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Laura Korcik
im Interview

Ich bin Laura Korcik, CEO & Co-Founder von Vila Health. Mit dem Bereich Digital Health bin ich durch meine vorherige Tätigkeit bei einer internationalen Strategieberatung in Berührung gekommen. Ich habe dort Unternehmen in der Gesundheitsbranche beraten und war beeindruckt vom Innovationspotential und den neuen Möglichkeiten, die Versorgung zu verbessern.

Zugleich hat mich aber gestört, dass zwar oft von Patient-Centricity die Rede war, dies in der Realität dann aber doch kaum umgesetzt wurde. Und Patient-Centricity heißt für mich im Endeffekt nichts anderes als Human-Centricity. Man muss Produkte konzipieren und entwickeln, die den Menschen klar in den Mittelpunkt stellen – sonst wird es nicht genutzt.

Bei Vila Health haben wir gemeinsam mit Patienten ein innovatives Digital Therapeutic (DTx) zur Prävention von psychischen Komorbiditäten bei Menschen mit körperlichen chronischen Erkrankungen entwickelt. Ein Riesenproblem, das leider nur unzureichend bzw. reaktiv adressiert wird.

Was ist Dein USP, Dein Alleinstellungsmerkmal? Was exakt findet in Deinem Alltag schon alles digital statt? Wo schafft die Digitalisierung damit einen Mehrwert?

Wir möchten Menschen mit einer chronischen Erkrankung von Anfang an auf ihrem Weg begleiten – im Idealfall ab der Diagnose. Und das mit einer innovativen, natürlichen und spielerischen Art der Interaktion, die Spaß macht und gleichzeitig den vielseitigen Herausforderungen im Leben mit einer lebenslangen körperlichen Krankheit gerecht wird. Vila führt durch interaktive digitale Unterhaltungen, die Schritt für Schritt den Weg zu einem psychisch gesunden Leben, trotz chronischer Erkrankung aufzeigen und wichtige Unterstützung in schwierigen Phasen bieten.

Digitale Lösungen schaffen es hier den Patienten schon früh auf seiner Patient Journey zu erreichen, nämlich dort wo zwar eine Grunderkrankung festgestellt ist, aber eine zusätzliche psychische Erkrankung noch verhindert werden kann. Dies wäre ohne digitale Hilfe nicht realisier und leistbar und würde im Prinzip präventive Psychotherapiestunden für jeden chronisch Erkrankten bedeuten.

Wo siehst Du die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso? 

Ich sehe das größte Potential zum einen in Lösungen, die digital auch tatsächlich Sinn machen, weil sie die bestehende Versorgung verbessern oder Lücken schließen. Klingt erstmal banal, aber nicht alle potentiell technisch möglichen Lösungsansätze schaffen, aus meiner Sicht, für den Menschen und seine immer noch biologische Gesundheit digital unbedingt einen Mehrwert. Zum anderen Lösungen, die einen ganz klar erkennbaren Wert für den Endnutzer schaffen und andere Stakeholder sinnvoll bzw. ohne zusätzliche Belastung einbeziehen. Lösungen, die zwar einen Nutzen für Patienten stiften, aber gleichzeitig z.B. die Abläufe in Arztpraxen eher verkomplizieren, werden es wohl schwer haben.

Wo konkret siehst Du das größte Marktpotenzial in der digitalen Gesundheit in den kommenden Jahren und wieso?

Die letzten Monate um COVID-19 haben gezeigt, ich sehe hier Telemedizin und andere digitale Lösungen, die Möglichkeiten bieten, Patienten eine bessere, praktischere, effizientere oder weitreichendere Versorgung zukommen zu lassen vorne. Außerdem verschiedene spannende Ansätze im Bereich der Diagnostik, vor allem getrieben durch KI.

Was ist Dein konkreter Ratschlag an Gründer und Investoren im Bereich digital health? 

An Gründer: Immer die Perspektive des Patienten bzw. Endnutzers im Auge behalten und diese auch später nicht verlieren. Außerdem ist es gut Durchhaltevermögen mitzubringen – vieles dauert länger als man denkt.

An Investoren: Falls man in dem Bereich Digital Health bis jetzt noch eher weniger aktiv war – eine grundlegende Kenntnis über den Gesundheitsmarkt ist sicherlich sinnvoll bzw. ein Muss. Zum einen, um Chancen für sich gut einzuschätzen zu können, zum anderen aber auch, um Startups zu zeigen, dass man auch ein geeigneter Partner ist bzw. sein könnte.

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Interviews

Martin Camphausen
im Interview

Wer bist Du und wie beschreibst Du Deinen Drive im Bereich digitaler Medizin, Deine Rolle?
Ich bin Martin Camphausen, Leiter Marketing und Employer Branding beim Klinikverbund Südwest. Am Ende bin ich also nicht für die digitale Medizin zuständig, aber dafür, dass wir Mediziner rekrutieren und binden, die das können. Außerdem Patienten vermehrt digital für uns gewinnen bzw. digital anleiten, wie man sich in einem großen Krankenhaus zurechtfindet und dann nahtlos in die
Anschlussbehandlung übergeht. Von letzteren Punkten sind wir im Verbund noch entfernt.

Was ist Dein USP, Dein Alleinstellungsmerkmal? Was exakt findet in Deinem Alltag schon alles digital statt? Wo schafft die Digitalisierung damit einen Mehrwert?

Mein USP ist ganz klar, dass ich HR-seitig was von Employer Branding, Personalmarketing und Recruiting und gleichzeitig was von Kommunikationsmanagement und Marketing verstehe. Die
Kombination gibt es nicht oft – und das, obwohl man ständig Sätze wie „dem Fachkräftemangel begegnen“ hört. In diesem Bereich findet noch viel zu wenig digital statt und die Budgets sind zu knapp bemessen. Aber wir sind gerade dabei, unser Recruiting auf Performance Marketing zu switchen. Und wir haben angefangen, unser Onboarding zu digitalisieren. Recruiting lief schon vorher in Teilen remote ab, nun aber noch mehr. Und im Personalmarketing gehen wir sehr auf Digital out of Home (DooH) und In-App-Werbung. All das schafft Mehrwerte in der spitzen Zielgruppenansprache und der Erreichung unserer Ziele. Gleichzeitig ist das alles leichter und im Idealfall live messbar. Ich weiß also immer, wo ich stehe.

Wo siehst Du die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso?

Ich finde vier Felder als zentral an: Als erstes eine den Namen verdienende elektronische Patientenakte (ePA), denn sie wird in Deutschland eine Telematikinfrastruktur bringen, auf die vieles
andere aufbauen wird. Gleichzeitig gibt sie den Patienten die nötige Übersicht und Kontrolle über die im Gesundheitswesen üblichen Prozesse. Zum anderen die Forcierung der Telemedizin, damit
insbesondere ländliche Regionen nicht weiter abgehängt werden. Und schließlich Big Data zu Smart Data machen, denn wir sitzen auf einem teils riesigen Datenschatz und brüsten uns damit, nutzen ihn
aber nicht. Nur smarte Daten sind gute Daten.

Wo konkret siehst Du das größte Marktpotenzial in der digitalen Gesundheit in den kommenden Jahren und wieso?

Um ehrlich zu sein sehe ich das in all den Feldern, die ich davor genannt habe. Denn sowohl in E- Health als auch Digital Health als auch mHealth geht enormes Wachstum. Denn in all den Feldern
hängen wir Deutschen massiv hinterher. Auf der anderen Seite könnten wir beispielsweise durch Künstliche Intelligenz (KI) viele Milliarden sparen. Die Seite der Medaille sollten wir nicht außer acht
lassen.

Was ist Dein konkreter Ratschlag an Gründer und Investoren im Bereich digital health?

Da ich kein Gründer bin, tue ich mich schwer mit Ratschlägen an Gründer, außer: Macht weiter, haltet durch, wir brauchen euch! Mein Wunsch an Investoren ist: Haut richtig in die Tasten, wir haben so viel
Luft, dass sich im Zweifel wie gesagt überall Investitionen lohnen.

Welche drei Events sind absolute MUSTs im Bereich Digital Health, würdest Du also dringend empfehlen?

Zukunftsmedizin
DMEA/DMEA sparks
Videokonferenzen/direkter Austausch mit Experten zu Coronazeiten (besseren Austausch kann man kaum bekommen.