Kategorien
Interviews

Dr. Maike Henningsen
im Interview

Wer bist Du und wie beschreibst Du Deinen Drive im Bereich digitaler Medizin, Deine Rolle?

Ich bin Ärztin im Bereich Frauenheilkunde und Geburtshilfe und habe meine Karriere in der Uniklinik Hamburg Eppendorf begonnen. Ich hatte die Gelegenheit am Thema Precision Medicine in den USA an der UCLA zu forschen und habe neben der klinischen Arbeit auch viel wissenschaftlich gearbeitet. Neben der Karriere in der Uniklinik habe ich Erfahrung in Praxen und Outpatient Clinics im In-und Ausland gesammelt. Ärztin zu sein macht mir großen Spaß, allerdings hat mir immer der innovative Aspekt der Arbeit gefehlt, wenn man mal von der Forschung absieht. Aber auch hier habe ich es als ineffektiv erlebt zu forschen, ohne dass die Ergebnisse in eine Art Produkt oder Medikament überführbar waren. Neben den mitunter etwas suboptimalen Prozessen in der Krankenversorgung waren es aber auch die vielen offenen Fragen der Patienten und der Ärzte, bei denen ich mir von der Nutzung digitaler Tools einen absoluten Mehrwert verspreche. Um Innovationen und deren Implementierbarkeit in der digitalen Medizin besser zu verstehen, habe ich kürzlich einen Master zu diesem Thema abgeschlossen. An der Schnittstelle von Medizin und Innovationsmanagement kam ich automatisch mit Digital Health Startups in Kontakt und bin immer noch von der Vielzahl der spannenden Ideen in diesem Feld begeistert. Mit Gleichgesonnenen haben wir 2019 über Mittel des Berliner Senats und des ESF den Digital Health Inkubator „Vision Health Pioneers“ initiiert, der in Berlin ansässig ist und Digital Health Startups mit finanzieller Unterstützung und einem 9monatigen Entrepreneurship Programm unterstützt. 

Was tut das Unternehmen? Wie lange gibt es Euch schon? Wer sind Eure Kunden?

Den Vision Health Pioneers Inkubator gibt es seit 2019. Mit 1,5 Mio. Euro vom Berliner Senat haben wir die Möglichkeit geschaffen, 20 Stipendiaten für 9 Monate zu unterstützen. Neben einem monatlichen Stipendium bieten wir ein umfassendes Programm, was sich sehr intensiv mit der Produktevaluation, der Entwicklung des Produktes sowie der weiteren Finanzierung auseinandersetzt. Ziel ist es, Ärzte und allg. Healthcare Professionals in die Lage zu versetzten, „Needs“ aus der täglichen Arbeit in ein Produkt umzusetzen, zu gründen und damit das deutsche Gesundheitssystem zu optimieren. Wir richten uns an Gründer, die noch nicht viel haben müssen, außer einer Idee und einem kleinen Team (min. 2 Personen) und die die Zeit im Inkubator nutzen wollen, um das deutsche Gesundheitssystem zu verstehen, das eigene Produkt und seinen Mehrwert und die Implementierbarkeit wirklich zu evaluieren und in den Austausch mit unserem großen Netzwerk aus der Branche zu gehen. 

Was ist Dein USP, Dein Alleinstellungsmerkmal?  

Die Medizin, die Forschung und das Unternehmertun sollten eng zusammenarbeiten, um wirklich einen Mehrwert für die Gesellschaft zu schaffen.

Dr. Maike Henningsen

Ich bewege mich und verstehe mehrere Welten und bin der Überzeugung, dass es das in der jetzigen Diskussion auch braucht. Sowohl die Medizin, die Forschung und das Unternehmertun sollten eng zusammenarbeiten, um wirklich einen Mehrwert für die Gesellschaft zu schaffen. Verhärtete Fronten und Protektionismus führen hier nicht zu Ziel. 

Was ist der USP des Unternehmens?

Gerade in Berlin gibt es momentan zahlreiche Inkubatoren und Angebote für Startups. Allerdings fokussiert keiner auf Experten aus dem Gesundheitswesen. Da dieser Bereich aber tatsächlich sehr komplex ist, fachlich und regulatorisch, und sehr alte und teilweise auch durchaus bewährte Wurzeln hat, bietet Vision Health Pioneers hier einen Brückenschlag, in der Annahme, dass es mehr tragfähige und akzeptiere Lösungen geben wird, die das Gesundheitssystem und die Versorgung optimieren. 

Wo siehst Du die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso? 

Die Health Literacy kann deutlich verbessert werden durch digitale Angebote, die den Menschen über sich und seine Gesundheit informieren. Oft ist es fehlende Wissen über medizinische Zusammenhänge, das nicht vermittelt wird und das dann zu ungesundem Verhalten führt. Digitale Versorgungskonzepte von nicht mobilen Patienten können eine Versorgung bieten, wo sonst keine ist. Digitale, komplementäre Behandlungskonzepte können einen Patienten dort begleiten, wo es keinen Zugriff auf einen Therapeuten gibt oder das System kein Angebot macht. Das sind Vorteile für den Patienten direkt, indirekt profitiert das System mit seinen Stakeholdern aber auch von Prozessoptimierung, Datenaustausch, Decision Support Systemen auf B2B Ebene. 

Wo seht Ihr in Eurem speziellen Sektor die größten Chancen und das größte Potenzial? Wieso? 

Es gibt zahllose Apps oder andere Produkte in Digital Health. Implementiert werden aber die wenigsten. Das liegt in meinen Augen daran, dass am Bedarf oder am Product-Market-Fit vorbei entwickelt wird. Hier versucht der Inkubator alle entscheidenden Stakeholder in den Austausch zu bringen, um das Optimale zu erreichen und das Produkt ein Erfolg werden zu lassen. 

Wo konkret siehst Du das größte Marktpotenzial in der digitalen Gesundheit in den kommenden Jahren und wieso?

Überall dort, wo Prozesse zwischen den Playern effizienter gestaltet werden können. 

Wo seht Ihr als Unternehmen das größte Marktpotenzial in der digitalen Gesundheit in den kommenden Jahren und wieso?

Wir als VHP konzentrieren uns im ersten Batch vor allem auf die Verbesserung der direkten Versorgung, momentan steht bei den teilnehmenden Teams der Patient im direkten Mittelpunkt der meisten Produkte. 

Was ist Dein konkreter Ratschlag an Gründer und Investoren im Bereich digital health? 

Der Produkt-Market-Fit und die Sinnhaftigkeit des Produktes im System muss im Vordergrund stehen.

Was können Gründer und Investoren von Eurem Unternehmen lernen und welchen Rat mitnehmen?

Ich denke, dass wir sehr hart daran arbeiten, die obige Aussage Realität werden zu lassen. Wir arbeiten mit der maximalen Diversität an Mentoren und Partnern, um alle Seiten wirklich zu verstehen.

Welche drei Events sind absolute MUSTs im Bereich Digital Health, würdest Du also dringend empfehlen? 

Für den Blick in eine mögliche Zukunft:
Exponential Medicine
Für eine Visite in andere Länder, wo es kein funktionierendes Gesundheitssystem gibt:
World Health Summit
Für eine Deep Tech Reise in die Academia:
Falling Walls

Empfohlene Webpages / Foren / Plattformen / Meetups / Newsletter?

https://www.mobihealthnews.com/

https://femtechinsider.com/

https://www.cbinsights.com/



Kategorien
Interviews

Dr. Henri Michael von Blanquet
im Interview

Wer sind Sie und wie beschreiben Sie Ihren Drive im Bereich digitaler Medizin, Ihre Rolle?

Die Digitaliserung ist nur die eine Seite der Medaille. Seit 2012 beschäftige ich mich als „Nicht-nur-Arzt“ eingehend national und international mit der molekular-digitalen Transformation der Medizin. Hierzu habe ich 2017 die multi-stakeholder Businessplattform PRECISION MEDICINE ALLIANCE (PMA) gegründet, damit zwischen Krankenhäusern, Forschungseinrichtungen, der Industrie und den neuen digitalen Lösungsanbietern, den Precision Medicine Suppliern, eine über Standards synchronisierte Zusammenarbeit entstehen kann. Wir stehen in Deutschland hier immer noch am Anfang und sind auch technolgisch keine Schrittmacher. Der Weltmarkt für „Invest in Health“ ist USA und nicht Europa. Deutschland hat nach den USA, China, Rußland entsprechend des World Wealth Report immer noch weltweit den 4. Platz bezüglich der Anzahl seiner Milliardäre. Deren Investitionsverhalten für „Invest in Health in Germany“ muß sich durch politische Anreize stark wandeln. Auch volkswirtschaftlich müssen durch value-based Healthcare klare Patienten-outcome-zentrierte Anreize geschaffen werden, sonnst skaliert „Digital Health in Germany“ nicht und wir verlieren unsere Wettbewerbsfähigkeit und Arbeitsplätze.

Was ist Ihr Alleinstellungsmerkmal? Was exakt findet in Ihrem Alltag schon alles digital statt? Wo schafft die Digitalisierung damit einen Mehrwert?

Mir sind skalierbare Lösungen, die die Integrität der digitalisierten Patientenbiologie (Sequenzierungs- und andere Multi-omics Analyseverfahren) und die Integrität der digitalen Patientendaten sicherstellen entscheidend, um aktuelles „Garbage In, Garbage Out“ und die Reproduktionskrise der Wissenschaft zu stoppen. Hierfür setze ich gerade über die PMA ein multistakeholder White-Paper Konsortium zum Patienten- und Trägernutzen in Gang. Relevant ist dabei, daß Precision Medicine weit mehr als Genomics und Pharmagenomics darstellt, in dem „alle“ Daten des Patienten individuell auf seinen Fall hin analysiert werden und so präzise Diagnosen N=1 mit N=1 individualisierten Therapieempfehlungen (in real Time) dadurch entstehen, daß der individuelle Fall mit den Daten im „Knowledge-Network“ idealerweise aus einem Krankenhausträgerverbund von mehreren hundert Krankenhausäusern abgeglichen wird. Nach COVID19 muß die bisherige Imprecision Medicine für unser #NewNormal durch nachhaltige Precision Medicine & Precision Science abgelöst werden. 

Wo sehen Sie die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso? 

An der Kreuzungsstelle von Biologie und Technologie. Eric Topol definiert dies als „Superconvergence“ auf Basis der Gleichzeitigkeit, der Geschwindigkeit und der Überkreuzung all dieser Innovationen aus der Biologie (Flatley`s Law) und Technologie (Moore`s Law).

Wo konkret sehen Sie das größte Marktpotenzial in der digitalen Gesundheit in den kommenden Jahren und wieso?

Steigerung der Performance durch Digitalisierung und Molekularisierung. Digitale bzw. auch molekulare Systeme können sich nur über Scale of Data = Quality & Scale of Economics durchsetzen. Ein KIS-System für nur 100-200 Krankenhäsuer wird es nicht mehr geben. Gesundheit-App-Lösungen werden für ein Millionenpublikum entwickelt. Nur wer skaliert = internationalisiert wird im Markt erfolgreich sein können. Meine Vision: „The Patient will be the CEO of his Health“

My vision: „The patient will be the CEO of his health“.

Dr. Henri Michael von Blanquet

Was ist Ihr konkreter Ratschlag an Gründer und Investoren im Bereich digital health?

Unbedingt ein Working Kontinium, d.h. keine isolierten Entwicklungen im Labor bzw. StartUp – sondern verkürzt: From Bench to Bedside and Bedside to Bench. Entwicklung an realen klinischen Fällen und nicht an wissenschaftlichen Daten.

Welche drei Events sind absolute MUSTs im Bereich Digital Health, würden Sie also dringend empfehlen?

Precision Medicine World Conference Silicon Valley
JP Morgan Healthcare Conference San Francisco
THE HEALTH CAPTAINS CLUB

Empfohlene Webpages / Foren / Plattformen / Meetups / Newsletter?

Salk Institute, Cold Spring Harbour Institute, Karolinska Institutet, EMBL, BIH, Hasso-Plattner-Institut und  seinen Spitzenforschern folgen, um die Veränderungsgeschwindigkeit und die neue Inhalte aufzugreifen. Die Verleihung der Nobelpreis für Medizin der letzten und kommenden Jahre inhaltlich persönlich verfolgen. Den molekular-digitalen Wandel der Medizin wirklich verstehen; meine Empfehlung: The Human Cell Atlas & Rapid Next Generation Sequencing – eigenes Wissen und eigene Substanz generieren und Socialmedia als Radarsystem nutzen.
Plattformempfehlung: www.healthcaptains.club – welcome on Board!

Kategorien
Interviews

Carolin Henseler
im Interview

Wer bist Du und wie beschreibst Du Deinen Drive im Bereich digitaler Medizin, Deine Rolle?

Hallo zusammen, Carolin Henseler – Journalistin und Moderatorin, u.a. im Einsatz für FOCUSOnline. Mit dem Thema „Digital Health“ bin ich erstmals im Rahmen einer Themenrecherche in Berührung gekommen. Da ich als TV-Journalistin derzeit überwiegend im Einsatz für Online-Medien bin, weiß ich wie wichtig und zukunftsträchtig das Thema Digitalisierung ist und zwar nicht nur im Journalismus. Mich interessiert die digitale Medizin als Berichterstattungsthema sowie natürlich als künftiger Konsument im Bereich Doc2Patient.

Was ist Dein USP, Dein Alleinstellungsmerkmal? Was exakt findet in Deinem Alltag schon alles digital statt? Wo schafft die Digitalisierung damit einen Mehrwert?

Mein USP manifestiert sich in meinem persönlichen Slogan nämlich „#PASSIONFORPEOPLE“ und die damit verbundene Berichterstattungsbreite, die ich als Journalistin und Moderatorin abdecke. Fundiert, passioniert und am User orientiert zu berichten ist mein Anspruch und das vor allem digital! Als ich freiwillig dem Privatfernsehen vor einigen Jahren den Rücken kehrte und mich initiativ bei einem Verlagshaus bewarb mit dem Ziel hier hautnah den wichtigen Prozess der Digitalisierung konkret den Online-Bewegtbildsektor mitzugestalten, verwunderte dies manche Kollegen zunächst – inzwischen wundert sich niemand mehr. 😀 Beispielsweise aktuelle Nachrichten auf dem Handy zu konsumieren, mobil unabhängig von eigenen Standort (Netz vorausgesetzt) ☺ ist in unserer Gesellschaft längst in Fleisch und Blut übergegangen.

Damit hat sich ein großer Teil meines Berufslebens in’s Digitale verlagert, aber auch sonst bestelle ich nicht nur gern Schuhe (mit oder ohne Schrei ;-)) längst im Netz, speichere persönliche Daten in einer Cloud, manage Krankenversicherungs- Abrechnungen digital und ziehe inzwischen sogar Parktickets, wenn möglich digital via App. Die Digitalisierung bietet mir also ein hohes Maß an Flexibilität.  

Wo siehst Du die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso? 

Es liegt extrem viel Potenzial sowohl im Bereich Doc2Doc als auch Doc2Patient. Ich sehe beispielsweise große Chancen in Bereichen wo zukünftig ein Ärztemangel zu erwarten ist mithilfe von Digitalisierung hier Abhilfe zu schaffen ebenso wie digitale Patientenakten vieles erleichtern können. 

Wo konkret siehst Du das größte Marktpotenzial in der digitalen Gesundheit in den kommenden Jahren und wieso?

Großes Marktpotenzial sehe ich in Medizintechnik, die im Rahmen des digitalen Gesundheitswesen zum Einsatz kommen kann ebenso wie vor allem im Bereich der Gesundheitsapps. 

Was ist Dein konkreter Ratschlag an Gründer und Investoren im Bereich digital health? 

Nicht zuletzt die Situation rundum die „Corona-Warn-App“ hat gezeigt, welche Bedeutung dem Thema Datenschutz im Bereich digital health zukommt.

Es gibt wohl kaum etwas Sensibleres als Patientendaten – das Investment in kompetente Datenschutzlösungen wird enorm wichtig, denn ohne Vertrauen funktioniert wenig.

Kategorien
Interviews

Artur Olesch
im Interview

Wer bist Du und wie beschreibst Du Deinen Drive im Bereich Digitaler Medizin, Deine Rolle?

Mein Interesse an Digitaler Gesundheit entstand durch die Suche nach Verbesserungsmöglichkeiten des Gesundheitssystems und der Patientenversorgung. Als Freier Digital Health-Journalist analysiere ich die Potentiale digitaler Technologien und Innovationen in diesem Bereich und vermittele Verständnis für ihre Möglichkeiten. Digitalisierung ist ja nicht einfach die Umwandlung analoger Prozesse in digitale, sondern ein umfassenderer Veränderungsprozess. Derzeit bin ich ein Editor-in-Chief des Portals ICT&Health International und des Magazins OSOZ World. Ich veröffentliche meine Artikeln auf dem HIMSS Blog, mobihealthnews.com, healthcareitnews.com usw.

Darüber hinaus helfe ich Startups mit Geschäftsstrategien, entwickle Fachberichte über Digitale Gesundheit, arbeite mit Gesundheitsorganisationen zusammen an Konzepten der Digitalisierung und betreibe meinen eigenen Blog aboutDigitalHealth.com. Zu meinem Portfolio gehören unter anderem die WHO und das European Network Excellence for Big Data in Hematology. 2020 nehme ich an der vierten Kohorte des SCIANA – The Health Leaders Network Programms teil.

Was ist Dein USP, Dein Alleinstellungsmerkmal?

Eines davon ist, Innovationen im Gesundheitswesen kritisch zu betrachten und ihre Chancen aus verschiedenen Blickwinkeln zu erwägen. Als Journalist versuche ich alle Argumente neutral zu analysieren, um die Sachverhalte möglichst objektiv darzustellen,  und Trends oder Vorurteile auszublenden. 

Die digitale Transformation des Gesundheitswesens muss ein Änderungsprozess sein, an dem alle, von Patienten über Regierungsinstitutionen bis hin zu IT-Unternehmen, beteiligt sind. Für mich ist es eine interdisziplinäre, gesamtgesellschaftliche Herausforderung. 

Zu meinem USP würde ich auch die Tatsache hinzufügen, dass ich mich als Journalist ausschließlich mit dem Thema Digital Health befasse und schon vorher mehrere Jahre für ein IT-Unternehmen im Gesundheitswesen gearbeitet habe. So bin ich den Bereich von verschiedenen Perspektiven und bin auf dem Laufenden, was die neue Studien oder die Umsetzung von Innovationen in verschiedenen Ländern oder aktuelle Diskussionen betrifft. 

Wo siehst Du die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso?

Meiner Meinung nach wird die Digitalisierung zu einem völlig neuen Gesundheitsmodell führen, das auf einer engen Zusammenarbeit zwischen Patient und Arzt beruht, ein Modell, bei dem der Zugang zu medizinischen Dienstleistungen direkt von zu Hause aus möglich ist. Medizinische Versorgung muss für jeden an dem Ort verfügbar sein, an dem er sich aufhält und den individuellen Bedürfnissen und Erwartungen der Patienten gerecht werden. Ohne Digitalisierung ist das durch die Voraussetzungen der Gesundheitsinfrastruktur stark eingeschränkt. Im digitalen Modell spielt der Wohnort oder die Nähe von spezialisierten Gesundheitszentren dagegen weniger eine Rolle. 

Die zweite Chance liegt im Übergang von einem Modell der reaktiven, behandlungsorientierten Medizin zu einer auf Prävention ausgerichteten Medizin. 

Digitale Medizin hat das Potential, nicht nur die die Verfügbarkeit von medizinischen Dienstleistungen zu erhöhen oder die Behandlungskosten zu minimieren, sondern vor allem die Lebensqualität für alle zu verbessern. Natürlich müssen wir aufpassen, dass die neuen Technologien nicht zur Quelle einer neuen Form der sozialen Ausgrenzung werden, die zu einer Zwei-Klassen-Medizin führt. Die Technologien müssen auch wirklich jedem zur Verfügung stehen.

Wo konkret siehst Du das größte Marktpotenzial in der digitalen Gesundheit in den kommenden Jahren und wieso?

Lösungen, die es den Patienten erleichtern, sich im komplexen Gesundheitssystem zurechtzufinden (Patient Journey), haben ein großes Potenzial.

Dort, wo die Gesundheitsversorgung derzeit ineffizient ist: Management chronischer Krankheiten, Diagnose und Therapie psychischer Erkrankungen, Zugang zu Gesundheitsdiensten in Gebieten mit schwach entwickelter Gesundheitsinfrastruktur. Auch in der Datenanalyse liegt ein großes Potenzial für die Entwicklung wirksamer Maßnahmen im Bereich der Bevölkerungsgesundheit.

Lösungen, die es den Patienten erleichtern, sich im komplexen Gesundheitssystem zurechtzufinden (Patient Journey), haben ein großes Potenzial. Ich denke dabei zum Beispiel an onkologische oder chronische Patienten, die ständige medizinische Betreuung und auch psychologische Unterstützung benötigen. Solche Patienten treffen sich alle paar Wochen mit ihrem Arzt, und in der übrigen Zeit werden sie mit ihrer Krankheit allein gelassen. Mit neuen digitalen Lösungen können sie immer in Kontakt mit Ärzten bleiben.

Was ist Dein konkreter Ratschlag an Gründer und Investoren im Bereich digital health?

Mein Rat: Versuche, das Problem zu verstehen und zu lösen, nicht eine Technologie einzuführen. Heutzutage wird die Welt von einer Welle Apps, Wearables und technologischer Neuheiten überschwemmt. Eine Technologie als Selbstzweck hat jedoch keine großen Aussichten. Sie kann in Bezug auf Innovation und Design beeindruckend sein, aber was im Gesundheitssektor wirklich zählt, ist der auf den Patienten zugeschnittene Nutzen. Es ist notwendig, nicht nur die Bedürfnisse der Patienten gründlich zu verstehen, sondern auch all derjenigen, die zum Gesundheits-Ökosystem des Patienten gehören: Familie, Arzt, Sozialbetreuer usw.

Es ist notwendig, nicht nur die Bedürfnisse der Patienten gründlich zu verstehen, sondern auch all derjenigen, die zum Gesundheits-Ökosystem des Patienten gehören: Familie, Arzt, Sozialbetreuer…

Den Investoren würde ich raten, in geringerem Maße Trends zu beobachten und den gesamten Hintergrund der Konzeption und Entwicklung neuer Technologien zu analysieren und dabei die Teamarbeit, die Motivation und die Energie des Gründungsteams zu berücksichtigen.

Welche drei Events sind absolute MUSTs im Bereich Digital Health, würdest Du also dringend empfehlen?

Abgesehen von den Leitveranstaltungen wie den jährlichen Konferenzen, die von HIMSS Europe oder der dmea in Berlin organisiert werden, empfehle ich die Teilnahme an Konferenzen, bei denen das Thema Digitalisierung in einen breiteren thematischen Kontext eingebunden wird. Beispiele dafür sind das European Health Forum Gastein und der Gipfelkonferenz World Health Summit in Berlin.  An solchen Konferenzen nehmen Vertreter verschiedener Gesundheitsorganisationen aus der ganzen Welt, Politiker, Innovatoren, Ärzte verschiedener Fachrichtungen, Public Health Experten, Krankenschwestern, Patienten teil.  Über den eigenen Tellerrand hinauszugehen, kann eine Quelle von Inspirationen und Ideen sein.

Empfohlene Webpages / Foren / Plattformen / Meetups / Newsletter?

Persönlich nutze ich oft soziale Medien – Twitter und LinkedIn – wo ich den relevanten Experten für digitale Gesundheit folge. Ich besuche regelmäßig nationale und internationale Portale wie e-health-com, hih2025 Magazin und HIMSS-bezogene Medien (zum Beispiel HealthITNews oder HIMSS TV). Ich bin beeindruckt von dem Engagement und Insights präsentiert vom Prof. Dr. Jochen A. Werner und Dr. David Matusiewicz. Die vom hih – Health Innovation Hub organisierten Treffen sind reich an Inhalten. Es lohnt sich auch nach lokalen Gruppen von E-Health-Enthusiasten zu suchen. Ebenso wichtig ist es, die Initiativen der Europäischen Kommission im Auge zu behalten. Hier würde ich den EU-Newsletter „eHealth, Wellbeing and Ageing“ empfehlen. In meinem Blog präsentiere ich auch selbst einen Überblick über die interessantesten Artikel der letzten Wochen.

Mit welchen drei weiteren Experten sollten wir unbedingt sprechen?

Meine Liste ist lang, aber ich werde drei Personen nennen: Dr. Henrik Matthies, Geschäftsführer des Health Innovation Hub hih und zuvor Gründer des Berliner Startups Mimi Hearing Technologies; Prof. Dr. med. Sylvia Thun, Direktorin für eHealth und Interoperabilität am Berliner Institut für Gesundheitsforschung; im weiteren Kontext der globalen Gesundheit – Prof. Ilona Kickbusch, Direktorin im Global Health Centre, Hochschulinstitut für internationale Studien und Entwicklung in Genf.  Sie verfügen über Fach- und Branchenkenntnisse, arbeiten mit großem Enthusiasmus, sind echte Marktführer und damit eine treibende Kraft für Veränderungen im Gesundheitswesen.

Mit welchen Drei Unternehmen, Startups etc. sollten wir als nächstes sprechen?

Kaia Health (Deutschland) – ein Startup, das eine mobile Anwendung zur Unterstützung der Rehabilitation motorischer Organe entwickelt.

Ada Health (Deutschland) – eine weitere mobile Anwendung auf Basis künstlicher Intelligenz, die den Gesundheitszustand (ohne eine Diagnose zu stellen) auf Grundlage der eingeführten Krankheitssymptome bewertet.

Zusätzlich zu den Startup-Neuheiten würde ich auch empfehlen, über Plattformen für Patientenkommunikation und das Management chronischer Krankheiten zu diskutieren, wie sie beispielsweise von Siemens Healthineers angeboten werden.

Kategorien
Interviews

Lina Behrens
im Interview

  

Wer sind Sie und wie beschreiben Sie Ihren Drive im Bereich digitaler Medizin, Ihre Rolle?

Ich bin Geschäftsführerin von Flying Health, dem führenden Ökosystem für Next Generation Healthcare. Seit 2012 bringt Flying Health relevante Akteure zusammen, um unser Gesundheitswesen für die Zukunft aufzustellen. Wir agieren als Impulsgeber und strategischer Sparringpartner für Unternehmen, Startups und Politik, stoßen Kooperationen und Synergien an, und ermöglichen durch kritisches Nachfragen und innovatives Denken einen Wandel zu Digital Health – und noch viel weiter. Zudem bin ich stellvertretende Präsidentin des Bundesverbands Deutscher Startups. 

Was ist Ihr Alleinstellungsmerkmal? Was exakt findet in Ihrem Alltag schon alles digital statt? Wo schafft die Digitalisierung damit einen Mehrwert?

Ich selbst bin Ökonomin vom Hintergrund und habe in England, Kolumbien und der Schweiz mit etablierten Unternehmen und Startups im Gesundheitsbereich aber auch anderen Industrien gearbeitet sowie bei einem der größten Company Builder Lateinamerikas, Polymath Ventures, Startups aufgebaut – sozusagen als interne Feuerwehr. Dabei helfen digitale Tools insbesondere bei der Kommunikation über Grenzen hinweg und bei der schnellen Umsetzung von Ideen. Meine Leidenschaft ist es, Innovation und privatwirtschaftliche Ansätze für die Lösung sozialer Probleme einzusetzen, am besten mit einem motivierten Team und durch die Vernetzung von Personen, die etwas gestalten können und wollen. Dafür ist die Gesundheitsbranche natürlich prädestiniert, da man hier viele Möglichkeiten hat, um nachhaltig etwas zu verändern, gleichzeitig gibt es noch viel zu tun.

Wo sehen Sie die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso? 

Technologien sorgen für eine effiziente, zuverlässige medizinische Versorgung und bieten zugleich einen niederschwelligen Zugang: Den PatientInnen wird es erleichtert, Informationen und ggf. Diagnosen zu erhalten und wenn nötig mit einer Ärztin in Kontakt zu treten.

Nicht zuletzt wegen der Corona-Pandemie entwickelt die Bevölkerung derzeit ein umfangreiches Gesundheitsbewusstsein, das mittelfristig – wenn nicht bereits geschehen – in einer steigenden Nachfrage digitaler und virtueller Gesundheitsleistungen mündet. Dieser Umstand wirkt katalysierend und befördert den fortschreitenden Ausbau des digitalen Gesundheitswesens.

Wo konkret sehen Sie das größte Marktpotenzial in der digitalen Gesundheit in den kommenden Jahren und wieso?

Digitalen Leistungserbringungen werden mit der Zeit den gesamten Versorgungspfad abdecken – anders als die Insellösungen, die wir heute zumeist noch sehen. Angefangen vom digitalen Symptomchecker, über Videosprechstunden, digitale Diagnose-Tools und At-Home-Testing bis hin zum Remote Monitoring kann damit vieles aus einer Hand und bequem von Zuhause erledigt werden. Um eine gute Patient Experience zu gewährleisten, ist es essenziell, dass die verschiedenen digitalen Leistungen ohne zu große Brüche in den Versorgungpfad eingebettet sind.
Gleichzeitig denke ich, dass Real World Data weiterhin und zunehmend an Bedeutung gewinnen wird. Remote Monitoring, beispielsweise durch Wearables, ermöglicht die kontinuierliche Auswertung und Analyse von Daten, um Schlussfolgerungen für Prävention, Diagnose und Therapieentscheidungen abzuleiten. Hier stehen wir derzeit noch relativ am Anfang und werden sicher in naher Zukunft viel Bewegung sehen.

Was ist Ihr konkreter Ratschlag an Gründer und Investoren im Bereich Digital Health? 

Wichtig ist es, den Markt, auf dem sie sich bewegen möchten, zu kennen und zu verstehen.
GründerInnen sollte klar sein: Wer ist meine Patientengruppe? Sind die PatientInnen nur Nutzer oder auch zahlende Kunden? Wie sind die Vergütungsstrukturen, und wer könnte für die Lösung zahlen? Was unterscheidet meine Lösung von der meiner Wettbewerber? Was macht meine Lösung einzigartig?

Weiterhin ist es sehr wertvoll, die angebotene Lösung aus Patienten-, Verschreiber- und Anwendersicht zu durchdenken. Wie passen meine Lösung und mein Geschäftsmodell in den bestehenden Versorgungspfad?

Sowohl Gründer als auch Investoren sollten darauf achten, Insellösungen zu vermeiden. Der Gesundheitsmarkt ist ein komplexer und regulierter Markt, der sich von Land zu Land unterscheidet. Dabei ist es wichtig, die jeweiligen lokalen Begebenheiten zu verstehen und sich, wo nötig anzupassen, sowie den Nachweis über positive Wirkungen und Effekte der Anwendung mit klinischen Studien zu belegen.

Welche drei Events sind absolute MUSTs im Bereich Digital Health, würden Sie also dringend empfehlen? 

Die Future Health von CB Insights, in Deutschland die DMEA und die Medica, sowie die DTx Konferenzen in London und Berlin, wenn man sich für Digital Therapeutics interessiert.

Empfohlene Webpages / Foren / Plattformen / Meetups / Newsletter?

Wir nutzen eine Vielzahl von Quellen in unserer Recherche – unser wöchentliches Trendmeeting ist immer unglaublich inspirierend. Daneben lese ich den Handelsblatt Digital Health Newsletter, CBInsights und MobiHealthNews, sowie weitere Artikel aus meinem Netzwerk auf Twitter und

Kategorien
Interviews

Businessdoc, Oliver Neumann im Interview

Wer bist Du und wie beschreibst Du Deinen Drive im Bereich digitaler Medizin, Deine Rolle?

Ich bin Oliver Neumann seit 20 Jahren Unternehmer und seit über 16 Jahren in der Beratung von Ärzten und Medizinern tätig. Ich begleite Ärzte auf dem Weg in die Niederlassung, bei der Führung und Abgabe der eigenen Praxis. Weiterhin beschäftige ich mich ausgiebig mit Kooperationsformen und ärztlichen Gemeinschaften. Meine Mission ist die Sicherstellung der ambulanten Versorgung und die Reduzierung von unterversorgten Gebieten. 

Wir haben das Projekt „Businessdoc – Arzt als Unternehmer“ gegründet, um alle Beteiligten am Gesundheitsmarkt verstärkt auf das neue Bild der ambulanten Versorgung aufmerksam zu machen. Jetzt arbeiten wir gerade an einem Portal zum Thema digitale Gesundheit und Telemedizin mit komplett neuen Ansätzen – CyberDoc.

Das Thema Digitalisierung wird bei der Patientenorientierung in der ambulanten Medizin/eigenen Praxis verstärkt an Bedeutung gewinnen. Mediziner die sich digitaler Lösungen bedienen und denen das „weltweite“ Wissen für die passgenaue Behandlung und Versorgung ihrer Patienten zur Verfügung steht, werden einen klaren Wettbewerbsvorteil in der ambulanten Versorgung haben. Technik und Humanität sind keine Gegensätze.

Die Kommunikation zwischen Arzt und Patient ist der entscheidende Faktor zur ärztlichen Versorgung und Voraussetzung für die richtige Diagnose und optimale Therapie. Im Zuge der Digitalisierung können sich über diesen Weg für Ärzte und Patienten neue Kommunikationspotenziale öffnen. Die Digitalisierung kann dazu führen, dass der Patient dauerhaft aktiv in den Heilungsprozess eingebunden ist, auch wenn er sich nicht unmittelbar in der Praxis befindet.

Was ist Dein USP, Dein Alleinstellungsmerkmal?  Worum dreht sich Dein Podcast, Deine Aktivität?

Sicher ist die persönliche Nähe zu den Ärzten in der Praxis ein idealer Anknüpfungspunkt um Veränderungen gut umsetzen zu können. Dabei hat sich bewährt, das Team in der Praxis in diese Prozesse einzubinden – das ist sicher ein proof of concept.

Im Businessdoc-Podcast interviewen wir unterschiedliche Gäste aus dem Gesundheitsmarkt, um das Thema Praxis und Versorgung in der Öffentlichkeit hochzuhalten, und um Medizinern wieder Lust auf das Thema eigene Praxis zu machen.

Wir geben jungen und etablierten Medizinern Einblicke in die Themen Niederlassung, Praxisführung und Entwicklung. Wir machen Mut für den Weg in die eigene Praxis und zeigen auf, wie das Thema eigene Praxis individuell und Zukunftsträchtig funktioniert. Wir machen den Arzt zum Unternehmer.

Darüber hinaus arbeiten wir mit Kooperationspartnern an neuen -digitalen- Geschäftsmodellen für die Sicherstellung der ambulanten Versorgung.

Wo siehst Du die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso? 

Wenn wir es schaffen uns gegenseitig und dem System Digital Health zu vertrauen, dann haben wir ungeahnte Chancen und Möglichkeiten Krankheiten zu verhindern und präventiv zu agieren. Heute sprechen wir darüber, dass der Arzt durch digitale Prozesse, Apps und Plattformen mehr Zeit für den Patienten hat. Morgen reden wir darüber, wie wir durch Präzisionsmedizin individuelle Behandlungsstrategien und Therapien entwickeln können…. aber übermorgen sprechen darüber,  Menschen durch gezielte Präventionsmaßnahmen und Vorsorge erst gar nicht zum Patienten werden zu lassen. 

Dann gilt der Satz: „there is no glory for prevention“ nicht mehr.

Wo konkret siehst Du das größte Marktpotenzial in der digitalen Gesundheit in den kommenden Jahren und wieso?

Wir sind auf dem Weg zu einer Patientenorientierung. Dabei spielt die Verlagerung der Gesundheitskompetenz vom Arzt zum Patienten eine Rolle. Es geht also um eine Transferleistung von Innovationen hin zum Patienten. Das muss uns gelingen. Am Beispiel Telemedizin wird das deutlich. Die Möglichkeiten sind heute schon da – aber alles sehr technisch.  Patient und Arzt müssen Spaß an der Nutzung haben. Der spielerische Ansatz fehlt.  Ebenso wie die Nutzerfreundlichkeit. Daran arbeiten wir z.Zt. mit unserem neuen Projekt CyberDoc. 

Wenn dieser Transfer dazu führt, dass wir wie selbstverständlich mit dem Arzt Kontakt  z.B. über Plattformen treten können, weil wir dem System und den Tools vertrauen, dann schaffen wir den nächsten Schritt.

Was ist Dein konkreter Ratschlag an Gründer und Investoren im Bereich digital health? 

für Gründer:

„start before you are ready“;  

durchhalten, netzwerken, verbindet alt und neu, nutzt das „proof of conzept“, schafft Vertrauen, 

für Investoren:

mehr Venture Kapital, alternative Finanzierungsmodelle, mehr PPP,  ermöglicht eine Fehlerkultur

Welche drei Events sind absolute MUSTs im Bereich Digital Health, würdest Du also dringend empfehlen? 

Startup Praxis / Gründerevent  – November 7th, 2020.

Zukunftsmedizin / DigiHealth Talk

Hauptstadtkongress Berlin

Empfohlene Webpages / Foren / Plattformen / Meetups / Newsletter?

Cyberdoc.de

Inside Digital Health Handelsblatt

Mindful Doctor Konferenz in Berlin 

Kategorien
Interviews

Benjamin Friedrich im Interview

Wer bist Du und wie beschreibst Du Deinen Drive im Bereich digitaler Medizin, Deine Rolle?

Mein Name ist Benjamin Friedrich, ich bin Chief Medical Officer bei Temedica und habe in meinem ersten Berufsleben Medizin studiert, zehn Jahre als praktizierender Arzt in Universitätskliniken –zuletzt als Oberarzt – gearbeitet und hier sehr viel Forschung und Lehre betrieben. Insgesamt bin ich ein ambitionierter Mensch, der es liebt, seine Ideen zu verwirklichen. Zwar hat es mir extrem große
Freude bereitet meine Patienten in der Klinik zu behandeln und ihr Leben positiv zu beeinflussen, jedoch war ich häufig andererseits von den Strukturen im Gesundheitswesen frustriert. Insbesondere fand ich es frappierend, wie wenig das Gesundheitswesen in Deutschland digitalisiert ist. Auf diesem Boden ist der Wunsch entstanden Patienten auch außerhalb von Arztbesuchen durch digitale Lösungen helfen zu können. Dieses Ziel kann ich nun verwirklichen. Zusammenfassend sehe ich mich als jemand, der Patienten digital auf dem Weg zu mehr Selbständigkeit und einer besseren
Gesundheit unterstützt – und hierbei seinen medizinischen, evidenz- und datenbasierten Ansatz einbringen kann.

Was ist Dein USP, Dein Alleinstellungsmerkmal? Was exakt findet in Deinem Alltag schon alles digital statt? Wo schafft die Digitalisierung damit einen Mehrwert?

Ich denke mein USP erklärt sich am ehesten durch meinen Werdegang: mein Verständnis von sowohl Digital Health als auch vom konventionellen Gesundheitssystem. Dadurch kenne ich die Probleme des Gesundheitssystems von Heute und kann auf dieser Basis digitale Ideen entwickeln und dem Gesundheitssystem von Morgen einen Schritt näherkommen. Im Alltag findet bei mir fast alles digital statt – ich benutze ausschließlich meinen Laptop und mein Handy, führe täglich Gespräche mittels Videokonferenz und verwende sämtliche Apps, die mir den Alltag erleichtern.
Es ist meiner Meinung nach eine unbestreitbare Tatsache, dass die Digitalisierung für uns einen Mehrwert darstellt. Egal ob Digitalisierung nun zur CO2 Bilanz, zum digitalen Miteinander in
Coronazeiten oder eben zur eigenen Gesundheit beiträgt, ist Digitalisierung nicht mehr wegzudenken und wird zusammen mit der Bändigung des Feuers und der Erfindung des Buchdrucks
die Menschheit als grandiose Errungenschaft formen und prägen.

Wo siehst Du die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso?

Es gibt sicherlich unendlich viele Potenziale für Digitalisierung im Bereich Gesundheit. Meiner Ansicht nach können sowohl die biomedizinische Industrie wie auch die Patienten massiv von der
Digitalisierung der Gesundheit profitieren. Beispielsweise können Pharmaunternehmen Mithilfe von Künstlicher Intelligenz neue Medikamente schneller entwickeln und die wirklichen Probleme ihrer Patienten besser ermitteln. Die Patienten bekommen durch die Digitalisierung die Möglichkeit individualisierter und personalisierter Therapien und werden durch digitale
Gesundheitsanwendungen in die Lage versetzt, selber aktiv eine entscheidende Rolle in der Verbesserung ihrer eigenen Gesundheit zu spielen. Nicht zuletzt können die Abläufe und Prozesse
innerhalb des Gesundheitswesens durch digitale Ansätze verbessert und die Effizienz gesteigert werden. Hierdurch werden Therapien billiger, besser verfügbar und gerechter verteilt.

Wo konkret siehst Du das größte Marktpotenzial in der digitalen Gesundheit in den kommenden Jahren und wieso?

Das größte Marktpotenzial sehe ich in zwei Bereichen: Erstens in der Entwicklung digitaler Gesundheitsanwendungen mit denen Patienten in die Lage versetzt werden, ihre eigene Gesundheit
wortwörtlich in die eigenen Hände zu nehmen. Dieser Markt wird immer weiter wachsen und Deutschland spielt hier natürlich durch das neue „Digitale Versorgung Gesetz“ eine entscheidende
Vorreiterrolle. Der zweite große Bereich wird die Anwendung künstlicher Intelligenz auf Gesundheitsdaten sein. Hierdurch werden wir neue Erkenntnisse ungeahnten Ausmaßes erzielen
und die gesamten Prozesse in der Gesundheitsindustrie von Grund auf neu denken. Diese beiden Strömungen bergen insgesamt ein unglaubliches Wachstumspotential.

Was ist Dein konkreter Ratschlag an Gründer und Investoren im Bereich digital health?

No risk, no fun! Das digitale Gesundheitswesen steht noch am Anfang seiner Entwicklung. Jeder, der im Bereich Digital Health eine Rolle spielt, kann sich freuen, denn das Potential von Digital Health ist groß. Wir erleben hier die ersten zaghaften Schritte und stehen am Beginn einer Entwicklung die beispielsweise E-commerce und Fintech bereits genommen haben.

Welche drei Events sind absolute MUSTs im Bereich Digital Health, würdest Du also dringend empfehlen?

  • Healthcare Digital Technology Congress London
  • eHealth Conference Canada
  • Europäischer Gesundheitskongress München

Empfohlene Webpages / Foren / Plattformen / Meetups / Newsletter?

  • Handelsblatt Inside Digital Health
  • Digital Health News
  • Gruenderszene
Kategorien
Interviews

Data Science und medizinischem Knowhow – Lindera CEO, Diana Heinrichs im Interview

Wer bist Du und wie beschreibst Du Deinen Drive im Bereich digitaler Medizin, Deine Rolle?

Mein Name ist Diana Heinrichs, ich bin Gründerin und CEO der Lindera GmbH und Mit-Initiatorin des Spitzenverbands Digitale Gesundheitsversorgung e.V. Meine Motivation, mich für eine Veränderung der Gesundheitsbranche zu engagieren, liegt in meiner eigenen Familie begründet. Bei der Gründung von Lindera hatte ich meine Oma im Hinterkopf, der es möglich war, bis zu ihrem Lebensende zu Hause zu wohnen – durch engen familiären Zusammenhalt und der Unterstützung der häuslichen Pflege. Doch auch das enge Netzwerk konnte nicht verhindern, dass sie immer häufiger stürzte. Je älter wir werden, desto wahrscheinlicher wird es, dass wir irgendwann stürzen. Stürze und ihre Folgen belasten nicht nur den oder die Betroffenen und ihre Familien, sondern auch das Gesundheitssystem, allen voran die Pflege. Die Risiken so gut wie möglich einschätzen zu können und aktiv Sturzprophylaxe zu betreiben, waren meine Beweggründe, Lindera zu gründen und aktiv für die Digitalisierung der Pflege und des Gesundheitssystems einzutreten.

Was ist Dein USP, Dein Alleinstellungsmerkmal? Was exakt findet in Deinem Alltag schon alles digital statt? Wo schafft die Digitalisierung damit einen Mehrwert?

Aus meiner Perspektive sind digitale Technologien nicht mehr aus dem Alltag wegzudenken. Alles findet digital statt, ob ich mich von meinem Smartphone wecken lasse, an den nächsten Termin erinnert werde oder meine Bewegungsdaten tracke. Ich bin always on – was gleichzeitig bedeutet, dass die Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben schnell verschwimmen. 

Bei Lindera ist es uns gelungen, mit Hilfe künstlicher Intelligenz einen echten Mehrwert zu schaffen. Unsere auf künstlicher Intelligenz (KI) basierende Mobilitätsanalyse ermöglicht anhand eines 30- bis 40-sekündigen Smartphone-Videos vom Gang eines Seniors oder einer Seniorin eine detaillierte Gangbildanalyse. Das gelingt über unseren Algorithmus und über neuronale Netzwerke, die ein genaues, anatomisch korrektes Bild der Gelenk- bzw. Skelettdaten anfertigen, mit denen wir den Sturzgrad analysieren können. Studien wie die retrospektive Fall-Kontroll-Studie der Charité – Universitätsmedizin Berlin zeigen, dass die Ergebnisse so präzise sind, dass sie sogar den Goldstandard schlagen. Diese Neuartigkeit hat uns jetzt das europäische Patentamt anerkannt. Unsere Mobilitätsanalyse ermittelt nicht nur das Sturzrisiko, sie empfiehlt auch individuelle Maßnahmen zur Prophylaxe. Vom richtigen Schuhwerk, über orthopädische Behandlungen bis zum Rollator können wir so die Mobilität der Menschen unterstützen. Basis dafür ist unsere Datenbank mit mehr als 400 Empfehlungen aus über 150 wissenschaftlichen Quellen. Zudem fließen hier fortlaufend neueste Forschungsergebnisse sowie die Erkenntnisse aus unserer Zusammenarbeit mit der Forschungsgruppe Geriatrie der Berliner Charité, Psychologinnen und Psychologen und examinierten Pflegefachkräften ein. 

Wo siehst Du die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit und die größten Marktpotenziale? Wieso? (Fragen 3 und 4 integriert)

Im internationalen Vergleich hinkt Deutschland bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens hinterher. Während in den letzten Jahren 75 Prozent der Investitionen in digitale Gesundheitsanwendungen in die USA flossen, erreichten uns in Deutschland nur 0,5 Prozent. Fehlende Strukturen, mangelnde Transparenz und eine unklare Gesetzeslage haben es Unternehmen lange erschwert, Digitale Gesundheitsanwendungen erfolgreich am Gesundheitsmarkt zu etablieren. Das Digitale-Versorgung-Gesetz (DVG) ist auf dem Weg hin zur Integration in der Regelversorgung ein erster Schritt. Jedoch stehen wir nach wie vor am Anfang einer dringend notwendigen Digitalisierungsoffensive für das deutsche Gesundheitswesen. Deutschland und Europa dürfen ihr digitales Potenzial jetzt nicht verschlafen. Es ist noch nicht zu spät, Deutschland zu einem Vorreiter im Bereich Digital Health zu machen. Innovation muss sich aus Deutschland und Europa heraus entfalten können und flächendeckend zum Einsatz kommen – mit unseren Standards und Qualitätsansprüchen. Das ist der entscheidende Faktor für das Marktpotenzial. Dem DVG müssen daher weitere Schritte folgen, die wir als Spitzenverband Digitale Gesundheitsversorgung e.V. und Vertreter der eHealth-Anbieter und Förderer aufmerksam verfolgen. 

Was ist Dein konkreter Ratschlag an Gründer und Investoren im Bereich Digital Health? 

In der Branche ist wahnsinnig viel in Bewegung, das merke ich jeden Tag im Austausch mit Kolleginnen und Kollegen anderer Start-ups aus dem Healthcare-Bereich. Die Digitalisierung der Pflege oder der Gesundheit im Allgemeinen ist überfällig – und wir haben die Potenziale hier bei uns vor der Haustüre, oder wie in unserem Fall in einem Kreuzberger Hinterhof. Allerdings, und das ist die große Herausforderung, sind wir stark davon abhängig, dass sich die historisch gewachsenen Strukturen der Branche öffnen und Innovationen zugelassen werden. Für Investoren ist es sicher ein sehr gutes Signal, dass sich die politischen Rahmenbedingungen gerade ändern. Es wird verstanden, dass wir den gesellschaftlichen Zusammenhalt in einer alternden Bevölkerung nur schaffen können, wenn wir auch neue, smarte Weg gehen. Von diesem Mut stecken wir Schritt für Schritt mehr Träger, Fachkräfte und Seniorinnen und Senioren an – und sind auf diese Weise hoffentlich ein gutes Beispiel für viele weitere Gründerinnen und Gründer, ihren Weg zielstrebig weiter zu verfolgen. 

Welche drei Events sind absolute MUSTs im Bereich Digital Health, würdest Du also dringend empfehlen? 

DMEA, Future Medicine vom Tagesspiegel und speziell für Lindera die Altenpflege Messe – auch wenn der Name es nicht gleich verrät, über diese Messe kommen Innovationen zu Millionen von Senioren*innen

Empfohlene Webpages / Foren / Plattformen / Meetups / Newsletter?

Die täglichen Newsletter von Handelsblatt Inside Digital Health sowie Tagesspiegel Background Gesundheit & E-Health geben mir jeden Morgen einen guten Überblick. Für den internationalen Blick ist TechCrunch eine gute Adresse.

Kategorien
Interviews

Christine Koenig
im Interview

Wer sind Sie und wie beschreiben Sie Ihren Drive im Bereich digitaler Medizin, Ihre Rolle?

Ich bin Geschäftsführerin von SurgMark einem Medizintechnik Startup aus Hamburg und eigentlich keine Expertin für digitale Medizin. Wir haben mit SchurSign ein innovatives Produkt für die Nachverfolgung und präzise Markierung von sehr kleinen Tumoren, die zuverlässige Markierung von Tumoren im Verlauf der Neo-Adjuvanten Chemotherapie, sowie die permanente Markierung des postoperativen Tumorbettes entwickelt. Es ist unsere Vision Frauen in Zukunft eine Kombination von Ultraschall und AI gestützter Bildauswertung, die auf die Erkennung unseres biokompatiblen und nicht metallhaltigen Gewebemarkers trainiert wurde, anbieten zu können. Dadurch werden wir Frauen mit Tumoren in Zukunft noch weniger invasiv behandeln können. Wir werden Übertherapien und unnötige Operationen verhindern und eine präzisere und weniger belastende Nachverfolgung als die Mammographie ermöglichen.

Was ist Ihr Alleinstellungsmerkmal? Was exakt findet in Ihrem Alltag schon alles digital statt? Wo schafft die Digitalisierung damit einen Mehrwert?

 Wir sind ein Unternehmen das derzeit fast vollständig virtuell operiert. Alle, außer unser Brustchirurg natürlich, arbeiten vom Homeoffice aus. Das haben wir auch schon vor der COVID-19 Krise getan. Wir treffen uns regelmäßig in unserem virtuellen Teamraum, nutzen die Cloud zum Datenaustausch, machen ausschließlich Onlinebanking, veranstalten Webinare für Investoren und haben gerade einen wunderbaren Song auf allen möglichen Plattformen gelauncht, den man für kleines Geld runterladen kann und uns und die Musikerin damit finanziell unterstützen kann. Eigentlich basiert fast alles was wir derzeit machen auf der Nutzung einer digitalen Platform.

Nur unser Produkt ist ein echtes “Bioprodukt“, mit medizinischer Qualität Grades natürlich. Aber unser Marker basiert auf einem reichlich vorkommenden biologischen Rohstoff, der vollständig vom Körper resorbiert werden kann, wenn wir das wollen.

Wo sehen Sie die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso?

 Die Telemedizin hat aus meiner Sicht insbesondere in schlecht angeschlossenen und dünnbesiegelten Regionen eine Berechtigung, nämlich dort wo eine Ärztin am Bildschirm immer noch besser ist als gar keine Ärztin! Ich habe 10 Jahre in Kanada gelebt, wo in einigen Regionen der Arzt mit dem Flugzeug eingeflogen werden muss, oder gar nicht erreichbar ist. Ein Smartphone haben aber auch hier sehr viele Menschen und damit kann die Ärztin dann eben auch in die kleinste Hütte im entferntesten Norden kommen.

Wir brauchen in Deutschland dringend die digitale Patientenakte. Vieles wird in der Zukunft darauf aufbauen müssen und können. Hängeregister mit losen Blattsammlungen unleserlich bekritzelter Seiten, sollten sehr bald der Vergangenheit angehören. Ich will meine Befunde online einsehen können. Ab besten schickt der Arzt mein Rezept direkt an die Apotheke meiner Wahl und ich muss es nur dort abholen, oder kann es mir schicken lassen. Es gibt bereist viele Apps die Leben für chronisch kranke Menschen leichter machen, auch hier ist noch eine Menge Potential.

Wo konkret sehen Sie das größte Marktpotenzial in der digitalen Gesundheit in den kommenden Jahren und wieso?

 Die größten Chancen, in unseren Breiten zumindest, sehe ich dort, wo schon heute viel automatisiert wurde, z.B. bei Laborprozessen und auf repetitiver analytischer Arbeit beruhende diagnostische Verfahren, die durch bessere, schneller und schlauere Roboter und Algorithmen abgelöst werden, sozusagen im „medizinischen Backend“, wo es der Patient garnicht mitbekommt. 

Auch in der medizinischen App-Entwicklung, insbesondere in Verbindung mit Mikro- und implantierten Sensoren wird es sicher noch riesige Marktpotentiale geben.

Was ist Ihr konkreter Ratschlag an Gründer und Investoren im Bereich digital health? 

Just do it oder wie man vor einem gefühlten Jahrhundert wohl gesagt hat, “Probieren geht vor Studieren“. Nein, im Ernst, es gibt ein paar Basics, aber die kann Frau sich schnell aneignen. Ich finde es viel wichtiger die richtigen Partner für die Realisierung einer Idee zu haben. Alles andere sind Standardprozesse und schlichtweg Aufgaben, die Frau halt abarbeiten muss. Glück gehört auch dazu und gutes Timing. Ich bin mit meinen Ideen häufig 5-10 Jahre zu früh gewesen. Vieles von dem was ich vor 20 Jahren vorgehabt habe, ist erst 10 Jahre später wirklich aufgegriffen und umgesetzt worden.

Kategorien
Interviews

Sven Jansen
im Interview

Wer sind Sie und wie beschreiben Sie Ihren Drive im Bereich digitaler Medizin, Ihre Rolle?

Ich bin Biochemiker und habe u.sa. an der Harvard Medical School im Bereich Molekularmedizin/ Neurobiochemie promoviert. Seit 2017 bin ich im Vorstand und der Geschäftsführung der NOVENTI Group. Aktuell verantworte ich hier die Ressorts Sales & Marketing. Zuvor war ich u.a. bei CSC Global Healthcare als Geschäftsführer Partner für die Bereiche Gesundheitswirtschaft und Pharmaindustrie verantwortlich und u.a. in der internationalen Managementberatung bei Booz Allen Hamilton tätig.

Mich treibt an, dass sich das deutsche Gesundheitswesen als ein extrem wichtiger Pfeiler unserer Gesellschaft in einer massiven Umbruchsphase befindet. Diese Veränderungsprozesse will ich mit NOVENTI proaktiv mitgestalten. Ziel und Aufgabe von NOVENTI ist, die stationären Apotheken und die anderen Heilberufler, die vor Ort für die Gesundheit der Menschen tätig sind, zu stärken und das wichtige Gut Gesundheit nicht dem Versandhandel aus dem Ausland zu überlassen.

Was ist Ihr Alleinstellungsmerkmal? Was exakt findet in Ihrem Alltag schon alles digital statt? Wo schafft die Digitalisierung damit einen Mehrwert?

Ich persönlich stehe Neuerungen immer extrem aufgeschlossen gegenüber und bin gerne ganz vorne mit dabei. Ich nutze beispielsweise die App DoctorBox, die als eine digitale Gesundheitsakte sämtliche Patientendaten und Diagnosen speichert, so dass ich diese immer verfügbar habe und jedem Arzt zur Verfügung stellen kann.

Da ich beruflich viel unterwegs bin und auf Basis von familiären Beziehungen zwei Wohnorte habe, lasse ich meine gesamte Post von einem Dienstleister digitalisieren und per E-Mail zusenden. Wichtige Briefe erreichen mich so unabhängig vom Ort ohne Zeitverzögerung, alle Schreiben werden revisionssicher abgespeichert und ich kann von überall darauf zugreifen. Gerade in Corona-Zeiten hat sich das als überaus praktisch, sicher und zeitsparend erwiesen.

Wo sehen Sie die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso? 

Mit den Möglichkeiten der Digitalisierung können die Dienstleistungen im Gesundheitswesen lokale Grenzen überschreiten und so wesentlich mehr Menschen erreichen. Gerade für ländliche Regionen ist das ein klarer Vorteil, während sich zugleich die medizinische Überversorgung in vielen Städten auf diese Weise etwas entzerrt. Leistungserbringer können ihre zeitlichen Ressourcen smarter auslasten. Und auch die Umwelt freut sich über jeden nicht gefahrenen Kilometer. 

Bei der Diagnose und in der Therapie ist die Entfernung zum Spezialisten plötzlich kein Argument mehr. Meine Frau, die in München lebt, hatte kürzlich eine Operation am Fuß, da wurde ein Freund von uns, der ein Spezialist auf diesem Gebiet ist aber in Bremen praktiziert kurzerhand telemedizinisch für die OP eingebunden.

Die Digitalisierung birgt aus meiner Sicht auch die Chance, die Medizin individueller werden zu lassen. Kluge Datenanalyse ermöglicht es, Medikamente in der Form und an dem Ort zur Verfügung zu stellen, wie sie tatsächlich benötigt werden. Die Digitalisierung bringt Forschung und „Produktion“ damit dichter an den Patienten und seine Bedürfnisse. 

Wo konkret sehen Sie das größte Marktpotenzial in der digitalen Gesundheit in den kommenden Jahren und wieso?

Große Chancen sehe ich in der Telemedizin: Sie offeriert neue Verbindungswege zwischen den Patienten und den Leistungserbringern im Gesundheitssektor und stellt den Konsumenten mit seinen Wünschen und Bedürfnissen verstärkt in den Mittelpunkt. Die Grenzen zwischen den einzelnen Disziplinen und Fachbereichen werden abgebaut, die Medizin wird insgesamt ganzheitlicher. Das ist eine Entwicklung, die durch die Einführung der elektronischen Patientenakte noch einmal einen Schub erhalten wird, da hier sämtliche medizinisch relevante Daten, unter der Hoheit des Patienten, zusammengeführt werden und somit für alle Akteure im Gesundheitsprozess abrufbar sind.

Während sich der Patient im analogen Zeitalter zum Arzt begeben musste, bringt die Telemedizin den Mediziner dahin, wo er benötigt wird. In der Schweiz gibt es hier etwa mit der Mini Clinic des Anbieters Medgate ein spannendes Innovationsprojekt: Ohne Voranmeldung können Patienten in ihrer Apotheke medizinisches Fachpersonal konsultieren; bei Bedarf wird per Video ein entsprechender Facharzt des Telemedizinischen Zentrums von Medgate zugeschaltet. Apotheker und Arzt können so ebenfalls miteinander kommunizieren, verschriebene Medikamente können sofort mit nach Hause genommen werden. Aus meiner Sicht ist das ein niedrigschwelliges medizinisches Angebot mit großem Zukunftspotenzial.

Was ist Ihr konkreter Ratschlag an Gründer und Investoren im Bereich digital health? 

Als Pate von #WirVsVirus, dem von der Bundesregierung zu Beginn der Corona-Pandemie initiierten Hackathon, bin ich beeindruckt von der Fülle innovativer Digital-Ideen, die binnen kürzester Zeit entstanden sind. Was ich aber auch gesehen habe: Gründer im Bereich eHealth nähern sich den Themen gerne vorwiegend aus der technischen Richtung und suchen hier nach den besten Lösungen. Zu kurz kommen mitunter die Blickwinkel anderer Protagonisten – die der Mediziner, Apotheker und anderen Leistungserbringer, aber auch der Patienten selbst. 

Mein Rat an Gründer im Bereich eHealth: Bindet so früh und so weit wie möglich auch die Menschen ein, die eure Ideen umsetzen werden. Erkundet vorab, was der Markt tatsächlich braucht, findet die Mehrwerte für diejenigen, für die ihr Lösungen erarbeitet. Auch digitale Lösungen müssen sich letztendlich in der analogen Welt bewähren.

Welche drei Events sind absolute MUSTs im Bereich Digital Health, würden Sie also dringend empfehlen? 

  • Die VISION.A, der Digitalkonferenz für die Apotheken- und Pharmabranche. 
  • Das Deutsche Innovationsfestival, das Anfang September in Essen Premiere feiern wird und die Medizin der Zukunft ins Zentrum stellt. 
  • Das OMR Festival (bis 2017 Online Marketing Rockstars) als wichtige Konferenz für digitales Marketing und Technologie.