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Interviews

Benjamin Friedrich im Interview

Wer bist Du und wie beschreibst Du Deinen Drive im Bereich digitaler Medizin, Deine Rolle?

Mein Name ist Benjamin Friedrich, ich bin Chief Medical Officer bei Temedica und habe in meinem ersten Berufsleben Medizin studiert, zehn Jahre als praktizierender Arzt in Universitätskliniken –zuletzt als Oberarzt – gearbeitet und hier sehr viel Forschung und Lehre betrieben. Insgesamt bin ich ein ambitionierter Mensch, der es liebt, seine Ideen zu verwirklichen. Zwar hat es mir extrem große
Freude bereitet meine Patienten in der Klinik zu behandeln und ihr Leben positiv zu beeinflussen, jedoch war ich häufig andererseits von den Strukturen im Gesundheitswesen frustriert. Insbesondere fand ich es frappierend, wie wenig das Gesundheitswesen in Deutschland digitalisiert ist. Auf diesem Boden ist der Wunsch entstanden Patienten auch außerhalb von Arztbesuchen durch digitale Lösungen helfen zu können. Dieses Ziel kann ich nun verwirklichen. Zusammenfassend sehe ich mich als jemand, der Patienten digital auf dem Weg zu mehr Selbständigkeit und einer besseren
Gesundheit unterstützt – und hierbei seinen medizinischen, evidenz- und datenbasierten Ansatz einbringen kann.

Was ist Dein USP, Dein Alleinstellungsmerkmal? Was exakt findet in Deinem Alltag schon alles digital statt? Wo schafft die Digitalisierung damit einen Mehrwert?

Ich denke mein USP erklärt sich am ehesten durch meinen Werdegang: mein Verständnis von sowohl Digital Health als auch vom konventionellen Gesundheitssystem. Dadurch kenne ich die Probleme des Gesundheitssystems von Heute und kann auf dieser Basis digitale Ideen entwickeln und dem Gesundheitssystem von Morgen einen Schritt näherkommen. Im Alltag findet bei mir fast alles digital statt – ich benutze ausschließlich meinen Laptop und mein Handy, führe täglich Gespräche mittels Videokonferenz und verwende sämtliche Apps, die mir den Alltag erleichtern.
Es ist meiner Meinung nach eine unbestreitbare Tatsache, dass die Digitalisierung für uns einen Mehrwert darstellt. Egal ob Digitalisierung nun zur CO2 Bilanz, zum digitalen Miteinander in
Coronazeiten oder eben zur eigenen Gesundheit beiträgt, ist Digitalisierung nicht mehr wegzudenken und wird zusammen mit der Bändigung des Feuers und der Erfindung des Buchdrucks
die Menschheit als grandiose Errungenschaft formen und prägen.

Wo siehst Du die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso?

Es gibt sicherlich unendlich viele Potenziale für Digitalisierung im Bereich Gesundheit. Meiner Ansicht nach können sowohl die biomedizinische Industrie wie auch die Patienten massiv von der
Digitalisierung der Gesundheit profitieren. Beispielsweise können Pharmaunternehmen Mithilfe von Künstlicher Intelligenz neue Medikamente schneller entwickeln und die wirklichen Probleme ihrer Patienten besser ermitteln. Die Patienten bekommen durch die Digitalisierung die Möglichkeit individualisierter und personalisierter Therapien und werden durch digitale
Gesundheitsanwendungen in die Lage versetzt, selber aktiv eine entscheidende Rolle in der Verbesserung ihrer eigenen Gesundheit zu spielen. Nicht zuletzt können die Abläufe und Prozesse
innerhalb des Gesundheitswesens durch digitale Ansätze verbessert und die Effizienz gesteigert werden. Hierdurch werden Therapien billiger, besser verfügbar und gerechter verteilt.

Wo konkret siehst Du das größte Marktpotenzial in der digitalen Gesundheit in den kommenden Jahren und wieso?

Das größte Marktpotenzial sehe ich in zwei Bereichen: Erstens in der Entwicklung digitaler Gesundheitsanwendungen mit denen Patienten in die Lage versetzt werden, ihre eigene Gesundheit
wortwörtlich in die eigenen Hände zu nehmen. Dieser Markt wird immer weiter wachsen und Deutschland spielt hier natürlich durch das neue „Digitale Versorgung Gesetz“ eine entscheidende
Vorreiterrolle. Der zweite große Bereich wird die Anwendung künstlicher Intelligenz auf Gesundheitsdaten sein. Hierdurch werden wir neue Erkenntnisse ungeahnten Ausmaßes erzielen
und die gesamten Prozesse in der Gesundheitsindustrie von Grund auf neu denken. Diese beiden Strömungen bergen insgesamt ein unglaubliches Wachstumspotential.

Was ist Dein konkreter Ratschlag an Gründer und Investoren im Bereich digital health?

No risk, no fun! Das digitale Gesundheitswesen steht noch am Anfang seiner Entwicklung. Jeder, der im Bereich Digital Health eine Rolle spielt, kann sich freuen, denn das Potential von Digital Health ist groß. Wir erleben hier die ersten zaghaften Schritte und stehen am Beginn einer Entwicklung die beispielsweise E-commerce und Fintech bereits genommen haben.

Welche drei Events sind absolute MUSTs im Bereich Digital Health, würdest Du also dringend empfehlen?

  • Healthcare Digital Technology Congress London
  • eHealth Conference Canada
  • Europäischer Gesundheitskongress München

Empfohlene Webpages / Foren / Plattformen / Meetups / Newsletter?

  • Handelsblatt Inside Digital Health
  • Digital Health News
  • Gruenderszene