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Dr. Georg S. Müzenrieder
im Interview

Wer sind Sie und wie beschreiben Sie Ihren Drive im Bereich digitaler Medizin, Ihre Rolle?

  Die Digitalisierung im Gesundheitswesen beschäftigt unterschiedlichste Akteuren auf unterschiedlichsten Ebenen (verschiedene Akteure der Selbstverwaltung, Politik und Verwaltung auf EU-, Landes- und Bundesebene). Ich leite im Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege das Referat Wissenstransfer und Zukunftsfragen (und Digitalisierung) in Gesundheit und Pflege. Das betrifft einerseits die strategische Ausrichtung in diesem Bereich, andererseits die konkrete Umsetzung einzelner Ansätze in Projekten. Genau diese Bandbreite von der abstrakten Ausrichtung bis hin zur konkreten Umsetzung ist eine besondere Herausforderung meiner Tätigkeit, eröffnet aber gleichzeitig spannende Chancen der Gestaltung.  

Was ist Ihr Alleinstellungsmerkmal? Was exakt findet in Ihrem Alltag schon alles digital statt? Wo schafft die Digitalisierung damit einen Mehrwert?

Die Vernetzung sowie der Austausch der Länderverwaltungen und die Kontakte auf Bundesebene sind aus meiner Sicht entscheidend, um Bayern bei der Digitalisierung im Gesundheitswesen voranzubringen. Als Vorsitzender des Beirats der gematik sowie als Vorsitzender der Bund-Länder-Arbeitsgemeinschaft Digitalisierung im Gesundheitswesen gehören Besprechungen und Gremienarbeit zum täglichen Geschäft. Was früher mit Präsenzterminen verbunden war, wird mittlerweile (natürlich auch aufgrund der Beschränkungen der letzten Monate aufgrund der Corona-Pandemie) größtenteils digital durchgeführt. Dies gilt im Übrigen auch für die Kommunikation und Zusammenarbeit im Ministerium mit seinen mittlerweile drei Standorten und verschiedensten Arbeitsmodellen der Kolleginnen und Kollegen. Virtuelle Zusammenarbeit gehört daher bei mir mittlerweile zum Standardgeschäft.

Wo sehen Sie die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso? 

Aus meiner Sicht wird die sektorenübergreifende digitale Vernetzung des Gesundheitswesens auf Basis der Telematikinfrastruktur (TI) der entscheidende nächste Schritt sein, um das Potential der Digitalisierung zu realisieren. Die elektronische Patientenakte (ePA) soll zum entscheidenden Baustein werden, die Daten aus unterschiedlichen Bereichen innerhalb der Datenhoheit des Patienten zusammenzubringen, zu speichern und intelligent nutzbar zu machen. Diese Entwicklung wird zu einem großen Mehrwert für die Patientinnen und Patienten sowie für die Akteure des Gesundheitswesens führen sowie eine Vielzahl von Innovationen triggern. 

Wo konkret sehen Sie das größte Marktpotenzial in der digitalen Gesundheit in den kommenden Jahren und wieso?

Hierzu verweise ich auf die Ausführungen zu Frage 3.

Was ist Ihr konkreter Ratschlag an Gründer und Investoren im Bereich digital health? 

Diese Frage ist als Vertreter der Verwaltung nicht einfach zu beantworten. Was mir häufig bei innovativen digitalen Ideen und Startups auffällt, ist Folgendes: regelmäßig handelt es sich um ein technisch höchst innovatives und interessantes Produkt. Allerdings machen sich Gründer häufig nur wenig Gedanken darüber, ob dieses Produkt praxisgerecht auf die Abläufe im Gesundheitswesen ausgerichtet ist und wie die Frage der späteren Refinanzierung beantwortet werden kann. Hier kann ich nur empfehlen, frühzeitig mit einem erfahrenem Partner im Gesundheitswesen zusammenzuarbeiten.

Welche drei Events sind absolute MUSTs im Bereich Digital Health, würden Sie also dringend empfehlen? 

Als Vertreter des Freistaats Bayern möchte ich natürlich gerne den Fokus etwas auf die Veranstaltungen richten, die der Freistaat ausrichtet/unterstützt. Das wäre zum einen der MedTech Summit, der jährlich in Nürnberg stattfindet (dieses Jahr digital). Zum anderen die Vielzahl der von Medical Valley ausgerichteten Veranstaltungen; exemplarisch kann hier die Medical Valley Innovation Night genannt werden.

Das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege plant zudem dieses Jahr erstmalig unter dem Titel „Connect/Health/Care“ einen großen E-Health- und E-Care-Kongress. Dieser wird in 2020 voraussichtlich ebenfalls digital stattfinden. Details werden wir in Kürze veröffentlichen.

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Marcus van Dyck
im Interview

Wer bist Du und wie beschreibst Du Deinen Drive im Bereich digitaler Medizin, Deine Rolle?

Mein Name ist Dr. Marcus van Dyck und ich bin „Health Enthusiast“ mit den Schwerpunkten Prävention und Gesundheitspolitik. Im Rahmen meiner Promotion, in der ich chronische Dialysepatienten begleitet habe, wurde mir eins vor Augen geführt: Es finden noch immer unglaublich viele Prozesse im Arzt- und Patientenalltag analog statt. Gerade um beider Alltag leichter und effizienter zu gestalten, sind digitale Innovationen notwendig – angefangen von digitalen Sprechstunden, individuellen Therapiemöglichkeiten bis hin zur Compliance-Unterstützung für die Medikamenteneinnahme für Patienten. Deshalb befassen wir uns in dem Start-Up, in dem ich tätig bin, u.a. mit dem Thema Telemedizin. Im betrieblichen Kontext sehen wir bereits die Akzeptanz dieser digitalen Maßnahmen steigen – da geht aber noch viel mehr.

Was ist Dein USP, Dein Alleinstellungsmerkmal? Was exakt findet in Deinem Alltag schon alles digital statt? Wo schafft die Digitalisierung damit einen Mehrwert?

Der USP ist die Verbindung von Gesundheitspolitik und medizinischem Wissen – denn ohne die richtigen Rahmenbedingungen (Stichwort: Arztvergütung, Medizinproduktregulation, Wirksamkeitsevaluation und viele mehr) sind digitale Innovationen nur schwer schnell und effizient in den Alltag zu bringen. Ich organisiere mittlerweile fast alles über das Smartphone – Bankgeschäfte tätigen, Kochrezepte suchen oder Sprachen lernen. Durch die Digitalisierung bin ich zeitlich flexibel und ortsungebunden – ich selbst kann entscheiden, wann es gerade passt. Durch die digitalen Medien erhalten wir Zugang zu unglaublich viel Informationen – das ist ein absoluter Mehrwert. 

Wo siehst Du die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso? 

Die Potenziale sind enorm vielfältig – von einer einfacheren Terminorganisation beim Arzt, der ortsunabhängigen Patientenberatung bis hin zur intensiveren Nutzung eigener Gesundheitdsdaten (Stichwort: Self-Optimization). Der Digitalisierung wird hier vor allem die Individualiserung der Gesundheit weiter nach vorne bringen, gerade weil auch die Individualisierung momentan stark im Fokus steht und sehr wahrscheinlich noch weiter zunehmen wird.  

Wo konkret siehst Du das größte Marktpotenzial in der digitalen Gesundheit in den kommenden Jahren und wieso?

Das europaweite Marktvolumen im digitalen Gesundheitsmarkt soll laut der Roland Berger Studie „Future of Health“ bis 2025 auf knapp 150 Mrd. Euro wachsen. Das Potential ist also rießig. Die größten Potentiale sehe ich KI-basierten Therapieentscheidungen und der digitalen Krankheitsprävention. Auch Selbstüberwachungs-Apps besitzen ein starkes Potential. Die Gründe dafür liegen in der immer besser werdenden künstlichen Intelligenz und dem Streben nach individueller Gesundheit von Menschen. So helfen Algorithmen mittlerweile dem Arzt bei der Erkennung von Radiologiebefunden – das wird in den kommenden Jahren noch weiter zu nehmen. Auch das individuelle Streben nach Gesundheit spielt eine wichtige Rolle. Viele Menschen wollen zudem individuelle Empfehlungen erhalten, die genau zu Ihrer Situation passen. Dabei sind sie auch bereit, sich selbst zu überwachen (z.B. mittels Smartwatch). Das hat eine große Auswirkung für den Präventionsgedanken – die Prävention wird individuell viel mehr gesteuert, aber auch wahrgenommen werden. 

Was ist Dein konkreter Ratschlag an Gründer und Investoren im Bereich digital health? 

Als Mitarbeiter in einem Start-Up ist es enorm wichtig, dass man klar kommunizieren kann, was genau das eigene Produkt ist, was es kann und worin der Mehrwert besteht. Das klingt banal, ist es aber nicht. In 1-2 Sätzen sollte das eigene Produkt erklärt werden können. Das ist insbesondere bei komplexen Produkten schwierig – aber die Nutzer und insbesondere die Investoren müssen klar verstehen, worin der Mehrwert besteht.

Welche drei Events sind absolute MUSTs im Bereich Digital Health, würdest Du also dringend empfehlen? 

Der Hauptstadtkongress Medizin und Gesundheit ist für die Netzwerkbildung ideal geeignet. Die Digital Health Conference in Berlin ist ebenfalls empfehlenswert, da auch hier junge Start-Ups und führende Branchenköpfe anzutreffen sind. Last but not least der Big-Data.AI Summit. 

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Gerhard Härtl
im Interview

Wer sind Sie und wie beschreiben Sie Ihren Drive im Bereich digitaler Medizin, Ihre Rolle?

Unser Unternehmen Philips hat sich in kurzer Zeit zum innovativen Healthcare Anbieter gewandelt. Dieser Transformationsprozess konnte nur über neue durchgängige interne digitale Prozesse, als auch durch die konsequente Ergänzung des Portfolios mit IT Lösungen und Dienstleistungskonzepten erfolgen. Multisektorale Vernetzung propagieren wir seit Jahren und entwickeln dafür gemeinsam mit unseren Kunden die entsprechenden Konzepte. Jetzt mit der aktuellen Situation mit Covid-19 werden diese Blueprints nun hoffentlich schneller in der Realität umsetzbar.

Was ist Ihr Alleinstellungsmerkmal? Was exakt findet in Ihrem Alltag schon alles digital statt? Wo schafft die Digitalisierung damit einen Mehrwert?

Videokonferenzen mit Kunden als Vorbereitung von Folge Terminen; Effizienterer Zeiteinsatz und fokussiertes Arbeiten durch zeitlich begrenzte Video Calls. Wegfall von Reisezeiten. Konsequente Nutzung von Microsoft „Teams“ & Sharepoints kombiniert mit regelmäßigen kurzen Teamcalls und individuellen Gesprächen mit Mitarbeitern.

Im Privaten nutze ich schon lange digitale Lösungen u.a.  für die Reiseplanung und Durchführung, Finanzen, Bücher/Zeitschriften und Musik Streaming. Seit heute auch die Corona Warn App – aber die digitale Gesundheitsakte habe ich selbst leider noch nicht. 

Wo sehen Sie die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso?

Zugriff auf alle vorhandenen Gesundheitsinformationen und entsprechende Unterstützung bei der Diagnose und Therapieentscheidung. Dadurch wird sowohl die Effizienz in der Diagnose, als auch die Logistik verbessert. Auch die Unterstützung von Angehörigen wird dadurch erleichtert. Aktuell werden zu viele Kosten verursacht, weil die Informationen bereits durchgeführter Diagnosen nicht verfügbar sind, Doppeluntersuchungen durchgeführt werden und auch keine Transparenz besteht. Den zeitlichen Aufwand den Patienten und Ihre Angehörigen aufbringen müssen, um alle Voruntersuchungen durchzuführen, müsste volkswirtschaftlich bewertet werden und den Kosten für Digitalisierung gegenübergestellt werden. 

Online Schulungen und Videoschulungen mit Qualitätsnachweis werden sich sicher durchsetzen    

Wo konkret sehen Sie das größte Marktpotenzial in der digitalen Gesundheit in den kommenden Jahren und wieso?

Interaktion Patient und behandelnde Ärzte/Kliniken; à Akzeptanz und Bindung an den Gesundheitsdienstleister.

Datenanalysen für schnelleren und besseren Therapieentscheidung kombiniert mit einer strukturierten und maßgeschneiderten Medikamentierung.

Gesamtkosten müssten damit sinken und die Erfahrung & Qualität stetig ansteigen.

Was ist Ihr konkreter Ratschlag an Gründer und Investoren im Bereich digital health? 

Neue Produkte und Dienstleistungen müssen positive finanzielle Effekte durch Prozessänderungen und Vermeidung von Verschwendung bewirken.

Konkretes Projekt mit einem Kunden umsetzen und den Mehrwert belegen. Nicht auf den nächsten Fördertopf für das nächste Pilotprojekt warten. Gutes Netzwerk aufbauen und sich nicht von den etablierten Mauern entmutigen lassen. 

Welche drei Events sind absolute MUSTs im Bereich Digital Health, würden Sie also dringend empfehlen? 

DAC/BAT für die Digitalisierung der Intensivmedizin; DMEA; Bayrischer Telemedizintag

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Alexander Meyer
im Interview

Wer bist Du und wie beschreibst Du Deinen Drive im Bereich digitaler Medizin, Deine Rolle?

Ich bin Alex Meyer, ehemaliger Software Unternehmer und nun VC für frühphasen Software Investments bei 42CAP, das ich mit einem ehemaligen Mitunternehmer Thomas Wilke in 2015 gestartet habe. Wir fokussieren uns auf v.a. B2B Investments und im Rahmen dessen ist einer unserer Themenblöcke auch „Digital Health“.

Was ist Dein USP, Dein Alleinstellungsmerkmal?  

Wir gehören zu den wenigen Investoren, die zuvor ein relevantes Software Unternehmen in Europa aufgebaut haben mit 500 Mitarbeitern und €50m Umsatz, das nach der Anlaufphase nachhaltig profitabel war. Wir haben alle Hochs und Tiefs von 1999-2012 durchlaufen inkl. zwei großer ökonomischen Zyklen und haben das Unternehmen dann in 2012 an einen großen amerikanischen Softwarekonzern verkauft in dessen erweiterten Gesamtvorstand wir dann 3 Jahre waren. 

Wo siehst Du die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso? 

Für Gesundheit wird in der entwickelten Welt >10% vom BIP ausgegeben. In der USA sogar weit über 15%. Zudem hinkt dieser Bereich der Möglichkeiten der Digitalisierung hinterher. Problematisch ist nur, dass dieser Bereich eine sehr komplexe Struktur hat und es daher nicht so leicht ist die Möglichkeiten der Digitalisierung voran zu treiben. Daher interessieren uns v.a. Opportunitäten, die vielleicht nicht die beste Lösung haben, wenn man die Welt neu starten würden, sondern die die größte Veränderung bewirken können unter Berücksichtigung der technischen Möglichkeiten und der vorhandenen Strukturen. 

Wo konkret siehst Du das größte Marktpotenzial in der digitalen Gesundheit in den kommenden Jahren und wieso?

Die digitale Gesundheit war eine der ersten theoretischen Anwendungsfelder von Künstlicher Intelligenz. Obwohl der erhoffte Durchbruch bisher nicht geschehen ist, gab es starke Fortschritte und Entwicklungen der letzten Jahre, sowohl auf Seite der Technologie als auch in der Bereitschaft der Industrie, neue Dinge zu adaptieren. Ich glaube daher, dass wir in den kommenden Jahren erleben werden, wie Künstliche Intelligenz nicht nur in Pilotprojekten getestet wird, sondern eine aktive Rolle in der Unterstützung von medizinischen Fragen spielen wird.

Was ist Dein konkreter Ratschlag an Gründer und Investoren im Bereich digital health? 

Wie oben erwähnt eine Balance zu finden zwischen den technischen Möglichkeiten (wenn man die Welt neu starten würde) und den Möglichkeiten der Umsetzung in den vorhandenen Strukturen. Zudem würde ich jedem Unternehmer – unabhängig vom Bereich – empfehlen (1) lange und hart über das Marktpotential und Marktsegmente nachzudenken und (2) nie aufhören am „Product-Market-Fit“ zu iterieren. Ich habe so viele gute Unternehmer getroffen, die zu naiv beim Marktpotential waren und sich zu schnell mit einem Produktstatus zufrieden gegeben haben.

Welche drei Events sind absolute MUSTs im Bereich Digital Health, würdest Du also dringend empfehlen? 

Ich gehe ganz wenig auf Events. Ich baue lieber selektiv mein Netzwerk auf und lese mich in Themen ein. Daher bin ich hier nicht wirklich ein guter Ratschlaggeber.