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Interviews

Christiane Fruht
im Interview

Wer sind Sie und wie beschreiben Sie Ihren Drive im Bereich digitaler Medizin, Ihre Rolle?

Vor 14 Jahren gründete ich die Fruht-Klinikberatung.de und ergänzte diese vor einem Jahr durch maßgeschneidertes Chefarzt-Coaching. Meine Mission ist es, in Kliniken Führungs- und Kommunikationsstrukturen zu schaffen, die das Arbeitsklima positiv beeinflussen, so dass das hohe, anspruchsvolle Arbeitspensum mit Freude, Teamspirit und loyalen, motivierten Mitarbeitern geschafft werden kann. In meinem Fokus stehen deshalb digitale Kommunikations- und Personalentwicklungstools. Klinikmitarbeiter möchten Informationen zu jeder Zeit verfügbar haben, schnell vermittelt bekommen, sie haben keine Zeit für lange Anreisen zu Seminaren, auch die knappen Personaldecken lassen lange Abwesenheiten nicht zu. Mein Drive ist es, kreative, digitale Coaching- und Lernformate zu schaffen, die genauso viel Spaß machen wie Offline Formate, sich ggf. mit diesen ergänzen und unkompliziert auch Coaching-Begleitungen über einen längeren Zeitraum zulassen. Die Ausbildung von Führungs- und Kommunikationskompetenzen der Mitarbeiter sind für mich das A und O einer erfolgreichen Klinik. Allerdings wird die dafür zur Verfügung stehende Zeit immer knapper. Digitalisierung wird uns hier sehr helfen. 

Was ist Ihr Alleinstellungsmerkmal? Was exakt findet in Ihrem Alltag schon alles digital statt? Wo schafft die Digitalisierung damit einen Mehrwert?

 Ich habe 16 Jahre lang selbst als Krankenschwester gearbeitet, davon 10 Jahre auf einer Herzchirurgischen Intensivstation. Nach meinem Studium arbeitete ich als Trainerin in vielen renommierten Wirtschaftskonzernen. Mir gelingt es, den Spirit dieser unterschiedlichen Erfahrungen in meinen Online-Formaten zu vermitteln: Video-Live-Calls, Follow Ups nach Workshops, Einzel- und Gruppencoachings, klassische Online-Kurse. Die Akzeptanz digitaler Kommunikationswege wurde durch die Pandemie beschleunigt. Ein Segen für mich, weil stundenlange An- und Abreisen sowie etwa 100 Hotelübernachtungen pro Jahr immer weniger werden. Meine Kunden profitieren in gleicher Weise davon.

Wo sehen Sie die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso? 

Die größten Chancen sehe ich in der unmittelbaren Patientenversorgung, wie z.B. Patientenkontrollwerte, die direkt an den Behandler gesendet werden, Patientenbefunde die stets digital zur Hand sind, Herz-Kreislauf-Überwachung per Watch, Video-Sprechstunden; der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt, was heute alles möglich gemacht wird. Bei dem Gedanken an die Vorteile werde ich euphorisch. Das größte Potenzial sehe ich in der Begeisterung weniger Technik affiner Mediziner, deren Lieblingstool noch immer das Fax ist. Ein neues Lernfeld ist außerdem die Arzt-Patientenkommunikation auf der Basis von digitalen Daten. Wenn Arzt und Patient während eines Gesprächs nur auf den Monitor starren, läuft definitiv etwas schief.  Blickkontakt, körperliche Zuwendung, Synchronisation der Gesprächsbeiträge, Berührungen, etc. sind essentiell für vertrauensvolle das Arzt-Patienten-Verhältnis.  

Wo konkret sehen Sie das größte Marktpotenzial in der digitalen Gesundheit in den kommenden Jahren und wieso?

Bei der Optimierung von Klinikprozessen, in der ambulanten Patientenversorgung, Management von Patientendaten, Personalentwicklung und -weiterbildung, Personaleinsatzplanung. Gute funktionierende Systeme können unser gestresstes Gesundheitssystem überall entlasten.

Was ist Ihr konkreter Ratschlag an Gründer und Investoren im Bereich digital health? 

Ich empfehle bei der Entwicklung konsequent die Situation des Users im Fokus zu behalten. Nur ein leicht zu lernendes System ist populär, und nur ein populäres System wird regelmäßig genutzt. 

Welche drei Events sind absolute MUSTs im Bereich Digital Health, würden Sie also dringend empfehlen? 

Die Digital Health Talk, die DMEA, ergänzend dazu für mehr Menschlichkeit in der Medizin die Mindful Doctor Konferenz.  

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Interviews

Die Innovationswelle in der digitalen Gesundheit
Interview mit smartpatient Gründer Sebastian Gaede

Wer bist Du und wie beschreibst Du Deinen Drive im Bereich digitaler Medizin, Deine Rolle?

Ich bin Gründer von smartpatient. Seit unserer Gründung vor über 7 Jahren unterstützen wir Patienten, ihre Therapien im Alltag erfolgreich umzusetzen. Ausgangspunkt war für uns die Medikamentenadhärenz: 50% der Medikamente werden nicht oder nicht richtig genommen, laut Studien einer von zehn Krankenhausaufenthalten durch falsch oder nicht eingenommene Medikamente ausgelöst. Heute haben wir ein 70-köpfiges Team und helfen Millionen von Menschen, ihre Medikamente richtig einzunehmen. Wir glauben, damit kratzen wir erst an der Spitze des Eisbergs. Mit dem gerade entstehenden Markt der Digital Therapeutics und DiGAs entstehen weitere spannende Möglichkeiten, um durch eine digitale Führung und Betreuung von Patienten klinische Outcomes zu verbessern.

Was ist Dein USP, Dein Alleinstellungsmerkmal? Gerne auf den USP Deines Unternehmens eingehen. Was exakt findet in Deinem Alltag schon alles digital statt? Wo schafft die Digitalisierung damit einen Mehrwert?

Mit MyTherapy betreiben wir die weltweit schnellst-wachsende Plattform für Medikations- und Disease-Management. Patienten schätzen an MyTherapy, dass sie alles in einer App haben, von Medikamenten über Messungen bis hin zu Arztterminen. Die sehr guten Bewertungen und vielen Downloads sind dabei ein Ergebnis von 7 Jahren Optimierung. Außerdem ist MyTherapy kostenlos, werbefrei und in über 30 Sprachen lokalisiert. Unsere Partner nutzen MyTherapy als Betriebssystem für innovative Patient Support Angebote und Digital Therapeutics: So unterstützen beispielsweise Arzneimittelhersteller ihre Patienten mit maßgeschneiderten Modulen. Sie profitieren von MyTherapy’s Nutzerakzeptanz und internationale Skalierbarkeit in Kombination mit spezifischer Funktionalität, z.B. für die spezifischen Herausforderungen ihrer Patienten. Da wir ISO 13485 zertifiziert sind, können diese Module sogar zertifizierte Medizinprodukte oder Digital Therapeutics sein. Diese Kombination von Nutzerakzeptanz, Medizinprodukte-Fähigkeit und globaler Skalierbarkeit ist im Markt einmalig.

Wo siehst Du die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso? 

Es gibt noch sehr viel ungehobenes Potenzial. Persönlich sehe ich die größten Chancen bei einer besseren Einbindung der Patienten. Wir wissen, dass das Patientenverhalten in vielen Indikationen einen großen Einfluss auf das Behandlungsergebnis hat. Trotzdem werden Patienten außerhalb des Krankenhauses und zwischen ihren Arztbesuchen bisher kaum unterstützt und geführt – die meiste Zeit sind Patienten voll auf sich gestellt. Hier bietet die Digitalisierung die Chance, nicht nur bestehende Abläufe zu digitalisieren, sondern Therapien unmittelbar erfolgreicher zu machen.

Wo konkret siehst Du das größte Marktpotenzial in der digitalen Gesundheit in den kommenden Jahren und wieso?

Ich sehe großes Potenzial im erwachenden Markt für Digital Therapeutics. Die Studienlage zeigt, dass digitale Tools harte klinische Endpunkte verbessern können, z.B. die Lebenserwartung von Krebspatienten. Gleichzeitig implementieren wir in Deutschland mit dem DVG Vergütungsmechanismen, die der Arzneimittelvergütung sehr ähnlich sind. Dies wird hoffentlich zu einer Welle von Innovationen führen, die einen nachgewiesenen positiven Effekt auf den Krankheitsverlauf haben. Gleichzeitig bedeuten DVG und auch die neue Medizinprodukterichtlinie schnell steigende Eintrittsbarrieren – es wird also spannend zu sehen, wie schnell sich der Markt entwickelt und wie gerade kleine Startups die regulatorischen Anforderungen meistern.

Was ist Dein konkreter Ratschlag an Gründer und Investoren im Bereich digital health?

Digital Health erlebt gerade bei Ärzten wie Patienten einen Durchbruch in der Breite – hier hat Covid-19 bestimmt zusätzlich beschleunigend gewirkt. Es ist verführerisch, jetzt auf den Durchbruch zu wetten. Allerdings ist Akzeptanz nicht gleich Umsatz und regulatorische Anforderungen und Monetarisierungsmöglichkeiten unterscheiden teils deutlich zwischen den Märkten. Als Gründer oder Investor würde ich versuchen, mich nicht zu sehr abhängig zu machen von Dynamiken, die ich nicht kontrollieren kann. Zum einen würde ich nicht auf einen Markt allein setzen, sondern von Anfang an in mindestens zwei Märkten aktiv sein. Außerdem würde ich zu einer Ausdauer-orientierten Finanzierungsstrategie raten. In Digital Health genügt es nicht, besonders schnell zu rennen, man muss auch einplanen, besonders lange durchhalten zu können.

Welche drei Events sind absolute MUSTs im Bereich Digital Health, würdest Du also dringend empfehlen? 

Ich verwende sehr wenig Zeit auf Veranstaltungen und kann hierzu nicht wirklich viel sagen.

Empfohlene Webpages / Foren / Plattformen / Meetups / Newsletter?

Für mich ist mobihealthnews.com ist immer noch eine gute Anlaufstelle, außerdem bekomme ich viele Informationen aus meinem Netzwerk und meinen Gruppen bei LinkedIn. Darüber hinaus kann ich natürlich unser eigenes Blog auf www.smartpatient.eu/blog empfehlen.

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Company Interview

die Zukunft der Medizin: digital, aber menschlich |Florian Weiß im Interview

Ich bin davon überzeugt, dass nachhaltige und vertrauensvolle Beziehungen den Behandlungserfolg erhöhen und damit Patienten gesünder und Ärzte erfolgreicher und zufriedener machen.

Wer bist Du und wie beschreibst Du Deinen Drive im Bereich digitaler Medizin, Deine Rolle?

Mein Name ist Florian und ich bin Geschäftsführer von jameda. Meine Leidenschaft im Bereich der digitalen Medizin entspringt der Idee, Ärzte und Patienten auf digitalem Wege zusammenzubringen und damit bessere Beziehungen zwischen beiden Seiten zu ermöglichen. Denn ich bin davon überzeugt, dass nachhaltige und vertrauensvolle Beziehungen den Behandlungserfolg erhöhen und damit Patienten gesünder und Ärzte erfolgreicher und zufriedener machen.

Was ist Dein USP, Dein Alleinstellungsmerkmal? Was exakt findet in Deinem Alltag schon alles digital statt? Wo schafft die Digitalisierung damit einen Mehrwert?

Ich versuche, Menschen hinter einer großen Vision zu vereinen. Und ich möchte sie dazu inspirieren, ihr Potential im Sinne dieses gemeinsamen Ziels zu entfalten. Dafür ist es wichtig, Menschen in ihrer Individualität zu erkennen und vertrauensvolle Beziehungen zu und zwischen Menschen aufzubauen. 

Mein Alltag ist stark digital geprägt und wie die meisten Menschen heutzutage organisiere auch ich einen Großteil meines Lebens mit dem Smartphone. Der Mehrwert der Digitalisierung liegt für mich vor allem in der universellen Verfügbarkeit von Informationen, der vereinfachten Kommunikation, sowie der Möglichkeit, Gemeinsamkeit und Interaktion auch über physische Grenzen hinweg zu organisieren.

Wo siehst Du die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso? 

Die größten Chancen sehe ich in der Verfügbarkeit von Daten und der maschinell unterstützten Auswertung dieser Daten. Denn wenn es um Mustererkennung und die Identifikation von Auffälligkeiten geht, ist die Maschine dem Menschen schon heute überlegen. Daran knüpfe ich die Hoffnung auf eine effizientere und personalisierte Medizin. 

Gleichzeitig sehe ich ein großes Potenzial darin, den Alltag von Ärzten und Patienten digital zu unterstützen und so für nachhaltige und gelungene Beziehungen zu sorgen. Dazu gehört die bessere Kommunikation und Interkation über die digitale Terminvereinbarung und Terminvorbereitung sowie die digitale Unterstützung der Behandlung und Nachsorge. Durch den einfachen und sicheren Austausch von Daten, Dokumenten und Informationen zwischen Arzt und Patient können Versorgungsqualität und Behandlungserfolg signifikant verbessert werden. 

die Medizin der Zukunft zwar digital, bleibt aber in hohem Maße menschlich.

Hinzu kommt: Virtuelle Assistenten werden den Arzt zukünftig von vielen Dingen entlasten, die entweder Routineaufgaben sind, oder aber von Maschinen schneller und zuverlässiger ausgeführt werden können. Das schafft dem Arzt Freiraum für eine neue Rolle: ein Gesundheitscoach zu sein, der dem Patienten hilft, seine Krankheit, seine Daten und seine individuelle Therapie besser zu verstehen und einzuordnen. Damit wird die Medizin der Zukunft zwar digital, bleibt aber in hohem Maße menschlich.

Wo konkret siehst Du das größte Marktpotenzial in der digitalen Gesundheit in den kommenden Jahren und wieso?

Zum einen liegt ein großes Potential in der eben geschilderten maschinellen Nutzung von Daten und der virtuellen Unterstützung des Arztes im Praxisalltag. Zum anderen sehe ich enorme Möglichkeiten in der Schaffung vollständig digitaler Versorgungspfade. Hier liegt auch die Kernaufgabe von jameda als größtem Arzt-Patienten-Portal in Deutschland: Aufbauend auf unserem umfassenden, cloudbasierten Praxiskalender, der Ärzten ein modernes und vernetztes Terminmanagement ermöglicht, sowie der bereits heute sehr stark genutzten Videosprechstunde, wollen wir digitale Mehrwertdienste in allen Phasen der Arzt-Patienten-Beziehung schaffen.

Diese Dienste werden die digitale Interaktion zwischen beiden Seiten signifikant erleichtern und den Behandlungserfolg steigern. Dazu gehört im Vorweg der Behandlung der Austausch digitaler Dokumente, die digitale Anamnese sowie die datengestützte Diagnoseunterstützung. Nach der Behandlung zählen dazu natürlich das e-Rezept und die digitale AU. Mittelfristig wird dazu auch die digitale Therapiebegleitung über digitale Gesundheitsanwendungen oder smart Monitoring von (Vital-)Daten gehören.

Was ist Dein konkreter Ratschlag an Gründer und Investoren im Bereich digital health? 

Ein scheinbar einfacher, aber meines Erachtens sehr wichtiger Rat: Großartige Ideen sind nichts wert, wenn sie nicht verwirklicht werden. Meine Erfahrung ist, dass es selten ein Defizit an guten Ideen im Unternehmen gibt, sondern vielmehr einen Mangel an Stärke in der operativen Umsetzung. Hierfür ist es essenziell, frühzeitig das richtige Team mit der richtigen Mischung aus visionärer Kraft, strategischer Klarheit und operativer Exzellenz an Bord zu holen. Zudem besteht gerade in einer gehypten Industrie wie Digital Health immer die Gefahr, dass man im Anblick zahlreicher Opportunitäten den Fokus auf das verliert, worin man selbst auf Weltklasseniveau agieren kann. Oft bedeutet Erfolg eben auch, zu vielen sehr spannenden Dingen Nein sagen zu können.