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Interviews

Nora Zetsche
im Interview

1.     Wer bist Du und wie beschreibst Du Deinen Drive im Bereich digitaler Medizin, Deine Rolle?

Ich bin ehemalige Ärztin die sich mit dem veralteten und paternalistischen System der Gesundheitsindustrie nicht zufriedenstellen wollte und mit der Gründung des Startups Veta Health die digitalmedizinische Transformation des Gesundheitssystems mitgestalten möchte. 

2.     Was ist Dein USP, Dein Alleinstellungsmerkmal?  Was macht Dein Venture, welches Problem löst Ihr?

Veta Health hat sich zur Mission gemacht Patienten ein “Kundenerlebnis” zu ermöglichen das dem 21. Jahrhundert gerecht wird. Derzeit besteht die Behandlung chronisch kranker Patienten aus sporadischen Arztbesuchen, meist erst wenn der Gesundheitszustand sich einmal mehr verschlechtert hat. Dies birgt große Frustration für den Patienten und gesteigerte Kosten für das gesamte Gesundheitssystem.  Durch digitale Tools bieten wir eine kontinuierliche und vor allem interaktive Unterstützung auf dem Behandlungspfad chronisch kranker Patienten, so dass sie sich außerhalb der klinischen Einrichtungen bestmöglichst selbst versorgen können. Das Ziel ist eine höhere Lebensqualität und gestärkte Gesundheit. Durch die Auswertung der Patientendaten entlang des Behandlungspfades können wir zudem den behandelnden Ärzten Einblicke über individuelle Therapieoptimierung bieten um die Therapiequalität zu steigern.

3.              Wo siehst Du die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso? 

In meinen Augen gibt es in der Medizin noch immer grosse Wissenslücken. So ist zum Beispiel die Behandlung von Multimorbidität (das Vorhandensein mehrerer Krankheiten zugleich) weitestgehend undefiniert und individuelle Patientenbedürfnisse werden im besten Fall mittels Trial & Error am Patienten erörtert. Die Digitalisierung der Gesundheit ermöglicht eine flächendeckende aktive und passive Datenerfassung und -Auswertung. Hierdurch wird eine Therapieoptimierung und gezielte Ressourcenplanung nicht nur auf individueller Basis ermöglicht, sondern auch ein evidenzbasierter Wissenspool kreiert, der weltweit binnen Sekunden lebensrettende Therapieerkenntnisse aufzeigen kann. So könnte man sich zum Beispiel vorstellen dass die Therapiequalität und die damit verbundenen Therapieerfolge zunehmend standardisiert werden könnten, was letztlich mit geringeren Gesundheitskosten verbunden wäre.  

4.              Wo konkret siehst Du das größte Marktpotenzial in der digitalen Gesundheit in den kommenden Jahren und wieso?

Telemedizin hat durch die derzeitige Pandemie schon jetzt einen enormen Schub in Bezug auf ihre Akzeptanz erhalten. Da aber die klassische Telemedizin zunächst nur den Zugang zu einer Behandlung, nicht aber die Ressourcenknappheit adressiert, denke ich dass e-Triage zunehmend interessant werden wird. Digitale Tools für Triage ermöglichen zum einen Patienten zu filtern, in diejenigen die tatsächlich eine medizinische Intervention benötigen und jene die sich auch selbstständig versorgen können. Patienten mit medizinischem Bedarf können direkt mit der ihren Bedürfnissen entsprechenden Versorgungsstelle verknüpft werden. Den übrigen Patienten kann man sogenanntes ‘Selbstmanagement’ ueber dieselben e-Triage Tools lehren. Somit werden medizinische Ressourcen gezielter eingesetzt und unnötige Behandlungen mit verbundenem Aufwand und Kosten den Patienten erspart. 

5.     Was ist Dein konkreter Ratschlag an Gründer und Investoren im Bereich digital health? 

Der Gesundheitsmarkt ist nicht mit einem klassischen Verbrauchermarkt in einem ‘direct-to-consumer’ Modell gleichzusetzen, da der Nutzer von Leistungen oftmals nicht der Käufer der Leistung ist. Als Patienten bekommen wir, zumindest in Deutschland, unsere Gesundheitsleistungen von der Krankenkasse bezahlt und wissen im Großteil der Fälle nicht einmal was Leistungen kosten. Die Beurteilung von Qualität und Kosten liegt also letztlich nicht beim Nutzer. Auch beim Verkauf von digitalen Werkzeugen an klinische Einrichtungen ist der Endnutzer (die Ärzte/die Krankenschwestern) vom Einkauf (das Management) entkoppelt. Das hat zur Folge dass man, um erfolgreich im Vertrieb zu sein, mit seinem Angebot für eine Vielzahl von Akteuren gleichzeitig einen gezielten Mehrwert bieten muss. Unglücklicherweise sind die Anreize der unterschiedlichen Akteure zum Teil diametral entgegengesetzt. Für Gründer und Investoren ist also wichtig zum einen die Komplexitaet des gewaehlten Gesundheitsmarkts ausfuehrlichst zu verstehen und zum anderen keine Wunder zu erwarten. Konkret bedeutet das, dass man Geduld braucht bis man einen nennenswerten Fortschritt oder Erfolg sehen kann.  

6.     Welche drei Events sind absolute MUSTs im Bereich Digital Health, würdest Du also dringend empfehlen? 

HIMSS

Muenchner Digital Health Summit 

7.              Empfohlene Webpages / Foren / Plattformen / Meetups / Newsletter?

Mobihealthnews

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