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die Zukunft der Medizin: digital, aber menschlich |Florian Weiß im Interview

Ich bin davon überzeugt, dass nachhaltige und vertrauensvolle Beziehungen den Behandlungserfolg erhöhen und damit Patienten gesünder und Ärzte erfolgreicher und zufriedener machen.

Wer bist Du und wie beschreibst Du Deinen Drive im Bereich digitaler Medizin, Deine Rolle?

Mein Name ist Florian und ich bin Geschäftsführer von jameda. Meine Leidenschaft im Bereich der digitalen Medizin entspringt der Idee, Ärzte und Patienten auf digitalem Wege zusammenzubringen und damit bessere Beziehungen zwischen beiden Seiten zu ermöglichen. Denn ich bin davon überzeugt, dass nachhaltige und vertrauensvolle Beziehungen den Behandlungserfolg erhöhen und damit Patienten gesünder und Ärzte erfolgreicher und zufriedener machen.

Was ist Dein USP, Dein Alleinstellungsmerkmal? Was exakt findet in Deinem Alltag schon alles digital statt? Wo schafft die Digitalisierung damit einen Mehrwert?

Ich versuche, Menschen hinter einer großen Vision zu vereinen. Und ich möchte sie dazu inspirieren, ihr Potential im Sinne dieses gemeinsamen Ziels zu entfalten. Dafür ist es wichtig, Menschen in ihrer Individualität zu erkennen und vertrauensvolle Beziehungen zu und zwischen Menschen aufzubauen. 

Mein Alltag ist stark digital geprägt und wie die meisten Menschen heutzutage organisiere auch ich einen Großteil meines Lebens mit dem Smartphone. Der Mehrwert der Digitalisierung liegt für mich vor allem in der universellen Verfügbarkeit von Informationen, der vereinfachten Kommunikation, sowie der Möglichkeit, Gemeinsamkeit und Interaktion auch über physische Grenzen hinweg zu organisieren.

Wo siehst Du die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso? 

Die größten Chancen sehe ich in der Verfügbarkeit von Daten und der maschinell unterstützten Auswertung dieser Daten. Denn wenn es um Mustererkennung und die Identifikation von Auffälligkeiten geht, ist die Maschine dem Menschen schon heute überlegen. Daran knüpfe ich die Hoffnung auf eine effizientere und personalisierte Medizin. 

Gleichzeitig sehe ich ein großes Potenzial darin, den Alltag von Ärzten und Patienten digital zu unterstützen und so für nachhaltige und gelungene Beziehungen zu sorgen. Dazu gehört die bessere Kommunikation und Interkation über die digitale Terminvereinbarung und Terminvorbereitung sowie die digitale Unterstützung der Behandlung und Nachsorge. Durch den einfachen und sicheren Austausch von Daten, Dokumenten und Informationen zwischen Arzt und Patient können Versorgungsqualität und Behandlungserfolg signifikant verbessert werden. 

die Medizin der Zukunft zwar digital, bleibt aber in hohem Maße menschlich.

Hinzu kommt: Virtuelle Assistenten werden den Arzt zukünftig von vielen Dingen entlasten, die entweder Routineaufgaben sind, oder aber von Maschinen schneller und zuverlässiger ausgeführt werden können. Das schafft dem Arzt Freiraum für eine neue Rolle: ein Gesundheitscoach zu sein, der dem Patienten hilft, seine Krankheit, seine Daten und seine individuelle Therapie besser zu verstehen und einzuordnen. Damit wird die Medizin der Zukunft zwar digital, bleibt aber in hohem Maße menschlich.

Wo konkret siehst Du das größte Marktpotenzial in der digitalen Gesundheit in den kommenden Jahren und wieso?

Zum einen liegt ein großes Potential in der eben geschilderten maschinellen Nutzung von Daten und der virtuellen Unterstützung des Arztes im Praxisalltag. Zum anderen sehe ich enorme Möglichkeiten in der Schaffung vollständig digitaler Versorgungspfade. Hier liegt auch die Kernaufgabe von jameda als größtem Arzt-Patienten-Portal in Deutschland: Aufbauend auf unserem umfassenden, cloudbasierten Praxiskalender, der Ärzten ein modernes und vernetztes Terminmanagement ermöglicht, sowie der bereits heute sehr stark genutzten Videosprechstunde, wollen wir digitale Mehrwertdienste in allen Phasen der Arzt-Patienten-Beziehung schaffen.

Diese Dienste werden die digitale Interaktion zwischen beiden Seiten signifikant erleichtern und den Behandlungserfolg steigern. Dazu gehört im Vorweg der Behandlung der Austausch digitaler Dokumente, die digitale Anamnese sowie die datengestützte Diagnoseunterstützung. Nach der Behandlung zählen dazu natürlich das e-Rezept und die digitale AU. Mittelfristig wird dazu auch die digitale Therapiebegleitung über digitale Gesundheitsanwendungen oder smart Monitoring von (Vital-)Daten gehören.

Was ist Dein konkreter Ratschlag an Gründer und Investoren im Bereich digital health? 

Ein scheinbar einfacher, aber meines Erachtens sehr wichtiger Rat: Großartige Ideen sind nichts wert, wenn sie nicht verwirklicht werden. Meine Erfahrung ist, dass es selten ein Defizit an guten Ideen im Unternehmen gibt, sondern vielmehr einen Mangel an Stärke in der operativen Umsetzung. Hierfür ist es essenziell, frühzeitig das richtige Team mit der richtigen Mischung aus visionärer Kraft, strategischer Klarheit und operativer Exzellenz an Bord zu holen. Zudem besteht gerade in einer gehypten Industrie wie Digital Health immer die Gefahr, dass man im Anblick zahlreicher Opportunitäten den Fokus auf das verliert, worin man selbst auf Weltklasseniveau agieren kann. Oft bedeutet Erfolg eben auch, zu vielen sehr spannenden Dingen Nein sagen zu können.