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Lina Behrens
im Interview

  

Wer sind Sie und wie beschreiben Sie Ihren Drive im Bereich digitaler Medizin, Ihre Rolle?

Ich bin Geschäftsführerin von Flying Health, dem führenden Ökosystem für Next Generation Healthcare. Seit 2012 bringt Flying Health relevante Akteure zusammen, um unser Gesundheitswesen für die Zukunft aufzustellen. Wir agieren als Impulsgeber und strategischer Sparringpartner für Unternehmen, Startups und Politik, stoßen Kooperationen und Synergien an, und ermöglichen durch kritisches Nachfragen und innovatives Denken einen Wandel zu Digital Health – und noch viel weiter. Zudem bin ich stellvertretende Präsidentin des Bundesverbands Deutscher Startups. 

Was ist Ihr Alleinstellungsmerkmal? Was exakt findet in Ihrem Alltag schon alles digital statt? Wo schafft die Digitalisierung damit einen Mehrwert?

Ich selbst bin Ökonomin vom Hintergrund und habe in England, Kolumbien und der Schweiz mit etablierten Unternehmen und Startups im Gesundheitsbereich aber auch anderen Industrien gearbeitet sowie bei einem der größten Company Builder Lateinamerikas, Polymath Ventures, Startups aufgebaut – sozusagen als interne Feuerwehr. Dabei helfen digitale Tools insbesondere bei der Kommunikation über Grenzen hinweg und bei der schnellen Umsetzung von Ideen. Meine Leidenschaft ist es, Innovation und privatwirtschaftliche Ansätze für die Lösung sozialer Probleme einzusetzen, am besten mit einem motivierten Team und durch die Vernetzung von Personen, die etwas gestalten können und wollen. Dafür ist die Gesundheitsbranche natürlich prädestiniert, da man hier viele Möglichkeiten hat, um nachhaltig etwas zu verändern, gleichzeitig gibt es noch viel zu tun.

Wo sehen Sie die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso? 

Technologien sorgen für eine effiziente, zuverlässige medizinische Versorgung und bieten zugleich einen niederschwelligen Zugang: Den PatientInnen wird es erleichtert, Informationen und ggf. Diagnosen zu erhalten und wenn nötig mit einer Ärztin in Kontakt zu treten.

Nicht zuletzt wegen der Corona-Pandemie entwickelt die Bevölkerung derzeit ein umfangreiches Gesundheitsbewusstsein, das mittelfristig – wenn nicht bereits geschehen – in einer steigenden Nachfrage digitaler und virtueller Gesundheitsleistungen mündet. Dieser Umstand wirkt katalysierend und befördert den fortschreitenden Ausbau des digitalen Gesundheitswesens.

Wo konkret sehen Sie das größte Marktpotenzial in der digitalen Gesundheit in den kommenden Jahren und wieso?

Digitalen Leistungserbringungen werden mit der Zeit den gesamten Versorgungspfad abdecken – anders als die Insellösungen, die wir heute zumeist noch sehen. Angefangen vom digitalen Symptomchecker, über Videosprechstunden, digitale Diagnose-Tools und At-Home-Testing bis hin zum Remote Monitoring kann damit vieles aus einer Hand und bequem von Zuhause erledigt werden. Um eine gute Patient Experience zu gewährleisten, ist es essenziell, dass die verschiedenen digitalen Leistungen ohne zu große Brüche in den Versorgungpfad eingebettet sind.
Gleichzeitig denke ich, dass Real World Data weiterhin und zunehmend an Bedeutung gewinnen wird. Remote Monitoring, beispielsweise durch Wearables, ermöglicht die kontinuierliche Auswertung und Analyse von Daten, um Schlussfolgerungen für Prävention, Diagnose und Therapieentscheidungen abzuleiten. Hier stehen wir derzeit noch relativ am Anfang und werden sicher in naher Zukunft viel Bewegung sehen.

Was ist Ihr konkreter Ratschlag an Gründer und Investoren im Bereich Digital Health? 

Wichtig ist es, den Markt, auf dem sie sich bewegen möchten, zu kennen und zu verstehen.
GründerInnen sollte klar sein: Wer ist meine Patientengruppe? Sind die PatientInnen nur Nutzer oder auch zahlende Kunden? Wie sind die Vergütungsstrukturen, und wer könnte für die Lösung zahlen? Was unterscheidet meine Lösung von der meiner Wettbewerber? Was macht meine Lösung einzigartig?

Weiterhin ist es sehr wertvoll, die angebotene Lösung aus Patienten-, Verschreiber- und Anwendersicht zu durchdenken. Wie passen meine Lösung und mein Geschäftsmodell in den bestehenden Versorgungspfad?

Sowohl Gründer als auch Investoren sollten darauf achten, Insellösungen zu vermeiden. Der Gesundheitsmarkt ist ein komplexer und regulierter Markt, der sich von Land zu Land unterscheidet. Dabei ist es wichtig, die jeweiligen lokalen Begebenheiten zu verstehen und sich, wo nötig anzupassen, sowie den Nachweis über positive Wirkungen und Effekte der Anwendung mit klinischen Studien zu belegen.

Welche drei Events sind absolute MUSTs im Bereich Digital Health, würden Sie also dringend empfehlen? 

Die Future Health von CB Insights, in Deutschland die DMEA und die Medica, sowie die DTx Konferenzen in London und Berlin, wenn man sich für Digital Therapeutics interessiert.

Empfohlene Webpages / Foren / Plattformen / Meetups / Newsletter?

Wir nutzen eine Vielzahl von Quellen in unserer Recherche – unser wöchentliches Trendmeeting ist immer unglaublich inspirierend. Daneben lese ich den Handelsblatt Digital Health Newsletter, CBInsights und MobiHealthNews, sowie weitere Artikel aus meinem Netzwerk auf Twitter und