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Interviews

Sven Jansen
im Interview

Wer sind Sie und wie beschreiben Sie Ihren Drive im Bereich digitaler Medizin, Ihre Rolle?

Ich bin Biochemiker und habe u.sa. an der Harvard Medical School im Bereich Molekularmedizin/ Neurobiochemie promoviert. Seit 2017 bin ich im Vorstand und der Geschäftsführung der NOVENTI Group. Aktuell verantworte ich hier die Ressorts Sales & Marketing. Zuvor war ich u.a. bei CSC Global Healthcare als Geschäftsführer Partner für die Bereiche Gesundheitswirtschaft und Pharmaindustrie verantwortlich und u.a. in der internationalen Managementberatung bei Booz Allen Hamilton tätig.

Mich treibt an, dass sich das deutsche Gesundheitswesen als ein extrem wichtiger Pfeiler unserer Gesellschaft in einer massiven Umbruchsphase befindet. Diese Veränderungsprozesse will ich mit NOVENTI proaktiv mitgestalten. Ziel und Aufgabe von NOVENTI ist, die stationären Apotheken und die anderen Heilberufler, die vor Ort für die Gesundheit der Menschen tätig sind, zu stärken und das wichtige Gut Gesundheit nicht dem Versandhandel aus dem Ausland zu überlassen.

Was ist Ihr Alleinstellungsmerkmal? Was exakt findet in Ihrem Alltag schon alles digital statt? Wo schafft die Digitalisierung damit einen Mehrwert?

Ich persönlich stehe Neuerungen immer extrem aufgeschlossen gegenüber und bin gerne ganz vorne mit dabei. Ich nutze beispielsweise die App DoctorBox, die als eine digitale Gesundheitsakte sämtliche Patientendaten und Diagnosen speichert, so dass ich diese immer verfügbar habe und jedem Arzt zur Verfügung stellen kann.

Da ich beruflich viel unterwegs bin und auf Basis von familiären Beziehungen zwei Wohnorte habe, lasse ich meine gesamte Post von einem Dienstleister digitalisieren und per E-Mail zusenden. Wichtige Briefe erreichen mich so unabhängig vom Ort ohne Zeitverzögerung, alle Schreiben werden revisionssicher abgespeichert und ich kann von überall darauf zugreifen. Gerade in Corona-Zeiten hat sich das als überaus praktisch, sicher und zeitsparend erwiesen.

Wo sehen Sie die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso? 

Mit den Möglichkeiten der Digitalisierung können die Dienstleistungen im Gesundheitswesen lokale Grenzen überschreiten und so wesentlich mehr Menschen erreichen. Gerade für ländliche Regionen ist das ein klarer Vorteil, während sich zugleich die medizinische Überversorgung in vielen Städten auf diese Weise etwas entzerrt. Leistungserbringer können ihre zeitlichen Ressourcen smarter auslasten. Und auch die Umwelt freut sich über jeden nicht gefahrenen Kilometer. 

Bei der Diagnose und in der Therapie ist die Entfernung zum Spezialisten plötzlich kein Argument mehr. Meine Frau, die in München lebt, hatte kürzlich eine Operation am Fuß, da wurde ein Freund von uns, der ein Spezialist auf diesem Gebiet ist aber in Bremen praktiziert kurzerhand telemedizinisch für die OP eingebunden.

Die Digitalisierung birgt aus meiner Sicht auch die Chance, die Medizin individueller werden zu lassen. Kluge Datenanalyse ermöglicht es, Medikamente in der Form und an dem Ort zur Verfügung zu stellen, wie sie tatsächlich benötigt werden. Die Digitalisierung bringt Forschung und „Produktion“ damit dichter an den Patienten und seine Bedürfnisse. 

Wo konkret sehen Sie das größte Marktpotenzial in der digitalen Gesundheit in den kommenden Jahren und wieso?

Große Chancen sehe ich in der Telemedizin: Sie offeriert neue Verbindungswege zwischen den Patienten und den Leistungserbringern im Gesundheitssektor und stellt den Konsumenten mit seinen Wünschen und Bedürfnissen verstärkt in den Mittelpunkt. Die Grenzen zwischen den einzelnen Disziplinen und Fachbereichen werden abgebaut, die Medizin wird insgesamt ganzheitlicher. Das ist eine Entwicklung, die durch die Einführung der elektronischen Patientenakte noch einmal einen Schub erhalten wird, da hier sämtliche medizinisch relevante Daten, unter der Hoheit des Patienten, zusammengeführt werden und somit für alle Akteure im Gesundheitsprozess abrufbar sind.

Während sich der Patient im analogen Zeitalter zum Arzt begeben musste, bringt die Telemedizin den Mediziner dahin, wo er benötigt wird. In der Schweiz gibt es hier etwa mit der Mini Clinic des Anbieters Medgate ein spannendes Innovationsprojekt: Ohne Voranmeldung können Patienten in ihrer Apotheke medizinisches Fachpersonal konsultieren; bei Bedarf wird per Video ein entsprechender Facharzt des Telemedizinischen Zentrums von Medgate zugeschaltet. Apotheker und Arzt können so ebenfalls miteinander kommunizieren, verschriebene Medikamente können sofort mit nach Hause genommen werden. Aus meiner Sicht ist das ein niedrigschwelliges medizinisches Angebot mit großem Zukunftspotenzial.

Was ist Ihr konkreter Ratschlag an Gründer und Investoren im Bereich digital health? 

Als Pate von #WirVsVirus, dem von der Bundesregierung zu Beginn der Corona-Pandemie initiierten Hackathon, bin ich beeindruckt von der Fülle innovativer Digital-Ideen, die binnen kürzester Zeit entstanden sind. Was ich aber auch gesehen habe: Gründer im Bereich eHealth nähern sich den Themen gerne vorwiegend aus der technischen Richtung und suchen hier nach den besten Lösungen. Zu kurz kommen mitunter die Blickwinkel anderer Protagonisten – die der Mediziner, Apotheker und anderen Leistungserbringer, aber auch der Patienten selbst. 

Mein Rat an Gründer im Bereich eHealth: Bindet so früh und so weit wie möglich auch die Menschen ein, die eure Ideen umsetzen werden. Erkundet vorab, was der Markt tatsächlich braucht, findet die Mehrwerte für diejenigen, für die ihr Lösungen erarbeitet. Auch digitale Lösungen müssen sich letztendlich in der analogen Welt bewähren.

Welche drei Events sind absolute MUSTs im Bereich Digital Health, würden Sie also dringend empfehlen? 

  • Die VISION.A, der Digitalkonferenz für die Apotheken- und Pharmabranche. 
  • Das Deutsche Innovationsfestival, das Anfang September in Essen Premiere feiern wird und die Medizin der Zukunft ins Zentrum stellt. 
  • Das OMR Festival (bis 2017 Online Marketing Rockstars) als wichtige Konferenz für digitales Marketing und Technologie.  
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Ivonne Rammoser
im Interview

Wer sind Sie und wie beschreiben Sie Ihren Drive im Bereich digitaler Medizin, Ihre Rolle?

Ich bin Pflegefachfrau, Dipl.-Pflegewirtin und Chefredakteurin der „Health&Care Management (HCM)“. Als Journalistin ist es mein Bestreben, aus der Flut an Informationen die News herauszufiltern, die für die Player der Gesundheitswirtschaft essenziell sind. Ich erlebe beruflich und auch privat immer wieder, mit welcher Skepsis der Digitalisierung in der Gesundheitswirtschaft begegnet wird. Es braucht dringend moderne, digitale Strukturen. Denn moderne Technologien können sowohl die Versorgungsqualität als auch die Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter in den Einrichtungen verbessern. Werden Pflegende und Ärzte entlastet, gewinnen sie Zeit für die Patienten und für sich selbst. Digitale Strukturen können also Raum für mehr Menschlichkeit schaffen. 

Was ist Ihr Alleinstellungsmerkmal? Was exakt findet in Ihrem Alltag schon alles digital statt? Wo schafft die Digitalisierung damit einen Mehrwert?

Als Journalistin habe ich das große Ganze im Blick. Ich bin also nicht in einzelnen Fragestellungen verhaftet, kann mir erlauben, über den Tellerrand zu schauen und hin und wieder den Finger in die Wunde zu legen. HCM verstehe ich dabei als Informationsplattform. Für Interaktionsmöglichkeiten mit den Lesern sorgen die Autoreninfos mit Kontaktdaten. 

Für den beruflichen Alltag brauche ich lediglich einen Laptop, ein Telefon und eine stabile Internetverbindung. Unsere Redaktion arbeitet schon seit Jahren nahezu komplett digital. Nun hat uns die Corona-Krise gezeigt, dass man für ein kurzes Meeting nicht zwangsläufig durch die gesamte Republik reisen muss – Teams, Zoom und Co. sei Dank. Das heißt, ich werde künftig öfters mal zum Headset greifen. Ein Mehr an Digitalisierung beispielsweise durch virtuelle Meetings bedeutet also für mich ganz konkret eine Zeitersparnis.

Wo sehen Sie die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso? 

Das ist ein weites Feld. Die digitale Gesundheitswelt beinhaltet in jedem Fall Videosprechstunden, das digitale Rezept und die elektronische Patientenakte. Die größte Chance besteht für mich in einem Qualitätssprung in der Gesundheitsversorgung, d.h. dass für den einzelnen Patienten die richtige Diagnose und die für ihn bestmögliche Therapie gefunden werden können. Der Einsatz von Big Data und Künstlicher Intelligenz wird zudem auch die Erkrankungsprävention in unserer Gesellschaft verbessern. 

Wo konkret sehen Sie das größte Marktpotenzial in der digitalen Gesundheit in den kommenden Jahren und wieso?

Wir alle wollen so lange wie möglich selbstständig und mobil leben. Daher haben Trend-Health-Anwendungen wie Gesundheits-Apps aber auch die Telemedizin sowie altersgerechte und pflegeunterstützende Techniken bis hin zu Pflegerobotern sicherlich die Nase vorn. Viel Potenzial bieten auch Daten und ihre Verarbeitung, sprich Big Data, Künstliche Intelligenz etc. Einen Schub erfährt das Thema aktuell, weil die Covid-19-Pandemie ein Umdenken in der Bevölkerung in Bezug auf Datenspenden bewirkt. Dies wird die medizinische Forschung antreiben und so dann auch die Gesundheitsversorgung verbessern. 

Was ist Ihr konkreter Ratschlag an Gründer und Investoren im Bereich digital health? 

Silodenken und Insellösungen haben ausgedient. Kooperationen sind meines Erachtens die Zukunft. Start-ups sollten sich definitiv vernetzen und voneinander lernen. Wir stellen z.B. in jeder HCM-Ausgabe ein Start-up vor. Interessierte, die ihre innovativen Produkte vorstellen wollen, können sich gerne bei mir melden.

Welche drei Events sind absolute MUSTs im Bereich Digital Health, würden Sie also dringend empfehlen? 

Die DMEA ist ein absolutes Muss. Empfehlen kann ich darüber hinaus die Events der Entscheiderfabrik und von Digital Health Talk.