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Jana Backhaus
im Interview

Wer sind Sie und wie beschreiben Sie Ihren Drive im Bereich digitaler Medizin, Ihre Rolle?

Als Marketing Managerin bin ich im Betrieblichen Gesundheitsmanagement tätig. Dabei bin ich aber auch für die Entwicklung digitaler Gesundheitslösungen verantwortlich und berate unsere Kunden hinsichtlich ihrer Kommunikation im Unternehmen zu diesem Bereich.

Das Betriebliche Gesundheitsmanagement zielt darauf ab Arbeitnehmer in Form von Prävention vor langfristigen gesundheitlichen Schäden zu schützen. Zwar hat die aktuelle Situation in unserer Branche die Digitalisierung erheblich beschleunigt, dennoch wird überwiegend den Arbeitsnehmern immer noch eine Einheitsbrei aufgetischt, sodass viele Maßnahmen an ihren Bedürfnissen vorbeigehen. Arbeitgeber sind dann oftmals enttäuscht, dass die erwartete Resonanz ausbleibt und geben in Sachen Betriebliches Gesundheitsmanagement auf.

Natürlich gibt es mittlerweile auch hierfür Apps und eine Vielzahl digitaler Angebote, jedoch mit sehr beschränkten Möglichkeiten der Individualisierung. Zudem liegt der Fokus auf der Prävention. Dass es aber Arbeitnehmer gibt, die bereits Beschwerden haben, sei es psychisch oder physisch, wird wenig berücksichtigt. Hier muss in Zukunft eine bessere Verzahnung von Prävention und medizinischer bzw. ärztlicher Behandlung stattfinden und ich bin der Überzeugung, dass dies in Zukunft möglich sein wird. Sowie auch die Arbeitswelten immer mehr mit dem Privaten verschmelzen, muss in Sachen Gesundheit der Arbeitnehmer ein fließender Übergang stattfinden, der zugleich aber den Datenschutz garantiert und den Arbeitnehmern die Angst nimmt, dass persönliche gesundheitliche Belange zu den Arbeitgebern durchdringen. Da ist es an den Dienstleistern, dafür zu sorgen. Dieser Herausforderung habe ich mich verschrieben.

Zudem forsche ich daran, wie Gesundheitsinformationen kommuniziert werden müssen, damit Menschen diese akzeptieren und umsetzen. Der Mensch als Individuum wird nicht gerne bevormundet und eines Besseren belehrt. Nur wenige Menschen befolgen die Ratschläge hinsichtlich einer Verhaltensänderung von Ärzten oder anderen Informationsquellen. Damit haben auch wir in im Bereich der Prävention zu kämpfen, dass Viele unseren guten Absichten erstmal mit Gegenwehr und Widerstand begegnen. Mithilfe von Algorithmen versuche ich herauszufinden, wie dieser Widerstand mithilfe der richtigen Kommunikation werden kann.

Was ist Ihr Alleinstellungsmerkmal?

Die richtige Mischung macht’s. Durch meinen sportwissenschaftlichen Hintergrund, meiner Expertise im Bereich Kommunikation und Marketing sowie meine Begeisterung für neue Technologien, ist es mir möglich digitale Gesundheitskonzepte und Lösungen zu schaffen, welche die Interessen verschiedener Stakeholder vereinen. Meine berufliche Erfahrung in unterschiedlichen Branchen hilft mir heute Innovationen anzustoßen.

Was exakt findet in Ihrem Alltag schon alles digital statt?

In meinem Alltag findet so gut wie alles digital statt, was eben bereits möglich ist, ob Arzttermin, Weiterbildungen, Projektmanagement oder der Besuch von Sportkursen. Auch meinen beruflichen Alltag verbringe ich im Homeoffice in einem virtuellen Team.

Außer meine tägliche To-Do-Liste, die führe ich immer ganz altmodisch mit Zettel und Stift. Eine Zeile durchzustreichen ist einfach ein schöneres Gefühl, als einfach nur einen Mausklick zu tätigen.

Wo schafft die Digitalisierung damit einen Mehrwert?

Zum einen spare ich mir durch die Digitalisierung jede Menge Zeit, ich hänge beispielsweise nicht mehr in endlosen Warteschleifen, sondern buche mir online einen Termin oder tätige eine Reservierung. Zum anderen können dadurch etliche Prozesse vereinfacht oder gar automatisiert werden. Dies steigert am Ende des Tages die Effizienz.

Einen großen Mehrwert sehe ich in der Individualisierung. In meinem Beruf bin ich nicht mehr an Ort und Zeit gebunden. So kann ich meinen Lebensalltag freier gestalten.

Wo sehen Sie die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso? 

Grundsätzlich gibt es aus meiner Sicht Chancen für zwei Parteien, die Beschäftigten im Gesundheitswesen, aber auch für die Patienten. Das größte Potential sehe ich in der Möglichkeit Patienten rund um die Uhr betreuen zu können, über Apps und online Angebote. Ein weitere Chance, die dringend genutzt werden sollte, sind smarte Anwendungen, die für die Entlastung der Angestellten, speziell in der Pflege, sorgen. So kann das Verhältnis zwischen Patienten, Pflegekräften und Ärzten dauerhaft gestärkt werden. Davon profitieren alle Beteiligten im medizinischen Sytsem.

Wo konkret sehen Sie das größte Marktpotenzial in der digitalen Gesundheit in den kommenden Jahren und wieso?

Aufgrund des demografischen Wandels sehe ich großes Potential in digitale Lösungen, die den älteren Patienten eine individualisierte und ganzheitliche Unterstützung in Sachen Gesundheit bieten. Sprich, sie unterstützen die Patienten nicht nur bei der Behandlung, sondern verfolgen auch einen präventiven Ansatz. Gleichzeitig verknüpfen die Anwendungen mehrere Bereiche, wie beispielsweise Medikamenteneinnahme, psychische Gesundheit und Bewegungsprävention.

Ich zähle darauf, dass in einigen Jahren die KI soweit entwickelt ist, dass eine individuelle Behandlung immer einfacher möglich ist und auf die Bedürfnisse der Patienten angepasst werden kann. Ausbaufähig ist mit Sicherheit auch die Patienten Journey. Da ist noch viel Luft nach oben. Gerade für Leute, die nicht digital affin sind, sind manche Anwendungen immer noch nicht zugänglich bzw. können nicht den Nutzen liefern, für den sie gedacht sind oder sind mit der Verwendung mehrerer Apps überfordert. Hier wären Lösungen, die den kompletten klassischen Versorgungsweg (Prävention, Diagnose, Therapie und Nachsorge) abdecken, bis hin zur möglichen Integration des Einkaufs von Medikamenten ein wünschenswertes Ziel.

Zudem kann ich mir vorstellen, dass der Urbanisierung mit digitalen Telemedizin verstärkt begegnet werden muss. Diese wird sich ebenso in den kommenden Jahren zuspitzen, sodass ortsunabhängige medizinische Versorgung immer relevanter wird.

Was ist Ihr konkreter Ratschlag an Gründer und Investoren im Bereich digital health?

Bei Anwendungen für medizinisches Personal:

Sprechen Sie auch mit denen, die beim Thema Digitalisierung sich nicht freiwillig zu Wort melden. Damit meine ich beispielsweise Pflegepersonal oder Krankenschwestern. Viele Lösungen und Ansätze gehen an den Bedürfnissen der ausführenden Kräfte vorbei. Digitale Health Lösungen müssen ganzheitlich gedacht werden

Vergessen Sie daher nie die Personen, die mit den Konzepten wirklich arbeiten müssen. Digitale Kompetenzen müssen in allen Bereichen vermittelt werden, angefangen bei den Pflegekräften. Hier gilt es Herausforderungen, wie Sprache und Wissen sowie kulturelle Unterschiede zu überwinden.

Bei Anwendungen für die breite Bevölkerung:

Haben Sie den demografischen Wandel im Blick. Ältere Menschen müssen Ihre Anwendungen anwenden können, sie sind die große Zielgruppe für Apps im Gesundheitsbereich.

Schaffen Sie eine Transparenz, was die gesammelten Daten betrifft. Diese Informationen sollten einfach zu finden sein. Nehmen Sie dadurch den Anwendern die Angst vor Überwachung und Kontrolle.

Deshalb sollte der Datenschutz besonders in diesem sehr persönlichem Bereich der eigenen Gesundheit an oberster Stelle stehen.

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Das deutsche Gesundheitswesen braucht mutige Gründer | Tanja Heiß im Interview

Wer bist Du und wie beschreibst Du Deinen Drive im Bereich digitaler Medizin, Deine Rolle?

Mein Name ist Tanja Heiß und ich bin Gründerin und Geschäftsführerin der ID-NATIVE GmbH. Als Strategin unterstütze ich Organisationen dabei, Klarheit über ihre DNA zu bekommen. Ich glaube, dass grundsätzliche Veränderungen und Fortschritte in der digitalen Medizin nur erzielt werden, wenn wir mutige und verantwortungsvolle Führungskräfte ihre Mitarbeiter durch Visionen inspirieren und sie mit einer klaren Strategie führen. Dazu benötigt es einen Managementwandel. Mein Antrieb ist es, Menschen und Organisationen dabei zu helfen, ihren individuellen Fingerabdruck zu hinterlassen – auch digital.

Was ist Dein USP, Dein Alleinstellungsmerkmal? Was exakt findet in Deinem Alltag schon alles digital statt? Wo schafft die Digitalisierung damit einen Mehrwert?

ID-NATIVE ist keine Agentur und auch keine klassische Beratung. Was uns ausmacht, ist der Mut, mit dem wir die Themen ansprechen, aber auch gleichzeitig umsetzbare Strategien und Lösungen schaffen. Wir bringen die Menschen immer wieder aus ihrer Komfortzone und helfen ihnen dadurch über sich hinauszuwachsen. Die Arbeit an der Marke oder an vermeintlich weichen Faktoren wie Führung und Unternehmenskultur machen wir messbar und dadurch nachhaltig. Mit dem Knowhow aus Mittelstand, Agentur und Gesundheitswesen sind wir gerade, was unsere strategischen Marken- und Kommunikationsworkshops betrifft ein wichtiger Partner auf Augenhöhe, wenn es um neue Employer Branding- oder Digitalisierungsstrategien geht.

Mein Alltag ist bereits sehr digital. Neben E-Mails, Video-Calls und der Nutzung von Tools wie Slack und natürlich Social Media-Kanälen lässt sich vieles von unterwegs und schnell erledigen. Apps und Fitnesstracker gehören inzwischen ganz selbstverständlich dazu. Vor allem, die Betreuung mehrerer Kunden gleichzeitig oder die Abstimmung mit unterschiedlichen Teams, ein schnelles Feedback zwischendurch etc. wird durch die digitalen Anwendungen deutlich einfacher. Es geht also primär um Effizienz.

Wo siehst Du die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso?

Gerade im Bereich AI stecken wir noch in den Kinderschuhen. Wenn wir hier einen Sprung nach vorne schaffen, gelingt es uns, die im Gesundheitswesen arbeitenden Menschen zu entlasten. Wenn beispielsweise unnötige Wege durch intelligente Robotik gespart werden können und medizinisch komplexe Diagnosen auch in den entlegensten Regionen der Welt mit Hilfe von künstlicher Intelligenz und Telemedizin möglich werden, profitiert am Ende vor allem der Patient.

Wo konkret siehst Du das größte Marktpotenzial in der digitalen Gesundheit in den kommenden Jahren und wieso?

Potenzial gibt es an so vielen Stellen. Egal ob Big Data, AI oder Medikamentenzustellung per Drohne. Es gibt unendlich viele Beispiele, wo noch große Sprünge möglich und auch nötig sind. Aber bezogen auf meinen Fachbereich sehe ich noch großes Potenzial im digitalen Führen und der Telemedizin. Das Stichwort heißt smart. Wenn digitale Lösungen smart für den Patienten sind, erleichtern sie ihm die Behandlung, machen die Stellung von Diagnosen einfacher und eröffnen neue Möglichkeiten in der Prävention. Für Mitarbeiter bedeuten smarte digitale Lösungen eine Entlastung am Arbeitsplatz und somit eine höhere Zufriedenheit.

Was ist Dein konkreter Ratschlag an Gründer und Investoren im Bereich digital health?

Auch in der aktuellen Phase sollte sich niemand davor scheuen zu gründen. Ich selbst habe im März 2020 mitten in der Corona-Krise gegründet. Das verändert so manche ursprüngliche Ideen, gibt aber auch neue Möglichkeiten für spannende und wichtige Projekte. Das deutsche Gesundheitswesen braucht mutige Gründer und Start-ups mit unkonventionellen Ideen. Wichtig ist vor allem, als Gründer markant zu sein und für eine klare Identität zu stehen.

Für Investoren ist jetzt der perfekte Zeitpunkt Gründer zu fördern. Die Aufbruchstimmung im Gesundheitswesen ist der optimale Nährboden. Aber auch hier wird es wichtig über den Tellerrand hinauszublicken, also auch jungen Gründern und Quereinsteigern eine Chance zu geben. Investoren sollten immer in Gründer-Persönlichkeiten investieren, nicht nur in eine vielversprechendes Produkt.