Henning

Henning Koch
im Interview

Wer bist Du und wie beschreibst Du Deinen Drive im Bereich digitaler Medizin, Deine Rolle?

Ich bin Henning, arbeite bei der Deutsche Telekom Healthcare Solutions im Bereich Emerging Business and Strategy und bin für das Neugeschäft also New Business zuständig. Ich bin Überzeugungstäter, habe mich bereits im Public Health Studium auf Versorgungsforschung und im speziellen auf neue Versorgungsformen spezialisiert. Etwas naiv dachte ich damals (Digital Health hieß noch Telemedizin) das ist ein no-brainer, das wird sich durchsetzen. Die Studienlage im Bereich Herzinsuffizienz war zwar noch etwas zwiegespalten aber mit leichter Tendenz in Richtung pro digitaler Medizin. Also blieb ich am Ball. Habe mich dann einige Jahre im Digital Health Kosmos in Berlin bewegt und Startups dabei geholfen sich im Gesundheits-Dschungel durchzuschlagen und auch öffentliche Gelder, also Fördermittel,  verteilt. Danach war ich selber für ein Startup aktiv und habe Augmented Reality Datenbrillen im Gesundheitswesen vertrieben. Wie Du Dir vielleicht vorstellen kannst, eine ziemliche Herausforderung, wenn man sich den Digitalisierungsgrad im Gesundheitssystem anschaut. Trotzdem sehr zukunftsweisend.

Was ist Dein USP, Dein Alleinstellungsmerkmal? Was exakt findet in Deinem Alltag schon alles digital statt? Wo schafft die Digitalisierung damit einen Mehrwert?

Ich glaube ich bringe ein ganz gutes Gesamtpaket mit um mich im Bereich Digital Health bewegen zu können. Durch das Public Health Studium habe ich ein fundiertes Verständnis vom Gesundheitssystem und kenne auch die Befindlichkeiten der einzelnen Akteure. Ich habe mir über die Jahre ein gutes Netzwerk aufgebaut, das Gold wert ist. Außerdem versuche ich mir die hands-on-Mentalität und Agilität aus der Startupwelt zu bewahren und denke unternehmerisch.

In meinem Alltag findet vor allem die Kommunikation digital statt. Die asynchrone Kommunikation über Messenger ist schon sehr hilfreich. Einige Lampen und auch der Staubsaugerroboter werden per Sprache oder App gesteuert. Mein tägliches Fitnessprogramm wird digital unterstützt und auch meine Smartwatch sammelt ein paar Daten über mich. Die Schlagzahl an Video-Telkos hat sich durch die Corona-Pandemie noch einmal deutlich gesteigert. Beruflich wie auch privat. Und es funktioniert ganz gut. Das Smartphone erwähne ich erst gar nicht. Ein Leben ohne ist kaum mehr vorstellbar.

Wo siehst Du die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso? 

Auch wenn es sehr nach Buzzword klingt. Ich glaube tatsächlich, dass die Künstliche Intelligenz noch ein paar Überraschungen bereit hält. Sei es bei der Detektionen von Krankheiten bei bildgebenden Verfahren als auch bei der Entwicklung von neuen Medikamenten und Therapien. In den Daten schlummert noch ein großen Potenzial. Smart Data muss natürlich noch gut trainiert werden aber wie heißt es so schön: „Der Gerät wird niemals müde“. Große Stücke halte ich auch auf Decision Support Systemen. Computer können ihr Wissen up-to-date halten und somit den praktizierenden Arzt bei den Entscheidungen unterstützen.

Aber ganz generell sehe ich das größte Potential in der Digitalisierung der Gesundheit bei Prozessen die das Personal entlasten und Prozesse automatisieren. Es ist jedoch zu bedenken, dass wenn ein Prozess analog schlecht ist, er auch nicht von der Digitalisierung gerettet werden kann. Digitalisierung soll auch nicht mit der Brechstange durchgedrückt werden, die Leute müssen immer mitgenommen werden. Das Mindset verändert sich zwar aber es braucht noch ein wenig Zeit.

Wo konkret siehst Du das größte Marktpotenzial in der digitalen Gesundheit in den kommenden Jahren und wieso?

 In den oben bereits angesprochenen Themen. Es wird weiterhin um Effizienzsteigerungen und einer besseren Ressourcenallokation gehen. Des Weiteren findet ein shift von Lizenzmodellen und Einmalinvestitionen zu flexiblen Abo-Modellen und value-based-pricing gehen. Outcome basierte Bezahlmodelle und risk-sharing werden in Zukunft zunehmen. Das ist eine der fairsten Modelle, lebt allerdings auch von einer hohen Transparenz und von vorher fest definierten KPIs.

Gespannt bin ich auch wie es mit den Digitalen Gesundheitsanwendungen anläuft. Der eingeschlagenen Weg orientiert sich ja bekannterweise am AMNOG-Verfahren aber die Analogie zum Pharma-Bereich muss sich in der Praxis als tauglich erweisen. Ich glaube, die Unternehmen mit einem hohen Markting-Budget und mit guten „DiGA-Referenten“ werden erfolgreich sein. Ob es die ein oder andere „Blockbuster-DiGA“ gibt wird sich noch herausstellen.

Was ich mir gut vorstellen kann ist, dass remote care mit Vitaldatenerfassung und ggf. Point-of-care-testing erfolgreich sein kann. Das ist die ideale Ergänzung zur Videosprechstunde und deckt ein großes Spektrum an Untersuchungsmöglichkeiten ab.

Was ist Dein konkreter Ratschlag an Gründer und Investoren im Bereich digital health? 

An Gründer: Konzentriert euch auf ein wirkliches Problem, redet früh, offen und viel über die Idee und habt keine Angst, dass die Idee geklaut wird. Habt ein komplementäres Gründer-Team und arbeitet früh im Co-Creation-Modus mit den Problem-Adressaten. Fokussiert euch, step by step. Oft ist weniger mehr. Knüpft Kontakte und habt einen langen Atem.

An Investoren: Seid mutig, öffnet euer Netzwerk und scheut nicht den Wettbewerb. Haltet das Portemonnaie griffbereit, die nächste Finanzierungsrunde kommt schneller als ihr denkt und investiert gerne auch einmal „real money“.  

Welche drei Events sind absolute MUSTs im Bereich Digital Health, würdest Du also dringend empfehlen? 

Ich bin großer Fan des hih und deren Veranstaltungsreihen.

Ich habe in den letzten Jahren an einigen Healthcare Hackathon teilgenommen. Das ist auch jedes Mal spannend.

Viele kleine, sehr fokussierte Events sind oftmals Gold wert.

In meiner Berliner Zeit waren Bayer’s Grants4Apps-Events immer must go tos.