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Interviews

Dr. Lara Maier
im Interview

Wer bist Du und wie beschreibst Du Deinen Drive im Bereich digitaler Medizin, Deine Rolle?

Ich bin leidenschaftliche Ärztin, habe mich aber nach Stationen am rechts der Isar und der Charite dazu entschlossen, mein KnowHow mit den neuen Möglichkeiten von „Digital Health“ zur Verbesserung unseres medizinisches Systems und der Patientenversorgung zu nutzen. Ich entschied mich für die außerklinische, digitale Laufbahn,um diesen Prozess aktiv mitzudenken und zum Gelingen beizutragen.

Was tut das Unternehmen? Wie lange gibt es Euch schon? Wer sind Eure Kunden?

Mit Hilfe unserer telemedizinischen Plattform können Reha-Kliniken mit ihren Patienten Therapiemaßnahmen online und gleichzeitig von der DRV anerkannt durchführen. Seit vier Jahren sind wir auf dem Markt und arbeiten mittlerweile  mit über 200 Reha- und Akut-Kliniken zusammen und versorgen damit bisher ca. 80.000 Patienten. 

Was ist Dein USP, Dein Alleinstellungsmerkmal?  

Ich bin „digitale Ärztin“ geworden, um etwas zu bewegen und anzupacken. Dabei helfen Visionen und Kreativität, kritisches mitdenken und zuhören. Ich verbinde gerne Menschen und deren Ideen. Als Mediziner wechselte ich bewusst in ein wachsendes StartUp um nicht nur mein fachliches Wissen einzubringen, sondern auch unternehmerische Verantwortung zu übernehmen. 

Was ist der USP des Unternehmens?

Zunächsteinmal digitalisieren wir eine bestehende Versorgungslösung, indem wir als SaaS Produkt mit den Kliniken zusammen arbeiten. Daher müssen wir uns selten fragen lassen, ob unsere Lösung einen Mehrwert für Patienten hat.  Wir unterstützen damit die Wiedererlangung der Selbstständigkeit der Patienten, zeitgleich entlasten wir das medizinische Personal. Ich denke das besondere an unserem Ansatz ist dabei neben den therapeutischen Versorgungsmodellen, die Lernkomponente die uns einen tollen Hebel bietet langfristige Veränderungen bei den Patienten anzustoßen. 

  • Wo siehst Du die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso? 

Das größte Potenzial liegt dort, wo ein bereits funktionierender Prozess gut digitalisiert wird und damit messbare Vorteile schafft. Dazu kann „digital“ und „AI“ unterstützen – nicht ersetzen – bei der Auswertung von großen Datenmengen, die für den einzelnen Menschen nicht zu bewältigen wären. Gleichzeitig sind solche Unterstützungsprozesse aufgrund der geringen Grenzkosten gut skalierbar und können somit helfen die Qualität der Versorungung für alle Patienten zu verbessern.

wo seht Ihr in Eurem speziellen Sektor die größten Chancen und das größte Potenzial? Wieso? 

 (…)

  • Wo konkret siehst Du das größte Marktpotenzial in der digitalen Gesundheit in den kommenden Jahren und wieso?

Ich denke man sollte hier zunächst unterscheiden zwischen Krankheitsspezifischen Lösungen wie speziellen Disease-Management-Apps für Diabetes und strukturellen Versorgungslösungen wie Caspar Health oder Krankenhausmanagement-Programme für ein effizienteres Arbeiten des med. Personals. Unterschieden werden muss auch zwischen Selbstzahler-Angeboten und DiGa-Lösungen, die anerkannt werden, sowie ob die Lösungen jeweils international skalierbar oder nur auf den deutschen Markt bezogen sind. ich freue mich manchmal über sehr spezialisierte Anwendungen die das Leben der Patienten verbessern, jedoch fehlt Ihnen oft der Markt um langfristig zu überleben. Daher ist langfristig das Potential der einfachen aber dafür umsetzbaren Lösungen aus meiner Sicht größer. Mit konkreten Marktprognosen halte ich mich als Ärztin aber lieber zurück.

 das größte Marktpotenzial in der digitalen Gesundheit in den kommenden Jahren und wieso?

Eine Unternehmensgründung ist immer eine Wette auf die Zukunft und ich denke wir alle bei Caspar haben uns sehr bewusst für diesen Weg entschieden, weil wir hier das größte Potential sehen. Diese Aufgabe ist herausfordernd und wir haben noch einen spannenden Weg vor uns. Mehr dazu möchte ich an der Stelle nicht verraten J

Was ist Dein konkreter Ratschlag an Gründer und Investoren im Bereich digital health? 

Jedem Gründer muss bewusst sein, dass seine Idee von allen Interessengruppen (GKV, Arzt, Patient) akzeptiert werden muss, sonst wird sie sich kaum durchsetzen. Der Prozess ist meist langwierig und kein „schnelles Geld“ in Sicht. Wissen ist Macht – informiert euch, recherchiert gründlich, seid visionär aber realistisch. Fragt nach, denkt lang- und nicht kurzfristig. Seid interaktiv und identifiziert eure Chance. Das ist die gute Nachricht: Chancen bietet digital health derzeit an vielen Stellen. 

Was können Gründer und Investoren von Eurem Unternehmen lernen und welchen Rat mitnehmen?

Das größte Potenzial liegt dort, wo ein bereits funktionierender Prozess digitalisiert effizienter wird und damit unmittelbare Vorteile schafft. 

Welche drei Events sind absolute MUSTs im Bereich Digital Health, würdest Du also dringend empfehlen? 

Schwer zu sagen, Zukunftsmedizin, DMEA, diverse Get Togethers …. Offen und neugierig das Gespräch suchen

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Interviews

Farina Schurzfeld
im Interview

Wer bist Du und wie beschreibst Du Deinen Drive im Bereich digitaler Medizin, Deine Rolle?

Digitale Medizin ist ein Bereich, der einen spürbaren Mehrwert in unserer Gesellschaft schaffen kann. 

Ein veraltetes System zu verbessern und dabei den Menschen in den Center zu rücken und für ihn eine alte Maschine umzudenken, das macht mir Freude. 

Schon immer hat mich Neugierde getrieben, schon immer hat mich die positive Rückmeldung von Menschen motiviert und diese ist im Gesundheitsbereich noch spürbarer als z.B im e.Commerce, auch wenn ein neues paar Schuh evtl. auch ein paar Menschen für kurze Zeit glücklich machen kann. 

Was ist Dein USP, Dein Alleinstellungsmerkmal?  

Ich bin laut Bryggs Persönlichkeitstest eine Protagonistin und ich glaube das trifft meinen USP sehr passend. 

Wenn ich hinter einem Thema stehe, verfolge ich es leidenschaftlich und mit Freude im Prozess. 

Diese Motivation können auch kleine oder große Rückschläge nicht mindern. Dazu verbringe ich gern Zeit mit Menschen, um mit Ihnen ein Thema zu teilen, bleibe dabei authentisch und freudig. 

Daher liegt mir insb. das Thema Unternehmens,- Markenaufbau, weil es gerade am Anfang viel um eine Platzierung des Geschäftsmodells im Markt geht. 

Wo siehst Du die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso? 

Digitalisierung im Gesundheitsbereich schafft meines Erachtens nach vor allem Transparenz und Effizient. Transparenz im Informationsgrad des Patienten, der bessere Informationsquellen anknüpft, verlässliche Informationen enthält und somit seinen eigenen Handlungsspielraum erweitert. Stichwort Patient Empowerment. Dazu sehe ich Chancen in der Effizienz von Behandlungsmethoden wie z.B womit der Arzt Zeit verbringt und wo er sich digitale Unterstützung nimmt. Zudem hilft die Digitalisierung so flexiblere (Telemedizin) und akkuratere Behandlungsmethoden anzubieten (Cancer Screening) und so sowohl beim Patienten wie auch beim Leistungserbringer 

Wo konkret siehst Du das größte Marktpotenzial in der digitalen Gesundheit in den kommenden Jahren und wieso?

Riesig, der Markt beginnt erst jetzt sich zu öffnen. Es geht hier um Produkte, die einen Milliardenmarkt effizienter und transparenter gestalten können und auf Patientenseite ist

eine Nachfrage m.E nach gegeben- Stichwort Patient Empowerment. Ich sehe Potentiale bei Companion Apps, die Patienten begleiten nach einer Diagnose und multimodale Therapieansätze mitdenken,

Digital Therapeutics aber auch im Bereich KI für Ärzte/Diagnose (Radiologie, Krebserkennung), aber auch im Bereich der Behandlung. 

Was ist Dein konkreter Ratschlag an Gründer und Investoren im Bereich digital health? 

Habt (langen) Atem, stellt euch schlank auf und denkt das Thema Evidenz ab Tag 1 mit. 

Welche drei Events sind absolute MUSTs im Bereich Digital Health, würdest Du also dringend empfehlen? 

Frontiers Health (Investment), Bits & Pretzels (Investment & general trends), Medica (insb. B2B Sales)

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Dr. Fabian Kaske
im Interview

Was tut das Unternehmen? Wie lange gibt es Euch schon? Wer sind Eure Kunden?

Wir helfen Pharma, erfolgreich durch die digitale Welt zu steuern. Wir arbeiten mit 8 der top 12 und insgesamt 75 Pharmaherstellern in Digitalprojekten. Unsere Wurzeln gehen zwei Jahrzehnte zurück in die Printwelt.

Was ist der USP des Unternehmens?

Intelligent insights. Excellent execution. ist unser Slogan und steht für das, was uns besonders macht. Einzigartiges Marktverständnis durch eigene Daten kombinieren wir mit schneller, hochwertiger Umsetzung.  

Wo seht Ihr in Eurem speziellen Sektor die größten Chancen und das größte Potenzial? Wieso? 

Während sich Ärzte und Patienten mehrheitlich online informieren, investieren Hersteller weniger als ein Zehntel in diesen Bereich. Wer hier jetzt investiert, wird Marktanteile gewinnen.

Wo seht Ihr als Unternehmen das größte Marktpotenzial in der digitalen Gesundheit in den kommenden Jahren und wieso?

Jedes Element der Healthcare-Wertschöpfungskette wird von der Digitalisierung profitieren. Besonders Big Data Analytics, AI und ML werden Forschung, Behandlung und Prävention revolutionieren.

Was können Gründer und Investoren von Eurem Unternehmen lernen und welchen Rat mitnehmen?

Viel mit Kunden sprechen, gut zuhören & schnell Lösungen für die Kundenprobleme anbieten. Jeff Bezos nennt es Customer Obsession, und an seinem Unternehmen sieht man eindrucksvoll, wie gut diese einfache Formel funktionieren kann. 

Welche drei Events sind absolute MUSTs im Bereich Digital Health, würdest Du also dringend empfehlen? 

OMR, Vision.A, Burda Health Lab

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Prof. Dr. David Matusiewicz
im Interview

Wer bist Du und wie beschreibst Du Deinen Drive im Bereich digitaler Medizin, Deine Rolle?

Ich bin Professor für Medizinmanagement an der FOM Hochschule, der größten Privathochschule in Deutschland. Seit 2015 verantworte ich als Dekan den Hochschulbereich Gesundheit & Soziales und leite als Direktor das Forschungsinstitut für Gesundheit & Soziales (ifgs). Darüber hinaus bin ich Gründungsgesellschafter des Essener Forschungsinstituts für Medizinmanagement (EsFoMed GmbH) und unterstütze als Gründer bzw. Business Angel technologie-getriebene Start-ups im Gesundheitswesen. Ich bin zudem in verschiedenen Aufsichtsräten (Advisory Boards) sowie Investor von Unternehmen, die sich mit der digitalen Transformation des Gesundheitswesens beschäftigen. Vor meiner Professur arbeitete ich mehrere Jahre als wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Prof. Dr. Jürgen Wasem am Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftungslehrstuhl für Medizinmanagement der Universität Duisburg-Essen in den Arbeitsgruppen „Gesundheitsökonomische Evaluation und Versorgungsforschung“ sowie „Gesundheitssystem, Gesundheitspolitik und Arzneimittelsteuerung“. Berufserfahrung sammelte ich bis 2017 zudem in der Stabsstelle Leistungscontrolling in der Gesetzlichen Krankenversicherung (Betriebskrankenkasse u.a. von Thyssen Krupp). Ich bin zudem Gründer der Digital Health Academy mit Sitz in Berlin und des Medienformats Digi Health Talk.

Was ist Dein USP, Dein Alleinstellungsmerkmal?  

– Geschwindigkeit 

– Nutzen von Netzwerken

– Menschen eine Bühne geben, bspw. in mittlerweile über einem Dutzend Buchprojekten

– einen Blick dafür haben, was für Themen in Zukunft wichtig werden

Wo siehst Du die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso? 

Das Thema betrifft uns alle!

Wir haben verschiedene Ebenen und Prozesse in Wertschöpfungsketten: Forschung, Produktion, Verwaltung/Bürokratie, Diagnostik, Therapie, Versorsorgungsrealität

Die Nachfrage nach Gesundheit ist unendlich, solange wir sterblich sind – und somit noch genug Anknüpfungspunkte für die DiGe.    

Wo konkret siehst Du das größte Marktpotenzial in der digitalen Gesundheit in den kommenden Jahren und wieso?

Wie groß das Marktpotenzial ist, kann man gut im neu erschienen Buch Digitale Geschäftsmodelle im Gesundheitswesen nachlesen, ist keine Schleichwerbung, vlt. ein bisschen, aber da haben wir es nunmal auf 344 Seiten mit knapp 40 Start-ups und genauso so vielen Experten niedergeschrieben. So heterogen die Beiträge, so heterogen das Marktpotenzial, wobei sicherlich in Zukunft auch viel Spreu vom Weizen getrennt wird in Zukunft. 

Was ist Dein konkreter Ratschlag an Gründer und Investoren im Bereich digital health? 

Unterschätzt nicht die Power von Netzwerken und Marketing. Auch und gerade in einer so konservativen Branche wie im Gesundheitswesen läuft vieles durch Empfehlungen und es ist einfacher wenn man die richtigen Personen kennt. Auch machen bspw. „Advisory Boards“ durchaus Sinn, die punktuell Expertenwissen in medizinischen, betriebswirtschaftlichen oder anderen Kompetenzen ergänzen.

Welche drei Events sind absolute MUSTs im Bereich Digital Health, würdest Du also dringend empfehlen? 

Zukunftsmedizin digital siehe YouTube (Verpasst), Zukunftsmedizin ESSEN, Zukunftsmedizin LEIPZIG unter www.digihealthtalk.com/zukunftsmedizin

Mehr zu David Matusiewicz

https://www.dhealthacademy.com

www.david-matusiewicz.com 

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Interviews

Veronika Schweighart
im Interview

Wer bist Du und wie beschreibst Du Deinen Drive im Bereich digitaler Medizin, Deine Rolle?

Ich bin Veronika Schweighart, COO und Mitgründerin vom Münchner Software-Startup Climedo Health. Mein Drive besteht darin, dass ich in der Gesundheitsbranche noch ein enormes Digitalisierungspotenzial sehe. Ähnlich wie meine Mitgründer Sascha und Dragan habe ich in meinem engen Familienumfeld negative Erfahrungen mit ineffizienten Behandlungen erlebt, mit teilweise schwerwiegende Nebenwirkungen. Bei Climedo arbeite ich eng mit unseren Kunden zusammen, um ihnen die bestmöglichen digitalen Lösungen für ihre klinische Datenerhebung zu bieten. Außerdem bin ich für die Bereiche Marketing, HR und das operative Geschäft zuständig.

Was ist Dein USP, Dein Alleinstellungsmerkmal?  Das kann auf Dich persönlich oder Dein Unternehmen bezogen sein, your choice

Ich glaube, was uns drei Gründer vor allem auszeichnet, ist dass wir ein Healthcare-Startup etabliert haben, ohne einen medizinischen Hintergrund zu haben. Einige Investoren haben dies sogar zu Beginn kritisiert. Doch gerade weil wir „von außen“ kommen, können wir völlig unvoreingenommen und strukturiert an bestimmte Themen rangehen. Wir maßen uns nicht an, etwas besser zu wissen, sondern erfragen uns von vielen verschiedenen Experten das Fachwissen. Es ist daher extrem wichtig, sich ein gutes Netzwerk aufzubauen.

Wo siehst Du die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso? 

Das größte Potenzial sehe ich darin, dass viele der Prozesse im Gesundheitswesen, die aktuell noch via Papier, Excel oder Fax ablaufen, mithilfe von modernen Software-Lösungen schnell und einfach digitalisiert und automatisiert werden könnten. Das bedeutet nicht, dass das Ärzte-Patienten-Verhältnis verloren geht und wir alle nur noch über Smartphone oder Computer miteinander kommunizieren. Im Gegenteil: Ich bin der Überzeugung, dass, wenn Ärzte und Pflegekräfte ihre administrative Arbeit verringern oder komplett abgeben könnten, sie sich viel besser um ihre Patienten kümmern könnten und sich wirklich die Zeit nehmen, ihnen zuzuhören. Studien belegen, dass Patienten, die sich besser verstanden fühlen, besser auf Therapien ansprechen. Aus diesem Grund steht auch das Thema „Empathie“ bei Climedo ganz weit oben. 

Wo konkret siehst Du das größte Marktpotenzial in der digitalen Gesundheit in den kommenden Jahren und wieso?

Klinische Studien und EDC 
Generell steigen sowohl Potenzial als auch Bedarf zur Digitalisierung von klinischen Studien enorm an: Der weltweite Markt für klinische Studien wird bis 2025 bei einer jährlichen Wachstumsrate von 5,7% auf voraussichtlich 50 Mrd. EUR ansteigen. Außerdem setzen MedTech-, Pharma- und Forschungsunternehmen zunehmend neue Technologien für ihre klinische Datenerfassung ein, um komplexe Studien zu unterstützen. Die elektronische Datenerfassung (EDC) kristallisiert sich immer mehr zu einer der bevorzugten Lösungen zur Verwaltung klinischer Daten heruas und auch hier wird in den nächsten fünf Jahren ein gesunder Marktwachstum erwartet: Laut Prognosen soll der EDC-Markt bis 2025 mit einer Wachstumsrate von 12.8% eine Größe von etwa 1,46 Mrd. EUR erreichen. 

Patient Empowerment

Auch im Bereich der Einbindung von Studienteilnehmern, auch über die Markteinführung des Produktes hinaus, gibt es enormes Potential. Das sogenannte “Patient Empowerment”, also die Befähigung von Patienten, ihre Gesundheit in gewissem Maße selbst in die Hand zu nehmen und ihre eigenen Gesundheitsdaten selbst zu verwalten, ist aktuell auch ein großes Thema im Bundestag und wird uns in den nächsten Jahren hoffentlich zur Normalität werden. Das Patientendaten-Schutzgesetz soll dafür sorgen, dass Patienten ab 2021 eine elektronische Patientenakte haben und ab 2022 sogar einen Anspruch darauf, dass Ärzte die Daten dort eintragen. 

ePRO und eCOA

Damit verbundene ePRO- bzw. eCOA-Anwendungen haben in den letzten Jahren einen großen Aufschwung erlebt. ePRO steht für “electronic Patient Reported Outcomes” und eCOA für “electronic Clinical Outcome Assessment”, auch digitales Tagebuch genannt. Es wird erwartet, dass der Markt für eCOA im Prognosezeitraum von 2020 bis 2027 mit einer CAGR von 15,5% wächst und bis 2027 voraussichtlich 2.39 Mrd. EUR erreichen wird. Die zunehmende digitale Transformation der Gesundheitsbranche und die Nachfrage nach höherer Effizienz bei der Datenerfassung in klinischen Studien sind treibende Faktoren für das Marktwachstum. Der steigende Bedarf an Effizienz bei klinischen Studien in Verbindung mit der steigenden Nachfrage nach integrierten und automatisierten Arbeitsabläufen treibt den Markt für elektronische klinische Ergebnisbewertung (eCOA) voran. Die Lösungen spielen eine zentrale Rolle bei der Steigerung der Qualität von Studiendaten und helfen auch bei der Erfüllung regulatorischer Anforderungen.

Was ist Dein konkreter Ratschlag an Gründer und Investoren im Bereich digital health? 

Think big, start small, move fast. „Think big“: Visionäres Denken ist gefragt, um die wirklich großen Herausforderungen im Leben anzugehen. „Start small“: Man sollte nicht alles auf einmal versuchen, sondern immer klein anfangen, um den nötigen Fokus zu bekommen und kleine Erfolge früh zu feiern. Diese Erfolge geben wiederum Auftrieb für die nächsten Schritte. „Move fast“: Man sollte mit schnellen Iterationen loslegen, um nicht zu lange in die falsche Richtung zu gehen und um in kurzer Zeit viel zu lernen. Denn Zeit ist die wichtigste Ressource bei der Umsetzung von Innovationen, nicht nur für Startups.

Welche drei Events sind absolute MUSTs im Bereich Digital Health, würdest Du also dringend empfehlen? 

Aufgrund der aktuellen Lage wurden ja leider viele Veranstaltungen verschoben oder abgesagt, aber toll finde ich, wie viele davon trotzdem “digital” nachgeholt werden. Zu meinen Top 3 zählen auf jeden Fall die MedTechLIVE in Nürnberg (findet dieses Jahr online statt), die DMEA in Berlin, und die digitale “Zukunftsmedizin”-Konferenz, organisiert von Digi Health Talk.

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Interviews

Dr. med. Anne Latz
im Interview

Wer sind Sie und wie beschreiben Sie Ihren Drive im Bereich digitaler Medizin.

Mit meiner Kombination aus Medizin und Wirtschaft gehöre ich zur wachsenden Gruppe der Digital Doctors: Ärztinnen, die sich für innovative Geschäftsmodelle und Konzepte im Gesundheitswesen einsetzen. Schon im Studium war ich im Bereich Kommunikation für das medizinische Wissens-Startup AMBOSS tätig, durch welches medizinisches Lernen in Deutschland revolutionär digitalisiert wurde. Die weiteren Schritte über die Arzt-Patienten-Kommunikation (Klinik für Psychosomatik) und die gesundheitliche Aufklärung (BZgA des BMG) schlossen sich ganz natürlich an. Nun engagiere ich mich beim Startup alley (alley.de) für die Etablierung einer holistischen und nachhaltigen Umsetzung von Value Based Healthcare und personalisierter Prävention in Deutschland. 

Was ist Ihr USP, Ihr Alleinstellungsmerkmal?

Understanding yourself is power. Für mich sind Authentizität und eine intrinsische Begeisterung für die Themen, die den Alltag gestalten der Schlüssel nicht zur zum Erfolg, sondern zur eigenen Zufriedenheit. Storytelling funktioniert nur mit einer glaubwürdigen Verkörperung der besprochenen Themen. Ich habe das enorme Glück, dass ich für die Potentiale präventiver Lebensstilmedizin mit einem starken Fokus auf Aufklärung, (Beauty) Empowerment und Population Based Public Health brenne und diese Themen jeden Tag weiter nach vorne bringen darf.

Wo sehen Sie die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso?

Wir haben enorme ungenutzte Potentiale in der interdisziplinären Vernetzung verschiedener Akteure unseres Gesundheitswesens und in der Reallokation häufig noch ineffizient genutzter Ressourcen entlang der Patientenreise. Dazu zählt ganz praktisch der Abbau bürokratischer Schritte, welche die Kapazitäten für originär ärztliche oder pflegerische Tätigkeiten binden. Spannender ist neben offensichtlicher Prozessoptimierung durch Digitalisierung aber das Potential durch Empowerment.

Damit meine ich, dass es uns durch innovative und informative Vernetzung bei Öffnung für die Möglichkeiten der Digitalisierung gelingen kann, den Patienten zum Co-creator der eigenen Gesundheit zu machen. So kann er Teil einer Gesundheits-Community werden, welcher er Vertrauen und für die er – ebenso wie für die eigene Gesundheit – Verantwortung übernehmen. Ein Gefühl der Selbstwirksamkeit und Solidarität im Kontext von Gesundheit auch langfristig zu etablieren wäre eine Errungenschaft, die ich mir auch über die aktuelle Krise hinaus wünschen würde – und für welche die Digitalisierung enorme Potentiale bietet.

Wo konkret sehen Sie das größte Marktpotenzial in der digitalen Gesundheit in den kommenden Jahren und wieso?

Qualität und Vertrauen werden die Kernwerte der Zukunftsmedizin sein. Durch Digitalisierung wird täglich verändert, wie (schnell) Informationen konsumiert und ausgetauscht werden. Diese neuen Arten der Kommunikation bieten enorme Potentiale bis hin zu einem veränderten Verständnis von Gesundheit und dem eigenen Beitrag zu diesem. Gleichzeitig bedeutet sie eine starke Verunsicherung etablierter Akteure und Konsumenten im Gesundheitswesen. Unternehmen, den es gelingen wird, diesen Balanceakt zwischen Fortschritt und Fürsorge glaubwürdig durch nachhaltige und vertikale Geschäftsmodelle abzubilden, werden meiner Meinung nach die Pioniere und Kernakteure im Gesundheitswesen der nächsten Jahre sein. Das dieses Veränderung auch digital verstanden wird, steht für mich außer Frage.

Was ist Ihr Ratschlag an Gründer und Investoren im Bereich digital health?

Align your value and your values.

Welche drei Events, Netzwerke, Newsletter oder Formate sind absolute MUSTs, würden Sie also dringend empfehlen?

Die Szene ist schnelllebig, es passiert ständig etwas. Deshalb ist es in der deutschen Digital Health Welt essentiell a) sein lokales Netzwerk zu kennen und stärken, b) regelmäßig in Berlin auf einschlägigen Formaten präsent zu sein und c) über den internationalen Tellerrand zu schauen. UK beispielsweise ist innovativ im Bereich Evidence Based Digital Medicine, die US und Skandinavien inspirieren mit vielen Projekten im Bereich Public Health und Prävention. Verschiedene Newsletter helfen, die wichtigsten Events im Auge zu behalten.

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Interviews Special

„So sicher wie möglich, so transparent und offen wie nötig“

PD Dr. David Back und PD Dr. Dominik Pförringer haben Ende 2018 gemeinsam mit weiteren Kollegen der DGOU die offizielle „Arbeitsgemeinschaft Digitalisierung“ gegründet. Ihnen geht es darum, die Potenziale der Digitalisierung bestmöglich für das Gesundheitswesen nutzbar zu machen. Der Bayerische Facharztverband (BFAV) hat nun den jüngsten Datendiebstahl von Politikern und Prominenten zum Anlass genommen, auf ähnlich gelagerte, potenzielle Gefahren für Patienten hinzuweisen. esanum befragte dazu die beiden Vorreiter der Digitalisierung, PD Dr. Back, PD Dr. Pförringer und den Leiter der AG Datenschutz PD Dr. Georg Osterhoff.

esanum: Dr. Back, Dr. Pförringer, sehen Sie nach dem jüngsten Hackerangriff auf Prominente derzeit auch reale Risiken für die Patientendaten?

A: Die neuerlichen Meldungen, so bedauerlich sie sind, stellen einen Weckruf zur omnipräsenten Gefahr des Datendiebstahls dar. Patientendaten bedürfen selbstverständlich des höchstmöglichen Schutzes – lassen Sie uns in diesem Kontext bitte stets bedenken, wie diese Daten heute in Kliniken dieser Gefahr ausgesetzt sind.

esanum: Muss die aktuell gewachsene Sorge um die Datensicherheit jetzt den Digitalisierungsprozess im Gesundheitswesen stoppen?

A: Auf gar keinen Fall. Sie sollte uns lediglich zum konstruktiven Diskurs bringen, wie wir die Daten schützen und wo wir sie lagern wollen, sprich, wie wichtig eine europäische Kontrolle und Sicherung ist. Über sogenannte „distributed ledger“-Lösungen wie die Blockchain kann zudem sichergestellt werden, dass jeder einzelne Datenzugriff nachvollziehbar wird, sei er legitim oder illegal.

esanum: Der BFAV fordert in einer Pressemitteilung, die „elektronische Gesundheitskarte (eCard) mit der darauf basierenden Telematik-Infrastruktur (TI) und der in Entwicklung befindlichen elektronischen Patientenakte muss nach 15 pannenreichen Jahren Entwicklungszeit in den ‚Datenmüll‘ entsorgt werden.“ Wie ist Ihre Sicht der Dinge?

A: Dies erscheint auf den ersten Blick als undifferenzierte Spontanaussage, der wir uns so nicht bedingungslos anschließen.

Unsere AG denkt proaktiv und positiv, wir negieren oder verurteilen nicht, sondern helfen, über Lösungen nachzudenken. Das Motto lautet: Das Bessere ist der Feind des Aktuellen. Wir sprechen uns nicht gegen technologische Entwicklungen aus, bevor wir konkrete Alternativen vorschlagen können. Ja, die bestehende elektronische Patientenakte entwickelt sich – euphemistisch – ausgesprochen suboptimal, umgekehrt ist aber ein sicherer elektronischer Datenaustausch sinnvoll und unausweichlich. Bedenken Sie bitte auch hier den jetzigen Stand: Fax, Brief oder gar die Nutzung von Messengern wie WhatsApp sind weitgehend unkontrollierbare Formen des Datenaustausches, welche zahlreiche Medienbrüche erfordern (im Fall von WhatsApp im Kontext medizinscher Datenübermittlung sogar illegal). Denken wir an die antiquierte und bis dato alternativlose Form der Rezeptierung auf Papier. Keine Fluglinie würde es wagen, heutzutage Papiertickets als alleinigen Standard zu offerieren.

esanum: Was sagen Sie zu der Forderung der Staatsministerin für Digitalisierung, Dorothee Bär, nach einem „Abrüsten beim Datenschutz“ – wäre der für die weitere Entwicklung förderlich oder hinderlich?

A: Diese durchdachte und koordinierte Reduktion des Datenschutzes kann sinnvoll und zukunftsweisend sein. Anders gesagt: Datenschutz ist nur etwas für Gesunde. In dem Moment, in dem ein erkrankter Patient durch den Austausch seiner Daten seine Diagnostik oder Therapie beschleunigen kann, wird er dies sofort tun. Dennoch müssen die Rechte des Einzelnen an seinen Daten prinzipiell gewahrt bleiben und Änderungen in einem breiten gesellschaftlichen Diskurs angegangen werden.

esanum: Welche Gefahr scheint Ihnen größer: Digitalisierung stoppen oder Datensicherheit lockern?

A: Die Digitalisierung zu stoppen ist nicht mehr möglich – ob wir das wahrhaben wollen oder nicht. Wenn wir uns nicht in einer sinnvolleren Form und sehr proaktiv damit befassen, wird ein Großteil der verfügbaren digitalen Gesundheitsdaten sich in den Händen der Oligopole in den USA und China sammeln und den Playern dort maßgeblichen Einfluss auf die Gestaltung unser aller medizinischen Zukunft geben. Deutschland kann sich in dieser Hinsicht an Estland und den skandinavischen Ländern orientieren, in denen – im Gegensatz zu Deutschland – ein Großteil der Prozesse digital abgebildet ist, Daten zentral gespeichert und verwaltet werden können.

esanum: Wie sieht Ihr Szenario aus, falls die elektronische Gesundheitsakte und die weitere Entwicklung der Telematik nicht kommen?

A: Wie gesagt wird es eine Lösung brauchen, der wir uns anschließen. Diese darf jedoch nicht von oben herab als erzwungener Standard herbeiforciert werden, sondern muss sich – ebenso wie im privaten Nutzen der Digitalisierung – aufgrund des Bedienkomforts durchsetzen. Wir als AG halten vergleichbar zu den 5G-Lizenzen einen Wettbewerb mehrerer Privatanbieter für potentiell wünschenswert. Das belebt das Geschäft und katalysiert den Innovationsprozess. Die bereits angesprochenen Sicherheitsstandards der gespeicherten Daten müssen sich dabei natürlich den technischen Weiterentwicklungen anpassen.

esanum: Welche Schlüsse ziehen Sie nun aus dem Datenklau für Ihr erklärtes Ziel, die Digitalisierung in der Medizin zu forcieren?

A: Kriminalität lässt sich nicht stoppen, weder analog noch digital. Aber: Uns ist es deutlich lieber, wenn die Standards der Datensicherung und -distribution aus europäischen Technologien erwachsen und dort weiterentwickelt werden. Technologien außereuropäischer Länder unterliegen anderen von uns kaum beeinflussbaren Gesetzgebungen und Sicherheitsstandards und stellen somit für uns keine präferierbare Option dar. Für den einzelnen Patienten und Arzt müssen die Mehrwerte der Digitalisierung klar die Risiken überwiegen und letztere müssen durch den Einsatz moderner Technologien bestmöglich reduziert werden. Es ist nicht begreiflich, warum Online-Banking seit mehr als einem Jahrzehnt weitgehend risikofrei funktioniert, jedoch die Blutgruppen und Medikamente auf einmal das weitaus größere Risiko darstellen sollen. Auch hier wünschen wir uns einen Wettbewerb um die höchsten sinnvollen Standards der Datensicherung unter Ermöglichung des optimalen Datenaustausches.

Es gilt: So sicher wie möglich, so transparent und offen wie nötig.

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Interviews Special

Interview zur Gründung der Arbeitsgemeinschaft Digitalisierung

Digitalisierung wird die Form der Gesundheitsdienstleistungen grundlegend verändern. Mediziner haben die Aufgabe, sich selbst um die Gestaltung dieses Veränderungsprozesses zu kümmern und dies keinen multinationalen Giganten zu überlassen. So wurde auf dem DKOU 2018 offiziell die „Arbeitsgemeinschaft Digitalisierung“ gegründet. Über die Anfänge und Zielsetzungen sprach esanum auf dem Kongress mit dem Co-Vorsitzenden PD Dr. med. Dominik Pförringer vom Klinikum rechts der Isar.

esanum: Herr Dr. Pförringer, Sie trommeln seit Jahren für die konsequente Nutzung der Daten für die Gesundheit. Wie hat sich in dieser Phase die Einstellung von Patienten und Ärzten zum Thema geändert?

Pförringer: Da ist auf jeden Fall positive Bewegung drin. Das Misstrauen schwindet. Das Vertrauen wächst. In Kürze beschreibt es folgender schöner Satz: Datenschutz ist nur etwas für gesunde Patienten. Die meisten haben jetzt begriffen, dass sie, wenn sie eine schwerwiegende Erkrankung haben, die man typisieren und in Daten aufschlüsseln kann, alles tun würden, um diese Daten global zu teilen, um die beste Therapieformen zu finden. 

esanum: Bleiben wir beim Thema der DGOU. Wo sehen Sie da den konkreten Nutzen?

Pförringer: Ein Beispiel: das Unternehmen Nanz medico, welches über die Gruppe ZAR (Zentrum für ambulante Rehabilitation) Rehabilitationsmaßnahmen anbietet. Sie ist vor geraumer Zeit eine Kooperation mit dem Start-up „Caspar“ eingegangen, welches online Reha anbietet. Das ist für mich ein positives Beispiel der frühzeitigen Erkenntnis und des Vorausblickes auf den Markt. Gerade für etablierte Spieler ist diese extrem relevant und kann den Markt deutlich beeinflussen. Die Online-Rehabilitation stellt hier die Ergänzung der konventionellen Reha dar. Das heißt, die Digitalisierung ersetzt nicht die bisherigen Therapieformen, sondern ergänzt sie – macht sie damit auch effektiver und ortsungebunden verfügbar. Mit anderen Worten, die Reha kommt zum Patienten. Wenn wir das alle begreifen, dann wird die Digitalisierung deutlich an Fahrt aufnehmen, zunehmend das Vertrauen der Patienten gewinnen und weitere Protagonisten finden. Dieser Erfolg wird sich dann auch bei den therapeutischen Ergebnissen zeigen.

esanum: Wie ist denn diesbezüglich der Tenor der Diskussion auf dem DKOU?

Pförringer: Es geht ja auch viel um die Frage – und das ist speziell mein Thema: Stellt die Digitalisierung den Turbolader oder die Bremse für die Ökonomie dar? Da kann und muss man beide Seiten darstellen. Es werden auf der einen Seite Kosten entstehen, welche in die Digitalisierung investiert werden müssen. Das ist wie in der Chemie die Aktivierungsenergie. Da müssen wir Katalysatoren finden und sogenannte Early Adopters. Und dann können wir relativ schnell einen Benefit sehen. Es ist bei den Ärzten wie in jeder Gauß‘schen Verteilungskurve: Das Gros lässt es geschehen, ein Teil lehnt es radikal ab und ein Teil trabt voraus. Das sind die so genannten Early Adopters. Mein Ziel ist es, mehr Optimisten auf die Seite der Early Adopters zu holen.

esanum: Wie machen Sie das?

Pförringer: Positive Beispiele wie „Caspar go Reha“ zeigen, dass moderne Methoden jetzt auch in die Vergütung hineinkommen. Denn so tickt der Mensch, wir Ärzte wollen in erster Linie unseren Patienten helfen, innovative Leistungen sollten jedoch auch adäquat vergütet werden. Und ich versuche, die Skepsis zu reduzieren. Das Gros der Menschen nimmt am Online-Banking teil, hat aber ein Problem, ihre Blutgruppe oder ihren Medikamentenplan online abzulegen. Das ist unlogisch. Wir müssen das Bewusstsein wecken, dass man der Allgemeinheit, anderen Kranken hilft, wenn man seine Daten teilt. Wenn ich das Blut und das Immunsystem des Patienten typisiere und dann schauen kann, welcher Patient welches Medikament, welches Implantat gut vertragen hat, kann ich ihm unter Umständen viel Aufwand, Erkrankung etc. ersparen, sowie mögliche Wiederholungsoperationen. Wenn ich schon im Vorfeld feststelle, dass jemand auf eine Therapie wahrscheinlich nicht gut ansprechen oder adverse Reaktionen zeigen wird, ist das sehr nützlich.

esanum: Wo stehen wir, sind die nötigen Investitionen in vollem Gang?

Pförringer: Wir versuchen in Deutschland, alles perfekt zu machen. Beispiel: elektronische Gesundheitsakte oder elektronische Gesundheitskarte. Das funktioniert alles noch nicht. In Estland sind 98 Prozent der medizinischen Prozesse durchdigitalisiert. Gut, Estland hat noch nicht einmal halb so viele Einwohner wie Berlin. Aber die trauen sich einfach, die setzen das Thema um. Möglicherweise ist es noch nicht perfekt, aber sie arbeiten jeden Tag daran. Wenn wir uns anschauen, was heutzutage in der Orthopädie technisch möglich ist – das wurde auch irgendwann primär relativ experimentell mit einem Stück Blech aus der orthopädischen Werkstatt initiiert. Und heute ist das moderne Technologie. So entsteht Fortschritt, man muss sich trauen, man muss es ausprobieren. Deutschland muss eine Fehlerkultur erlernen, um im Bereich Innovation reüssieren zu können.

esanum: Was wird nun auf diesem Kongress konkret in diese Richtung unternommen?

Pförringer: Wir haben hier am Donnerstag, den 25.10. 2018, die „Arbeitsgemeinschaft Digitalisierung der DGOU“ aus der Wiege gehoben. Damit haben wir eine offizielle Anlaufstelle, ein Gremium für dieses wichtige Thema geschaffen. Wir werden uns unter anderem mit Apps, mit Datenschutz, mit Datentransferkonzepten auseinandersetzen.

esanum: Sie sind Co-Vorsitzender. PD Dr. David Back aus dem Bundeswehrkrankenhaus Berlin ist Vorsitzender. Wer macht sonst noch alles mit?

Pförringer: Wir durften erfreulicherweise über 50 Mitglieder aus ganz Deutschland sowie der Schweiz zur Inaugurationssitzung begrüßen. Wir werden uns ab sofort halbjährlich treffen. Zunächst werden wir Zuständigkeiten festlegen, Arbeitsgruppen bilden, um das große Thema sinnvoll aufzuteilen. Wie isst man einen Walfisch? Mit dem ersten Bissen. Wir müssen uns dem großen Thema Digitalisierung einfach mit dem ersten Bissen nähern. Es wird zum Beispiel eine Arbeitsgemeinschaft geben, die sich mit Mobile Health auseinandersetzt, mit Apps und Datenaustausch. Ein Arbeitskreis wird ein Weißbuch darüber schreiben, um das Thema generell zu definieren und zu gliedern.

esanum: Wann soll es fertig sein?

Pförringer: Das hängt von den Mitwirkenden ab, die erste Version wird in einem halben Jahr diskutiert werden.