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Ralph Schröder
im Interview

Wer bist Du und wie beschreibst Du Deinen Drive im Bereich digitaler Medizin, Deine Rolle?

Mein Name ist Ralph Schröder, ich bin seit ca. 30 Jahren im Gesundheitswesen tätig und habe ich mich von Anfang an mit elektronischer Kommunikation beschäftigt, also mit den Vorgängern dessen, was heute als digital bezeichnet wird. Heute leite ich schröder+kern, ein Unternehmen, das sich mit den digitalen Pionieren im Gesundheitswesen beschäftigt: mit der Software in der Arztpraxis und der Apotheke.

Was ist Dein USP, Dein Alleinstellungsmerkmal? 

Was exakt findet in Deinem Alltag schon alles digital statt? Wo schafft die Digitalisierung damit einen Mehrwert?

Nun, die AIS (Arzt-Informations-Systeme) und Apotheken-Warenwirtschaftssysteme sind trotz der hohen Relevanz im Gesundheitswesen noch immer eine Nische,  die noch recht wenig im Focus der Aufmerksamkeit ist; entsprechend gibt es recht wenige Experten dafür. Und: das war schon vor 30 Jahren „digital“, das vergisst man häufig…

Wo siehst Du die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso? 

Aus meinem Blickwinkel ist das natürlich die interdisziplinäre Kommunikation, der interdisziplinäre Austausch. 
Was für ein Segen wäre eine funktionsfähige, flächendeckend verbreitete digitale Patientenakte mit einem funktionierenden „Medikamentencheck“…

Wo konkret siehst Du das größte Marktpotenzial in der digitalen Gesundheit in den kommenden Jahren und wieso?

Überall! So banal und nichtssagend diese Aussage jetzt hier stehen bleibt…
Gesundheits-Apps finde ich aktuell sehr spannend, wenn diese gut gemacht sind – natürlich.

Was ist Dein konkreter Ratschlag an Gründer und Investoren im Bereich digital health? 

Das ist schwer…
Da ich mich schon seit Jahrzehnten mit digitalen Angeboten beschäftige habe ich schon viele viele Start-Ups kommen – und leider die meisten davon auch wieder gehen sehen.
Der Fehler, den die meisten aus meiner Sicht machen ist, sich nicht im Detail mit unserem – sehr speziellen – Gesundheitswesen/mit unserem Gesundheitsmarkt und dessen Regulierungen zu beschäftigen.

Welche drei Events sind absolute MUSTs im Bereich Digital Health, würdest Du also dringend empfehlen? 

Interessant ist sicher die DMEA, die Digital Health Conference ebenfalls.

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Prof. Heinz Lohmann
im Interview

Wer bist Du und wie beschreibst Du Deinen Drive im Bereich digitaler Medizin, Deine Rolle?

Förderung der Kooperation innovativer Akteure der Gesundheitswirtschaft ist das zentrale Ziel der seit 15 Jahren agierenden Netzwerkagentur LOHMANN konzept. Die Digitalisierung der Branche spielt dabei eine ständig zunehmende Rolle. Diese Entwicklung haben wir durch unsere Beiträge zur öffentlichen Diskussion mit großem Nachdruck zu fördern versucht.

Was ist Dein USP, Dein Alleinstellungsmerkmal?

Mit unseren Gesundheitswirtschaftskongressen, die sowohl in Deutschland als auch in Österreich die wichtigsten Veranstaltungen für Managerinnen und Manager sowie Unternehmerinnen und Unternehmer der Branche sind, bieten wir die Plattformen für den intensiven Austausch der Verantwortlichen aus Industrie- und Dienstleistungsunternehmen sowie aus Gesundheitsanbietern und  Krankenversicherungen.

Was exakt findet in Deinem Alltag schon alles digital statt? Wo schafft die Digitalisierung damit einen Mehrwert?

Die Digitalisierung bietet vielfältige Möglichkeiten zur Optimierung der Arbeit der Gesundheitswirtschaft. Ganz besonders wichtig ist die Entwicklung Digitaler Workflows zur Behandlung der Patienten unter Einbezug von KI, weil sie die Strukturierung der Prozesse ermöglichen. Damit kann das bisherige „Improvisationstheater“ durch das Konzept „Markenmedizin“ abgelöst werden.

Wo siehst Du die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso?

Die Digitalisierung stärkt letztlich durch mehr Transparenz die Rolle der Patienten in der Gesundheitswirtschaft. Patienten können auch häufiger Konsumenten werden. Damit stützt die Digitalisierung in unserer Branche einen allgemeinen Trend, der sich in anderen Wirtschaftsbereichen bereits erfolgreich durchgesetzt hat.

Wo konkret siehst Du das größte Marktpotenzial in der digitalen Gesundheit in den kommenden Jahren und wieso?

Gründer sollten sich durch die überkommene Abschottung des Gesundheitssektors gegenüber Entwicklungen in anderen Branchen nicht abschrecken lassen, da die Zäune des „Naturschutzgebietes“ Gesundheitsmarkt bereits löcherig sind. Künftig gilt, wer die Interessen der Patienten zu mehr Wirksamkeit verhilft, wird erfolgreich sein. Wenn Investoren auf „schnelles Geld“ aus sind, sollten sie sich in anderen Branchen engagieren, wenn sie Nachhaltigkeit präferieren, sind sie in der Gesundheitswirtschaft richtig und sehr willkommen.

Was ist Dein konkreter Ratschlag an Gründer und Investoren im Bereich digital health? 

Neben den, einen geschützten Raum bietenden, Digital Events empfehlen wir, möglichst schnell die eigenen Ideen auf den großen Branchentreffen zu präsentieren, um bei ihrer Entwicklung das Verirren in „Sackgassen“ zu vermeiden und sie umgehend einem Praxisabgleich zuzuführen. Deshalb sollten sich Startups auf den Hauptstadtkongress Medizin und Gesundheit in Berlin, den Gesundheitswirtschaftskongress in Hamburg und den Österreichischen Gesundheitswirtschaftskongress in Wien trauen.

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Bene Wiestler
im Interview

Wer bist Du und wie beschreibst Du Deinen Drive im Bereich digitaler Medizin, Deine Rolle?

Ich bin Arzt in der Neuroradiologie und leite auch die interdisziplinäre Arbeitsgruppe „Computational Imaging“ gemeinsam mit Björn Menze aus der TUM-Informatik. In unserer AG entwickeln wir KI-Lösungen für reale klinische Probleme, etwa in der Verlaufsbeurteilung von Patienten mit Multipler Sklerose oder der individuellen Tumorwachstumsmodellierung für eine bessere, individuellere Therapie von Patienten mit Hirntumoren.

Was ist Dein USP, Dein Alleinstellungsmerkmal?

Ich habe mich schon immer für die Schnittstelle zwischen Medizin und Informatik interessiert. In meiner Postdoc-Zeit am DKFZ in Heidelberg habe ich dann begonnen, tatsächlich mit (un)supervidiertem Maschinellen Lernen zu arbeiten, damals für eine biologisch motivierte Einteilung von Hirntumoren. Diese Ergebnisse sind auch in die aktualisierte WHO-Klassifikation eingeflossen. Ich glaube, dass diese Interdiszipinarität eine Stärke ist.

Was exakt findet in Deinem Alltag schon alles digital statt? Wo schafft die Digitalisierung damit einen Mehrwert?

Die (Neuro)Radiologie ist – für Medizinverhältnisse – bereits ein ziemliches digitales Fach. Die Daten mit denen wir arbeiten liegen immer schon digital vor. Damit ist die Radiologie auch ein natürlicher „Einstiegspunkt“ für die Digitalisierung in Krankenhäusern.

Wo siehst Du die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso?  

Mittelfristig glaube ich, dass die multimodale Integration verschiedener

Daten(quellen) entscheidend für den Erfolg von Digitalisierung und KI ist. (Prognose)Modelle, die etwa in der Onkologie Bild-, Genom- und Histologiedaten integrieren für wirklich individuelle Therapieempfehlungen wären auch im klinischen Impact ein großer Schritt.

Dafür müssen aber – gerade in der EU – Möglichkeiten geschaffen werden, die dafür nötige „big data“ zu sammeln.  

Wo konkret siehst Du das größte Marktpotenzial in der digitalen Gesundheit in den kommenden Jahren und wieso?

Kurzfristig sehe ich vor allem für (Clinical) Decision Support Systeme ein relevantes Marktpotenzial. Wir haben im Bereich DL mittlerweile für viele Anwendungen (Klassifizierung, Segmentierung) ein Performanceniveau erreicht, dass es absolut realistisch macht, solche Anwendungen mit „expert performance“ zu entwickeln.

Was ist Dein konkreter Ratschlag an Gründer und Investoren im Bereich digital health?  

Sucht Kooperationen mit einerseits Medizinern, andererseits aber auch (Computer)Wissenschaftlern. Definiert ein wirklich klinisch relevantes Problem (mit der ersten Kooperation) und implementiert den state-of-the-art (mit der zweiten Kooperation).

Welche drei Events sind absolute MUSTs im Bereich Digital Health, würdest Du also dringend empfehlen?  

ETIM in Essen, Digital Health Summit am TUM, MICCAI/MIDL  

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Sonja Schmalen
im Interview

Wer bist Du und wie beschreibst Du Deinen Drive im Bereich digitaler Medizin, Deine Rolle?

Ich bin Sonja Schmalen und habe als Ergotherapeutin viele analoge Prozesse in der stationären und ambulanten Versorgung kennengelernt, die stark ausbaufähig sind. Die Digitalisierung findet nur langsam Einzug in die bestehenden Alltagsprozesse. Patient*innen und ich haben Zeit bei Behandlung verloren, weil ich ihnen Fragen stellen musste, die sie teilweise schon mehrfach den Kolleg*innen beantwortet hatten – einfach, weil ich nur eine flüchtige oder gar keine Übergabe von Kolleg*innen vorliegen hatte. Das konnte beispielsweise passieren, wenn ich Hausbesuche gemacht habe und mobil keinen Zugriff auf die Dokumentationen hatte. Hieraus ist mein persönlicher Drive entstanden, das Gesundheitswesen mit digitalen Möglichkeiten zu gestalten. Die Corona-Pandemie hat uns nochmal mehr gezeigt, dass es in Deutschland ein gutes Gesundheitssystem gibt, auf das wir stolz sein können – aber noch Luft nach oben ist. 

Nach meinem MBA Schwerpunkt Sozial- und Gesundheitswirtschaft, habe ich nun bei der Dr. Becker eHealth die Möglichkeit die Plattform für Gruppenpsychotherapie „gruppenplatz.de“ und der Reha-Nachsorge-Plattform „psyrena.de“ zu gestalten und den Zugang zu psychotherapeutischen Interventionen für Suchende niedrigschwellig zu ermöglichen.   

Was ist Dein USP, Dein Alleinstellungsmerkmal? Was exakt macht Euer Venture? Wo schafft Ihr einen Mehrwert?

Bei gruppenplatz.de und psyrena.de geht es um die Vermittlung und Organisation von ambulanten Gruppen.Jeder weiß, dass die Organisation einer Gruppe aufwendiger ist als ein Treffen zu zweit. So geht es auch den Psychotherapeut*innen, die im ambulanten Sektor meistens „Einzelkämpfer“ sind ohne Mitarbeiter*innen für die Terminierung etc. 

Wir vereinfachen für sie die komplette Organisation von Suche bis Therapieende. Bei der Suche sieht man auf den Infoseiten der Therapeut*innen, welche Gruppen angeboten werden, wann diese stattfinden und ob es noch freie Plätze gibt. Eine Anfrage ist digital möglich. So entfallen Gespräche mit Anrufbeantwortern und die Therapeut*innen erhalten passendere Anfragen. 

Die Therapeut*innen können telefonisch oder per Nachricht mit dem Suchenden einen Termin vereinbaren. Falls er oder sie keine Kapazität hat, lässt sich die Anfrage per Klick ablehnen. Die Gruppenorganisation wird beispielsweise mittels Terminerinnerungen, datengeschütztem Messenger, Dokumentationen und Notizmöglichkeiten unterstützt. 

Weiterhin erhalten Sie Zugang zu einem bundesweiten, digitalen Netzwerk zu Kolleg*innen. 

Wo siehst Du die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso? 

Bei meiner Arbeit liegt das Potenzial darin, die Kommunikation und Organisation der Therapeut*in-Klient*in-Beziehung zu vereinfachen. 

In einer Studie fand man heraus, dass die Organisation für Psychotherapeut*innen tatsächlich die größte Hürde für sie ist, Gruppentherapie anzubieten. Und hier steckt die Chance der Digitalisierung! Vereinfachen wir die Organisation, werden hoffentlich bald mehr Gruppentherapien angeboten. 

Würden alle Psychotherapeut*innen mit einer Gruppenqualifikation eine Gruppe anbieten, könnten bis zu 280.000 psychisch Erkrankte mehr versorgt werden – wenn das kein guter Grund für die Digitalisierung ist. 

Gruppentherapie hat eine vergleichbare Wirksamkeit zur Einzeltherapie plus den zusätzlichen Wirkfaktor der Gruppendynamik. Das ist eigentlich logisch, denn Menschen entwickeln Persönlichkeit und Fähigkeiten meistens in Gruppen oder Beziehungen zu anderen Menschen – wie z. B. in der Familie, in Vereinen oder im Kollegium. Eine Psychotherapie in der Gruppe ermöglicht den Kontakt mit Personen, die in einer ähnlichen Lebenssituation sind und ermöglicht einen Austausch miteinander. Durch den geführten Austausch mit Menschen in verwandten Lebenssituationen lernt jeder von jedem.

Wo konkret siehst Du das größte Marktpotenzial in der digitalen Gesundheit in den kommenden Jahren und wieso?

Ich denke, dass es in fast allen Bereichen große Marktpotenziale gibt. Die Optimierung der Kommunikation ist ein wichtiger Bereich. Diese sicher zu gestalten, so dass jede*r die Hoheit über die eignen Daten behält, wird eine große Herausforderung – die aber machbar ist. 

Meiner Meinung nach brauchen wir in Deutschland noch mehr die Grundhaltung „API first“. Durch Schnittstellen können Digital-Health-Lösungen miteinander kommunizieren und wir haben weniger Monopole. Der Patient kann die Daten freigeben und erhält seine Gesundheits-Historie. 

Was ist Dein konkreter Ratschlag an Gründer*innen und Investor*innen im Bereich Digital Health? 

Hartnäckig bleiben! Das Gesundheitssystem hat viele Stakeholder, sodass es für Gründer*innen oft schwer wird, in den Markt zu gelangen. 

Welche drei Events sind absolute MUSTs im Bereich Digital Health, würdest Du also dringend empfehlen? 

MEDICA 

HealthyHub 

Gesundheitsvisionäre der Uni Witten

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Prof. Dr. Volker Nürnberg
im Interview

Wer bist Du und wie beschreibst Du Deinen Drive im Bereich digitaler Medizin, Deine Rolle?

Ich habe meine Historie bei den Kostenträgern, den gesetzlichen Krankenkassen und war viele Jahre Geschäftsführer bei AOK und BKK. Dabei habe ich verschiedene Facetten des Gesundheitswesens kennengelernt. Als meine Kernfelder haben sich in den letzten Jahren die Prävention und Digitalisierung des Gesundheitswesens herausgestellt. Dort wo Digitalisierung hilft Prozesse zu vereinfachen, Transparenz schafft und Partizipation, auch von gesundheitsfernen Gruppen ermöglicht, da setze ich an… Ich glaube dass Deutschland in vielen Bereichen wie Vernetzung, Datensicherheit (Krankenhaus), Telemedizin, eher ein Entwicklungsland, als Innovator ist.

Was ist Dein USP, Dein Alleinstellungsmerkmal?  

Letztendlich versuche ich mit meine beiden beruflichen Standbeinen Theorie und Praxis zu verzahnen: Ich lehre an mehreren Universitäten (auch international um hier in einen konstruktiven Dialog zu kommen) und bin Partner bei einer der weltweit größten Unternehmensberatungen (BDO). Das heißt auch an der Hochschule Dinge zu entwickeln, die ich dann in der Beratung bei den Kunden implementieren kann. Mit meiner Kollegin Stephanie Widmaier habe ich so letztes Jahr z.B. bei Gesundheitsminister Jens Spahn einen Digitalisierungs- /Blockchainpreis gewonnen. In der Presse werde ich „DER BGM-Papst“ genannt, auch weil ich seit längerem versuche digitale und analoge Ansätze, verbunden mit innovativen Methoden (z.B. Nudging) im betrieblichen Setting umzusetzen.

Wo siehst Du die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso?  

Deutschland ist weltklase im Reparieren von Krankheiten und Kreisklasse in der Vermeidung. Dazu kommt ein hochgradiger Zusammenhang zwischen Bildung und Gesundheit. Ich bin überzeugt davon, dass man mit niedrigschwelligen Angeboten, z.B. Gesundheitsförderung über Apps, Videoarztsprechstunden etc. mehr Menschen und anderen Menschen als mit der herkömmlichen Medizin erreicht. Dazu kommt, dass solche Angebote preiswert sind und gerade in unterversorgten, ländlichen Regionen dem demographischen Wandel entgegen stehen können. Auf die Herausforderungen  Ärztemangel, Kostensteigerung im Gesundheitswesen und Urbanisierung, das heisst eine Unterversorgung des ländlichen Raums, sind digitale Angebote die einzig richtige Antwort.

Wo konkret siehst Du das größte Marktpotenzial in der digitalen Gesundheit in den kommenden Jahren und wieso?

Es ist, auch durch den Gesetzgeber, ein enormer Drive in die digitale Gesundheitslandschaft gekommen. Fast täglich will mir ein Startup seine Innovationen vorstellen. Die ersten Hersteller haben sich für die Aufnahme in das §139e Verzeichnis für digitale Gesundheitsanwendungen beworben. Die App auf Rezept war ein wichtiger Schritt. Trotz der Corona Krise denke ich dass der digitale Gesundheitsmarkt jährlich 2 stellig wachsen wird, ich verzeichne auch zunehmend internationales Interesse an der deutschen Volkswirtschaft. Auch wenn sich in der Regel von 10 Startups nur eines durchsetzt, werden die qualitativ hochwertigen Angebote in der Regelversorgung ihren Platz finden. Datenschutz, Datensicherheit und Evidenzbasierung, d.h. ein positiver Versorgungseffekt sind die Kriterien, an denen sich ein digitales Angebot messen lassen muss.  

Was ist Dein konkreter Ratschlag an Gründer und Investoren im Bereich digital health?

Aus sich eines Betriebswirtes, muss man natürlich besonders auf die UPS achten, also die Alleinstellungsmerkmale. Und es gibt meist kein „Quick and Dirty“. Das heißt man braucht eine solide, mittelfriste Finanzierung. Dazu kommt die Vernetzung mit den richtigen Partnern. Manchmal brauch es auch ein bisschen Glück, mit dem richtigen Produkt, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein …

Welche drei Events sind absolute MUSTs im Bereich Digital Health, würdest Du also dringend empfehlen? 
DMEA
Zukunftsmedizin
Hauptstadtkongress

Empfohlene Webpages / Foren / Plattformen / Meetups / Newsletter?

www.bdo.de

www.vitagroup.de

www.digihealthtalk.com

www.lohmannblog.com

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Priv.-Doz. Dr. Karl Braun
im Interview

Wer bist Du und wie beschreibst Du Deinen Drive im Bereich digitaler Medizin, Deine Rolle?

Mein Name ist Karl Braun und ich arbeite als Unfallchirurg an der Charité in Berlin. Mein Ansporn ist es zusammen mit meinen Kolleginnen und Kollegen, die bestmögliche Patientenversorgung rund um die Uhr für unsere meist unfreiwillig zu Schaden gekommenen Patienten zu gewährleisten und zu verbessern. Hierfür spielt die Digitalisierung eine entscheidende Rolle. Sie hilft und augmentiert bei knapper werdenden Ressourcen u.a. die komplexe OP-Planung, assistiert bei der Verletzungsanalyse und kann durch die Verarbeitung großer Datensätze zur Entwicklung neuer Behandlungsalgorithmen entscheidend die Medizin von heute verbessern.

Was ist Dein USP, Dein Alleinstellungsmerkmal?

Mein USP ist zum Glück kein Alleinstellungsmerkmal, denn gute Medizin funktioniert nur Fächer- und Berufsgruppen übergreifend – also gemeinsam. Um das „wir“ jedoch einfacher und effizienter zu steuern, nutzen wir an der Charité u.a. die digitale Patientenakte über Checkpad (IPad basiert). Pflege und Ärzte können so digital kommunizieren, Anordnungen einsehen, Laborwerte graphisch darstellen, etc.. Dadurch erreichen wir eine deutliche Reduktion in der Dokumentation und erhöhen gleichzeitig die Behandlungsqualität.

Wo siehst Du die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso?

Aus meiner Sicht liegt das größte Potential in der Augmentation des Arztes bzw. der Pflege. Künstliche Intelligenz, die besondere Situationen parallel zum Arzt analysiert und ihn auf möglich Abweichungen hinweist, wie z.B. in Analysetools in der Radiologie, werden die Patientensicherheit deutlich verbessern. Gleiches gilt auch im Stationsalltag, wenn die angeordneten Medikamente umgehend auf unerwünschte Interaktionen geprüft werden. Eine weitere große Chance der digitalen Medizin ist die Wissensvermittlung. Internationale Standards zur Behandlung können so rasch in die Fläche getragen werden – oder auch einfach nur zwei Stockwerke höher in die andere Fachabteilung.

Wo konkret siehst Du das größte Marktpotenzial in der digitalen Gesundheit in den kommenden Jahren und wieso?

Es fällt mir schwer, das eine große Marktpotential zu nennen. Der Gesundheitssektor wird, kann und muss in vielen Bereichen digitaler werden. Im Endeffekt brauchen wir aber zunächst eine digitale Patientenstammakte, auf deren Basis dann eine Vielzahl verschiedener Anwendungen genutzt werden kann. Das Wirrwarr der aktuell verfügbaren Insellösungen einzelner Kliniken und Praxen, stellt alle Anwender vor ein Schnittstellenproblem. Insgesamt sehe ich jedoch im Hintergrund mitanalysierende Algorithmen in der Patientenbehandlung als klare Zukunftsverbesserung. Weiterhin werden Programme, die die verschiedenen Beteiligten an einer Behandlung schnell und effizient vernetzen, elementar. Die Medizin wird zunehmend spezialisierter, daher muss sich dies auch im Miteinander zeigen.

Was ist Dein konkreter Ratschlag an Gründer und Investoren im Bereich digital health?

Den Fokus auf die Verbesserung der Patientensicherheit und die Behandlungsqualität legen und dabei das medizinische Personal unterstützen – nicht ersetzen. Neue Ideen zusammen mit den Universitätskliniken umsetzen und diese von Anfang an mit Studien begleiten, denn auch in der digitalen Medizin wird gegen den Goldstandard verglichen. Nur wer hier gründlich arbeitet und klar nachweist, was der wirkliche Vorteil für den Patienten ist, wird am Ende profitieren.

Welche drei Events sind absolute MUSTs im Bereich Digital Health, würdest Du also dringend empfehlen?

Es gibt eine Vielzahl an Events, die bereits jetzt der hohen Spezialisierung der einzelnen Fachdisziplinen Rechnung trägt. Einen sehr guten Überblick über aktuell Entwicklungen bietet der MUST Summit in München. Hier kommen Entwickler, Kliniker und Investoren zusammen und diskutieren neue Ideen oder Projekte, die bereits umgesetzt werden. Weiterhin stellt die Reihe Zukunftsmedizin live eine sehr gute Plattform zum Austausch und Diskurs dar. International ist der Digital Medicine Congress ebenfalls einen Besuch wert.

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Matthias Puls
im Interview

Wer bist Du und wie beschreibst Du Deinen Drive im Bereich digitaler Medizin, Deine Rolle?

Seit 2018 bin ich Geschäftsführer des Berliner Digital Health Tech Startups Kenkou. Zuvor war ich fast 10 Jahre in der Strategie- und Organisationsentwicklung sowie Prozesstransformation führender Managementberatungen tätig, u.a. bei Deloitte Consulting in Wien und zuletzt bei Baringa Partners LLP in Düsseldorf und London.

Meinen MBA-Abschluss habe ich in Berlin erworben; mein Diplomstudium der Wirtschaftswissenschaften (Schwerpunkt Entrepreneurship) absolvierte ich an der Johannes Kepler Universität Linz, der Copenhagen Business School und dem Trinity College Dublin.

Seit meinem Studium brenne ich für Themen rund um Unternehmensgründung und -entwicklung; mittlerweile insbesondere im Bereich Digital Healthcare: Konkret im Bereich AI-basierter Stress- und Burnoutprävention. Mich reizt in der Gesundheitsbranche vor allem, aktiv mit viel Neugier die Digitalisierung voran zu treiben und echten Wandel mitzugestalten. 

Was ist Dein USP, Dein Alleinstellungsmerkmal?  

Einzigartigkeit ist so eine Sache. Als Unternehmensberater war ich jahrelang Generalist, der sich innerhalb kürzester Zeit in neue, teilweise fremde, Themen eingraben musste, um dann Kunden Strukturen aufzuzeigen und diese dann zum Mehrwert zu verändern. Diese Fähigkeit hilft mir auch im Startup-Umfeld immens. Neben harten Fakten war und bin ich immer an den Menschen interessiert, was treibt diese an, aber auch, weshalb stehen sie gerade auf der Bremse. Diese Neugier für „hard & soft facts“ zeichnet mich aus. Ich möchte mein Leben lang lernen und damit wachsen.

Wo siehst Du die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso? 

Ich glaube die Chancen und Perspektiven sind hier vielfältig. Ich bin davon überzeugt, dass wir den Kostendruck aus dem Gesundheitssystem mittel- und langfristig positiv über die Stärkung von Präventionsleistungen und Bewusstseinsstärkung von Gesundheit in der Bevölkerung beeinflussen können. Als Beispiel: Wenn wir langsam verstehen, dass chronische Krankheiten zu einem erheblichen Teil auf chronischen Stress zurückzuführen sind, müssen wir hier in der vergleichsweise kostengünstigeren Prävention frühzeitig ansetzen und nicht erst in der kostenintensiven Behandlung von bspw. Krebs, und Rheuma.

Wo konkret siehst Du das größte Marktpotenzial in der digitalen Gesundheit in den kommenden Jahren und wieso?

Das ist schwer zu sagen. Ich denke, dass Telemedizin hier sicher vorne mit dabei ist. Letztendlich wird es darauf ankommen, ob das DVG wirklich die erhofften Impulse setzen wird und wie sehr unsere Gesellschaft bereit ist, sich auf den digitalen Wandel der Gesundheitswirtschaft einzulassen. Am Tagesende entscheiden die Nutzer über den Erfolg der digitalen Anwendungen.

Was ist Dein konkreter Ratschlag an Gründer und Investoren im Bereich digital health? 

Geduld für Produktentwicklung, aber auch gesamte Branche aufbringen, die nach wie vor längere Entscheidungswege hat, als viele andere Branchen

Frühzeitig Evidenz und damit Wirksamkeit der eigenen Lösung belegen

Tiefes Verständnis für die Komplexität der Gesundheitswirtschaft entwickeln, hier insbesondere Regulatorik und Entscheider

Erstattungsfähigkeit des Geschäftsmodells prüfen und entwickeln

Aufbau von Kompetenz im Bereich value-based Healthcare

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Christian Kotter
im Interview

Wer bist Du und wie beschreibst Du Deinen Drive im Bereich digitaler Medizin, Deine Rolle?

Mein Name ist Christian Kotter und ich leite den Bereich “Digital Health” bei Vertice MedTech einem südafrikanischen medizintechnik Unternehmen. Mich treiben die Herausforderungen, aber auch die Möglichkeiten und Chancen an, die ein Schwellenland wie Südafrika mit sich bringt. 

Was ist Dein USP, Dein Alleinstellungsmerkmal? Was exakt macht Euer Venture? Wo schafft Ihr einen Mehrwert?

Unser Ziel ist es digitale, klinisch relevante Innovationen zu identifizieren und in unsere Unternehmen einzugliedern. Dies tun wir, um zum einen, einen digitalen Mehrwert rund um unser Produktportfolio zu schaffen und einen stärkeren Fokus auf den Patienten zu richten. Das ist jetzt nicht direkt ein USP es verschafft uns aber hoffentlich einen Wettbewerbsvorteil, gegenüber Unternehmen die die Digitalisierung weniger fokussieren. 

Wo siehst Du die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso? 

Für mich; und diese Strategie verfolge ich auch in unserem Unternehmen ist es, wie eben schon erwähnt wichtig Patienten orientierter zu werden. Damit meine ich nicht, dass der Arzt für uns eine geringere Relevanz hat, sondern viel mehr, dass wir den Patienten und seine Bedürfnisse besser kennen lernen müssen um uns besser auf ihn individuell einstellen zu können (Patient Centric). Das geschieht, so finde ich am besten, wenn wir eine digitale Beziehung mit dem Patienten aufbauen und eingehen. 

Wo konkret siehst Du das größte Marktpotenzial in der digitalen Gesundheit in den kommenden Jahren und wieso? 
Genau darin, wir brauchen eine patienten-zentrische Herangehensweise und müssen endlich erlauben Daten zu sammeln und zu analysieren um die Versorgung besser anpassen zu können und sie gerade in strukturschwachen Regionen besser zugänglich zu machen.    

Was ist Dein konkreter Ratschlag an Gründer und Investoren im Bereich digital health?

Don’t try to be the next healthcare unicorn und als Investor, fall nicht auf alles rein, dass KI oder Wearable aussen draufstehen hat! Es ist wichtig, dass wir uns genau anschauen wo digitale Innovation Sinn macht, eben aber auch wo sie dies nicht tut. Wir sehen geradezu eine Flut von Tech und KI im Gesundheitsbereich, doch nur wenige Produkte und Innovationen befassen sich auch mit der Machbarkeit, kann das Produkt in bestehende Systeme und Arbeitsabläufe integriert werden, erfüllt es den Standard im Rahmen des CE (SaMD, etc.) Ausser HL7 und DICOM gibt es leider noch zu wenige innovative Schnittstellen oder globale Plattformen. Es kocht irgendwie jeder noch so ziemlich sein eigenes Süppchen und das führt zu vielen Silos und Insellösungen, die dann eigentlich im Gegensatz zu dem stehen was man mit der Digitalisierung eigentlich erreichen will, nämlich Vereinfachung und Transparenz.  

Welche drei Events sind absolute MUSTs im Bereich Digital Health, würdest Du also dringend empfehlen?
Das würde ich auch gerne wissen, es gibt so viele zumindest in meinem Postfach und ich habe keine Ahnung für welche sich die weite Anreise aus Johannesburg lohnt 😉 

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Interviews

Inga Bergen
im Interview

Wer bist Du und wie beschreibst Du Deinen Drive im Bereich digitaler Medizin, Deine Rolle?

 Ich habe in den letzten 9 Jahren zwei Unternehmen im Bereich Digital Health als CEO aufgebaut: Magnosco und welldoo (heute Vilua). Ich bin studierte Politikwissenschaftlerin, nach kurzen Stationen beim Auswärtigen Amt, der UN & der Bertelsmann Stiftung bin ich schon 2006 ins Digitalgeschäft gewechselt und war lange bei der digitalen Innovationsberatung FJORD, die heute zu Accenture gehört. Mich interessiert, wie wir Digitalisierung nutzen können, so dass am Ende die ganze Gesellschaft davon profitiert. Daher ist es nur eine Frage der Zeit geblieben, bis ich im Gesundheitswesen gelandet bin. Heute berate ich Digital Health Unternehmer, bin ich in zahlreichen Beiräten von Unternehmen und Körperschaften in der Gesundheitswirtschaft, Lehre Innovationsmethoden und mache einen Podcast „Visionäre der Gesundheit“, der monatlich über 5.000 Hörer hat. 

Was ist Dein USP, Dein Alleinstellungsmerkmal?  

Vermutlich meine Intuition, Entscheidungsstärke, Schnelligkeit, Begeisterungsfähigkeit und Interdisziplinarität. Ich vereine Begeisterung für große kulturelle und gesellschaftliche Themen, digitale Produktentwicklung, Vertrieb, Marketing und technische Umsetzung. Ich bewege mich meist ausserhalb der betretenen Pfade und bin in der Lage, Bestehendes neu zu denken. Ausserdem verlerne ich schnell, eine Grundvoraussetzung für Veränderung und Innovation. Ich bin nicht im Gesundheitswesen sozialisiert und empfinde das als großen Vorteil. 

Wo siehst Du die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso? 

Ich sehe die größte Chance darin, Digitalisierung als Beschleuniger zu nutzen, um die großen Themen und Herausforderung unserer Zeit anzugehen – von Klimawandel bis hin zu sozialer Ungerechtigkeit. In der Medizin bringt Digitalisierung vor allem Transparenz und Zugang, sowohl zu Wissen, als auch zu Gesundheitsversorgung. Wir stehen vor einem fundamentalen Wandel – von sick care hin zu health care mit Fokus auf Prävention und Unterbrechung von Krankheiten.

Wo konkret siehst Du das größte Marktpotenzial in der digitalen Gesundheit in den kommenden Jahren und wieso?

Die Prozesse der Patient Journey werden digital: Über Telemedizin, der Patient als Point of Care, der über Sensorik selbst Gesundheitsdaten erhebt, Apps, die Patienten begleiten, usw.. Dann werden bestehende Lösungen durch KI und gute strukturierte Daten verbessert werden, die gesamte Produktion von Medikamenten wird getrieben durch digitale Möglichkeiten individueller und personalisierter. Alles wird sich umstellen, es gibt also genug zu tun.   

Was ist Dein konkreter Ratschlag an Gründer und Investoren im Bereich digital health? 

Es gibt keine pauschalen Ratschläge: vor wenigen Jahren wurde Investoren noch grundsätzlich abgeraten, in Healthcare zu investieren, weil die Regulatorischen Hürden so kompliziert sind. Gerade momentan, im Rahmen der Covid19-Pandemie ist es die heisseste Branche mit enorm vielen Gründungen. Daher lohnt es sich, auch an Themen zu glauben, die andere gerade noch nicht sehen.  

Welche drei Events sind absolute MUSTs im Bereich Digital Health, würdest Du also dringend empfehlen? 

Im Moment alle Veranstaltungen vom HIH des BMG  

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Interviews

Dr. Michael Ruoff
im Interview

Wer bist Du und wie beschreibst Du Deinen Drive im Bereich digitaler Medizin, Deine Rolle?

Ich bin Partner bei Think.Health Ventures, einem kleinen Boutique Investor mit Fokus auf Health Startups. Entsprechend unserem Know-how und unserem Netzwerk investieren wir seit ca. 5 Jahren vordringlich in digitale Geschäftsmodelle und in innovative Diagnostik im deutschsprachigen Raum. Aber wir haben auch schon in medizinisches Cannabis und in den USA investiert. Wichtig ist uns stets ein echter medizinischer Ansatz wie beispielsweise bei der Migräne-App M-sense oder der Psycho-Plattform Selfapy. Grundsätzlich finden wir auch smarte Kommunikationsplattformen wie Myo spannend. Im Bereich Online-Sprechstunde sind wir noch nicht aktiv, haben uns das aber schon angeschaut. Und natürlich darf eine Radiologie-Plattform wie Vara in unserem Portfolio nicht fehlen. Mich fasziniert, dass man mit digitalen Modellen die medizinische Versorgung viel effizienter machen kann.   

Was ist Dein USP, Dein Alleinstellungsmerkmal?  

Ich habe lange als Rechtsanwalt im Bereich Corporate Finance und M&A gearbeitet, habe aber meine Leidenschaft für Mathematik mit einem BWL-Studium gepflegt. Ich versuche, Transaktionen in qualitativer und quantitativer Weise zu verstehen. Das hilft bei der realistischen Einschätzung von Risiken und erleichtert oft das Dealmaking. Mit der Zeit kommt ein gewisses Erfahrungswissen im Healthcare-Bereich dazu, aber hier stütze ich mich noch sehr oft auf die Expertise meines Partners Dr. Florian Kainzinger. Und wir holen oft Expertise aus unserem Netzwerk hinzu. So kommt alles zusammen, was man für eine fundierte Investitionsentscheidung braucht. Das schaffen wir bei Think.Health mit einem sehr schlanken Team.

Wo siehst Du die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso? 

Ich glaube, dass digitale Medizin bei der Datenerhebung und -analyse zu vielen chronischen Krankheiten, in der Datenauswertung mit Unterstützung durch Künstliche Intelligenz und bei der Effizienzsteigerung der Prozesse im Gesundheitswesen die größten Potenziale birgt. Ich bin immer wieder enttäuscht, wenn mir ein Arzt sagt, er kann mir das Blutbild nur per Post schicken. Und im Fernsehen erfahren wir, dass deutsche Gesundheitsämter die Corona-Fallzahlen per Fax an das Robert-Koch-Institut schicken. HIer hat das deutsche Gesundheitswesen  noch viel Nachholbedarf.

Wo konkret siehst Du das größte Marktpotenzial in der digitalen Gesundheit in den kommenden Jahren und wieso?

Kurzfristig wird es sehr spannend, welche Digitalen Gesundheitsanwendungen sich in der Versorgung etablieren und dauerhaft eine Erstattung durch die Krankenkassen erreichen, denn damit kommt die Digitalisierung direkt beim Patienten an und fordert auch die Ärzte, die digitale Technologien in ihre Arbeit einbinden müssen. Statt ein handgeschriebenes Migräne-Tagebuchs zu entziffern kann der Neurologe bspw. bei M-sense über den Arzt-Report die Entwicklung der Kopfschmerz-Attacken wie in einem Dashboard sehen und sich Gedanken machen, bevor der Patient bei ihm erscheint. Die Daten werden gleich aggregiert und quantifiziert. Die Software kann zudem Migräne-Anfälle von Verspannungskopfschmerz unterscheiden. Es wird sehr spannend, wie sich die medizinische Versorgung dadurch verändert, zumal immer mehr Millennials demnächst in das Alter kommen, in dem Arztbesuche häufiger werden.  

Was ist Dein konkreter Ratschlag an Gründer und Investoren im Bereich digital health? 

Wir haben uns immer gegenüber Lifestyle-Produkten und Wellness-Angeboten abgegrenzt und Investments in diese abgelehnt. Für Startups im Healthcare-Bereich ist diese Abgrenzung ebenso wichtig, um im Gesundheitswesen ernst genommen zu werden. Für Investoren, die einen Healthcare-Fokus etablieren wollen, gilt grundsätzlich das gleiche, aber als Investor sucht man auch gerne mal die Risiko-Streuung und kann auch mit breiterem Fokus arbeiten.

Welche drei Events sind absolute MUSTs im Bereich Digital Health, würdest Du also dringend empfehlen? 

 Wir sind bei Think.Health eher zurückhaltend mit der Teilnahme an Konferenzen, da die wenigsten einen klaren Healthcare-Fokus haben – und noch weniger Digital Health. In den letzten Jahren sind mir die Future X Healthcare von Roche und der htgf Family Day in Erinnerung geblieben. Letzterer hat keinen Fokus auf Digital Health, aber wir sind mehrfach mit dem htgf co-investiert, daher nutze ich den Family Day zu effizienten Kontaktpflege.

Empfohlene Webpages / Foren / Plattformen / Meetups / Newsletter?

Ich habe den Handelsblatt Inside Digital Health Newsletter abonniert und fühle mich dadurch 2x pro Woche effizient informiert. Im Übrigen versuche ich, der News-Flut zu entgehen und lese auch gerne mal einen Gesetzesentwurf als Bundestagsdrucksache.