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Interviews

Dr. Michael Ruoff
im Interview

Wer bist Du und wie beschreibst Du Deinen Drive im Bereich digitaler Medizin, Deine Rolle?

Ich bin Partner bei Think.Health Ventures, einem kleinen Boutique Investor mit Fokus auf Health Startups. Entsprechend unserem Know-how und unserem Netzwerk investieren wir seit ca. 5 Jahren vordringlich in digitale Geschäftsmodelle und in innovative Diagnostik im deutschsprachigen Raum. Aber wir haben auch schon in medizinisches Cannabis und in den USA investiert. Wichtig ist uns stets ein echter medizinischer Ansatz wie beispielsweise bei der Migräne-App M-sense oder der Psycho-Plattform Selfapy. Grundsätzlich finden wir auch smarte Kommunikationsplattformen wie Myo spannend. Im Bereich Online-Sprechstunde sind wir noch nicht aktiv, haben uns das aber schon angeschaut. Und natürlich darf eine Radiologie-Plattform wie Vara in unserem Portfolio nicht fehlen. Mich fasziniert, dass man mit digitalen Modellen die medizinische Versorgung viel effizienter machen kann.   

Was ist Dein USP, Dein Alleinstellungsmerkmal?  

Ich habe lange als Rechtsanwalt im Bereich Corporate Finance und M&A gearbeitet, habe aber meine Leidenschaft für Mathematik mit einem BWL-Studium gepflegt. Ich versuche, Transaktionen in qualitativer und quantitativer Weise zu verstehen. Das hilft bei der realistischen Einschätzung von Risiken und erleichtert oft das Dealmaking. Mit der Zeit kommt ein gewisses Erfahrungswissen im Healthcare-Bereich dazu, aber hier stütze ich mich noch sehr oft auf die Expertise meines Partners Dr. Florian Kainzinger. Und wir holen oft Expertise aus unserem Netzwerk hinzu. So kommt alles zusammen, was man für eine fundierte Investitionsentscheidung braucht. Das schaffen wir bei Think.Health mit einem sehr schlanken Team.

Wo siehst Du die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso? 

Ich glaube, dass digitale Medizin bei der Datenerhebung und -analyse zu vielen chronischen Krankheiten, in der Datenauswertung mit Unterstützung durch Künstliche Intelligenz und bei der Effizienzsteigerung der Prozesse im Gesundheitswesen die größten Potenziale birgt. Ich bin immer wieder enttäuscht, wenn mir ein Arzt sagt, er kann mir das Blutbild nur per Post schicken. Und im Fernsehen erfahren wir, dass deutsche Gesundheitsämter die Corona-Fallzahlen per Fax an das Robert-Koch-Institut schicken. HIer hat das deutsche Gesundheitswesen  noch viel Nachholbedarf.

Wo konkret siehst Du das größte Marktpotenzial in der digitalen Gesundheit in den kommenden Jahren und wieso?

Kurzfristig wird es sehr spannend, welche Digitalen Gesundheitsanwendungen sich in der Versorgung etablieren und dauerhaft eine Erstattung durch die Krankenkassen erreichen, denn damit kommt die Digitalisierung direkt beim Patienten an und fordert auch die Ärzte, die digitale Technologien in ihre Arbeit einbinden müssen. Statt ein handgeschriebenes Migräne-Tagebuchs zu entziffern kann der Neurologe bspw. bei M-sense über den Arzt-Report die Entwicklung der Kopfschmerz-Attacken wie in einem Dashboard sehen und sich Gedanken machen, bevor der Patient bei ihm erscheint. Die Daten werden gleich aggregiert und quantifiziert. Die Software kann zudem Migräne-Anfälle von Verspannungskopfschmerz unterscheiden. Es wird sehr spannend, wie sich die medizinische Versorgung dadurch verändert, zumal immer mehr Millennials demnächst in das Alter kommen, in dem Arztbesuche häufiger werden.  

Was ist Dein konkreter Ratschlag an Gründer und Investoren im Bereich digital health? 

Wir haben uns immer gegenüber Lifestyle-Produkten und Wellness-Angeboten abgegrenzt und Investments in diese abgelehnt. Für Startups im Healthcare-Bereich ist diese Abgrenzung ebenso wichtig, um im Gesundheitswesen ernst genommen zu werden. Für Investoren, die einen Healthcare-Fokus etablieren wollen, gilt grundsätzlich das gleiche, aber als Investor sucht man auch gerne mal die Risiko-Streuung und kann auch mit breiterem Fokus arbeiten.

Welche drei Events sind absolute MUSTs im Bereich Digital Health, würdest Du also dringend empfehlen? 

 Wir sind bei Think.Health eher zurückhaltend mit der Teilnahme an Konferenzen, da die wenigsten einen klaren Healthcare-Fokus haben – und noch weniger Digital Health. In den letzten Jahren sind mir die Future X Healthcare von Roche und der htgf Family Day in Erinnerung geblieben. Letzterer hat keinen Fokus auf Digital Health, aber wir sind mehrfach mit dem htgf co-investiert, daher nutze ich den Family Day zu effizienten Kontaktpflege.

Empfohlene Webpages / Foren / Plattformen / Meetups / Newsletter?

Ich habe den Handelsblatt Inside Digital Health Newsletter abonniert und fühle mich dadurch 2x pro Woche effizient informiert. Im Übrigen versuche ich, der News-Flut zu entgehen und lese auch gerne mal einen Gesetzesentwurf als Bundestagsdrucksache.

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Special

Healthcare IT Utilization and Penetration Among Physicians

Abstract 

Background: Healthcare IT (HIT) increasingly gains public attention and clinical daily relevance. A growing number of patients and physicians increasingly relies on IT services to monitor and support well-being and recovery both in their private and professional environment. This is assumed to develop rapidly in the upcoming years.

Objective: This study examines the current status of HIT, its use and penetration among physicians in hospitals and researches utilization as well as future expectations regarding HIT.

Methods: Physicians in Germany, Austria and Switzerland were addressed via e-mail to answer a standardized Internet-based questionnaire consisting of 17 multiple-choice and 3 open text questions. Parameters were evaluated in 5 categories: general use, frequency, acceptance, IT needs and future expectations.

Results: An overall 234 physicians (response rate 83.6%) with a median age of 45 (range 25-60) responded and filled out the entire online questionnaire. A significant correlation between parameters gender, age and level of training (resident, specialist, consultant etc.) was proven. The professional, medical employment of technology shows a strong correlation with age as well as level of training. Whereas increasing age among physicians is associated with a decreasing level of application of HIT, a higher training level is accompanied by an increasing level of professional application of IT services and tools within the healthcare context. Routine employment of HIT is regarded as a necessary and positive standard. Most users assume the importance of HIT to strongly grow in the future in comparison to current use. A clear lack of trust towards data security and storage is recognized on both patient and physician sides. Needs are currently satisfied by employing privately acquired IT in the professional setup rather than the hospitals‘. Future expectations from HIT show a clear demand for interoperability and exchangeability of data.

Conclusions: The results display a clear gap between demand and expectations of IT for medical purposes. The rate of use of HIT applications generally correlates with age, gender as well as role within the hospital and type of employment within the healthcare sector. The current offering does not satisfy the needs of healthcare professionals.

Keywords: Data storage; Demand; Expectations; Health monitoring; Healthcare IT; Information technology; Outlook; Physicians.

© 2018 S. Karger AG, Basel. 

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/30048992/