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Annette Brandau
im Interview

Wer sind Sie und wie beschreiben Sie Ihren Drive im Bereich digitaler Medizin, Ihre Rolle?

Ich bin Geschäftsführerin von SLYHEALTH. Mein Herz schlägt für Healthcare. Bis auf zwei kurze Schlenker zur Credit Suisse und zur Karstadt Warenhaus AG, habe ich mich mein ganzes berufliches Leben mit Gesundheitsthemen beschäftigt. Ich würde mich selbst als Digital Nativ bezeichnen. Neue Technologien begeistern mich ebenso wie neue Entwicklungen in der Medizin wie z.B. Präzisionsmedizin. Ich finde es großartig, an der Entwicklung von innovativen Angeboten für eine bessere Gesundheitsversorgung beteiligt zu sein. Noch vor 10 Jahren habe ich, meist im Auftrag von Medizinprodukteherstellern und Pharmaunternehmen, Ärzten die Möglichkeiten des Internets nähergebracht. Heute berate und begleite ich hauptsächlich Pharma- und Biotechunternehmen sowie Health-Tech Startups. Alles dreht sich um Kommunikation: Informationen übermitteln, gewinnen, speichern, austauschen, analysieren und Daten sinnvoll nutzbar machen. Dabei spielen natürlich digitale Lösungen eine sehr große Rolle.

Was ist Ihr Alleinstellungsmerkmal? Was exakt findet in Ihrem Alltag schon alles digital statt? Wo schafft die Digitalisierung damit einen Mehrwert?

Mein Alleinstellungsmerkmal ist natürlich meine schillernde Persönlichkeit. Aber mal im Ernst: was Dopamine angeht, so ist unsere Stärke ganz klar die Verzahnung von Medizin, Strategie, Kreation und Technologie. Wir wollen keine Insellösungen anbieten, sondern integrierte Services. Effizienz und die Kosteneinsparungen sind wichtige Themen in der Healthcare-Branche, da zunehmend finanzielle Mittel und Ressourcen für die Digitalisierung der Unternehmen benötigt werden. Die Erfahrungen der letzten Jahre haben mir gezeigt, dass in vielen Pharma-Unternehmen die Verantwortung für die Digitalisierung dem Marketing übertragen wird. Dort sind jedoch oftmals nicht das notwendige Know-how oder die erforderlichen Ressourcen vorhanden, um diese Herausforderung alleine zu bewältigen. Daher werden Agenturen gesucht, die hierbei einen entscheidenden Beitrag leisten können. Und das tun wir. Denn wer kann schon als Marketingverantwortlicher fünf oder sechs verschiedene Agenturen steuern, geschweige denn diese sinnvoll miteinander verzahnen.

In meinem Alltag findet alles digital statt, was Sinn macht und mir das Leben bzw. die Arbeit erleichtert. Digitalisierung ist für mich kein Selbstzweck – Effizienz ist key. Da wir bei Dopamine remote und papierlos arbeiten sind wir auf digitale Lösungen angewiesen. Und für uns funktioniert das ausgezeichnet.

Wo sehen Sie die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso? 

Folgt man dem Gartner Hype Cycle, dann sind es Top-Themen wie Machine Learning, RPA und Connected Home. Ich persönlich denke, dass Potential quasi in allen Bereichen vorhanden ist, da wir noch immer ganz am Anfang stehen. Technische Möglichkeiten, die es schon gibt, werden noch nicht voll ausgeschöpft, während bereits nach neuen Möglichkeiten gesucht wird. Daher hier einfach mal eine Auflistung – ohne Gewichtung und nicht mal ansatzweise vollständig:

  • IoT: Wearables und Geräte zur Aufzeichnung des Gesundheitszustandes für Patienten, Pflegekräfte und Familienmitglieder
  • AI: Prozessoptimierung und Qualitätsverbesserung (von der Diagnose bis zur personalisierten Medizin)
  • Supply Chain: Einführung von Digital Control Towers (Sicherheit und Authentizität von Produkten)
  • Security: Sicherheit von Gesundheitsdaten in der Cloud-Umgebung

Wo konkret sehen Sie das größte Marktpotenzial in der digitalen Gesundheit in den kommenden Jahren und wieso?

Ich würde diese Frage eher allgemein beantworten wollen als konkret. Ich denke das Keyword ist hier Value-Based Healthcare. Im Mittelpunkt soll ja bekanntermaßen der Patient stehen. Das tut er aber nur eingeschränkt. Denn nicht alles, wovon der Patient potentiell profitieren kann, ist auch bezahlbar. Deshalb hat Porter eine schöne Gleichung aufgestellt: größtmöglichen Value genieren = bessere Behandlungsergebnisse bei möglichst niedrigen Kosten. Wer das liefern kann, egal in welchem Bereich von digital health, wird in den kommenden Jahren Erfolg haben.

Was ist Ihr konkreter Ratschlag an Gründer und Investoren im Bereich digital health? 

Einen konkreten Ratschlag kann ich gar nicht geben. Aber wenn ich mir etwas wünschen dürfte, dann wäre es digital health viel stärker für ältere Menschen zugänglich zu machen. In Deutschland ist der demografische Wandel EU-übergreifend mit am weitesten fortgeschritten. Momentan zählt mehr als jede vierte Person zur Generation 60 plus. 2050 wird es bereits mehr als jede dritte Person sein. Meine Schwiegereltern sind 85+, haben kein Internet und kein Smartphone und leben in einer Region, wo es nicht an jeder Ecke einen Arzt gibt. Da interessiert nicht so dringlich die x-te App auf Rezept, sondern ganz praktikable Lösungen, die ihnen den Zugang zur Gesundheitsversorgung und zu Präventionsmaßnahmen ohne Hilfestellung durch Kinder oder Enkel ermöglichen. Egal ob es nun Devices sind, Telemedizin oder Sensorimplantate: digital health sollte möglichst all den Menschen einen Nutzen bringen. Insbesondere aber denen, die auf ein funktionierendes Gesundheitssystem angewiesen sind. Vielleicht doch noch ein Rat an die Investoren: interessiert euch etwas mehr für den Purpose als für die Exit-Strategien.

Welche drei Events sind absolute MUSTs im Bereich Digital Health, würden Sie also dringend empfehlen? 

  • HLTH | Create Health’s Future
  • HIMSS Global Health Conference & Exhibition
  • Digital Health Conference

Empfohlene Webpages / Foren / Plattformen / Meetups / Newsletter?

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Interviews

Franz Pfister
im Interview

Wer bist Du und wie beschreibst Du Deinen Drive im Bereich digitaler Medizin, Deine Rolle?

Mein Name ist Franz Pfister und ich bin Arzt aus Leidenschaft. Ich betreute während meiner aktiven ärztlichen Laufbahn insbesondere Parkinson- und SchlaganfallpatientInnen. Diese Arbeit hat mir immer sehr gut gefallen. Allerdings fand ich es schade, dass insbesondere medizinisches Fachwissen in Spezialkliniken zwar von großem Nutzen für einige wenige PatientInnen ist, aber nie skalierbar Anwendung finden kann. So sind neueste Diagnostik- und Therapieverfahren sowie modernste medizinische Versorgungsansätze der gesamten Patientenkohorte (insbesondere aufgrund zeitlicher oder örtlicher Limitationen) meist nicht zugänglich. Ich habe in der Digitalisierung der Medizin eine riesige Chance gesehen, Lösungen zu entwickeln und bereitzustellen, die genau diese Herausforderung adressieren. Daher habe ich mich vor einigen Jahren dazu entschlossen, den Weg heraus aus der Klinik und hinein in die Wirtschaft zu wagen. In der Zwischenzeit haben wir einige sehr erfolgreiche Projekte im Bereich datengetriebener und digitaler Medizin aufgebaut und ich freue mich jeden Tag darüber, zusammen mit extrem tollen und smarten Menschen an der Digitalisierung der Medizin arbeiten zu dürfen.  

Was ist Dein USP, Dein Alleinstellungsmerkmal?  

Während meiner klinischen Laufbahn beschäftigte ich mich mit den gesundheitsökonomischen Aspekten des Gesundheitswesens und erwarb einen MBA in Healthcare Management. Später absolvierte ich ein Masterstudium im Bereich “Data Science” – in diesem Feld geht es um große Datenmengen, Methoden der Künstlichen Intelligenz und wie wir beides nutzen können, um das Gesundheitswesen voran zu bringen. Seit vielen Jahren bin ich mittlerweile an der Schnittstelle Medizin, Wirtschaft und KI tätig – mein Alleinstellungsmerkmal ist das Verständnis für die jeweils anderen Disziplinen. So ist es mir möglich, bestimmte Chancen und Herausforderungen früh zu erkennen und mit interdisziplinären Teams digitale Lösungen für das Gesundheitswesen von morgen zu entwickeln.

Wo siehst Du die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso? 

Der medizinische Fortschritt ist und war stets enorm. Blicken wir nur 100 Jahre zurück, erkennen wir bloß noch wenige Parallelen zum heutigen Gesundheitswesen: Antibiotika waren damals nicht verfügbar (Behandlung des ersten Patienten erst 1941) und die meisten Krankheiten konnten gar nicht geheilt werden. Ich bin mir sicher: Werden wir im Jahr 2120 auf die Medizin von heute zurückblicken, wird es uns sehr ähnlich gehen. Und ein großer Treiber dieses Fortschritts ist die Digitalisierung.Ihre Chancen sind vielgestaltig und wir stehen gerade erst ganz am Anfang der digitalen Revolution des Gesundheitswesens. Im ersten Schritt sehe ich insbesondere im Bereich der medizinischen Diagnostik sehr großes Potential, vor allem mittels Methoden der Künstlichen Intelligenz (KI). Auf der einen Seite wird es möglich sein, bestehende Prozesse so zu optimieren, sodass sich der Arzt in der großen Datenflut auf die wirklich wichtigen Dinge fokussieren kann (z.B. wieder mehr Zeit mit den PatientInnen zu verbringen). Andererseits birgt KI zusammen mit anderen neuen Technologien (wie z.B. Smart Devices) das große Potential, ganz neue Ansätze der Diagnostik zu erschließen – insbesondere im Bereich chronischer Erkrankungen, in dem über Digitale Biomarker (DBM) und Digitale Therapieansätze (DTx) exzellente medizinische Diagnostik und Versorgung auf einmal jeder/m Patientin/en rund um die Uhr und überall zur Verfügung steht.In der nächsten Ausbaustufe digitaler Lösungen werden wir dazu in der Lage sein, nicht nur populationsbasierte Medizin zu praktizieren (eine Diagnose, eine Therapie), sondern sog. Präzisionsmedizin (viele granulare Sub-Diagnosen, viele darauf zugeschnittene Therapieansätze): Jeder Mensch ist individuell – ihm eine individuelle Diagnostik und maßgeschneiderte Therapie zu ermöglichen, wird ein neues Zeitalter der Medizin einläuten.

Wo konkret siehst Du das größte Marktpotenzial in der digitalen Gesundheit in den kommenden Jahren und wieso?

Aus Systemsicht bedarf die Einführung neuer Technologien viel Zeit und eine gute Strategie. Meiner Meinung nach wird es im Gesundheitswesen nicht wie in anderen Branchen (z.B. Fintech) zu plötzlichen, disruptiven Veränderungen kommen, die innerhalb von ein paar Wochen das gesamte System „umkrempeln”. Dafür ist die Branche zu komplex und es gibt viel zu viele Player mit unterschiedlichen Interessen.Langfristig brauchen wir richtungsweisende Visionen und Konzepte, aber kurzfristig geht es um konkrete Schritte, um nachhaltig ans Ziel zu kommen –  „Quick Wins” können wir erreichen, indem wir sog. “Low-Hanging Fruits” identifizieren, also offensichtliche und prominente Probleme, die mit möglichst wenig Ressourceneinsatz angegangen werden können.Und wir sind aktuell gerade Zeugen eines solchen inkrementellen Wandels: Bereits vor der COVID-19 Pandemie war den meisten das Potential telemedizinischer Angebote klar – doch zum Durchbruch kam es lange nicht. Mit der Krise musste die neue Situation allerdings schnell und konkret adressiert werden. Die Telemedizin hatte bereits passende Antworten parat und ist seither ungebremst auf dem Vormarsch. Die meisten Vorbehalte rückten rasant in den Hintergrund und die Technologie erlebte ihren Durchbruch. Dies ist ein sehr gutes Beispiel, wie Wandel in der Medizin von statten gehen kann: Die Technologien gibt es bereits seit über zehn Jahren. Oftmals scheitert es aber an der Umsetzung und Akzeptanz. Ein gemeinsames und transparentes Verständnis für die Chancen und Risiken neuer technologischen Ansätze zu schaffen, ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für eine erfolgreiche Digitalisierungsstrategie. Wenn dann das Timing gut ist, können wir einen weiteren großen Schritt vorwärts kommen.Weitere offensichtliche Felder neben der Telemedizin sind z.B. Cloud-Technologien oder Künstliche Intelligenz – sie bringen ohne Frage einen riesigen Zugewinn und die Technologien gibt es auch heutzutage schon – aber es gibt oft noch Vorbehalte, z.B. bzgl. Datenschutz und -sicherheit. Dass diese Technologien in zehn Jahren weit verbreitet sein werden, steht meiner Meinung nach außer Frage. Wie so oft im Gesundheitswesen geht es auch hier eher um das “wie“ und “wann“ als um das “ob”.

Was ist Dein konkreter Ratschlag an Gründer und Investoren im Bereich digital health? 

Zwei Wörter: Habt Mut!Das Gesundheitswesen ist eine hochkomplexe Branche mit vielen, auch wirtschaftlichen, Risiken. Gleichzeitig aber sind die Chancen enorm groß. Wir befinden uns in einem „High-Risk-High-Reward”-Feld, d.h. jeder, der Innovation im Gesundheitswesen vorantreibt, muss sich auch der Risiken bewusst sein. Wenn wir allerdings das Risiko nicht annehmen, bleibt die Innovation in Deutschland und Europa auf der Strecke. Wir brauchen für die Digitalisierung des Gesundheitswesens einerseits smarte und mutige GründerInnen und Investoren, andererseits einen innovationsfreundlichen Rahmen: Dazu gehören staatliche Finanzierungsinstrumente, gerade für die Frühphase, sowie konstruktive Regulatorik und Datenschutz mit Augenmaß. Ich denke, wir sind hier insgesamt auf einem sehr guten Weg: zusammen können wir das schaffen, da bin ich mir sicher. Aber wir müssen uns auch trauen!

Welche drei Events sind absolute MUSTs im Bereich Digital Health, würdest Du also dringend empfehlen? 

Digital Health Summit in München
DMEA in Berlin
EIT Health Annual Symposium in München

Empfohlene Webpages / Foren / Plattformen / Meetups / Newsletter?

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