Bodyhacking –Federal learning – medizinische Diagnosen durch künstliche Intelligenz; wer am 11. September 2020 die Vorträge der Zukunftsmedizin Leipzig miterlebt hat, weiß: eine neue Ära hat begonnen.
Als Ärztin und Mitgründerin von “Dermanostic – Hautarzt per App“ und Gewinner des „New Kid on the Block award“ hatte ich das Vergnügen, für einen Abend in die Welt der grenzenlosen Möglichkeiten einzutauchen, um Ihnen detailliert von den diesjährigen Unternehmen und Digitalisierungsinnovationen zu berichten.
Bereits die Location zeigte sich außergewöhnlich – das Leuchtenbau mit industriellem Flair in Leipzig mit Clubambiente und großer Bühne, moderiert von Professor Dr. David Matusiewicz und Professor Dr. Jochen Werner sowie PD Dr. Dominik Pförringer und mitorganisiert von #Makehealthdigital. Nach einer kurzen Anmoderation starteten die ersten Keynote Speaker mit faszinierenden Vorträgen.
Die Digitalisierung des Menschen ist Realität geworden. Das Word „Biohacking“ ist fast jedem ein Begriff – von der bewussten Körperwahrnehmung bis hin zur Manipulation des Generbguts erstreckt sich der Begriff und stammt insbesondere aus dem Fitness- und Gesundheitsbereich. Einen Schritt weiter geht das „Bodyhacking“. Durch die Implantation kleiner Chips unter die Haut werden die Sinne und Funktionen des Körpers gemessen und erweitert. Zahlungsmöglichkeiten mit der Hand, Trackingfunktionen ohne Smartphone oder Messung der Körpervitalparameter? Der Chip macht es möglich. Und live vor Ort injizierte Dr. Patrick Kramer einer Teilnehmerin den Chip direkt in den rechten Handrücken.
„Bei aller Medizin – Ethik first“
Prof. Dr. Stefan Heinemann
Doch was passiert, wenn solche Funktionen nicht kontrolliert werden? „Bei aller Medizin – Ethik first“ lautete der Abschlussappell von Professor Dr. Stefan Heinemann, Theologe und Wirtschaftsethiker der FOM Hochschule. Denn in unseren jetzigen Handlungsimpulsen haben wir die Kontrolle und setzen die Gleise des zukünftigen Nutzens. Dabei haben wir eine Reise begonnen, dessen Ende wir nicht vorhersehen können. Die Digitalisierung implementiert nämlich nicht nur technische Funktionen, sondern auch ein neuartiges Lernverhalten der Maschinen – wie Dr. Stefan Ebener das „federated learning“ erklärte. Das Resultat? Hochpersonalisierte Behandlungspläne durch DNA-Sequenzen, Messungen der Körpervitalparameter allein durch die Smartphone Kameras und viele weitere Features, die sich hervortun.
Beim Lesen dieser Zeilen wird deutlich, wir erschaffen keine „Programme“ mehr – wir erschaffen Intelligenzen.
Und so konnte ich in meinem Vortrag die Musteranalyse der Dermatologie erläutern, wie sie täglich beim Hautarzt erfolgt. Die Dermatologie als visuelles Fach manifestiert sich in unterschiedlichen Hauterscheinungen, medizinisch als „Effloreszenzen“ bezeichnet. Ein Blick kann reichen und der Hautarzt stellt bereits die Diagnose. Für eine solche Leistung hat der Arzt nicht nur in ein Medizinstudium, sondern auch in eine 5-jährige Facharztausbildung investiert. Über die Zeit trainiert der Arzt seinen Blick und Diagnosen allein durch ein Foto, in Kombination mit einer Patientenanamnese, sind möglich. Dieses Ziel verfolgt auch Dermanostic – über 2000 Patienten konnten auf diese Weise bereits behandelt werden.
Doch was passiert, wenn Strukturen geschaffen werden, in denen die Informationen systematisch erfasst werden und ein Algorithmus trainiert wird? Das Resultat sind erste „künstliche Intelligenzen“, wie es sie bereits bei der Muttermalanalyse gibt. Programme, die bei der Auswertung eines Muttermals die weltweit besten Dermatologen übertreffen.
Die Digitalisierung der Medizin bietet grenzenlose Möglichkeiten – das zeigten die 18 Redner in Leipzig vor Ort in der neuartigen hybriden Veranstaltung (live und digital) – denn das wird die Zukunft werden, für den smarten Patienten.
— Dr. Alice Martin von Dermanostic