Wer sind Sie und wie beschreiben Sie Ihren Drive im Bereich digitaler Medizin, Ihre Rolle?
An meinem Lehrstuhl für Recht und Sicherheit der Digitalisierung an der TU München und dem dort neu errichteten TUM Center for Digital Public Services setze ich das fort, was ich bereits 1997 an der Universität Passau begonnen habe: Interdisziplinäre, praxisorientierte Forschung zur gemeinwohlorientierten Gestaltung von Digitalisierung. Ein Schwerpunkt ist dabei E-Health und Digitale Versorgung, dessen Bedeutung nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. Deshalb habe ich 2016 auch den Wissenschaftlichen Beirat für Digitale Transformation bei der AOK Nordost initiiert, dessen Geschäftsführer ich bin. Als Mitglied der Datenethikkommission der Bundesregierung war ich schwerpunktmäßig für den Bereich Gesundheitsdaten zuständig.
Was ist Ihr Alleinstellungsmerkmal? Was exakt findet in Ihrem Alltag schon alles digital statt? Wo schafft die Digitalisierung damit einen Mehrwert?
Als Verfassungsrichter und DJ, Internetrechtsprofessor und Lyriker bin ich sicher kein „typischer Jurist“. Für mich ist die Gestaltung von Lösungen für die herausgeforderte Digitale Gesellschaft wie eine Komposition: aus Vorhandenem Neues schaffen, Wohlklang erzeugen und Menschen für das Neue zu begeistern. Über Digitalisierung kann man nur forschen, wenn man sie (er)lebt. Ich war bereits 2001 der erste Fachratsvorsitzende der Virtuellen Hochschule Bayern und ein Pionier für E-Learning bei den Juristen. Deshalb erzeugt die Corona-bedingte Digitale Lehre bei mir Lust statt Frust.
Wo sehen Sie die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso?
Digitale Versorgung, die Vernetzung der Leistungserbringer und Leistungsträger in der Telematikinfrastruktur und darüber hinaus, Big Data Analysen von (anonymisierten) Gesundheitsdaten sowie die Nutzung digitaler Innovationen (z.B. Health Apps) sorgen dafür, dass valide, relevante Informationen immer und schnell dort sind, wo sie gebraucht werden, dass neue, vielleicht lebensrettende Erkenntnisse gewonnen und ineffiziente Prozesse überwunden werden. Digitalisierung kann viel Leid lindern und verhindern.
Wo konkret sehen Sie das größte Marktpotenzial in der digitalen Gesundheit in den kommenden Jahren und wieso?
Die elektronische Patientenakte (verpflichtend ab 2021/2022) erfordert Sicherheitslösungen, aber auch eine Integration in die digitalen Umgebungen von Arztpraxen, Kliniken und Patienten/Versicherten, für die Innovationen gefragt sein werden. Daneben wird es einen Markt für seriöse, hilfreiche Health-Apps geben.
Was ist Ihr konkreter Ratschlag an Gründer und Investoren im Bereich digital health?
Beteiligen Sie bei der Entwicklung von Beginn an Experten für Recht, Ethik und gesellschaftliche Fragen.
Prof. Dr. Dirk Heckmann
Bauen Sie Datenschutz und ethische Grundsätze in Ihre Produkte und Dienstleistungen ein. Beteiligen Sie bei der Entwicklung von Beginn an Experten für Recht, Ethik und gesellschaftliche Fragen. Digitale Lösungen, die nur an effizienter Technologie und Gewinnmaximierung orientiert sind, werden auf Dauer nicht erfolgreich sein.
Welche drei Events sind absolute MUSTs im Bereich Digital Health, würden Sie also dringend empfehlen?
hauptstadtkongress.de
telemed-initiative.de
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