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Ein „Online-Dinosaurier“ in der Gesundheits-Welt | Susann Weber im Interview

Ein „Online-Dinosaurier“ in der Gesundheits-Welt.  

Seit 2008 bringe ich die Welten Online und Gesundheit aktiv einander näher. Begonnen hat  alles mit einem Praktikum bei der WHO, bei dem ich ein Content Management System – damals der  neuste Schrei, aber noch sehr weit weg von Deutschland – mit Inhalten füttern dufte.  

Danach hat mich Online nie wieder losgelassen und so habe ich erst auf Agenturseite unzählige  Websites samt diverser Multi-Channel Kampagnen im Pharma- und Klinik-Bereich an den Start  gebracht und später folgte dann der Sprung zu Bristol Myers Squibb.  

Hier bin ich meiner Liebe zu Websites treu geblieben. Nach dem erfolgreichen Start der www.pflege onkologie.de, eine der ersten onkologischen Plattformen für medizinisches Fachpersonal, betreue ich  nun das Pendant für die Ärzte – die www.bms-onkologie.de.  

Gemeinsam mit meinen Kollegen suche ich für jede Information den passenden Kanal, um primär Health Care Professionals optimal mit Informationen zu versorgen. Dafür analysiere ich die  Performance von Kanälen & Plattformen und gebe Hilfestellung bei der optischen Aufbereitung von  Inhalten, damit jedes Online-Format bestmöglich genutzt werden kann. 

Und warum das Ganze?  

Neue Behandlungskonzepte müssen immer erklärt und in den wissenschaftlichen Kontext  eingeordnet werden. Wir sehen es daher auch als unser Selbstverständnis an, alle relevanten  Informationen, die insbesondere mit einer neuen Therapie verknüpft sind, leicht auffindbar  anzubieten.  

Was ist Ihr Alleinstellungsmerkmal? Was exakt findet in Ihrem Alltag schon alles  digital statt? Wo schafft die Digitalisierung damit einen Mehrwert? 

Mein Antrieb ist die klare Transparenz und Strukturierung im Online Bereich mit Hilfe von digitalen  Tools. Meines Erachtens schafft digitales Arbeiten immer dann einen Mehrwert, wenn Prozesse und  Strukturen vereinfacht bzw. verkürzt werden können. Für jeden Kanal und Zielgruppe kann der Inhalt  perfekt zugeschnitten werden, so dass er gut und schnell „konsumiert“ werden kann.  

Dies trifft meines Erachtens für alle Belange des Lebens zu. Wenn technische Tools, z.B. anhand einer App, mein Leben vereinfachen können, werde ich diese Anwendung in mein Leben integrieren.  Informationswüsten auf unstrukturierten Plattformen treten mehr und mehr in den Hintergrund und  werden von gut strukturierten, leicht bedienbaren Systemen ersetzt. Menschen haben nicht mehr  die Zeit und Geduld, sich minutenlang durch Websites zu wühlen. Besonders das Smartphone hat  diesen Trend wesentlich vorangetrieben und für eine Neustrukturierung des Internets gesorgt.  

Dabei nutze ich das Smartphone und meine Watch für alle Belange meines Lebens. Mittlerweile wäre  es wahrscheinlich einfacher, die Aktivitäten meines Lebens aufzuzählen, die komplett ohne Smart 

Device stattfinden. Genaue diese Unterstützung können und sollten wir uns auch im  Gesundheitswesen noch viel stärker zu Nutze machen.  

Wo sehen Sie die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der  Gesundheit? Wieso? 

In der Vergangenheit lag die Hauptaufgabe darin, Techniken zu entwickeln sowie  Informationen/Daten zu sammeln und zu speichern. Über diesen Punkt sind wir längst hinaus.  Mittlerweile gibt es Algorithmen, KI und Tools, die uns in kürzester Zeit neue Erkenntnisse liefern.  Das Wissen wächst in Rekordzeit. Dies bringt in meinen Augen zwei große Herausforderungen. 

Wie kann Wissen optimal gefiltert 

… und gleichzeitig vernetzt werden?  

Es braucht also Tools, die dieses Wissen sortieren und gleichzeitig neu verknüpfen.  

Allerdings sind unterschiedliche Datenbanken auch unterschiedlich strukturiert. Bezeichnungen und  Strukturen müssen überarbeitet werden. Hinzu kommt die Herausforderung des Datenschutzes sowie weitere regulatorische und rechtliche Rahmenbedingungen. Gerade letzteres hat schon das ein  oder andere Projekt scheitern lassen.  

Für mich ist es daher die größte Innovation, die digital aktuell anzubieten hat:  

Die Wissensgenerierung in Rekordzeit durch das Zusammenschließen von bereits gesammelten  Daten auf der einen sowie Filterung und Sortierung dieses neuen Wissens auf der anderen Seite. Nur  im Zusammenspiel können neue Erkenntnisse ans Licht gebracht werden. Auf diese Weise können  ganz neue Wege in der Entwicklung neuer Therapien gegangen werden.  

Wo konkret sehen Sie das größte Marktpotenzial in der digitalen Gesundheit in den  kommenden Jahren und wieso? 

Smart Devices sehe ich hier weit vorn. Durch die Darstellung gesundheitlicher Parameter im privaten  Bereich, eröffnen sich beispielweise Möglichkeiten für individuelle Präventionsmaßnahmen , die  nicht nur dazu beitragen, mehr auf sich zu achten, sondern sogar Menschenleben retten können.  

Darüber hinaus können ganze Arbeitsweisen im Gesundheitssystem neu definiert und vereinfacht  werden. Eine Pflegekraft muss zum Beispiel nicht mehr frühmorgens bei 40 Patienten auf ihrer  Station den Blutdruck und Puls messen – diese Informationen können komplett digital erfasst werden. Auch lange Dokumentationsarbeit kann dadurch wegfallen. Auf diese Weise kann die  gewonnene Zeit wieder für und mit den Patienten genutzt werden. Dieses Beispiel lässt sich r auf  viele Gesundheitsbereiche übertragen und eröffnet in meinen Augen unendliche neue  Möglichkeiten

Was ist Ihr konkreter Ratschlag an Gründer und Investoren im Bereich digital health?

Für mich sind hier zwei Punkte entscheidend, die beide erfüllt sein müssen.  

1. Bringt es dem Nutzer in seinem Alltag eine Erleichterung?  

2. Ist die Oberfläche/Nutzung so einfach, dass es intuitiv bedient werden kann?  

Auch wenn die erste Frage trivial klingt, aber häufig scheitern gute Apps daran, dass zu viele Ideen  integriert werden und somit das Hauptziel aus dem Blick verloren wird.  

Um daher beide Fragen optimal beantworten zu können, bietet sich immer eine enge  Zusammenarbeit mit Betroffenen an. Nichts geht über direktes Feedback von Beginn an.  

Wenn eine App leicht bedienbar ist und dabei noch wertvolle Zeit spart, indem Prozesse verkürzt  werden können, kann sie leicht ins Leben integriert werden.  

Welche drei Events sind absolute MUSTs im Bereich Digital Health, würden Sie also  dringend empfehlen? 

• Digital Health Summit München 

• Internationale Medizinische Fachkongresse, wie z.B. der ASCO oder EHA haben gezeigt, dass auch  diese Kongresse digital einen Mehrwert bieten 

• Aber auch nationale Kongresse, zum Beispiel Deutscher Krebskongress, drehen sich immer stärker um Fragestellungen rund um die Digitalisierung im Gesundheitswesen  

Empfohlene Webpages / Foren / Plattformen / Meetups / Newsletter? 

• https://www.eyequant.com/ 

https://www.sistrix.de/ 

• LinkedIn Gruppe: Digital Pharma  

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Uwe Grof
im Interview

Wer sind Sie und wie beschreiben Sie Ihren Drive im Bereich digitaler Medizin, Ihre Rolle?

Mein Name ist Uwe Grof, ich bin gelernter Industriekaufmann und seit vielen Jahren im Bereich Projektmanagement tätig. Mein Herzensprojekt besteht darin, den Mehrwert und die Einsatzmöglichkeiten von KI und Digitalisierung mithilfe eines Robotersystems im Gesundheitswesen zu identifizieren und in der Praxis auch zeitnah umzusetzen. Dieses Projekt habe ich schon mit vielen Entscheidern aus der Politik, Wirtschaft und Industrie diskutiert und mehrfach Zuspruch erhalten. In meiner Rolle als Projektmanager ist es mir wichtig, ein System zu entwickeln, welches in der Umsetzung bezahlbar und in verschiedenen Bereichen einsetzbar ist.   

Was ist Ihr Alleinstellungsmerkmal? Was exakt findet in Ihrem Alltag schon alles digital statt? Wo schafft die Digitalisierung damit einen Mehrwert?

Ich befinde mich in der Entwicklung eines Avatar Roboters, der zukünftig Pflegekräfte in Heimen und Krankenhäusern entlasten, Ärzte partizipieren und Prozesse optimieren kann. Der Avatar Roboter ermöglicht u.a. eine digitale Dokumentenverwaltung, ortsunabhängige Visiten sowie unterhaltende, bzw. stressreduzierende Funktionalitäten (Sport- und Meditationsprogramme), welche vom Personal während der Pausenzeiten genutzt werden können.

Wo sehen Sie die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso? 

Diverse Prozessschritte- und Abläufe können mithilfe KI und digitaler Anwendungen vereinfacht und beschleunigt werden. Das bedeutet nicht, den Arbeitsplatz durch einen Roboter wegzurationalisieren – ethische Grundsätze werden dabei berücksichtigt, denn unterstützen bedeutet entlasten und nicht abnehmen. Und Gewinn muss man sich im Klaren sein, dass gerade die Pflege ein Berufszweig ist, wo diese Entlastung von Personal dringend notwendig ist.

Wo konkret sehen Sie das größte Marktpotenzial in der digitalen Gesundheit in den kommenden Jahren und wieso?

Immer weniger Menschen wollen als Pflegekräfte im Gesundheitsbereich tätig sein. Leider sind und werden die Konditionen immer unattraktiver, denn umso weniger Pflegekräfte es gibt desto mehr haben die noch übrig gebliebenen Pflegekräfte mit Zeitmangel und Stress am Arbeitsplatz zu kämpfen. Hinzukommt eine zu geringe Bezahlung, hohe Qualitätsansprüche sowie Schicht-, Sonn- und Feiertagsarbeiten. Digitalisierung schafft hier Entlastung bei den immer höheren Anforderung an die Mitarbeiter im Gesundheitsbereich.

Was ist Ihr konkreter Ratschlag an Gründer und Investoren im Bereich digital health? 

Es handelt sich klar um einen Wachstumsmarkt. Da genügt ein Blick auf die demographische Entwicklung – die Menschen werden immer älter. Und weil das Risiko vieler Krankheiten mit dem Alter zunimmt, gibt es auch mehr Bedarf an Mitarbeitern im Gesundheitssektor. 

Welche drei Events sind absolute MUSTs im Bereich Digital Health, würden Sie also dringend empfehlen? 

  • Digital X 
  • BMBF Digitale Zukunft 
  • Gemeinsam Digital 

Empfohlene Webpages / Foren / Plattformen / Meetups / Newsletter?

  • forum-digitalisierung.de 
  • forumbd.de 
  • forumdigitalermittelstand.de 
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Ludwig Klitzsch
im Interview

Wer bist Du und wie beschreibst Du Deinen Drive im Bereich digitaler Medizin, Deine Rolle?

Ich bin ein Spieler aus der sogenannten analogen Welt. Teil unserer Klinikgruppe ist die erste Psychosomatik Bayerns und das größte psychotherapeutische Ausbildungsinstitut in Deutschland. Wir waren Pioniere, als diese Themen aufkamen und haben weiterhin einen gestaltenden Anspruch im Gesundheitswesen. Als Familienunternehmer denke ich dabei immer an den Erhalt des Unternehmens für die nächste Generation. Gerade im Bereich der psychischen Gesundheit heißt das aktuell, sich radikal der Digitalisierung der Medizin zuzuwenden.

Was ist Dein USP, Dein Alleinstellungsmerkmal? Was exakt findet in Deinem Alltag schon alles digital statt? Wo schafft die Digitalisierung damit einen Mehrwert?

Seit Corona trifft man mich persönlich eigentlich fast nur noch per Videocall. Bin ich damit digital genug.

Wo siehst Du die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso? 

Das größte Potential liegt in dieser ersten Phase der Digitalisierung darin, die Leistungserbringer effektiver zu machen. Viele reden jetzt schon davon Ärzte und Therapeuten zu ersetzen. Das halte ich für verfrüht, weil Patienten das in der Breite nicht wollen. Wichtig ist auch, dass in unserem System immer nur das funktioniert, was auch vergütet wird. Das wird zu häufig vergessen. Jetzt ist endlich die Stunde der „simplen“ Videosprechstunde in der ambulanten Medizin gekommen und die „App auf Rezept“ bietet uns eine Riesenchance weltweit ein digitaler Vorreiter zu werden. Ich kenne keine Gesundheitssystem einer Industrienation, in der so ein einfacher und klarer Weg zur garantierten Vergütung von Digitalen Anwendungen für knapp über 70 Mio. Versicherte durch ein solventes Versicherungssystem besteht. Das ist eine Sensation, wenn man genauer darüber nachdenkt. Und das Schöne ist, dass es als wettbewerbsorientiertes System angelegt ist ohne Staatsdirigismus, wie z.B. in Großbritannien. Mit der elektronischen Patientenakte wird aktuell auch endlich die „digitale Unterlage“ geschaffen, um die Digitalen Anwendungen mit dem bestehenden System zu verzahnen.

Wo konkret siehst Du das größte Marktpotenzial in der digitalen Gesundheit in den kommenden Jahren und wieso?

In Deutschland können wir über digitale Wege die Bevölkerung auf dem Land besser erreichen. Wenn das gelingt, tut sich ein Riesenmarkt auf. Beispielsweise sind heute 80% der psychischen Erkrankungen in Deutschland unbehandelt. Das liegt zu einem Gutteil an der fehlenden Behandlungsmöglichkeit. Wenn wir in die nächsten Phasen der Digitalisierung eintreten, werden möglicherweise auch Systeme, die Therapeuten und Ärzte ersetzen, eine größere Rolle spielen. Auf jeden Fall erleben wir gerade einen gewaltigen Umbruch im Markt für Praxis- und Klinikinformationssysteme. Endlich muss man sagen. Zwei wesentliche KIS-Anbieter haben gerade den Besitzer gewechselt. Das hat seinen Grund in der notwendigen Umstellung auf SaaS-Strukturen und den damit verbundenen hohen Investitionsaufwand. Die anstehende Erneuerung der KIS-Systeme ist ein sehr wichtiger Baustein für die Digitalisierung unserer Krankenhäuser und bietet neben der jetzt endlich kommenden elektronischen Patientenakte großes Potential für die Programmierer ergänzender Anwendungen für die Optimierung der Behandlung. .

Was ist Dein konkreter Ratschlag an Gründer und Investoren im Bereich digital health? 

Die Atmosphäre im Markt ist wie zu dotcom-Zeiten. Toll für Gründer und riskant für Investoren. Investoren sollten sich immer die Frage stellen, ob die etablierten Player nicht irgendwann selber den Programmieraufwand selber betreiben, der viele Geschäftsmodelle von heutigen Start-ups ausmacht.

Welche drei Events sind absolute MUSTs im Bereich Digital Health, würdest Du also dringend empfehlen? 

eHealth-Day Hamburg
Forum Digitale Gesundheit
FutureHealth Basel
DMEA

Empfohlene Webpages / Foren / Plattformen / Meetups / Newsletter?

www.e-health-com.eu
www.coliquio-insights.de
https://hih-2025.de/

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Henning Koch
im Interview

Wer bist Du und wie beschreibst Du Deinen Drive im Bereich digitaler Medizin, Deine Rolle?

Ich bin Henning, arbeite bei der Deutsche Telekom Healthcare Solutions im Bereich Emerging Business and Strategy und bin für das Neugeschäft also New Business zuständig. Ich bin Überzeugungstäter, habe mich bereits im Public Health Studium auf Versorgungsforschung und im speziellen auf neue Versorgungsformen spezialisiert. Etwas naiv dachte ich damals (Digital Health hieß noch Telemedizin) das ist ein no-brainer, das wird sich durchsetzen. Die Studienlage im Bereich Herzinsuffizienz war zwar noch etwas zwiegespalten aber mit leichter Tendenz in Richtung pro digitaler Medizin. Also blieb ich am Ball. Habe mich dann einige Jahre im Digital Health Kosmos in Berlin bewegt und Startups dabei geholfen sich im Gesundheits-Dschungel durchzuschlagen und auch öffentliche Gelder, also Fördermittel,  verteilt. Danach war ich selber für ein Startup aktiv und habe Augmented Reality Datenbrillen im Gesundheitswesen vertrieben. Wie Du Dir vielleicht vorstellen kannst, eine ziemliche Herausforderung, wenn man sich den Digitalisierungsgrad im Gesundheitssystem anschaut. Trotzdem sehr zukunftsweisend.

Was ist Dein USP, Dein Alleinstellungsmerkmal? Was exakt findet in Deinem Alltag schon alles digital statt? Wo schafft die Digitalisierung damit einen Mehrwert?

Ich glaube ich bringe ein ganz gutes Gesamtpaket mit um mich im Bereich Digital Health bewegen zu können. Durch das Public Health Studium habe ich ein fundiertes Verständnis vom Gesundheitssystem und kenne auch die Befindlichkeiten der einzelnen Akteure. Ich habe mir über die Jahre ein gutes Netzwerk aufgebaut, das Gold wert ist. Außerdem versuche ich mir die hands-on-Mentalität und Agilität aus der Startupwelt zu bewahren und denke unternehmerisch.

In meinem Alltag findet vor allem die Kommunikation digital statt. Die asynchrone Kommunikation über Messenger ist schon sehr hilfreich. Einige Lampen und auch der Staubsaugerroboter werden per Sprache oder App gesteuert. Mein tägliches Fitnessprogramm wird digital unterstützt und auch meine Smartwatch sammelt ein paar Daten über mich. Die Schlagzahl an Video-Telkos hat sich durch die Corona-Pandemie noch einmal deutlich gesteigert. Beruflich wie auch privat. Und es funktioniert ganz gut. Das Smartphone erwähne ich erst gar nicht. Ein Leben ohne ist kaum mehr vorstellbar.

Wo siehst Du die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso? 

Auch wenn es sehr nach Buzzword klingt. Ich glaube tatsächlich, dass die Künstliche Intelligenz noch ein paar Überraschungen bereit hält. Sei es bei der Detektionen von Krankheiten bei bildgebenden Verfahren als auch bei der Entwicklung von neuen Medikamenten und Therapien. In den Daten schlummert noch ein großen Potenzial. Smart Data muss natürlich noch gut trainiert werden aber wie heißt es so schön: „Der Gerät wird niemals müde“. Große Stücke halte ich auch auf Decision Support Systemen. Computer können ihr Wissen up-to-date halten und somit den praktizierenden Arzt bei den Entscheidungen unterstützen.

Aber ganz generell sehe ich das größte Potential in der Digitalisierung der Gesundheit bei Prozessen die das Personal entlasten und Prozesse automatisieren. Es ist jedoch zu bedenken, dass wenn ein Prozess analog schlecht ist, er auch nicht von der Digitalisierung gerettet werden kann. Digitalisierung soll auch nicht mit der Brechstange durchgedrückt werden, die Leute müssen immer mitgenommen werden. Das Mindset verändert sich zwar aber es braucht noch ein wenig Zeit.

Wo konkret siehst Du das größte Marktpotenzial in der digitalen Gesundheit in den kommenden Jahren und wieso?

 In den oben bereits angesprochenen Themen. Es wird weiterhin um Effizienzsteigerungen und einer besseren Ressourcenallokation gehen. Des Weiteren findet ein shift von Lizenzmodellen und Einmalinvestitionen zu flexiblen Abo-Modellen und value-based-pricing gehen. Outcome basierte Bezahlmodelle und risk-sharing werden in Zukunft zunehmen. Das ist eine der fairsten Modelle, lebt allerdings auch von einer hohen Transparenz und von vorher fest definierten KPIs.

Gespannt bin ich auch wie es mit den Digitalen Gesundheitsanwendungen anläuft. Der eingeschlagenen Weg orientiert sich ja bekannterweise am AMNOG-Verfahren aber die Analogie zum Pharma-Bereich muss sich in der Praxis als tauglich erweisen. Ich glaube, die Unternehmen mit einem hohen Markting-Budget und mit guten „DiGA-Referenten“ werden erfolgreich sein. Ob es die ein oder andere „Blockbuster-DiGA“ gibt wird sich noch herausstellen.

Was ich mir gut vorstellen kann ist, dass remote care mit Vitaldatenerfassung und ggf. Point-of-care-testing erfolgreich sein kann. Das ist die ideale Ergänzung zur Videosprechstunde und deckt ein großes Spektrum an Untersuchungsmöglichkeiten ab.

Was ist Dein konkreter Ratschlag an Gründer und Investoren im Bereich digital health? 

An Gründer: Konzentriert euch auf ein wirkliches Problem, redet früh, offen und viel über die Idee und habt keine Angst, dass die Idee geklaut wird. Habt ein komplementäres Gründer-Team und arbeitet früh im Co-Creation-Modus mit den Problem-Adressaten. Fokussiert euch, step by step. Oft ist weniger mehr. Knüpft Kontakte und habt einen langen Atem.

An Investoren: Seid mutig, öffnet euer Netzwerk und scheut nicht den Wettbewerb. Haltet das Portemonnaie griffbereit, die nächste Finanzierungsrunde kommt schneller als ihr denkt und investiert gerne auch einmal „real money“.  

Welche drei Events sind absolute MUSTs im Bereich Digital Health, würdest Du also dringend empfehlen? 

Ich bin großer Fan des hih und deren Veranstaltungsreihen.

Ich habe in den letzten Jahren an einigen Healthcare Hackathon teilgenommen. Das ist auch jedes Mal spannend.

Viele kleine, sehr fokussierte Events sind oftmals Gold wert.

In meiner Berliner Zeit waren Bayer’s Grants4Apps-Events immer must go tos.