Die Innovationswelle in der digitalen Gesundheit
Interview mit smartpatient Gründer Sebastian Gaede

Wer bist Du und wie beschreibst Du Deinen Drive im Bereich digitaler Medizin, Deine Rolle?

Ich bin Gründer von smartpatient. Seit unserer Gründung vor über 7 Jahren unterstützen wir Patienten, ihre Therapien im Alltag erfolgreich umzusetzen. Ausgangspunkt war für uns die Medikamentenadhärenz: 50% der Medikamente werden nicht oder nicht richtig genommen, laut Studien einer von zehn Krankenhausaufenthalten durch falsch oder nicht eingenommene Medikamente ausgelöst. Heute haben wir ein 70-köpfiges Team und helfen Millionen von Menschen, ihre Medikamente richtig einzunehmen. Wir glauben, damit kratzen wir erst an der Spitze des Eisbergs. Mit dem gerade entstehenden Markt der Digital Therapeutics und DiGAs entstehen weitere spannende Möglichkeiten, um durch eine digitale Führung und Betreuung von Patienten klinische Outcomes zu verbessern.

Was ist Dein USP, Dein Alleinstellungsmerkmal? Gerne auf den USP Deines Unternehmens eingehen. Was exakt findet in Deinem Alltag schon alles digital statt? Wo schafft die Digitalisierung damit einen Mehrwert?

Mit MyTherapy betreiben wir die weltweit schnellst-wachsende Plattform für Medikations- und Disease-Management. Patienten schätzen an MyTherapy, dass sie alles in einer App haben, von Medikamenten über Messungen bis hin zu Arztterminen. Die sehr guten Bewertungen und vielen Downloads sind dabei ein Ergebnis von 7 Jahren Optimierung. Außerdem ist MyTherapy kostenlos, werbefrei und in über 30 Sprachen lokalisiert. Unsere Partner nutzen MyTherapy als Betriebssystem für innovative Patient Support Angebote und Digital Therapeutics: So unterstützen beispielsweise Arzneimittelhersteller ihre Patienten mit maßgeschneiderten Modulen. Sie profitieren von MyTherapy’s Nutzerakzeptanz und internationale Skalierbarkeit in Kombination mit spezifischer Funktionalität, z.B. für die spezifischen Herausforderungen ihrer Patienten. Da wir ISO 13485 zertifiziert sind, können diese Module sogar zertifizierte Medizinprodukte oder Digital Therapeutics sein. Diese Kombination von Nutzerakzeptanz, Medizinprodukte-Fähigkeit und globaler Skalierbarkeit ist im Markt einmalig.

Wo siehst Du die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso? 

Es gibt noch sehr viel ungehobenes Potenzial. Persönlich sehe ich die größten Chancen bei einer besseren Einbindung der Patienten. Wir wissen, dass das Patientenverhalten in vielen Indikationen einen großen Einfluss auf das Behandlungsergebnis hat. Trotzdem werden Patienten außerhalb des Krankenhauses und zwischen ihren Arztbesuchen bisher kaum unterstützt und geführt – die meiste Zeit sind Patienten voll auf sich gestellt. Hier bietet die Digitalisierung die Chance, nicht nur bestehende Abläufe zu digitalisieren, sondern Therapien unmittelbar erfolgreicher zu machen.

Wo konkret siehst Du das größte Marktpotenzial in der digitalen Gesundheit in den kommenden Jahren und wieso?

Ich sehe großes Potenzial im erwachenden Markt für Digital Therapeutics. Die Studienlage zeigt, dass digitale Tools harte klinische Endpunkte verbessern können, z.B. die Lebenserwartung von Krebspatienten. Gleichzeitig implementieren wir in Deutschland mit dem DVG Vergütungsmechanismen, die der Arzneimittelvergütung sehr ähnlich sind. Dies wird hoffentlich zu einer Welle von Innovationen führen, die einen nachgewiesenen positiven Effekt auf den Krankheitsverlauf haben. Gleichzeitig bedeuten DVG und auch die neue Medizinprodukterichtlinie schnell steigende Eintrittsbarrieren – es wird also spannend zu sehen, wie schnell sich der Markt entwickelt und wie gerade kleine Startups die regulatorischen Anforderungen meistern.

Was ist Dein konkreter Ratschlag an Gründer und Investoren im Bereich digital health?

Digital Health erlebt gerade bei Ärzten wie Patienten einen Durchbruch in der Breite – hier hat Covid-19 bestimmt zusätzlich beschleunigend gewirkt. Es ist verführerisch, jetzt auf den Durchbruch zu wetten. Allerdings ist Akzeptanz nicht gleich Umsatz und regulatorische Anforderungen und Monetarisierungsmöglichkeiten unterscheiden teils deutlich zwischen den Märkten. Als Gründer oder Investor würde ich versuchen, mich nicht zu sehr abhängig zu machen von Dynamiken, die ich nicht kontrollieren kann. Zum einen würde ich nicht auf einen Markt allein setzen, sondern von Anfang an in mindestens zwei Märkten aktiv sein. Außerdem würde ich zu einer Ausdauer-orientierten Finanzierungsstrategie raten. In Digital Health genügt es nicht, besonders schnell zu rennen, man muss auch einplanen, besonders lange durchhalten zu können.

Welche drei Events sind absolute MUSTs im Bereich Digital Health, würdest Du also dringend empfehlen? 

Ich verwende sehr wenig Zeit auf Veranstaltungen und kann hierzu nicht wirklich viel sagen.

Empfohlene Webpages / Foren / Plattformen / Meetups / Newsletter?

Für mich ist mobihealthnews.com ist immer noch eine gute Anlaufstelle, außerdem bekomme ich viele Informationen aus meinem Netzwerk und meinen Gruppen bei LinkedIn. Darüber hinaus kann ich natürlich unser eigenes Blog auf www.smartpatient.eu/blog empfehlen.