Ein „Online-Dinosaurier“ in der Gesundheits-Welt.
Seit 2008 bringe ich die Welten Online und Gesundheit aktiv einander näher. Begonnen hat alles mit einem Praktikum bei der WHO, bei dem ich ein Content Management System – damals der neuste Schrei, aber noch sehr weit weg von Deutschland – mit Inhalten füttern dufte.
Danach hat mich Online nie wieder losgelassen und so habe ich erst auf Agenturseite unzählige Websites samt diverser Multi-Channel Kampagnen im Pharma- und Klinik-Bereich an den Start gebracht und später folgte dann der Sprung zu Bristol Myers Squibb.
Hier bin ich meiner Liebe zu Websites treu geblieben. Nach dem erfolgreichen Start der www.pflege onkologie.de, eine der ersten onkologischen Plattformen für medizinisches Fachpersonal, betreue ich nun das Pendant für die Ärzte – die www.bms-onkologie.de.
Gemeinsam mit meinen Kollegen suche ich für jede Information den passenden Kanal, um primär Health Care Professionals optimal mit Informationen zu versorgen. Dafür analysiere ich die Performance von Kanälen & Plattformen und gebe Hilfestellung bei der optischen Aufbereitung von Inhalten, damit jedes Online-Format bestmöglich genutzt werden kann.
Und warum das Ganze?
Neue Behandlungskonzepte müssen immer erklärt und in den wissenschaftlichen Kontext eingeordnet werden. Wir sehen es daher auch als unser Selbstverständnis an, alle relevanten Informationen, die insbesondere mit einer neuen Therapie verknüpft sind, leicht auffindbar anzubieten.
Was ist Ihr Alleinstellungsmerkmal? Was exakt findet in Ihrem Alltag schon alles digital statt? Wo schafft die Digitalisierung damit einen Mehrwert?
Mein Antrieb ist die klare Transparenz und Strukturierung im Online Bereich mit Hilfe von digitalen Tools. Meines Erachtens schafft digitales Arbeiten immer dann einen Mehrwert, wenn Prozesse und Strukturen vereinfacht bzw. verkürzt werden können. Für jeden Kanal und Zielgruppe kann der Inhalt perfekt zugeschnitten werden, so dass er gut und schnell „konsumiert“ werden kann.
Dies trifft meines Erachtens für alle Belange des Lebens zu. Wenn technische Tools, z.B. anhand einer App, mein Leben vereinfachen können, werde ich diese Anwendung in mein Leben integrieren. Informationswüsten auf unstrukturierten Plattformen treten mehr und mehr in den Hintergrund und werden von gut strukturierten, leicht bedienbaren Systemen ersetzt. Menschen haben nicht mehr die Zeit und Geduld, sich minutenlang durch Websites zu wühlen. Besonders das Smartphone hat diesen Trend wesentlich vorangetrieben und für eine Neustrukturierung des Internets gesorgt.
Dabei nutze ich das Smartphone und meine Watch für alle Belange meines Lebens. Mittlerweile wäre es wahrscheinlich einfacher, die Aktivitäten meines Lebens aufzuzählen, die komplett ohne Smart
Device stattfinden. Genaue diese Unterstützung können und sollten wir uns auch im Gesundheitswesen noch viel stärker zu Nutze machen.
Wo sehen Sie die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso?
In der Vergangenheit lag die Hauptaufgabe darin, Techniken zu entwickeln sowie Informationen/Daten zu sammeln und zu speichern. Über diesen Punkt sind wir längst hinaus. Mittlerweile gibt es Algorithmen, KI und Tools, die uns in kürzester Zeit neue Erkenntnisse liefern. Das Wissen wächst in Rekordzeit. Dies bringt in meinen Augen zwei große Herausforderungen.
• Wie kann Wissen optimal gefiltert
• … und gleichzeitig vernetzt werden?
Es braucht also Tools, die dieses Wissen sortieren und gleichzeitig neu verknüpfen.
Allerdings sind unterschiedliche Datenbanken auch unterschiedlich strukturiert. Bezeichnungen und Strukturen müssen überarbeitet werden. Hinzu kommt die Herausforderung des Datenschutzes sowie weitere regulatorische und rechtliche Rahmenbedingungen. Gerade letzteres hat schon das ein oder andere Projekt scheitern lassen.
Für mich ist es daher die größte Innovation, die digital aktuell anzubieten hat:
Die Wissensgenerierung in Rekordzeit durch das Zusammenschließen von bereits gesammelten Daten auf der einen sowie Filterung und Sortierung dieses neuen Wissens auf der anderen Seite. Nur im Zusammenspiel können neue Erkenntnisse ans Licht gebracht werden. Auf diese Weise können ganz neue Wege in der Entwicklung neuer Therapien gegangen werden.
Wo konkret sehen Sie das größte Marktpotenzial in der digitalen Gesundheit in den kommenden Jahren und wieso?
Smart Devices sehe ich hier weit vorn. Durch die Darstellung gesundheitlicher Parameter im privaten Bereich, eröffnen sich beispielweise Möglichkeiten für individuelle Präventionsmaßnahmen , die nicht nur dazu beitragen, mehr auf sich zu achten, sondern sogar Menschenleben retten können.
Darüber hinaus können ganze Arbeitsweisen im Gesundheitssystem neu definiert und vereinfacht werden. Eine Pflegekraft muss zum Beispiel nicht mehr frühmorgens bei 40 Patienten auf ihrer Station den Blutdruck und Puls messen – diese Informationen können komplett digital erfasst werden. Auch lange Dokumentationsarbeit kann dadurch wegfallen. Auf diese Weise kann die gewonnene Zeit wieder für und mit den Patienten genutzt werden. Dieses Beispiel lässt sich r auf viele Gesundheitsbereiche übertragen und eröffnet in meinen Augen unendliche neue Möglichkeiten.
Was ist Ihr konkreter Ratschlag an Gründer und Investoren im Bereich digital health?
Für mich sind hier zwei Punkte entscheidend, die beide erfüllt sein müssen.
1. Bringt es dem Nutzer in seinem Alltag eine Erleichterung?
2. Ist die Oberfläche/Nutzung so einfach, dass es intuitiv bedient werden kann?
Auch wenn die erste Frage trivial klingt, aber häufig scheitern gute Apps daran, dass zu viele Ideen integriert werden und somit das Hauptziel aus dem Blick verloren wird.
Um daher beide Fragen optimal beantworten zu können, bietet sich immer eine enge Zusammenarbeit mit Betroffenen an. Nichts geht über direktes Feedback von Beginn an.
Wenn eine App leicht bedienbar ist und dabei noch wertvolle Zeit spart, indem Prozesse verkürzt werden können, kann sie leicht ins Leben integriert werden.
Welche drei Events sind absolute MUSTs im Bereich Digital Health, würden Sie also dringend empfehlen?
• Digital Health Summit München
• Internationale Medizinische Fachkongresse, wie z.B. der ASCO oder EHA haben gezeigt, dass auch diese Kongresse digital einen Mehrwert bieten
• Aber auch nationale Kongresse, zum Beispiel Deutscher Krebskongress, drehen sich immer stärker um Fragestellungen rund um die Digitalisierung im Gesundheitswesen
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