Wer sind Sie und wie beschreiben Sie Ihren Drive im Bereich digitaler Medizin, Ihre Rolle?
Aktuell bin ich Partner Manager bei Thieme Compliance, einem Unternehmen der Thieme Gruppe. In dieser Rolle verantworte ich die Integration und Vernetzung von Patientenaufklärung und Lösungen zur Arzt-Patienten-Kommunikation in vorhandene Prozesse und Systeme. Besonders das Zusammenspiel mit anderen Lösungen beim Versorger, wie dem KIS, AIS oder anderen zentral am Behandlungsprozess beteiligten Systemen habe ich dabei im Fokus. Von Haus aus bin ich Politikwissenschaftler und Betriebswirt und habe vor nunmehr 12 Jahren den Einstieg in die Healthcare IT gewagt. Damals bei E&L medical Systems, heute eine 100% Tochter der NEXUS AG. 2016 zog es mich dann zu Thieme, um den Bereich des Partner Managements auf- und auszubauen.
Als Quereinsteiger in diese Branche war ich schon früh von den Potenzialen digitaler Medizin fasziniert. Besonders die Verknüpfung der einzelnen Komponenten, heißt Medizintechnik, IT, Medizin und Prozesse in der Patientenversorgung, reizt und fasziniert mich bis heute. Durch meine Aufgaben bei Thieme kam nun der Aspekt der passgenauen Informations-Zusteuerung für Ärzte, Pflegende, Patienten und deren Angehöriger dazu. Unter dem Strich glaube ich, dass wir alle hinter diesen „sachlichen“ Themen auch emotionale Treiber haben. Bei mir ist es der Wunsch, durch meine Arbeit die Patientenversorgung ein Stückchen besser zu machen.
Was ist Ihr Alleinstellungsmerkmal? Was exakt findet in Ihrem Alltag schon alles digital statt? Wo schafft die Digitalisierung damit einen Mehrwert?
Digitaler Alltag? Spannend darüber nachzudenken, was tatsächlich alles schon digital abläuft. In meiner Arbeit versuche ich möglichst alles digital zu erledigen. Dank Smartphone und Tablet lässt sich dies schon gut ganz gut erledigen. Das macht mir das Leben schon deutlich einfacher, da Informationen, Notizen oder Kontaktdaten nicht mehr in Ordnern oder Ablagen versteckt sind, sondern immer zur Hand. Auch zu Hause findet schon viel digital statt. Alexa, Siri und SmartHome-Anfänge seien hier als Stichpunkte genannt. Doch egal ob privat oder beruflich: Allen Neuerungen und Möglichkeiten begegne ich mit Neugier und einem offenen Geist.
Wo sehen Sie die größten Chancen und das größte Potenzial in der Digitalisierung der Gesundheit? Wieso?
Das hängt davon ab, wo wir hinschauen. Ich denke, dass alle Bereiche rund um Gesundheit – gesund bleiben, gesund werden, andere gesund erhalten und machen – von Digitalisierung profitieren können. Allein die Verfügbarkeit von Informationen und Wissen rund um Prävention, Behandlung und persönlichen Gesundheitsbiografien kann viel zur Gesundheit des Einzelnen beitragen. Auf der Arztseite ermöglicht sie z.B. eine intensivere und bessere Kommunikation mit dem Patienten. Ein Beispiel: Stellt der Patient schon vor dem Aufenthalt in einer Klinik basisanamnestische Daten wie seine Allergien, die Medikation oder vergangene Operationen über ein Patientenportal zur Verfügung, kann der Behandler sich schon vorab ein erstes Bild über den Patienten machen. Auch andere Prozesse, z.B. das OP-Management, können hiervon profitieren. Ein Patient mit Latexallergie erfordert eine umfangreichere Umrüstung des OP-Saals, so dass der Eingriff am Beginn oder Ende des OP-Tages geplant werden würde. Wäre diese Information erst nach Abschluss der OP-Planung verfügbar, so entstünde ein Reorganisationsbedarf, der unter Umständen zu längeren OP-Leerzeiten führt. Und OP-Leerzeiten sind bekanntlich die teuersten OP-Zeiten.
Wo konkret sehen Sie das größte Marktpotenzial in der digitalen Gesundheit in den kommenden Jahren und wieso?
Im Brückenbauen. Ich glaube fest daran, dass Digitalisierung die Chance bietet, bisher getrennte Sektoren und Prozesse miteinander zu verknüpfen. Dies kann die heute so verbreiteten Themen wie Doppeldokumentation und Informationsverluste an Sektorengrenzen sinnvoll lösen. Hier liegt ein großer Markt aktuell brach, denn die wenigsten Unternehmen konzentrieren sich heute auf die einzige sektorenübergreifende Schnittstelle: den Patienten.
Was ist Ihr konkreter Ratschlag an Gründer und Investoren im Bereich digital health?
Das Gesundheitswesen ist zäh – also nur Mut und Durchhaltevermögen! Und vergesst nicht das Thema Vernetzung und Interoperabilität. Denn egal wie gut der singuläre Use Case eines Produktes oder einer Lösung ist – ohne Schnittstellen und ohne Partner wird es zukünftig nur sehr schwer sein, langfristig Fuß zu fassen.
Welche drei Events sind absolute MUSTs im Bereich Digital Health, würden Sie also dringend empfehlen?
Eine schwierige Frage, da es eine Menge spannende Events rund um Digital Health gibt. Drei Pflichttermine in meinem Kalender sind:
– DMEA im Frühjahr in Berlin
– Kassengipfel in Berlin im Herbst
– Entscheiderfabrik – Entscheiderevent im Februar in Düsseldorf