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Julia Laukemann
im Interview

Wer bist Du und wie beschreibst Du Deinen Drive im Bereich digitaler Medizin, Deine Rolle?

Julia Laukemann, Gründerin von My Blossom, ein Start up für holistische Self Care. Unsere My Blossom App wird über die nächsten 5 Jahre mehr als 1 Million Frauen über Bewegungs-, Meditations- und Achtsamkeitsprogramme dabei unterstützen, sich mit ihrem „glücklichsten Ich“ verbinden – und damit auch Stress, Burnout und Depressionen vorzubeugen.

Über unseren Ansatz des Emotion Trackings werden wir hunderttausenden Frauen zeigen, wie sich nicht nur ihre physische, sondern auch ihre mentale Gesundheit über das Praktizieren von Self Care verbessert. Und über Emotion AI möchten wir dazu beitragen, dass Frauen gesünder, glücklicher und damit auch länger leben. 

Was ist Dein USP, Dein Alleinstellungsmerkmal? Was exakt findet in Deinem Alltag schon alles digital statt? Wo schafft die Digitalisierung damit einen Mehrwert?

Unser MVP, heute schon live in Deutschland, Österreich und der Schweiz, wurde bereits von ein paar tausend Frauen genutzt, die Self Care nicht nur mehr als 20.000 mal mit unseren Video- und Audio-Programmen praktizieren, sondern auch mehrere tausende Gefühlszustände über unsere App getracked haben. Das hat uns – und auch unsere Seed-Investoren – darin bestätigt, dass unser holistisches Wellbeing Angebot kombiniert mit mental Health Aspekten von unseren Zielgruppen gut angenommen wird und für uns einen klaren USP gegenüber reinen Meditations- oder Yoga Apps darstellt. In wenigen Wochen rollen wir unser neues Produkt nicht nur hier in Deutschland, sondern auch nach Spanien und Italien aus und es wird definitiv spannend sein zu sehen, ob auch in diesen europäischen Märkten und vor allem auch post-Corona unser Produktangebot genauso gut angenommen wird wie bisher in DACH.

Unser gesamtes Produkt, unser Marketing, und unser CRM ist heute schon digital und unser digitales Customer Lifecycle Management wird aktuell über ein neues Backend ausgebaut. Hierüber wird es uns möglich sein, unsere Programmangebote noch viel gezielter an unsere Kunden auszuspielen – und vor allem auch auf ihre individuellen Gefühlszustände viel persönlicher einzugehen. Wenn man das aus Gesundheitspräventions-Sicht betrachtet, möchten wir mit My Blossom dafür sorgen, dass Frauen über unsere App und unsere auf ihren Gefühlszustand individuell zugeschnittenen Programme aktiv Stress abbauen und potentiell daraus resultierenden psychischen und physischen Krankheiten vorbeugen können. 

Wo siehst Du die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso? 

Die größten Chancen liegen meines Erachtens in einer personalisierten und individualisierten Gesundheitsvorsorge sowie Therapiemöglichkeiten, die aufgrund von Big Data und künstlicher Intelligenz effektivere und effizientere Behandlungserfolge herbeiführen können. Wearables und Apps, die Menschen über ihren Gesundheitszustand aufklären und, wie etwa auch My Blossom, zu einem gesünderen Lebensstil motivieren, werden hoffentlich in Zukunft – vor allem in Kombination mit AI und der Auswertung von Biomarkern – eine noch größere Rolle bei der Prävention von Krankheiten spielen. Digitale Portale, die das Wissen über das Auftreten und die Behandlung von Krankheiten bündeln, mit KI Anreichern und sowohl B2B als auch B2C zur Verfügung stellen, und Videosprechstunden, für die sich ja seit Covid-19 immer mehr Ärzte auch öffnen, werden auch global betrachtet immer mehr Menschen den Zugang zu ärztlicher Versorgung, Heilung und Gesundheitsprävention ermöglichen.

Nicht zuletzt führt dies dann auch zu einer potentiellen Kostensenkung bei Forschung und Therapiemöglichkeiten, v.a. dann, wenn B2C seitig viel mehr Daten zur Verfügung stehen.  Und dieses „Big Data“ wiederum lässt sich vor allem dann erzielen, wenn Patienten oder User von Präventionsprodukten diese einfach in ihren Alltag integrieren können. 

Aus der Sicht meines Start ups heißt das: die Effekte von bestimmten Therapien in Kombination mit gezielter holistischer Self Care auf die Gesundheit von Frauen lassen sich vor allem dann gut messen, wenn den Frauen die Nutzung von digitalen Wellbeing Produkten Spaß macht, ihren Lifestyle wiederspiegelt und sich für sie gut anfühlt.  

Wo konkret siehst Du das größte Marktpotenzial in der digitalen Gesundheit in den kommenden Jahren und wieso?

Aus nicht-medizinischer Sicht sehe ich ganz klar die Stärke von digitalen Wellnessprodukten Aspekte digitaler Gesundheit zu integrieren und aufgrund ihres bewiesenen Product-Market-Fits Gesundheitsprävention für einen viel größeren Anwendermarkt „sexy“ zu machen. Wenn dies wiederum, jetzt aus rein deutscher Sicht betrachtet, von Krankenversicherungen, Ärzten und Arbeitgebern zusätzlich gefördert wird, können wir gemeinsam dazu beitragen, dass ein Großteil unserer typischen Zivilisationskrankheiten wie Rückenbeschwerden, Übergewicht oder Depressionen viel früher erkannt bzw. ihnen vorgebeugt werden können. In Marktgrößen gesprochen: Wenn ein digitaler weltweiter Gesundheitsmarkt von über 100 Milliarden ein durchschnittliches Wachstum von 28% bis 2026 aufzeigt, dann muss doch die Digitalisierung nicht nur bei der Entschärfung der Gefahren von Pandemien helfen können, sondern auch einen Rieseneffekt auf die Minimierung von Volkskrankheiten haben.*

Um beim Beispiel Depressionen, heute weltweit schon die zweithäufigste Volkskrankheit, zu bleiben: Hier wissen wir ja, dass eine Früherkennung die Heilungschancen massiv erhöht. Und genau da setzen wir mit My Blossom an: Abgestimmt auf das Gefühlsleben unserer Nutzerinnen tragen unsere Yoga-, Pilates-, Meditations-, Ernährungs- und Achtsamkeits-Programme dazu bei, dass Frauen ihren persönlichen Gesundheitscoach immer „in der Tasche“ mit dabei haben. „Wie geht es Dir heute?“, „Wofür bist Du heute dankbar?“, „Von was möchtest Du heute loslassen?“ sind Fragen, die unsere App unseren Nutzerinnen tagtäglich stellt und ihnen dabei hilft, nicht nur körperlich fit zu bleiben, sondern auch mentale Stärken aufzubauen und optimistischer, krisenfester und damit weniger anfällig für Depressionen zu werden. 

Was ist Dein konkreter Ratschlag an Gründer und Investoren im Bereich digital health? 

Mit meinem langjährigen Background aus der Entertainment Branche ist es mir ein persönliches Anliegen Produkte und Dienstleistungen zu schaffen, die Menschen begeistern und Spaß machen. Das kann man durch ein exzellentes UI Design schaffen, durch tolle Inhalte, durch Gamification, die ein Engagement mit Deinem Produkt erhöht, oder auch durch ein Zielgruppen gerechtes Marketing, das ein „Sense of Belonging“ triggert – also das Bedürfnis unbedingt Teil einer Nutzergruppe sein zu wollen. Und am allerbesten funktioniert das Ganze, wenn man es orchestriert anwendet. Gerade weil es sich im Gesundheitsmarkt ja um einen Lebens- und überlebenswichtigen Markt handelt, würde ich mir daher wünschen, dass sich sowohl Gründer als auch Investoren nicht nur auf das „how can I solve a pain“ Momentum eines skalierbaren Geschäftsmodells konzentrieren, sondern auch „how can I create a gain“ aus Endnutzersicht. Wie kann ich also ein digitales Produkt schaffen, das im (deutschen) Endkundenmarkt auch ohne dass eine Krankenversicherung die Kosten dafür übernimmt, ein zentraler Bestandteil der Gesundheitsprävention im Alltag vieler Menschen wird. 

Wenn wir unseren Job mit My Blossom weiterhin gut machen, hoffe ich, dass unsere App, unsere Kundenansprache und auch unsere Innovationskraft die nächsten 5 Jahre hinweg einen wertvollen Beitrag leisten wird, die körperliche und geistige Gesundheit von Frauen zu fördern.   

Welche drei Events sind absolute MUSTs im Bereich Digital Health, würdest Du also dringend empfehlen? 

Den Digital Health Summit in München, die Digital Health Conference in Berlin und – für My Blossom natürlich besonders relevant -, die Emotion AI Conference.