Kategorien
Interviews

iATROS Gründer Prof. Dr. Alexander Leber im Interview

Ich bin Kardiologe und seit über 20 Jahren wissenschaftlich aktiv engagiert, um Diagnostik und Therapie schonender und besser für die Menschen zu machen. Aus meiner praktischen Arbeit heraus, sehe ich die Potentiale  für Menschen aber auch für Mediziner, die uns die digitale Innovation bietet und das hat mich inspiriert hier aktiv an einer Lösung zu basteln, die sofort nutzbar ist. So ist dann unser Startup iATROS, ein virtuelles Herzzentrum, entstanden.  

Was ist Dein USP, Dein Alleinstellungsmerkmal? Was exakt macht Euer Venture? Wo schafft Ihr einen Mehrwert?

Der Traditionelle Arzt-Patienten Kontakt ist punktuell und basiert auf geplanten Terminen. Der Natur und Dynamik von chronischen Erkrankungen wird das nicht unbedingt gerecht. Es kann jederzeit zu Veränderungen und Verschlechterungen kommen auf die möglichst zeitnah reagiert werden muss.  Mittlerweile existiert die Technologie (z.B. die grosse Anzahl an medizinischen wearables), um einen Paradigmenwechsel hin zu einer kontinuierlichen remote Betreuung herbei zu führen.  Die meisten digitalen Lösungen sind spezifisch, proprietär und  entweder Patienten- oder Arzt zentriert und auch nicht in die Gesundheits IT integrierbar.  Konkret bedeutet das, dass heutzutage jeder Mensch tolle Devices mit APP zur Blutdruckmessung oder sogar Uhren mit EKG Funktion zur Selbstdiagnostik nutzen kann. Mit den Daten und Resultaten muss er dann jedoch irgendwie selber umgehen und letztendlich wieder einen Termin beim Arzt ausmachen und ihm die Daten in ausgedruckten PDFs mitbringen. Unsere Plattform vernetzt Patienten mit Ärzten und bietet somit die Grundlage für eine kontinuierliche Betreuung. Wir haben bereits die grössten Tech Anbieter von wearables integriert, so dass ein permanenter Datenaustausch von Vitalparametern erfolgen kann und zwar über eine einzige App.  Darüberhinaus stellen wir Ärzten und Patienten Indikations spezifische digitale Gesundheitsprogramme zur Verfügung, die dem Patienten helfen seine Erkankung besser zu managen oder auch Herzerkrankungen wie z.B. Herzinfarkten vor zu beugen. Gekoppelt ist dieser Service an ein 24/7 verfügbares Telemedizinzentrum.  Somit haben wir einen Mehrwert für Ärzte geschaffen, weil sie nun mit einer turn key solution einfach und sofort in die digitale Medizin einsteigen können und ihre Patienten ohne grossen Aufwand remote betreuen können. Der Mehrwert für Patienten liegt in einer besseren Versorgung, die hoffentlich Komplikationen verringert und dem chronisch kranken Herzpatienten ein grösseres Sicherheitsgefühl bringt.

Wo siehst Du die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso?

Die grösste Chance der Digitalisierung liegt in der Möglichkeit das Bewusstsein für Erkrankungen und einen gesunden Lebensstil durch eine bessere Transparenz und Verfügbarkeit zu verstärken. Darüberhinaus wird sich mit Hilfe von KI  die medizinische Diagnostik komplett und zwar zum Positiven hin verändern. Das grösste Potential liegt in der Möglichkeit Topwissen und Spitzenmedizin maximal zu skalieren und überall verfügbar zu machen.

Wo konkret siehst Du das größte Marktpotenzial in der digitalen Gesundheit in den kommenden Jahren und wieso?

Das grösste Marktpotenzial liegt in der Möglichkeit die weltweiten Gesundheitssysteme grundlegend zu verändern.  Ich halte die Vision, dass sich die Gesundheitssysteme allein durch die Bereitstellung von strukturierten Daten finanzieren lassen für sehr spannend.    Menschen zahlen keine Beiträge sondern mit anonymisierten Gesundheitsdaten.

Was ist Dein konkreter Ratschlag an Gründer und Investoren im Bereich digital health? 

Ich empfehle allen Gründern ein interdisziplinäres diverses Team auf zu bauen. Der Gesundheitsmarkt hat eine eigene Charakteristik und von daher halte ich  praktische Expertise in diesem Markt für ein sehr wichtiges Asset, welches allerdings nur einen Vorteil bringt, wenn diese Expertise mit digitalem Pioniergeist und frischen Impulsen aus anderen Industrien gepaart wird. Für Investoren und Gründer gleichermassen wäre mein Ratschlag nicht nur auf schnelle Umsätze und Profits zu schielen, sondern eher das Potential auf grundlegende systemrelevante Verbesserungen ihrer Lösungen im Blick zu haben. Digital health Lösungen sollten meiner Meinung  nach  immer eine Verbesserung der Versorgung bestimmter Krankheitsbilder oder der Prävention zum Ziel haben. Den schnellsten Marktzugang haben sicherlich Innovationen, die Prozesse verbessern und ökonomisieren und somit spezialisiertes Fachpersonal effizienter agieren lassen. 

Welche drei Events sind absolute MUSTs im Bereich Digital Health, würdest Du also dringend empfehlen? 

Die Veranstaltungen des Forum MEd Tech Pharma des Medical Valley, DMEA und wahrscheinlich die CES

Kategorien
Interviews

die Digitalisierung eines der besten Gesundheitssysteme der Welt
Christian Bredl im Interview

Unser Gesundheitssystem gilt zu Recht als eines der besten in der Welt. Das wurde eindrucksvoll in den vergangenen Wochen bestätigt. Die Digitalisierung kann dafür sorgen, dass dies auch für künftige Generationen so bleibt und dabei die Kosten eine vertretbare Relation zur Wirtschaftsleistung nicht überschreiten.

Wer bist Du und wie beschreibst Du Deinen Drive im Bereich digitaler Medizin, Deine Rolle?

Die digitalen Möglichkeiten zur medizinischen Versorgung der Bevölkerung noch besser als bisher zu nutzen –  das steht bei mir als bayerischer Krankenkassenmanager ganz oben auf der Prioritätenliste. Meine Rolle sehe ich darin, digitale Innovationen, die unser Gesundheitssystem bezahlbar und qualitativ hochwertig bleiben lassen, so schnell wie möglich in den Versorgungsalltag zu bringen. Ich bin in der Funktion als Kommunikator und als Moderator, um die oft diametral auseinanderliegenden Interessen, beispielsweise von Leistungserbringern, Leistungsbezahlern oder den Erwartungen der Patienten, so zusammenzuführen, dass die digitale Medizin ihre Stärken für alle Beteiligten entfalten kann.

Was ist Dein USP, Dein Alleinstellungsmerkmal? Was exakt findet in Deinem Alltag schon alles digital statt? Wo schafft die Digitalisierung damit einen Mehrwert?

Ich würde derzeit bei der Digitalisierung nicht von einem Alleinstellungsmerkmal sprechen. Mein Alltag findet, wie bei vielen anderen auch, derzeit verstärkt digital statt. Videokonferenzen, Chats, Onlineplattformen – der Austausch und die Kommunikation erfolgen fast ausschließlich in digitaler Form.

Für mich ist jedoch immer noch der direkte persönliche Kontakt enorm wichtig. Und ja, vor  einem halben Jahr hätte ich mir nicht vorstellen, das alles über Monate hinweg digital zu erledigen. Aber vor Monaten hat sich bei uns im Land auch kaum jemand vorstellen können, dass Omas und Opas regelmäßig mit ihren Enkelkindern skypen, zoomen oder facetimen.

Hier wird der Mehrwert der Digitalisierung für alle klar. Ich hoffe, dass wir diesen Schwung und diese vielen positiven Erkenntnisse in die Zeit nach der Pandemie mitnehmen können, denn: Gerade Deutschland hat bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens noch Einiges aufzuholen.

Wo siehst Du die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso? 

Unser Gesundheitssystem gilt zu Recht als eines der besten in der Welt. Das wurde eindrucksvoll in den vergangenen Wochen bestätigt. Die Digitalisierung kann dafür sorgen, dass dies auch für künftige Generationen so bleibt und dabei die Kosten eine vertretbare Relation zur Wirtschaftsleistung nicht überschreiten.

Mit dem intelligenten Austausch von Daten können Über-, Unter- und Fehlbehandlungen vermieden werden, die derzeit noch Milliardensummen im Gesundheitswesen verschlingen. Das gelingt uns aber nur, wenn wir die Menschen, für die das Gesundheitswesen da ist, verstärkt in die Entscheidungen miteinbeziehen. Dazu sind transparente digitale Gesundheitsservices wie eine elektronische Patientenakte nötig, die sich immer weiterentwickeln muss. Die gesetzlichen Grundlagen wurden jüngst mit dem Patientendaten-Schutz-Gesetz, kurz PDSG, geschaffen. Der Weg ist nun frei, dass  Patienten in Zukunft das Leben erleichtert wird, wenn sie alle ihre Gesundheitsdaten an einem Ort abgelegt haben. Kliniken, Ärzten, Apotheken und sonstigen Leistungserbringern ermöglicht dies auch ein vernetztes Arbeiten. Hier sehe ich das größte Potential.

Die Chancen würden sich sogar noch steigern, wenn Versicherte die Möglichkeit bekämen, ihre Daten ihrer Krankenkasse selbst zur Verfügung zu stellen. So könnten die Kassen ihre Kunden unterstützen und mit individuellen Informationen auf sie zugehen. Gerade in Pandemiezeiten, die laut Experten auch zukünftig immer wieder auftreten werden, könnten wir besonders Betroffene frühzeitig auf digitalen Kommunikationswegen erreichen. So wäre es präventiv möglich, viele schwere Erkrankungen, vielleicht sogar auch Todesfälle, zu vermeiden.  

Wo konkret siehst Du das größte Marktpotenzial in der digitalen Gesundheit in den kommenden Jahren und wieso?

Bahnbrechende Innovationen in der Medizin und bei der Behandlung der Menschen sind heute nur noch möglich, wenn intelligent vernetzt große Datenmengen ausgewertet werden. Aktuell sehen wir das bei der Corona-Pandemie. Weltweit forschen Teams an Impfstoffen oder Behandlungsmöglichkeiten und tauschen sich über Kontinente hinweg digital in Echtzeit aus. Das muss auch der Weg in Deutschland und in Europa sein.

Mit der EU-Ratspräsidentschaft ab Juli kann Deutschland entscheidend dazu beitragen, dass durch die geregelte Nutzung der Gesundheitsdaten in den kommenden Jahren ein innovatives, freiheitliches und soziales Modell etabliert wird. Damit könnte Europa ihren Bürgern eine hervorragende Alternative im Gesundheitswesen bieten zum chinesischen Staats- und Überwachungskapitalismus oder dem kommerziell getriebenen US-Kapitalismus.

Was ist Dein konkreter Ratschlag an Gründer und Investoren im Bereich digital health? 

Alle digitalen Innovationen sollte immer aus der Sicht des Patienten beziehungsweise des Versicherten gedacht werden. Für sie muss es einen konkreten Mehrwert darstellen, der sich leicht in ihren Alltag integrieren lässt. Wenn Gründer und vor allem Investoren dies bei ihrer neuen Idee im Bereich digital health berücksichtigt haben, können sie sich im Gesundheitswesen Partner suchen, um beispielsweise Modellprojekte zu initiieren. Das können neben innovativen Krankenkassen auch aufgeschlossene Kliniken, Ärzte, sonstige Leistungserbringer oder deren Verbände sein. Die so gewonnenen praktischen Erkenntnisse können dann zur Weiterentwicklung der Idee umgesetzt werden.

Welche drei Events sind absolute MUSTs im Bereich Digital Health, würdest Du also dringend empfehlen? 

Fixe Termine jedes Jahr sind für mich der Bayerische Tag der Telemedizin und der Europäische Gesundheitskongress in München. Auch der Münchner Digital Health Summit und das DigiMed Bayern Symposium ist aus meiner Sicht ein Muss. Interessant finde ich auch die verschiedenen Hackathons in München, Hamburg oder Köln, die sich mit innovativen Healthcare-Lösungen beschäftigen.

Kategorien
Interviews

Bettina Sandrock
im Interview

Wer sind Sie und wie beschreiben Sie Ihren Drive im Bereich  digitaler Medizin, Ihre Rolle? 

Ich bin überzeugte Datenschützerin. Da es im Gesundheitswesen um  sensible Daten geht, ist das Thema DSGVO besonders präsent. Meine  Rolle ist, über die DSGVO zu informieren und gemeinsam mit meinen  Kunden Lösungen zu erarbeiten. DSGVO ist nicht der „blocking Point“ es  gibt Methoden die notwendige Datenverwendung in der Medizin mit dem  Schutz von persönlichen sensiblen Informationen unter den berühmten  Hut zu bringen. Ich bin „Die Lösungsfinderin“  

Was ist Ihr Alleinstellungsmerkmal? Was exakt findet in Ihrem  Alltag schon alles digital statt? Wo schafft die Digitalisierung damit  einen Mehrwert? 

Alleinstellungsmerkmal: 30 Jahre Erfahrung im Gesundheitswesen und Kliniken gekoppelt mit jahrelanger  Experience im Datenschutz als Wirtschaftsjuristin und Projektmanagerin. Digitalisierung schafft besonders im Gesundheitswesen einen Mehrwert, da aktuell immer noch  Befundkopien hin und her transportiert werden und  Untersuchungen auf Grund von fehlenden Informationen doppelt  gefahren werden, ist das aus meiner Sicht ein Zustand von Vor Gestern. 

Wo sehen Sie die größten Chancen und das größte Potenzial in  der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso? 

Das größte Potential sehe ich, in der zeitnahen Verfügbarkeit von  Befunden, Untersuchungsergebnissen und Diagnosen. Die guten Ansätze  bleiben zum Teil in den Kinderschuhen stecken, da die Sicherheit der  Daten zu wenig berücksichtigt wird. Dazu kommt mangelndes Vertrauen  in die Technologie und Fehl- oder Halb-Informationen die unterwegs sind.  Warum nicht bei Beginn einer Entwicklung die „White Hacker-Szene“ z.B.  den Chaos Computer Club mit ins Boot zunehmen ? Das Thema  Informationspflichten in der DSGVO ist ein guter Ansatz, da es den  Menschen ermöglicht sich vorab zu informieren. Aber das was man zum  Lesen bekommt ist zu juristisch formuliert, zu viel Text, was dazu führt das alle genervt sind und das Ding nicht mehr gelesen wird. Hier würde ich  mich einen anderen Ansatz wünschen. 

Wo konkret sehen Sie das größte Marktpotenzial in der  digitalen Gesundheit in den kommenden Jahren und wieso? 

Die zentrale Patientenakte ist ein guter Ansatz, wenn die technische  Sicherheit absolut gewährleistet ist und der Patient selbst steuern und  entscheiden kann, wer welche Informationen bekommt. Die Diskussionen  zum Thema „Telematik-Verfahren“ zeigen deutlich, das das Thema  Sicherheit nicht auf der Prio-Liste ganz oben stand. Aus meiner Sicht ist  viel Vertrauen verspielt worden. 

Was ist Ihr konkreter Ratschlag an Gründer und Investoren im  Bereich digital health? 

Das Thema DSGVO und Sicherheit (z.B. Verschlüsselungstechniken) als  oberste Priorität mit in das berühmte Boot zu nehmen und dort mit  Experten oder Expertinnen von Beginn an zusammenarbeiten. Der Erfolg  einer Software steht und fällt mit den Themen. International wird Europa  für die DSGVO gefeiert und einige Länder haben ähnliche Gesetze auf  den Weg gebracht. Sogar Californien USA hat seit Januar ein „GDPR Gesetz“ 

Welche drei Events sind absolute MUSTs im Bereich Digital  Health, würden Sie also dringend empfehlen? 

In der Vergangenheit war z.B. die Medica das Mekka für das  Gesundheitswesen. Die Messe hat sich aufgesplittert in mehrere Formate,  die auch ab und zu wechseln. Ich würde mir eine Messe nur für Digital  Health wünschen, die auch das Thema Sicherheit mitbringt. 

Kategorien
Interviews

Ein „Online-Dinosaurier“ in der Gesundheits-Welt | Susann Weber im Interview

Ein „Online-Dinosaurier“ in der Gesundheits-Welt.  

Seit 2008 bringe ich die Welten Online und Gesundheit aktiv einander näher. Begonnen hat  alles mit einem Praktikum bei der WHO, bei dem ich ein Content Management System – damals der  neuste Schrei, aber noch sehr weit weg von Deutschland – mit Inhalten füttern dufte.  

Danach hat mich Online nie wieder losgelassen und so habe ich erst auf Agenturseite unzählige  Websites samt diverser Multi-Channel Kampagnen im Pharma- und Klinik-Bereich an den Start  gebracht und später folgte dann der Sprung zu Bristol Myers Squibb.  

Hier bin ich meiner Liebe zu Websites treu geblieben. Nach dem erfolgreichen Start der www.pflege onkologie.de, eine der ersten onkologischen Plattformen für medizinisches Fachpersonal, betreue ich  nun das Pendant für die Ärzte – die www.bms-onkologie.de.  

Gemeinsam mit meinen Kollegen suche ich für jede Information den passenden Kanal, um primär Health Care Professionals optimal mit Informationen zu versorgen. Dafür analysiere ich die  Performance von Kanälen & Plattformen und gebe Hilfestellung bei der optischen Aufbereitung von  Inhalten, damit jedes Online-Format bestmöglich genutzt werden kann. 

Und warum das Ganze?  

Neue Behandlungskonzepte müssen immer erklärt und in den wissenschaftlichen Kontext  eingeordnet werden. Wir sehen es daher auch als unser Selbstverständnis an, alle relevanten  Informationen, die insbesondere mit einer neuen Therapie verknüpft sind, leicht auffindbar  anzubieten.  

Was ist Ihr Alleinstellungsmerkmal? Was exakt findet in Ihrem Alltag schon alles  digital statt? Wo schafft die Digitalisierung damit einen Mehrwert? 

Mein Antrieb ist die klare Transparenz und Strukturierung im Online Bereich mit Hilfe von digitalen  Tools. Meines Erachtens schafft digitales Arbeiten immer dann einen Mehrwert, wenn Prozesse und  Strukturen vereinfacht bzw. verkürzt werden können. Für jeden Kanal und Zielgruppe kann der Inhalt  perfekt zugeschnitten werden, so dass er gut und schnell „konsumiert“ werden kann.  

Dies trifft meines Erachtens für alle Belange des Lebens zu. Wenn technische Tools, z.B. anhand einer App, mein Leben vereinfachen können, werde ich diese Anwendung in mein Leben integrieren.  Informationswüsten auf unstrukturierten Plattformen treten mehr und mehr in den Hintergrund und  werden von gut strukturierten, leicht bedienbaren Systemen ersetzt. Menschen haben nicht mehr  die Zeit und Geduld, sich minutenlang durch Websites zu wühlen. Besonders das Smartphone hat  diesen Trend wesentlich vorangetrieben und für eine Neustrukturierung des Internets gesorgt.  

Dabei nutze ich das Smartphone und meine Watch für alle Belange meines Lebens. Mittlerweile wäre  es wahrscheinlich einfacher, die Aktivitäten meines Lebens aufzuzählen, die komplett ohne Smart 

Device stattfinden. Genaue diese Unterstützung können und sollten wir uns auch im  Gesundheitswesen noch viel stärker zu Nutze machen.  

Wo sehen Sie die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der  Gesundheit? Wieso? 

In der Vergangenheit lag die Hauptaufgabe darin, Techniken zu entwickeln sowie  Informationen/Daten zu sammeln und zu speichern. Über diesen Punkt sind wir längst hinaus.  Mittlerweile gibt es Algorithmen, KI und Tools, die uns in kürzester Zeit neue Erkenntnisse liefern.  Das Wissen wächst in Rekordzeit. Dies bringt in meinen Augen zwei große Herausforderungen. 

Wie kann Wissen optimal gefiltert 

… und gleichzeitig vernetzt werden?  

Es braucht also Tools, die dieses Wissen sortieren und gleichzeitig neu verknüpfen.  

Allerdings sind unterschiedliche Datenbanken auch unterschiedlich strukturiert. Bezeichnungen und  Strukturen müssen überarbeitet werden. Hinzu kommt die Herausforderung des Datenschutzes sowie weitere regulatorische und rechtliche Rahmenbedingungen. Gerade letzteres hat schon das ein  oder andere Projekt scheitern lassen.  

Für mich ist es daher die größte Innovation, die digital aktuell anzubieten hat:  

Die Wissensgenerierung in Rekordzeit durch das Zusammenschließen von bereits gesammelten  Daten auf der einen sowie Filterung und Sortierung dieses neuen Wissens auf der anderen Seite. Nur  im Zusammenspiel können neue Erkenntnisse ans Licht gebracht werden. Auf diese Weise können  ganz neue Wege in der Entwicklung neuer Therapien gegangen werden.  

Wo konkret sehen Sie das größte Marktpotenzial in der digitalen Gesundheit in den  kommenden Jahren und wieso? 

Smart Devices sehe ich hier weit vorn. Durch die Darstellung gesundheitlicher Parameter im privaten  Bereich, eröffnen sich beispielweise Möglichkeiten für individuelle Präventionsmaßnahmen , die  nicht nur dazu beitragen, mehr auf sich zu achten, sondern sogar Menschenleben retten können.  

Darüber hinaus können ganze Arbeitsweisen im Gesundheitssystem neu definiert und vereinfacht  werden. Eine Pflegekraft muss zum Beispiel nicht mehr frühmorgens bei 40 Patienten auf ihrer  Station den Blutdruck und Puls messen – diese Informationen können komplett digital erfasst werden. Auch lange Dokumentationsarbeit kann dadurch wegfallen. Auf diese Weise kann die  gewonnene Zeit wieder für und mit den Patienten genutzt werden. Dieses Beispiel lässt sich r auf  viele Gesundheitsbereiche übertragen und eröffnet in meinen Augen unendliche neue  Möglichkeiten

Was ist Ihr konkreter Ratschlag an Gründer und Investoren im Bereich digital health?

Für mich sind hier zwei Punkte entscheidend, die beide erfüllt sein müssen.  

1. Bringt es dem Nutzer in seinem Alltag eine Erleichterung?  

2. Ist die Oberfläche/Nutzung so einfach, dass es intuitiv bedient werden kann?  

Auch wenn die erste Frage trivial klingt, aber häufig scheitern gute Apps daran, dass zu viele Ideen  integriert werden und somit das Hauptziel aus dem Blick verloren wird.  

Um daher beide Fragen optimal beantworten zu können, bietet sich immer eine enge  Zusammenarbeit mit Betroffenen an. Nichts geht über direktes Feedback von Beginn an.  

Wenn eine App leicht bedienbar ist und dabei noch wertvolle Zeit spart, indem Prozesse verkürzt  werden können, kann sie leicht ins Leben integriert werden.  

Welche drei Events sind absolute MUSTs im Bereich Digital Health, würden Sie also  dringend empfehlen? 

• Digital Health Summit München 

• Internationale Medizinische Fachkongresse, wie z.B. der ASCO oder EHA haben gezeigt, dass auch  diese Kongresse digital einen Mehrwert bieten 

• Aber auch nationale Kongresse, zum Beispiel Deutscher Krebskongress, drehen sich immer stärker um Fragestellungen rund um die Digitalisierung im Gesundheitswesen  

Empfohlene Webpages / Foren / Plattformen / Meetups / Newsletter? 

• https://www.eyequant.com/ 

https://www.sistrix.de/ 

• LinkedIn Gruppe: Digital Pharma  

Kategorien
Interviews

Uwe Grof
im Interview

Wer sind Sie und wie beschreiben Sie Ihren Drive im Bereich digitaler Medizin, Ihre Rolle?

Mein Name ist Uwe Grof, ich bin gelernter Industriekaufmann und seit vielen Jahren im Bereich Projektmanagement tätig. Mein Herzensprojekt besteht darin, den Mehrwert und die Einsatzmöglichkeiten von KI und Digitalisierung mithilfe eines Robotersystems im Gesundheitswesen zu identifizieren und in der Praxis auch zeitnah umzusetzen. Dieses Projekt habe ich schon mit vielen Entscheidern aus der Politik, Wirtschaft und Industrie diskutiert und mehrfach Zuspruch erhalten. In meiner Rolle als Projektmanager ist es mir wichtig, ein System zu entwickeln, welches in der Umsetzung bezahlbar und in verschiedenen Bereichen einsetzbar ist.   

Was ist Ihr Alleinstellungsmerkmal? Was exakt findet in Ihrem Alltag schon alles digital statt? Wo schafft die Digitalisierung damit einen Mehrwert?

Ich befinde mich in der Entwicklung eines Avatar Roboters, der zukünftig Pflegekräfte in Heimen und Krankenhäusern entlasten, Ärzte partizipieren und Prozesse optimieren kann. Der Avatar Roboter ermöglicht u.a. eine digitale Dokumentenverwaltung, ortsunabhängige Visiten sowie unterhaltende, bzw. stressreduzierende Funktionalitäten (Sport- und Meditationsprogramme), welche vom Personal während der Pausenzeiten genutzt werden können.

Wo sehen Sie die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso? 

Diverse Prozessschritte- und Abläufe können mithilfe KI und digitaler Anwendungen vereinfacht und beschleunigt werden. Das bedeutet nicht, den Arbeitsplatz durch einen Roboter wegzurationalisieren – ethische Grundsätze werden dabei berücksichtigt, denn unterstützen bedeutet entlasten und nicht abnehmen. Und Gewinn muss man sich im Klaren sein, dass gerade die Pflege ein Berufszweig ist, wo diese Entlastung von Personal dringend notwendig ist.

Wo konkret sehen Sie das größte Marktpotenzial in der digitalen Gesundheit in den kommenden Jahren und wieso?

Immer weniger Menschen wollen als Pflegekräfte im Gesundheitsbereich tätig sein. Leider sind und werden die Konditionen immer unattraktiver, denn umso weniger Pflegekräfte es gibt desto mehr haben die noch übrig gebliebenen Pflegekräfte mit Zeitmangel und Stress am Arbeitsplatz zu kämpfen. Hinzukommt eine zu geringe Bezahlung, hohe Qualitätsansprüche sowie Schicht-, Sonn- und Feiertagsarbeiten. Digitalisierung schafft hier Entlastung bei den immer höheren Anforderung an die Mitarbeiter im Gesundheitsbereich.

Was ist Ihr konkreter Ratschlag an Gründer und Investoren im Bereich digital health? 

Es handelt sich klar um einen Wachstumsmarkt. Da genügt ein Blick auf die demographische Entwicklung – die Menschen werden immer älter. Und weil das Risiko vieler Krankheiten mit dem Alter zunimmt, gibt es auch mehr Bedarf an Mitarbeitern im Gesundheitssektor. 

Welche drei Events sind absolute MUSTs im Bereich Digital Health, würden Sie also dringend empfehlen? 

  • Digital X 
  • BMBF Digitale Zukunft 
  • Gemeinsam Digital 

Empfohlene Webpages / Foren / Plattformen / Meetups / Newsletter?

  • forum-digitalisierung.de 
  • forumbd.de 
  • forumdigitalermittelstand.de 
Kategorien
Interviews

Ludwig Klitzsch
im Interview

Wer bist Du und wie beschreibst Du Deinen Drive im Bereich digitaler Medizin, Deine Rolle?

Ich bin ein Spieler aus der sogenannten analogen Welt. Teil unserer Klinikgruppe ist die erste Psychosomatik Bayerns und das größte psychotherapeutische Ausbildungsinstitut in Deutschland. Wir waren Pioniere, als diese Themen aufkamen und haben weiterhin einen gestaltenden Anspruch im Gesundheitswesen. Als Familienunternehmer denke ich dabei immer an den Erhalt des Unternehmens für die nächste Generation. Gerade im Bereich der psychischen Gesundheit heißt das aktuell, sich radikal der Digitalisierung der Medizin zuzuwenden.

Was ist Dein USP, Dein Alleinstellungsmerkmal? Was exakt findet in Deinem Alltag schon alles digital statt? Wo schafft die Digitalisierung damit einen Mehrwert?

Seit Corona trifft man mich persönlich eigentlich fast nur noch per Videocall. Bin ich damit digital genug.

Wo siehst Du die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso? 

Das größte Potential liegt in dieser ersten Phase der Digitalisierung darin, die Leistungserbringer effektiver zu machen. Viele reden jetzt schon davon Ärzte und Therapeuten zu ersetzen. Das halte ich für verfrüht, weil Patienten das in der Breite nicht wollen. Wichtig ist auch, dass in unserem System immer nur das funktioniert, was auch vergütet wird. Das wird zu häufig vergessen. Jetzt ist endlich die Stunde der „simplen“ Videosprechstunde in der ambulanten Medizin gekommen und die „App auf Rezept“ bietet uns eine Riesenchance weltweit ein digitaler Vorreiter zu werden. Ich kenne keine Gesundheitssystem einer Industrienation, in der so ein einfacher und klarer Weg zur garantierten Vergütung von Digitalen Anwendungen für knapp über 70 Mio. Versicherte durch ein solventes Versicherungssystem besteht. Das ist eine Sensation, wenn man genauer darüber nachdenkt. Und das Schöne ist, dass es als wettbewerbsorientiertes System angelegt ist ohne Staatsdirigismus, wie z.B. in Großbritannien. Mit der elektronischen Patientenakte wird aktuell auch endlich die „digitale Unterlage“ geschaffen, um die Digitalen Anwendungen mit dem bestehenden System zu verzahnen.

Wo konkret siehst Du das größte Marktpotenzial in der digitalen Gesundheit in den kommenden Jahren und wieso?

In Deutschland können wir über digitale Wege die Bevölkerung auf dem Land besser erreichen. Wenn das gelingt, tut sich ein Riesenmarkt auf. Beispielsweise sind heute 80% der psychischen Erkrankungen in Deutschland unbehandelt. Das liegt zu einem Gutteil an der fehlenden Behandlungsmöglichkeit. Wenn wir in die nächsten Phasen der Digitalisierung eintreten, werden möglicherweise auch Systeme, die Therapeuten und Ärzte ersetzen, eine größere Rolle spielen. Auf jeden Fall erleben wir gerade einen gewaltigen Umbruch im Markt für Praxis- und Klinikinformationssysteme. Endlich muss man sagen. Zwei wesentliche KIS-Anbieter haben gerade den Besitzer gewechselt. Das hat seinen Grund in der notwendigen Umstellung auf SaaS-Strukturen und den damit verbundenen hohen Investitionsaufwand. Die anstehende Erneuerung der KIS-Systeme ist ein sehr wichtiger Baustein für die Digitalisierung unserer Krankenhäuser und bietet neben der jetzt endlich kommenden elektronischen Patientenakte großes Potential für die Programmierer ergänzender Anwendungen für die Optimierung der Behandlung. .

Was ist Dein konkreter Ratschlag an Gründer und Investoren im Bereich digital health? 

Die Atmosphäre im Markt ist wie zu dotcom-Zeiten. Toll für Gründer und riskant für Investoren. Investoren sollten sich immer die Frage stellen, ob die etablierten Player nicht irgendwann selber den Programmieraufwand selber betreiben, der viele Geschäftsmodelle von heutigen Start-ups ausmacht.

Welche drei Events sind absolute MUSTs im Bereich Digital Health, würdest Du also dringend empfehlen? 

eHealth-Day Hamburg
Forum Digitale Gesundheit
FutureHealth Basel
DMEA

Empfohlene Webpages / Foren / Plattformen / Meetups / Newsletter?

www.e-health-com.eu
www.coliquio-insights.de
https://hih-2025.de/

Kategorien
Interviews

Henning Koch
im Interview

Wer bist Du und wie beschreibst Du Deinen Drive im Bereich digitaler Medizin, Deine Rolle?

Ich bin Henning, arbeite bei der Deutsche Telekom Healthcare Solutions im Bereich Emerging Business and Strategy und bin für das Neugeschäft also New Business zuständig. Ich bin Überzeugungstäter, habe mich bereits im Public Health Studium auf Versorgungsforschung und im speziellen auf neue Versorgungsformen spezialisiert. Etwas naiv dachte ich damals (Digital Health hieß noch Telemedizin) das ist ein no-brainer, das wird sich durchsetzen. Die Studienlage im Bereich Herzinsuffizienz war zwar noch etwas zwiegespalten aber mit leichter Tendenz in Richtung pro digitaler Medizin. Also blieb ich am Ball. Habe mich dann einige Jahre im Digital Health Kosmos in Berlin bewegt und Startups dabei geholfen sich im Gesundheits-Dschungel durchzuschlagen und auch öffentliche Gelder, also Fördermittel,  verteilt. Danach war ich selber für ein Startup aktiv und habe Augmented Reality Datenbrillen im Gesundheitswesen vertrieben. Wie Du Dir vielleicht vorstellen kannst, eine ziemliche Herausforderung, wenn man sich den Digitalisierungsgrad im Gesundheitssystem anschaut. Trotzdem sehr zukunftsweisend.

Was ist Dein USP, Dein Alleinstellungsmerkmal? Was exakt findet in Deinem Alltag schon alles digital statt? Wo schafft die Digitalisierung damit einen Mehrwert?

Ich glaube ich bringe ein ganz gutes Gesamtpaket mit um mich im Bereich Digital Health bewegen zu können. Durch das Public Health Studium habe ich ein fundiertes Verständnis vom Gesundheitssystem und kenne auch die Befindlichkeiten der einzelnen Akteure. Ich habe mir über die Jahre ein gutes Netzwerk aufgebaut, das Gold wert ist. Außerdem versuche ich mir die hands-on-Mentalität und Agilität aus der Startupwelt zu bewahren und denke unternehmerisch.

In meinem Alltag findet vor allem die Kommunikation digital statt. Die asynchrone Kommunikation über Messenger ist schon sehr hilfreich. Einige Lampen und auch der Staubsaugerroboter werden per Sprache oder App gesteuert. Mein tägliches Fitnessprogramm wird digital unterstützt und auch meine Smartwatch sammelt ein paar Daten über mich. Die Schlagzahl an Video-Telkos hat sich durch die Corona-Pandemie noch einmal deutlich gesteigert. Beruflich wie auch privat. Und es funktioniert ganz gut. Das Smartphone erwähne ich erst gar nicht. Ein Leben ohne ist kaum mehr vorstellbar.

Wo siehst Du die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso? 

Auch wenn es sehr nach Buzzword klingt. Ich glaube tatsächlich, dass die Künstliche Intelligenz noch ein paar Überraschungen bereit hält. Sei es bei der Detektionen von Krankheiten bei bildgebenden Verfahren als auch bei der Entwicklung von neuen Medikamenten und Therapien. In den Daten schlummert noch ein großen Potenzial. Smart Data muss natürlich noch gut trainiert werden aber wie heißt es so schön: „Der Gerät wird niemals müde“. Große Stücke halte ich auch auf Decision Support Systemen. Computer können ihr Wissen up-to-date halten und somit den praktizierenden Arzt bei den Entscheidungen unterstützen.

Aber ganz generell sehe ich das größte Potential in der Digitalisierung der Gesundheit bei Prozessen die das Personal entlasten und Prozesse automatisieren. Es ist jedoch zu bedenken, dass wenn ein Prozess analog schlecht ist, er auch nicht von der Digitalisierung gerettet werden kann. Digitalisierung soll auch nicht mit der Brechstange durchgedrückt werden, die Leute müssen immer mitgenommen werden. Das Mindset verändert sich zwar aber es braucht noch ein wenig Zeit.

Wo konkret siehst Du das größte Marktpotenzial in der digitalen Gesundheit in den kommenden Jahren und wieso?

 In den oben bereits angesprochenen Themen. Es wird weiterhin um Effizienzsteigerungen und einer besseren Ressourcenallokation gehen. Des Weiteren findet ein shift von Lizenzmodellen und Einmalinvestitionen zu flexiblen Abo-Modellen und value-based-pricing gehen. Outcome basierte Bezahlmodelle und risk-sharing werden in Zukunft zunehmen. Das ist eine der fairsten Modelle, lebt allerdings auch von einer hohen Transparenz und von vorher fest definierten KPIs.

Gespannt bin ich auch wie es mit den Digitalen Gesundheitsanwendungen anläuft. Der eingeschlagenen Weg orientiert sich ja bekannterweise am AMNOG-Verfahren aber die Analogie zum Pharma-Bereich muss sich in der Praxis als tauglich erweisen. Ich glaube, die Unternehmen mit einem hohen Markting-Budget und mit guten „DiGA-Referenten“ werden erfolgreich sein. Ob es die ein oder andere „Blockbuster-DiGA“ gibt wird sich noch herausstellen.

Was ich mir gut vorstellen kann ist, dass remote care mit Vitaldatenerfassung und ggf. Point-of-care-testing erfolgreich sein kann. Das ist die ideale Ergänzung zur Videosprechstunde und deckt ein großes Spektrum an Untersuchungsmöglichkeiten ab.

Was ist Dein konkreter Ratschlag an Gründer und Investoren im Bereich digital health? 

An Gründer: Konzentriert euch auf ein wirkliches Problem, redet früh, offen und viel über die Idee und habt keine Angst, dass die Idee geklaut wird. Habt ein komplementäres Gründer-Team und arbeitet früh im Co-Creation-Modus mit den Problem-Adressaten. Fokussiert euch, step by step. Oft ist weniger mehr. Knüpft Kontakte und habt einen langen Atem.

An Investoren: Seid mutig, öffnet euer Netzwerk und scheut nicht den Wettbewerb. Haltet das Portemonnaie griffbereit, die nächste Finanzierungsrunde kommt schneller als ihr denkt und investiert gerne auch einmal „real money“.  

Welche drei Events sind absolute MUSTs im Bereich Digital Health, würdest Du also dringend empfehlen? 

Ich bin großer Fan des hih und deren Veranstaltungsreihen.

Ich habe in den letzten Jahren an einigen Healthcare Hackathon teilgenommen. Das ist auch jedes Mal spannend.

Viele kleine, sehr fokussierte Events sind oftmals Gold wert.

In meiner Berliner Zeit waren Bayer’s Grants4Apps-Events immer must go tos.

Kategorien
Interviews

Christiane Fruht
im Interview

Wer sind Sie und wie beschreiben Sie Ihren Drive im Bereich digitaler Medizin, Ihre Rolle?

Vor 14 Jahren gründete ich die Fruht-Klinikberatung.de und ergänzte diese vor einem Jahr durch maßgeschneidertes Chefarzt-Coaching. Meine Mission ist es, in Kliniken Führungs- und Kommunikationsstrukturen zu schaffen, die das Arbeitsklima positiv beeinflussen, so dass das hohe, anspruchsvolle Arbeitspensum mit Freude, Teamspirit und loyalen, motivierten Mitarbeitern geschafft werden kann. In meinem Fokus stehen deshalb digitale Kommunikations- und Personalentwicklungstools. Klinikmitarbeiter möchten Informationen zu jeder Zeit verfügbar haben, schnell vermittelt bekommen, sie haben keine Zeit für lange Anreisen zu Seminaren, auch die knappen Personaldecken lassen lange Abwesenheiten nicht zu. Mein Drive ist es, kreative, digitale Coaching- und Lernformate zu schaffen, die genauso viel Spaß machen wie Offline Formate, sich ggf. mit diesen ergänzen und unkompliziert auch Coaching-Begleitungen über einen längeren Zeitraum zulassen. Die Ausbildung von Führungs- und Kommunikationskompetenzen der Mitarbeiter sind für mich das A und O einer erfolgreichen Klinik. Allerdings wird die dafür zur Verfügung stehende Zeit immer knapper. Digitalisierung wird uns hier sehr helfen. 

Was ist Ihr Alleinstellungsmerkmal? Was exakt findet in Ihrem Alltag schon alles digital statt? Wo schafft die Digitalisierung damit einen Mehrwert?

 Ich habe 16 Jahre lang selbst als Krankenschwester gearbeitet, davon 10 Jahre auf einer Herzchirurgischen Intensivstation. Nach meinem Studium arbeitete ich als Trainerin in vielen renommierten Wirtschaftskonzernen. Mir gelingt es, den Spirit dieser unterschiedlichen Erfahrungen in meinen Online-Formaten zu vermitteln: Video-Live-Calls, Follow Ups nach Workshops, Einzel- und Gruppencoachings, klassische Online-Kurse. Die Akzeptanz digitaler Kommunikationswege wurde durch die Pandemie beschleunigt. Ein Segen für mich, weil stundenlange An- und Abreisen sowie etwa 100 Hotelübernachtungen pro Jahr immer weniger werden. Meine Kunden profitieren in gleicher Weise davon.

Wo sehen Sie die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso? 

Die größten Chancen sehe ich in der unmittelbaren Patientenversorgung, wie z.B. Patientenkontrollwerte, die direkt an den Behandler gesendet werden, Patientenbefunde die stets digital zur Hand sind, Herz-Kreislauf-Überwachung per Watch, Video-Sprechstunden; der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt, was heute alles möglich gemacht wird. Bei dem Gedanken an die Vorteile werde ich euphorisch. Das größte Potenzial sehe ich in der Begeisterung weniger Technik affiner Mediziner, deren Lieblingstool noch immer das Fax ist. Ein neues Lernfeld ist außerdem die Arzt-Patientenkommunikation auf der Basis von digitalen Daten. Wenn Arzt und Patient während eines Gesprächs nur auf den Monitor starren, läuft definitiv etwas schief.  Blickkontakt, körperliche Zuwendung, Synchronisation der Gesprächsbeiträge, Berührungen, etc. sind essentiell für vertrauensvolle das Arzt-Patienten-Verhältnis.  

Wo konkret sehen Sie das größte Marktpotenzial in der digitalen Gesundheit in den kommenden Jahren und wieso?

Bei der Optimierung von Klinikprozessen, in der ambulanten Patientenversorgung, Management von Patientendaten, Personalentwicklung und -weiterbildung, Personaleinsatzplanung. Gute funktionierende Systeme können unser gestresstes Gesundheitssystem überall entlasten.

Was ist Ihr konkreter Ratschlag an Gründer und Investoren im Bereich digital health? 

Ich empfehle bei der Entwicklung konsequent die Situation des Users im Fokus zu behalten. Nur ein leicht zu lernendes System ist populär, und nur ein populäres System wird regelmäßig genutzt. 

Welche drei Events sind absolute MUSTs im Bereich Digital Health, würden Sie also dringend empfehlen? 

Die Digital Health Talk, die DMEA, ergänzend dazu für mehr Menschlichkeit in der Medizin die Mindful Doctor Konferenz.  

Kategorien
Interviews

Die Innovationswelle in der digitalen Gesundheit
Interview mit smartpatient Gründer Sebastian Gaede

Wer bist Du und wie beschreibst Du Deinen Drive im Bereich digitaler Medizin, Deine Rolle?

Ich bin Gründer von smartpatient. Seit unserer Gründung vor über 7 Jahren unterstützen wir Patienten, ihre Therapien im Alltag erfolgreich umzusetzen. Ausgangspunkt war für uns die Medikamentenadhärenz: 50% der Medikamente werden nicht oder nicht richtig genommen, laut Studien einer von zehn Krankenhausaufenthalten durch falsch oder nicht eingenommene Medikamente ausgelöst. Heute haben wir ein 70-köpfiges Team und helfen Millionen von Menschen, ihre Medikamente richtig einzunehmen. Wir glauben, damit kratzen wir erst an der Spitze des Eisbergs. Mit dem gerade entstehenden Markt der Digital Therapeutics und DiGAs entstehen weitere spannende Möglichkeiten, um durch eine digitale Führung und Betreuung von Patienten klinische Outcomes zu verbessern.

Was ist Dein USP, Dein Alleinstellungsmerkmal? Gerne auf den USP Deines Unternehmens eingehen. Was exakt findet in Deinem Alltag schon alles digital statt? Wo schafft die Digitalisierung damit einen Mehrwert?

Mit MyTherapy betreiben wir die weltweit schnellst-wachsende Plattform für Medikations- und Disease-Management. Patienten schätzen an MyTherapy, dass sie alles in einer App haben, von Medikamenten über Messungen bis hin zu Arztterminen. Die sehr guten Bewertungen und vielen Downloads sind dabei ein Ergebnis von 7 Jahren Optimierung. Außerdem ist MyTherapy kostenlos, werbefrei und in über 30 Sprachen lokalisiert. Unsere Partner nutzen MyTherapy als Betriebssystem für innovative Patient Support Angebote und Digital Therapeutics: So unterstützen beispielsweise Arzneimittelhersteller ihre Patienten mit maßgeschneiderten Modulen. Sie profitieren von MyTherapy’s Nutzerakzeptanz und internationale Skalierbarkeit in Kombination mit spezifischer Funktionalität, z.B. für die spezifischen Herausforderungen ihrer Patienten. Da wir ISO 13485 zertifiziert sind, können diese Module sogar zertifizierte Medizinprodukte oder Digital Therapeutics sein. Diese Kombination von Nutzerakzeptanz, Medizinprodukte-Fähigkeit und globaler Skalierbarkeit ist im Markt einmalig.

Wo siehst Du die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso? 

Es gibt noch sehr viel ungehobenes Potenzial. Persönlich sehe ich die größten Chancen bei einer besseren Einbindung der Patienten. Wir wissen, dass das Patientenverhalten in vielen Indikationen einen großen Einfluss auf das Behandlungsergebnis hat. Trotzdem werden Patienten außerhalb des Krankenhauses und zwischen ihren Arztbesuchen bisher kaum unterstützt und geführt – die meiste Zeit sind Patienten voll auf sich gestellt. Hier bietet die Digitalisierung die Chance, nicht nur bestehende Abläufe zu digitalisieren, sondern Therapien unmittelbar erfolgreicher zu machen.

Wo konkret siehst Du das größte Marktpotenzial in der digitalen Gesundheit in den kommenden Jahren und wieso?

Ich sehe großes Potenzial im erwachenden Markt für Digital Therapeutics. Die Studienlage zeigt, dass digitale Tools harte klinische Endpunkte verbessern können, z.B. die Lebenserwartung von Krebspatienten. Gleichzeitig implementieren wir in Deutschland mit dem DVG Vergütungsmechanismen, die der Arzneimittelvergütung sehr ähnlich sind. Dies wird hoffentlich zu einer Welle von Innovationen führen, die einen nachgewiesenen positiven Effekt auf den Krankheitsverlauf haben. Gleichzeitig bedeuten DVG und auch die neue Medizinprodukterichtlinie schnell steigende Eintrittsbarrieren – es wird also spannend zu sehen, wie schnell sich der Markt entwickelt und wie gerade kleine Startups die regulatorischen Anforderungen meistern.

Was ist Dein konkreter Ratschlag an Gründer und Investoren im Bereich digital health?

Digital Health erlebt gerade bei Ärzten wie Patienten einen Durchbruch in der Breite – hier hat Covid-19 bestimmt zusätzlich beschleunigend gewirkt. Es ist verführerisch, jetzt auf den Durchbruch zu wetten. Allerdings ist Akzeptanz nicht gleich Umsatz und regulatorische Anforderungen und Monetarisierungsmöglichkeiten unterscheiden teils deutlich zwischen den Märkten. Als Gründer oder Investor würde ich versuchen, mich nicht zu sehr abhängig zu machen von Dynamiken, die ich nicht kontrollieren kann. Zum einen würde ich nicht auf einen Markt allein setzen, sondern von Anfang an in mindestens zwei Märkten aktiv sein. Außerdem würde ich zu einer Ausdauer-orientierten Finanzierungsstrategie raten. In Digital Health genügt es nicht, besonders schnell zu rennen, man muss auch einplanen, besonders lange durchhalten zu können.

Welche drei Events sind absolute MUSTs im Bereich Digital Health, würdest Du also dringend empfehlen? 

Ich verwende sehr wenig Zeit auf Veranstaltungen und kann hierzu nicht wirklich viel sagen.

Empfohlene Webpages / Foren / Plattformen / Meetups / Newsletter?

Für mich ist mobihealthnews.com ist immer noch eine gute Anlaufstelle, außerdem bekomme ich viele Informationen aus meinem Netzwerk und meinen Gruppen bei LinkedIn. Darüber hinaus kann ich natürlich unser eigenes Blog auf www.smartpatient.eu/blog empfehlen.

Kategorien
Company Interview

die Zukunft der Medizin: digital, aber menschlich |Florian Weiß im Interview

Ich bin davon überzeugt, dass nachhaltige und vertrauensvolle Beziehungen den Behandlungserfolg erhöhen und damit Patienten gesünder und Ärzte erfolgreicher und zufriedener machen.

Wer bist Du und wie beschreibst Du Deinen Drive im Bereich digitaler Medizin, Deine Rolle?

Mein Name ist Florian und ich bin Geschäftsführer von jameda. Meine Leidenschaft im Bereich der digitalen Medizin entspringt der Idee, Ärzte und Patienten auf digitalem Wege zusammenzubringen und damit bessere Beziehungen zwischen beiden Seiten zu ermöglichen. Denn ich bin davon überzeugt, dass nachhaltige und vertrauensvolle Beziehungen den Behandlungserfolg erhöhen und damit Patienten gesünder und Ärzte erfolgreicher und zufriedener machen.

Was ist Dein USP, Dein Alleinstellungsmerkmal? Was exakt findet in Deinem Alltag schon alles digital statt? Wo schafft die Digitalisierung damit einen Mehrwert?

Ich versuche, Menschen hinter einer großen Vision zu vereinen. Und ich möchte sie dazu inspirieren, ihr Potential im Sinne dieses gemeinsamen Ziels zu entfalten. Dafür ist es wichtig, Menschen in ihrer Individualität zu erkennen und vertrauensvolle Beziehungen zu und zwischen Menschen aufzubauen. 

Mein Alltag ist stark digital geprägt und wie die meisten Menschen heutzutage organisiere auch ich einen Großteil meines Lebens mit dem Smartphone. Der Mehrwert der Digitalisierung liegt für mich vor allem in der universellen Verfügbarkeit von Informationen, der vereinfachten Kommunikation, sowie der Möglichkeit, Gemeinsamkeit und Interaktion auch über physische Grenzen hinweg zu organisieren.

Wo siehst Du die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso? 

Die größten Chancen sehe ich in der Verfügbarkeit von Daten und der maschinell unterstützten Auswertung dieser Daten. Denn wenn es um Mustererkennung und die Identifikation von Auffälligkeiten geht, ist die Maschine dem Menschen schon heute überlegen. Daran knüpfe ich die Hoffnung auf eine effizientere und personalisierte Medizin. 

Gleichzeitig sehe ich ein großes Potenzial darin, den Alltag von Ärzten und Patienten digital zu unterstützen und so für nachhaltige und gelungene Beziehungen zu sorgen. Dazu gehört die bessere Kommunikation und Interkation über die digitale Terminvereinbarung und Terminvorbereitung sowie die digitale Unterstützung der Behandlung und Nachsorge. Durch den einfachen und sicheren Austausch von Daten, Dokumenten und Informationen zwischen Arzt und Patient können Versorgungsqualität und Behandlungserfolg signifikant verbessert werden. 

die Medizin der Zukunft zwar digital, bleibt aber in hohem Maße menschlich.

Hinzu kommt: Virtuelle Assistenten werden den Arzt zukünftig von vielen Dingen entlasten, die entweder Routineaufgaben sind, oder aber von Maschinen schneller und zuverlässiger ausgeführt werden können. Das schafft dem Arzt Freiraum für eine neue Rolle: ein Gesundheitscoach zu sein, der dem Patienten hilft, seine Krankheit, seine Daten und seine individuelle Therapie besser zu verstehen und einzuordnen. Damit wird die Medizin der Zukunft zwar digital, bleibt aber in hohem Maße menschlich.

Wo konkret siehst Du das größte Marktpotenzial in der digitalen Gesundheit in den kommenden Jahren und wieso?

Zum einen liegt ein großes Potential in der eben geschilderten maschinellen Nutzung von Daten und der virtuellen Unterstützung des Arztes im Praxisalltag. Zum anderen sehe ich enorme Möglichkeiten in der Schaffung vollständig digitaler Versorgungspfade. Hier liegt auch die Kernaufgabe von jameda als größtem Arzt-Patienten-Portal in Deutschland: Aufbauend auf unserem umfassenden, cloudbasierten Praxiskalender, der Ärzten ein modernes und vernetztes Terminmanagement ermöglicht, sowie der bereits heute sehr stark genutzten Videosprechstunde, wollen wir digitale Mehrwertdienste in allen Phasen der Arzt-Patienten-Beziehung schaffen.

Diese Dienste werden die digitale Interaktion zwischen beiden Seiten signifikant erleichtern und den Behandlungserfolg steigern. Dazu gehört im Vorweg der Behandlung der Austausch digitaler Dokumente, die digitale Anamnese sowie die datengestützte Diagnoseunterstützung. Nach der Behandlung zählen dazu natürlich das e-Rezept und die digitale AU. Mittelfristig wird dazu auch die digitale Therapiebegleitung über digitale Gesundheitsanwendungen oder smart Monitoring von (Vital-)Daten gehören.

Was ist Dein konkreter Ratschlag an Gründer und Investoren im Bereich digital health? 

Ein scheinbar einfacher, aber meines Erachtens sehr wichtiger Rat: Großartige Ideen sind nichts wert, wenn sie nicht verwirklicht werden. Meine Erfahrung ist, dass es selten ein Defizit an guten Ideen im Unternehmen gibt, sondern vielmehr einen Mangel an Stärke in der operativen Umsetzung. Hierfür ist es essenziell, frühzeitig das richtige Team mit der richtigen Mischung aus visionärer Kraft, strategischer Klarheit und operativer Exzellenz an Bord zu holen. Zudem besteht gerade in einer gehypten Industrie wie Digital Health immer die Gefahr, dass man im Anblick zahlreicher Opportunitäten den Fokus auf das verliert, worin man selbst auf Weltklasseniveau agieren kann. Oft bedeutet Erfolg eben auch, zu vielen sehr spannenden Dingen Nein sagen zu können.