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Interviews

Christine Koenig
im Interview

Wer sind Sie und wie beschreiben Sie Ihren Drive im Bereich digitaler Medizin, Ihre Rolle?

Ich bin Geschäftsführerin von SurgMark einem Medizintechnik Startup aus Hamburg und eigentlich keine Expertin für digitale Medizin. Wir haben mit SchurSign ein innovatives Produkt für die Nachverfolgung und präzise Markierung von sehr kleinen Tumoren, die zuverlässige Markierung von Tumoren im Verlauf der Neo-Adjuvanten Chemotherapie, sowie die permanente Markierung des postoperativen Tumorbettes entwickelt. Es ist unsere Vision Frauen in Zukunft eine Kombination von Ultraschall und AI gestützter Bildauswertung, die auf die Erkennung unseres biokompatiblen und nicht metallhaltigen Gewebemarkers trainiert wurde, anbieten zu können. Dadurch werden wir Frauen mit Tumoren in Zukunft noch weniger invasiv behandeln können. Wir werden Übertherapien und unnötige Operationen verhindern und eine präzisere und weniger belastende Nachverfolgung als die Mammographie ermöglichen.

Was ist Ihr Alleinstellungsmerkmal? Was exakt findet in Ihrem Alltag schon alles digital statt? Wo schafft die Digitalisierung damit einen Mehrwert?

 Wir sind ein Unternehmen das derzeit fast vollständig virtuell operiert. Alle, außer unser Brustchirurg natürlich, arbeiten vom Homeoffice aus. Das haben wir auch schon vor der COVID-19 Krise getan. Wir treffen uns regelmäßig in unserem virtuellen Teamraum, nutzen die Cloud zum Datenaustausch, machen ausschließlich Onlinebanking, veranstalten Webinare für Investoren und haben gerade einen wunderbaren Song auf allen möglichen Plattformen gelauncht, den man für kleines Geld runterladen kann und uns und die Musikerin damit finanziell unterstützen kann. Eigentlich basiert fast alles was wir derzeit machen auf der Nutzung einer digitalen Platform.

Nur unser Produkt ist ein echtes “Bioprodukt“, mit medizinischer Qualität Grades natürlich. Aber unser Marker basiert auf einem reichlich vorkommenden biologischen Rohstoff, der vollständig vom Körper resorbiert werden kann, wenn wir das wollen.

Wo sehen Sie die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso?

 Die Telemedizin hat aus meiner Sicht insbesondere in schlecht angeschlossenen und dünnbesiegelten Regionen eine Berechtigung, nämlich dort wo eine Ärztin am Bildschirm immer noch besser ist als gar keine Ärztin! Ich habe 10 Jahre in Kanada gelebt, wo in einigen Regionen der Arzt mit dem Flugzeug eingeflogen werden muss, oder gar nicht erreichbar ist. Ein Smartphone haben aber auch hier sehr viele Menschen und damit kann die Ärztin dann eben auch in die kleinste Hütte im entferntesten Norden kommen.

Wir brauchen in Deutschland dringend die digitale Patientenakte. Vieles wird in der Zukunft darauf aufbauen müssen und können. Hängeregister mit losen Blattsammlungen unleserlich bekritzelter Seiten, sollten sehr bald der Vergangenheit angehören. Ich will meine Befunde online einsehen können. Ab besten schickt der Arzt mein Rezept direkt an die Apotheke meiner Wahl und ich muss es nur dort abholen, oder kann es mir schicken lassen. Es gibt bereist viele Apps die Leben für chronisch kranke Menschen leichter machen, auch hier ist noch eine Menge Potential.

Wo konkret sehen Sie das größte Marktpotenzial in der digitalen Gesundheit in den kommenden Jahren und wieso?

 Die größten Chancen, in unseren Breiten zumindest, sehe ich dort, wo schon heute viel automatisiert wurde, z.B. bei Laborprozessen und auf repetitiver analytischer Arbeit beruhende diagnostische Verfahren, die durch bessere, schneller und schlauere Roboter und Algorithmen abgelöst werden, sozusagen im „medizinischen Backend“, wo es der Patient garnicht mitbekommt. 

Auch in der medizinischen App-Entwicklung, insbesondere in Verbindung mit Mikro- und implantierten Sensoren wird es sicher noch riesige Marktpotentiale geben.

Was ist Ihr konkreter Ratschlag an Gründer und Investoren im Bereich digital health? 

Just do it oder wie man vor einem gefühlten Jahrhundert wohl gesagt hat, “Probieren geht vor Studieren“. Nein, im Ernst, es gibt ein paar Basics, aber die kann Frau sich schnell aneignen. Ich finde es viel wichtiger die richtigen Partner für die Realisierung einer Idee zu haben. Alles andere sind Standardprozesse und schlichtweg Aufgaben, die Frau halt abarbeiten muss. Glück gehört auch dazu und gutes Timing. Ich bin mit meinen Ideen häufig 5-10 Jahre zu früh gewesen. Vieles von dem was ich vor 20 Jahren vorgehabt habe, ist erst 10 Jahre später wirklich aufgegriffen und umgesetzt worden.