwangerenversorgung zur Verfügung stellt und diese mit wichtigen Aspekten einer gelingenden Besonderen Versorgung verknüpft: Interprofessionelles Arbeiten, Netzwerkaufbau, Patientenaktivierung etc. www.madita.online